Gezeitenkonzert mit Top-Cellist Julian Steckel in Buttforde

Geschrieben am

 

Julian Steckel, Foto: Marco Borggreve
Julian Steckel, Foto: Marco Borggreve

Julian Steckel sagt über die Bach-Suiten, es sei, als halte man eine Predigt. Für ihn ist es „eine der intensivsten Erfahrungen, die man in einem Konzert haben kann“ (s. Interview mit Karin Baumann in den Ostfriesischen Nachrichten, auch hier im Gezeitenblog). Dass er dieses Erlebnis dann gleich in einer St. Marien-Kirche zelebrieren kann, passt! Zurzeit probt der junge, gut aussehende Mann für sein Gezeitenkonzert bei uns im Preußenzimmer in der Ostfriesischen Landschaft. Leider hinter verschlossenen Türen, sodass nichts zu uns in die Büros dringt.

Julian Steckel ist einer der besten Cellisten seiner Generation. Nachdem er vor drei Jahren den ersten Preis des Internationalen ARD Wettbewerbs verliehen bekam, gab es im letzten Jahr noch den begehrten ECHO Klassik obendrauf. Neben seiner regen Konzerttätigkeit ist er Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seine aktuellste CD zusammen mit dem fantastischen Paul Rivinius am Klavier mit Werken von Prokofiev und Rachmaninoff, eine Koproduktion mit BR Klassik, war gleich CD der Woche bei mehreren Radiostationen. Mit dem Cello-Spiel begann Julian Steckel im Alter von fünf Jahren und hatte lange Unterricht bei Ulrich Voss, bevor er bei Gustav Rivinius, Boris Pergamenschikow, Heinrich Schiff und Antje Weithaas studierte. Er ist zu Gast bei den wichtigsten Festivals in Deutschland und darüber hinaus. Morgen spielt Julian Steckel beispielsweise gemeinsam mit Lauma, Baiba und Linda Skride unter der Überschrift “Perfekte Symbiose” beim Schleswig-Holstein Musikfestival.

Auf seinem Programm heute Abend stehen drei der sechs Bach-Suiten, über die Ulf Brenken schreibt, dass diese zu dem Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurden, gehören. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten für Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte. Besonders die weiblichen Chormitglieder der Vocalisti Rostochienses wären gerne auch bei diesem Gezeitenkonzert dabei gewesen.

NDR Kultur hat sich als Medienpartner der Gezeitenkonzerte aus mehreren Vorschlägen schnell dieses Konzert ausgewählt und wird es mitschneiden. Im kleinen Örtchen Buttforde für den großen Ü-Wagen einen Platz zu finden, ist gar nicht so einfach. Glücklicherweise unterstützt uns die Dorfgemeinschaft dort tatkräftig, hilft, wo sie kann und weist z. B. die Parkplätze an. Überhaupt hat sich in Buttforde in diesem Jahr schon viel getan. Als wir im Winter der Einladung vom Ortsvorsteher Henning Bernau gefolgt waren und uns das Örtchen angeschaut haben, war er noch ganz traurig, dass die Sträucher noch nicht so beschnitten waren und die Arbeiten an der Alten Schule noch nicht begonnen hatten. Lassen Sie sich überraschen, wie Buttforde sich gemausert hat. Die einzigartige Richborn-Orgel in der Kirche wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten jedenfalls Ende Januar feierlich eingeweiht. Wir bedanken uns an dieser Stelle schon einmal für die tolle Unterstützung im Vorfeld und freuen uns auf einen schönen lauen Sommerabend mit wunderbaren Celloklängen in Buttforde.

Spezielle Bewerbung des Gezeitenkonzertes in Buttforde
Spezielle Bewerbung des Gezeitenkonzertes in Buttforde

Ausgezeichnetes Rheingold Trio in Völlen

Geschrieben am
Rheingold Trio: Lydia Pantzier (Fagott), Robert Aust (Klavier) und Bettina Aust (Klarinette), Foto: Karlheinz Krämer
Rheingold Trio: Lydia Pantzier (Fagott), Robert Aust (Klavier) und Bettina Aust (Klarinette), Foto: Karlheinz Krämer

Das Kombiprogramm mit vier Gezeitenkonzerten hintereinander (Donnerstag bis Sonntag) ist ein intensives Stück Kultur. Wenn man als Gezeitenteam an allen Tagen aktiv dabei war, muss man am Sonntagabend erst einmal durchatmen und rekapitulieren, was da alles passiert ist. Das Gute in diesem Jahr ist, dass der Sonntagabend tatsächlich noch genutzt werden kann und man nicht um Mitternacht erschöpft zuhause ankommt. Die neue Regelung, die Konzerte am Sonntag bereits um 17:00 Uhr zu beginnen, ist für alle Beteiligten ein großer Vorteil. Bis auf zwei enttäuschte Konzertbesucher, die um halb acht kamen, waren auch alle pünktlich, konnten das Konzert genießen und verließen beglückt die Kirche, als die Sonne noch schien.

Auch das Rheingold Trio konnte so wieder zeitig abreisen und musste nicht wie Jörg Widmann eine kurze Nacht im Hotel verbringen und dann um 5:00 Uhr morgens den Zug nehmen.

Das Rheingold Trio ist ein junges Ensemble, das aus dem Geschwisterpaar Bettina und Robert Aust (Klarinette und Klavier) und Lydia Pantzier (Fagott) besteht. Sie sind Preisträger und Stipendiaten aus der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler des Deutschen Musikrates. Die vergangenen Konzerte mit dem Duo Jeanquirit, dem Mariani Quartett oder den Brüdern Gerassimez haben gezeigt, dass aus dieser Riege aufregende junge Künstler stammen, die bislang jedes Publikum mitgerissen haben.

Nicht anders war es gestern in Völlen. Mit Pantziers Fagott kam ein besonderer Klang in die Kirche. Zunächst gab es Michail Glinkas „Trio pathétique d-Moll für Klarinette, Fagott und Klavier“ (1832), ein Stück, das vermutlich wegen der ungewöhnlichen Besetzung nicht so häufig zu hören ist und eben darum spannend war.

Danach bewies Robert Aust, der unter anderem bei Matthias Kirschnereit studiert hat, dass Beethovens Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79, gar nicht im Schatten der legendären Sonaten des Spätwerkes stehen muss.

Dass die beiden Geschwister auf ein jahrelanges Zusammenspiel bauen können, zeigte der gesamte Abend. Hinzu kommt ein Fagott, das in Camille Saint-Saëns „Sonate G-Dur op. 168 für Fagott und Klavier“ aus dem Jahr 1921 seine Möglichkeiten als Solo-Instrument unter Beweis stellt. „Ich verwende meine letzte Kraft darauf, das Repertoire der sonst so vernachlässigten Instrumente zu erweitern“, schrieb der Komponist zu seinem letzten vollendeten Werk.

Schön, dass dieser spezielle Klang in diesem Jahr bei den Gezeiten erklingen konnte. Das Publikum zeigte sich begeistert und so gab es als Zugabe noch den „Winter“ aus Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“.

Nach der „Sternstunde der Moderne“ (siehe Karin Baumanns Rezension in den ON) in Emden, dem meisterhaften Klavierabend mit Matthias Kirschnereit in Holtgaste, dem fantastischen Gipfelstürmerkonzert mit Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier in Bargebur ein toller Abschluss mit dem Rheingold Trio in Völlen. Zumindest für dieses Wochenende. Donnerstag geht es mit dem ECHO Preisträger Julian Steckel weiter. „Den darf man sich nicht entgehen lassen“, sagte ein Besucher in Emden. Wir sind schon sehr gespannt!

In der Konzertpause entspannen sich die Besucher bei angeregten Gesprächen und kleinen Leckereien und Getränken bei Haase Catering, Foto: Karlheinz Krämer
In der Konzertpause entspannen sich die Besucher bei angeregten Gesprächen und kleinen Leckereien und Getränken bei Haase Catering, Foto: Karlheinz Krämer

Ein Porträt des Künstlers als außergewöhnlicher Mann

Geschrieben am
Das neophon ensemble beim Gezeitenkonzert mit Jörg Widmann in der Kunsthalle Emden, Foto: Karlheinz Krämer
Das neophon ensemble beim Gezeitenkonzert mit Jörg Widmann in der Kunsthalle Emden, Foto: Karlheinz Krämer

Wenn man von etwas keine Ahnung hat, sollte man, frei nach Wittgenstein, eigentlich gepflegt den Schnabel halten. Nun zwingt mein Boss mich aber, einen Blogeintrag zu schreiben. Was soll man machen? Jörg Widmann und das neophon ensemble in der Kunsthalle Emden – das ist für alle, die sich für Neue Musik interessieren, eine ganz hohe Hausnummer. Und so fand sich gestern in der Kunsthalle ein Publikum zusammen, das genau wusste, was sie erwartete. Extra aus Hamburg kamen Gäste in das voll besetzte Konzert, um den berühmten Künstler live zu erleben.

Und damit wären wir dann eigentlich bei Adorno und seinen „Typen musikalischen Verhaltens“. Wenn ich mich nicht täusche, konnte man gestern wirklich von GUTEN Zuhörern sprechen. Was macht gute Zuhörer aus? Dazu Adorno: „Auch er [der Gute Zuhörer] hört übers musikalisch Einzelne hinaus; vollzieht spontan Zusammenhänge, urteilt begründet, nicht bloß nach Prestigekategorien oder geschmacklicher Willkür … Er versteht Musik etwa so, wie man eine Sprache versteht, auch wenn man von der Grammatik und Syntax nichts oder wenig weiß, unbewußt, der immanenten musikalischen Logik mächtig.“

Ich kann hier zwar nur rein äußerliche Kriterien anführen, aber die sind schon überzeugend: Begeisterter Applaus nach jedem Stück; eine konzentrierte und aufmerksame Stimmung, 98 % kamen nach der Pause wieder zurück und am Ende hörte man einige von einem „absolut faszinierendem Abend“ sprechen. Das lag sicherlich auch am neophon ensemble, eine Truppe junger Musiker, die sich neuer Musik verpflichtet haben und dies mit einer imponierenden Leidenschaft verfolgen.

Wie soll man nun die Musik beschreiben, ohne ihr möglicherweise Unrecht zu tun? Muss man Musikwissenschaft studiert haben oder zumindest Adornos „Philosophie der Neuen Musik“ gelesen haben, um sich über diese Musik kennerhaft zu äußern? Oder reicht es aus, einfach von Musik zu sprechen, die „wie ein Sog ist“ (so liest man auf Widmanns Homepage)? Die Frage für mich ist: gibt es überhaupt die Sprache, diese Musik zu beschreiben? Ich werde mich hier gewissenhaft der intellektuellen Verantwortung entziehen und hoffe, dass mein Boss zufrieden ist, wenn ich ganz schlicht (und blöd?) schreibe: „Mit den Ohren denken“ – das trifft auf diesen Abend zu.

Also bleiben wir bei den äußeren Kriterien: Die Kunsthalle war natürlich der perfekte Ort für dieses Künstlerporträt. Widmann spielte selbst seine „Fantasie“ (1993) und bei den übrigen Stücken, die einen Querschnitt durch sein Werk zeigten (1993-2010), spielte das ensemble in wechselnder Besetzung und erntete für seine Interpretationen großen Applaus. Für die jungen Musiker war es sicherlich ein Traum, mit Anfang 20 mit Jörg Widmann spielen zu dürfen. Auch wenn die Anreise für sie nicht so schön war (es gab einen kleinen Unfall mit dem Auto), werden sie sich bestimmt noch lange an diesen Abend erinnern.

Halten wir fest: ein großer Abend, spannend, eklektisch, verwirrend, außergewöhnlich, und ganz sicher wiederholungsbedürftig.

Das neophon ensemble beim Gezeitenkonzert mit Jörg Widmann in der Kunsthalle Emden, Foto: Karlheinz Krämer
Das neophon ensemble beim Gezeitenkonzert mit Jörg Widmann in der Kunsthalle Emden, Foto: Karlheinz Krämer

Stürmische Gezeiten

Geschrieben am

 

Alexandra Conunova-Dumortier (Violine) und Lilit Grigoryan (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer
Alexandra Conunova-Dumortier (Violine) und Lilit Grigoryan (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer

Lilit Grigoryan war meine persönliche Entdeckung des letzten Jahres. Matthias Kirschnereit hatte im Vorfeld einiges von ihr erzählt, und als mir diese energiegeladene junge, hübsche Frau bei der Langen Nacht in Landow auf Rügen begegnete, war ich wirklich fasziniert. Es war eine Freude, ihr beim Klavierspiel zuzuschauen und zu lauschen. In Wiegboldsbur konnte sich dann auch unser Team von meinen Schilderungen überzeugen. Alexandra Conunova-Dumortier begegnete mir indirekt kurz nach den Gezeitenkonzerten 2012, als sie Fan der Facebook-Seite wurde. Als ich Matthias fragte, ob er sie kenne antwortete er sofort: „Ja, die möchte ich auch gerne mal nach Ostfriesland holen!“ Kurz darauf durfte ich mich intensiver mit ihr beschäftigen, denn da hatte sie den ersten Preis des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs der Stiftung Niedersachsen gewonnen, den wichtigsten und höchstdotierten Preis für dieses Instrument. Zuvor hatte bei uns im Landschaftsforum Ju-Ni Lee, eine Teilnehmerin des Wettbewerbs „Zu Gast in Niedersachsen-Konzert“ gastiert, sodass wir natürlich neugierig waren, wer in diesem Jahr das Rennen machen würde.

Lilit Grigoryan, Foto: Karlheinz Krämer
Lilit Grigoryan, Foto: Karlheinz Krämer

Dass ausgerechnet Lilit und Alexandra zusammen ein Gezeitenkonzert als Gipfelstürmerinnen in der wunderschönen Kirche zu Norden-Bargebur geben sollten, war für mich natürlich ein Highlight. Diese schöne, schlichte, aber gleichzeitig warme Kirche war wirklich der perfekte Ort für die beiden, was sich bereits nachmittags darin manifestierte, dass sie Fotos davon auf Facebook eingestellt hatten: „Our tonight’s venue to perform an incredibly rich programm including Debussy, Schubert Fantasy & co. Looking forward!“. & Co. war beispielsweise Vieuxtemps, auf den ich besonders gespannt war, spielt doch Alexandra die bisher noch nicht auf CD erschienenen „Six morceaux sur des thèmes russes ou divertissements d’amateurs für Violine und Klavier op. 24“ bei Naxos ein.

Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer
Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer

Die Auswahl der Stücke der beiden sympathischen Musiker führte zu einem absoluten Gleichgewicht und ließ sie mal wieder die ganze Bandbreite von Gefühlen ausdrücken. Das bemerkten auch die Gäste am Ausgang, von denen gleich mehrere zu Tränen gerührt waren. Nach dem begeisterten Applaus gab es jeweils eine Solo-Zugabe der beiden, wobei Lilits Arpeggione von Schubert am Schluss stand. Besonders schön fand ich, dass die sie dabei gemeinsam auf der Bühne blieben.

Es war wie bei den Gezeiten: mal laut, mal leise, mal stürmisch und mal fröhlich plätschernd. Und auch die beiden Künstlerinnen passten herrlich nach Ostfriesland: Unaufgeregte Gelassenheit trifft auf Begeisterung und Enthusiasmus. Sie überraschten mit ihrer Musik die Menschen nicht nur aus der Region.

Für den Vormittag hatte ich mit Karin Baumann von den Ostfriesischen Nachrichten zusammen mit Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier einen Wattspaziergang mit Interview und schönen Fotos und eigentlich sogar Filmaufnahmen geplant. Leider wurde daraus nur ein Interview im Schutz der Strandkörbe, da es einfach zu kalt und zu windig war. Glücklicherweise hatten Uwe Pape und die Gastgeberin der beiden an Handtücher – eigentlich für die dreckigen Füße – gedacht, die die beiden aber als zusätzliche Wärmequelle nutzten. Witzigerweise kamen sie von unserem Förderer EDEKA, was ebenfalls bei Facebook vermerkt wurde: „During our interview, for the “Gezeitenkonzerte” Festival – freezing , wearing the latest towel model from EDEKA;-) with my Lilit“.

Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer
Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer

Musikalische Wanderungen beim Gezeitenkonzert in Holtgaste

Geschrieben am
Matthias Kirschnereit beim Gezeitenkonzert in Holtgaste, Foto: Karlheinz Krämer
Matthias Kirschnereit beim Gezeitenkonzert in Holtgaste, Foto: Karlheinz Krämer

„Was hat sich denn der Kirschnereit bei diesem Programm gedacht!?“ – Dieser Satz stammte gestern Abend in Holtgaste nicht von einem skeptischen Konzertbesucher, sondern vom Meister persönlich. Ungewöhnlich wirkte das Programm tatsächlich: nicht weniger als acht (!) Komponisten standen auf dem Programm, das von bekannten Stücken wie Mozarts A-Dur Sonate und Schumanns Kinderszenen bis zu Entdeckungen von Alberto Ginastera reichten. Ein tiefer Griff in die Repertoirekiste, wie er selber sagte. Und gleichzeitig ein Querschnitt durch das virtuose und breit gefächerte künstlerische Spektrum des künstlerischen Leiters der Gezeitenkonzerte.

Natürlich hatte er sich bei dem Programm etwas gedacht. Nach der perlenden Mozart-Sonate erklärte Kirschnereit den Abend. Das „Wandern“ sei das Leitmotiv des Programms. Bei Mozart wandert das Thema durch die verschiedenen Variationen und landet letztendlich im berühmten türkischen Marsch, also auch eine kulturelle Wanderung. Weiter ging es mit Schuberts Ungarischer Melodie und der Wanderung durch alle möglichen Tonarten im Marsch E-Dur hin zu Helmut Lachenmanns Variationen über ein Thema von Schubert. Die Anekdote dazu: Lachenmanns Lehrer bemängelte sein Legato-Spiel bei den Schubert Interpretationen. Was machte Lachenmann? Eine Woche später reichte er einfach seine eigenen Variationen ein.

Nach dem Schubert hatte sich der Pianist sichtlich warm gespielt, und auch die schöne Kirche in Holtgaste wärmte sich am Klang auf. Wettertechnisch war es gestern mal wieder bescheiden. Na, ja, im Prinzip war es einfach nur viel zu kalt für einen Julitag. Die Kirche – auch eine Entdeckung – liegt auf einer Warft am Rande des Dorfes. So weit man gucken kann, nur Wiesen und Horizont, also Ostfriesland pur. In der Kirche selber stand die Bühne zwischen Kirchenschiff und Chor. Dazwischen befindet sich eine Art Triumphbogen, sodass wir auch „hinter“ dem Flügel noch Stühle aufstellen konnten. 160 Besucher fanden damit Platz.

Nach der Pause, die dann die meisten doch draußen verbrachten, ging es mit Schumanns Kinderszenen weiter, die ja vermutlich jeder Klavierliebhaber kennt und vermutlich so einige zuhause üben. Zum Schluss hin wurde es dann abenteuerlich virtuos. Rachmaninoff (Preludes gis, h, und g-Moll) ist dafür immer noch der beste Garant. Richtig spannend wurde es dann am Ende mit Alberto Ginasteras Sonate para piano Nr. 1 op. 22 aus dem Jahr 1952. Scharfe argentinische Rhythmen und wilde Wechsel von Sechsachtel- und Dreiviertel-Takten rasten nur so dahin bis sie donnernd verhallten.

Mit Standing Ovations und zwei Zugaben endete der Abend um kurz vor 23:00 Uhr. Matthias Kirschnereit fuhr nach dem Mammutprogramm noch in der Nacht nach Hamburg zurück. So ein musikalischer Wanderer ist eben immer unterwegs.

IMG_8865

Begeisternde Entdeckungen beim Gezeitenkonzert in Timmel

Geschrieben am
Das Mariani Klavierquartett als Gipfelstürmer beim Gezeitenkonzert in Timmel, Foto: Karlheinz Krämer
Das Mariani Klavierquartett als Gipfelstürmer beim Gezeitenkonzert in Timmel, Foto: Karlheinz Krämer

Entdeckungen – Das Schöne an dem Motto des Themenjahres der Ostfriesischen Landschaft ist ja, dass es unendlich weit gefasst werden kann. Das zeigte sich am Sonnabend beim zweiten Gipfelstürmerkonzert besonders deutlich.

 

 

 

 

Zunächst die Lokalität. Entdeckung Nr. 1: die Kirche. Zum ersten Mal durften die Gezeitenkonzerte in der Kirche Timmel zu Gast sein und diese wunderbare kleine neugotische Kirche entdecken. Die Kanzel wurde immerhin 1695 (!) geschaffen und die großzügige Holzverkleidung lassen den Raum bei Sonnenschein in warmen Farben erscheinen. Befürchtungen, dass die Akustik durch die Nähe zur Straße leiden könnte, wurden schnell ad acta gelegt. Der Klang war bis in die letzte Reihe klar und akzentuiert (was natürlich auch vor allem am exzellenten Klang der Marianis lag!).

Entdeckung Nr. 2: das Mariani Klavierquartett. Wibke hat hier ja schon geschrieben, dass man in diesem Fall ja eigentlich kaum noch von Gipfelstürmern sprechen kann, wenn Peter Philipp Staemmler (Violine) als festes Mitglied der Berliner Philharmoniker spielt und Barbara Buntrock (Viola) im Leipziger Gewandhausorchester die erste Solo-Bratsche gespielt hat.
Mozarts Klavierquartett Nr.1 g-moll bewies das eindrücklich. Hier wird als organische Einheit aus vier hochkarätigen Solisten musiziert, jeder Akzent macht Sinn, jede Note entsteht als Ensemble. Gerhard Vielhaber spielte seinen Flügel zurückhaltend und transparent-weich und es entwickelte sich in tolles Dialogspiel zwischen Flügel und Streichern.

Entdeckung Nr. 3: Frank Bridge. Natürlich haben etwas unbekannte, (oft) Werke aus dem 20. Jahrhundert einen Platz im Programm von Klassikkonzerten. Aber wenn der ausdrückliche Fokus auf diesen neuen Entdeckungen oder Wiederentdeckungen liegt, bekommen diese Kunstwerke eine völlig neue (Auf-)Wertung. Ebenso das Phantasy Piano Quartet fis-moll H. 94 (1910) des britischen Komponisten Frank Bridge (1879-1941). Einer dieser vielen Komponisten, die es noch nicht ins allgemeine Musikbewusstsein geschafft haben. Bridge wird leider tatsächlich darauf reduziert, einmal Benjamin Brittens Lehrer gewesen zu sein. Schade, das Stück war von einnehmender Qualität und vereinbarte spätromantische Bögen mit vorsichtig modern-avantgardistischen Prinzipien.

Nach der sommerlich entspannten Pause noch 40 Minuten Brahms – das erste Klavierquartett, ebenfalls g-moll. Musikgeschichtlich ließe sich dazu bestimmt viel sagen, wie Brahms diese Gattung weiterentwickelt hat. Aber ich schließe mal mit der schlichten Feststellung, dass das Ding spannend wie ein romantischer Actionfilm ist, mit seinem flirrenden Intermezzo und dem sinfonisch rauschenden Finalsatz.
Als Zugabe gab es einen Satz aus Schumanns Es-Dur Klavierquartett, bei dem die Marianis noch einmal mit allen lyrischen Qualitäten scheinen konnten. Bravo-Rufe, toller Applaus. Das Mariani Klavierquartett in Timmel – eine wahre Entdeckung.

Mariani Klavierquartett, Foto: Karlheinz Krämer
Mariani Klavierquartett, Foto: Karlheinz Krämer

Mariani Klavierquartett als Gipfelstürmer in Timmel

Geschrieben am
Mariani Klavierquartett, Foto: Fabian Stürtz
Mariani Klavierquartett, Foto: Fabian Stürtz

Leider hat man, sobald die Gezeitenkonzerte begonnen haben, nicht mehr so viel Zeit, sich ausgiebig mit den Künstlern und deren Programmen zu beschäftigen. Schade eigentlich. Ab Montag legt mir Kollege Gert Ufkes jeden Tag mindestens eine neue Version eines Abendprogramms auf den Tisch, mit der Bitte um Korrekturlesung, bevor er sie durch den Kopierer jagt. Es ist jedes Mal aufs Neue interessant, was Ulf Brenken zu den ausgewählten Kompositionen schreibt und oft denke ich: „Mensch, was ist denn das wieder für ein geniales Konzert!“ Dann blättere ich weiter zu den Vitae der Künstler und frage mich, ob das wirklich noch Gipfelstürmer sind. Speziell beim Mariani Klavierquartett ist mir das in dieser Woche aufgefallen, vermutlich, da ich viele der anderen Künstler in dieser Woche persönlich kenne und dementsprechend schon eine ganz andere Beziehung zu ihnen habe.

Das Mariani Klavierquartett spielt erst seit knapp vier Jahren zusammen. Im März 2011 wurde das Klavierquartett im Finale des Deutschen Musikwettbewerbs mit einem Stipendium ausgezeichnet und in die Konzertreihe „Konzerte junger Künstler“ aufgenommen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde es zu den beiden größten deutschen Flächenfestivals in Deutschland, den renommierten Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und dem Schleswig Holstein Musikfestival sowie den Ludwigsburger Schlossfestspielen eingeladen. Darüber hinaus gibt es tolle Konzertmitschnitte (einen davon hat uns das Management im Vorfeld zum Reinhören freundlicherweise zur Verfügung gestellt) von SWR, NDR und Deutschlandradio. Im September – leider ein bisschen zu spät für die Gezeitenkonzerte – erscheint ihre erste CD beim Label Genuin in Kooperation mit dem Deutschlandradio mit Werken von Martinů, Bridge und Schumann. Die Auflistung der Preise und Konzertorte aller einzelnen jungen Künstler liest sich beeindruckend – schauen Sie doch mal auf der neu gestalteten Homepage vorbei, bevor Sie sich für das letzte Konzert der Marianis in dieser Saison über unseren Ticketpartner ReserviX ihre Eintrittskarten sichern. Bestimmt bekommen Sie aber auch noch spontan welche an der Abendkasse ab 19:30 Uhr.

In dem morgigen Gezeitenkonzert in der interessanten Kirche zu Timmel treten sie um 20:00 Uhr als Gipfelstürmer auf. Unser Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto „Entdeckungen“: Das kommt in diesem Fall gleich zweimal zum Tragen. Zu entdecken gilt es zum einen natürlich das Mariani Klavierquartett, bestehend aus Gerhard Vielhaber (Klavier), Philipp Bohnen (Violine), Barbara Buntrock (Viola) und Peter Philipp Staemmler (Violoncello). Dann haben auch sie eine Entdeckung in ihr Programm eingearbeitet. Obwohl: Das ist eigentlich nicht richtig. Denn im Prinzip ist jedes Programm mit jedem Künstler – wenn es dementsprechend gespielt ist – eine Entdeckung oder kann zumindest eine sein. In Timmel vereinen sie Mozart (Klavierquartett Nr. 1 g-Moll KV 478) mit Frank Bridge (Phantasy Piano Quartet fis-Moll H. 94) und Brahms (Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25). „Wer ist eigentlich dieser Frank Bridge?“, mag sich mancher fragen. Er war der Lehrer von Benjamin Britten, und als solcher blieb er in Erinnerung. Britten widmete ihm ein Werk für Streichorchester, die „Variations on a Theme of Frank Bridge“ als Huldigung in Zuneigung und Bewunderung. Frank Bridge kam 1879 als zehntes von zwölf Kindern in Brighton als Sohn eines Handwerkers auf die Welt. Dennoch studierte er Violine, Viola und Dirigieren und komponierte, dirigierte und unterrichtete, was das Zeug hält. Unter seinen rund zweihundert Werken finden sich ungehobene Schätze wie z. B. das Phantasy Piano Quartet fis-Moll H. 94 (H. steht für die Katalogisierung von Bridge’s Werken durch Paul Hindsmarsh im Jahr 1980) oder das etwas bekanntere Orchesterstück „The Sea“ (H. 100).

Persönlich freue ich mich auf das Klavierquartett von Brahms zum Schluss, auf das dessen Kompositionskollegen Schönberg und Joseph Joachim ein wenig neidisch waren, da es ihnen nicht gelungen war, ein solch opulentes Werk zu schreiben.

Und auf die Wanderung entlang der Timmeler Meere im Binnenland bin ich gespannt. Ich habe mir fest vorgenommen, wenigstens einen Streifzug in diesem Jahr mitzunehmen. Matthias Bergmann lädt zum Streifzug entlang des sagenumwobenen Frauenmeers zum ehemaligen Hilgenmeer ein und erzählt nebenbei, was eigentlich Pingos sind.

Mariani Klavierquartett, Foto: Fabian Stürtz
Mariani Klavierquartett, Foto: Fabian Stürtz

Gezeitenkonzert Stapelmoor: „War gut!“

Geschrieben am
Mendelssohn Trio Berlin: Uta Klöber (Violine), Andreas Frölich (Klavier) und Ramón Jaffé (Violoncello), Foto: Karlheinz Krämer
Mendelssohn Trio Berlin: Uta Klöber (Violine), Andreas Frölich (Klavier) und Ramón Jaffé (Violoncello), Foto: Karlheinz Krämer

Wo liegt Stapelmoor? Von Hamburg aus irgendwo weit links. Praktischerweise hat Michis Auto ein Navigationssystem, und die Adresse steht im „Programm 2013“ auf Seite 24. Er fährt, ich lasse mich fahren – alles wie immer, sehr schön! Keine Sorge, es folgt jetzt kein Bericht unserer Fußballtour vom Oktober 2012 (Brügge, London, Lille, Mönchengladbach), nein, es geht schon um Mendelssohn, Brahms, Haydn, Piazzola und Bragato. Meine absurd erscheinende Anfrage, ob er sich vorstellen könne, mit mir das Konzert des Mendelssohn Trio Berlin zu besuchen, fand schnell seine Zustimmung. Auf geht’s!

Nach lockerer Fahrt mit ausgedehnter Nachmittagspause (ein Lob auf die Küche des Restaurants „Seeblick“ in Bad Zwischenahn!) erreichten wir sehr rechtzeitig die Kirche in Stapelmoor, wo mir gleich einige aus 2012 vertraute Gesichter entgegen lächelten. Die Konzertvorbereitungen waren in vollem Gange, und auch dank eines Schweizer Taschenmessers aus Hamburger Beständen war der NDR-Aufsteller nicht lange ein wirkliches Problem.

Das Innere der ev.-ref.-Kirche mit seinem kreuzförmigen Grundriss, den kleinen Emporen, der beeindruckenden Orgel und den bemalten Gewölben machte Eindruck. Hier sollten heute abend also etwa zweihundert Besucher Platz finden… Der Flügel stand auf einem Podest in der Mitte der Kirche, quasi unter der zentral postierten Kanzel, entsprechend versetzt waren die Plätze für Geige und Cello zu erahnen. Alles schien ziemlich eng bemessen. Das Notenpult des Cellisten stand im Gang.

Noch war Zeit, es gab Cola und Kaffee, in den Räumen der „Alten Schule“ um die Ecke waren auch Rückzugsräume für die Künstler. Auf dem Parkplatz stand sogar ein Auto mit schwedischem Kennzeichen und nicht weit entfernt ein Wagen aus dem aktuellen VW-Gezeiten-Fuhrpark vom Volkswagenwerk Emden. Alles lief sowohl wie am Schnürchen als auch routiniert, dabei ebenso unaufgeregt wie freundlich. Behindertenparkplatz gesucht? Kein Problem – da drüben ist Platz, stellen Sie sich einfach so hin, dass links und rechts kein anderes Auto dazwischen paßt!

Kurz nach acht saßen alle Besucher auf ihren (wie immer personalisiert vorbereiteten) Plätzen. Mit einer kurzen Ansprache begrüßte Landschaftspräsident Helmut Collmann die Anwesenden, dankte der Kirchengemeinde (für die Räumlichkeiten), den Sponsoren (für die Zuschüsse) und uns Besuchern (für den Besuch). Dann bahnte sich das Mendelssohn Trio Berlin seinen Weg auf das Podium und begann das Konzert mit dem Trio c-Moll seines Namensgebers Felix Mendelssohn Bartholdy, das er 1820 mit elf Jahren komponiert hatte. Die Vorbilder Mozart und Beethoven blieben nicht verborgen. Das Geheimnis, weshalb die Interpreten die Mittelsätze (Scherzo und Adagio) umstellten, konnte ich aber erst in der Konzertpause lüften…

Es folgten sieben Lieder von Johannes Brahms, die für Violoncello (Ramón Jaffé) und Klavier (Andreas Frölich) eingerichtet waren. Nach dem vierten Lied spielte der Pianist mit Uta Klöber (Violine) Brahms’ Scherzo c-Moll zur F.A.E.-Sonate aus dem Jahr 1853. Eine insgesamt abwechslungsreiche Darbietung! Noch vor der Pause ging es hochkarätig weiter: Joseph Haydn kam an die Reihe, von ihm erklang das Klaviertrio Nr. 45 Es-Dur von 1797. Mit Charme und Witz stürmte das Ensemble durch die drei Sätze, am Ende prasselte der Beifall. Es war bereits viertel nach neun.

In der angenehm temperierten Pause (wir hatten aus Hamburg sonniges Wetter mitgebracht) konnte ein imaginärer Flüssigkeitsverlust am „Haase“-Stand ausgeglichen werden. Andererseits trifft man nicht jeden Abend aktive Konzertpianisten beim Händewaschen in der Herrentoilette – also nutzte ich die Gelegenheit, Andreas Frölich zu fragen, weshalb die Mendelssohn-Mittelsätze umgestellt wurden. Er erklärte mir engagiert und bereitwillig, dass das Trio beim Üben den Eindruck gewonnen hatte, die Reihenfolge sei so musikalisch plausibler (Tonartenbezug der Sätze untereinander, Vergleich zu seinen späteren Klaviertrios mit Scherzo immer an dritter Stelle). Sehr sympathisch!

Das Konzert ging nun weiter mit dem „Tango-Teil“, wie ihn Ramón Jaffé ankündigte. Es erklangen einige Werke von Astor Piazzolla und „Graciela y Buenos Aires“ (für Violoncello und Klavier) seines langjährigen Weggefährten José Bragato. Piazzollas Kunst, den „Tango Nuevo“ aus der folkloristischen Ecke aufs Konzertpodium zu holen, halte ich für eine große künstlerische Leistung, zumal die Werke immer spannend klingen (wenn sie so gut gespielt werden wie in Stapelmoor) und von berückender, traurig anmutender Schönheit sind. „Meditango“ für Klaviertrio, „Tanti Anni Prima“ (für Violine und Klavier), dazu die aufgeteilten vier Sätze „Las Cuatro Estaciones Porteñas“ (Die vier Jahreszeiten, für Klaviertrio arrangiert von José Bragato), bezauberten die Zuhörer.

Der donnernde Schlussbeifall (Holzfußboden!) animierte die Künstler zu zwei Zugaben: zunächst den 1945 komponierten „Tango pathétique“ von Peter Kiesewetter [den man im Internet auch von sehr prominenten Musikern dargeboten bekommen kann, sollte man das Stapelmoor-Konzert zufällig verpasst haben, empfehle ich das YouTube-Video und abschließend Astor Piazzollas Meisterwerk „Oblivion“. Jetzt war es bald elf Uhr.

Wie eigentlich immer, wenn man aus Hamburg aufs Land fährt, will man nachts trotzdem zurück, so auch diesmal. Wäre nicht auch noch ein mehrteiliger, nicht überholbarer Schwertransport zwischen Oldenburg und Bremen unterwegs gewesen, hätten wir es sogar in zwei Stunden geschafft. Aber auch so gilt Michis kompetentes Fazit zu diesem Konzertausflug nach Stapelmoor: „War gut!“

Ulf Brenken

Mendelssohn Trio Berlin beim Gezeitenkonzert in Stapelmoor, Foto: Karlheinz Krämer
Mendelssohn Trio Berlin beim Gezeitenkonzert in Stapelmoor, Foto: Karlheinz Krämer

Junger Chor rockt Kirche in Osteel

Geschrieben am
Vocalisti Rostochienses mit Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer
Vocalisti Rostochienses mit Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

“So kann Chor auch klingen!”, war das Fazit am späten Samstagabend beim Verlassen der Osteeler Warnfriedkirche. Glückliche und beseelte Gesichter gab es sowohl bei den Künstler als auch bei den Besuchern dieses Gezeitenkonzertes mit den Vocalisti Rostochienses unter der Leitung von Prof. Dagmar Gatz.
Für uns vom Team der Ostfriesischen Landschaft war es das erste Chorkonzert, das wir organisiert haben. Dementsprechend waren wir uns nicht ganz sicher, wie unser Angebot ankommen würde. Im Vorverkauf zeigte sich schnell: sehr gut!

Die 30 Sängerinnen und Sänger von der Hochschule für Musik und Theater Rostock sind für ihren Wahnsinnsaufwand belohnt worden. Schließlich kamen sie erst Freitagabend an und mussten noch nach dem Konzert wieder mit dem Bus zurück in die andere Störtebeker Hochburg rund 600 km östlich. Das Publikum war hellauf begeistert von diesen Stimmen. Geboten wurde eine sehr gelungene Mischung aus geistlicher Musik von Giovanni Gabrieli, Heinrich Schütz und Albert Becker, bekannten und beschwingenden (Volks-) Liedern und zeitgenössischen Werken beispielsweise vom jungen Schweden Emil Råberg (*1985). Ein leichtes Raunen ging durch das Kirchenschiff, als Dagmar Gatz Helmut Barbes “Es waren zwei Königskinder” anstimmen ließ. “Das war Chorgesang in Vollendung!”, war ein Urteil, dem vielfach beigepflichtet wurde.

Nach der Pause gesellte sich der künstlerische Leiter, Prof. Matthias Kirschnereit, am Klavier dazu. Den Abschluss bildeten Schumanns Zigeunerleben und Brahms’ Zigeunerlieder, die mit donnerndem Applaus und Standing Ovations belohnt wurden. Sie wurden extra für diesen Abend ins Repertoire der Vocalisti Rostochienses aufgenommen. Als Zugabe gab es dann noch “Dat Du min Leevsten büst”, was die Begeisterung des ostfriesischen Publikums endgültig an den Siedepunkt brachte. Es ist eben nicht nur Störtebeker, der diesen Küstenregionen gemein ist; auch Plattdeutsch hat einen verbindenden Charakter. Es war ein hinreißender Abend, der Zuhörenden und Mitwirkenden noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Ein ganz großer Dank, dass bei diesem Gezeitenkonzert alles so gut geklappt hat, dass die Sängerinnen und Sänger so entspannt waren und sich wohlgefühlt haben, gilt zum einen unserer Künstlerbetreuerin Berit Sohn, unterstützt von unseren Mädels, und zum anderen vor allem den zahlreichen Gastgeberinnen und Gastgebern aus Aurich!
Die Warnfriedkirche in Osteel war auf der anderen Seite der ideale Ort für so einen großen Chor und das Klavier – wir haben lange danach gesucht. Dementsprechend gilt unser herzlicher Dank auch der Kirchengemeinde Osteel und für Samstagabend vor allem Frau Kruse, der stellvertretenden Küsterin.

Vocalisti Rostochienses unter der Leitung von Dagmar Gatz, Foto: Karlheinz Krämer
Vocalisti Rostochienses unter der Leitung von Dagmar Gatz, Foto: Karlheinz Krämer

Gipfelstürmer auf Groothuser Warft

Geschrieben am
Julian Arp (Cello) und Caspar Frantz (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer
Julian Arp (Cello) und Caspar Frantz (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer

Nachdem Caspar Frantz im letzten Jahr sein Debüt in Ostfriesland bei den deutsch-niederländischen Grenzkonzerten in Backemoor gegeben hat, kam er in diesem Jahr zusammen mit dem Cellisten Julian Arp zu den Gezeitenkonzerten wieder. Die beiden jungen Männer machen nun schon seit 15 Jahren zusammen Musik und haben sich bereits einige Preise erspielt. Vor kurzem ist ihre neueste CD “Time isn’t passing” erschienen, die uns bereits vor dem Auftritt in der Kirche zu Groothusen große Lust auf gerade dieses Gezeitenkonzert gemacht hat. Freitagabend gab das Duo Arp/Frantz also das erste von insgesamt sechs Gezeitenkonzerten, in denen die Gipfelstürmer zum Zuge kommen. Diese Bezeichnung verleitet manchen zum Schmunzeln, einige haben ein großes Fragezeichen im Hinterkopf ob der künstlerischen Qualität.
Caspar und Julian konnten diese Bedenken gleich mit dem ersten Stück zerstreuen. Zwei hochkonzentrierte, ausdrucksstarke und vor allem leidenschaftliche junge Musiker begannen mit Beethovens Sonate g-Moll für Klavier und Violoncello op. 5 Nr. 2. Es folgte ein Applaus, der – entgegen der Musik – deutlich draußen vor der Kirche zu hören war – ein Wahnsinn. Energiegeladen ging es weiter mit zwei Kurtág-Stücken, die beide nur wenige Minuten dauerten, dann aber äußerst geschickt mit der folgenden Sonate in D-Dur BWV 1028 von Bach verwoben wurden. Überhaupt war es eine spannende Auswahl von Stücken, die das ganze musikalische Können der beiden sympathischen Künstler zeigten. Es herrschte eine geradezu magische Atmosphäre in der wunderbaren Kirche, die das schlechte Wetter zumindest für den Moment vergessen ließ.

In der Pause wurden alle kurzfristig wieder vom ostfriesischen Sommer eingeholt, denn pünktlich zu deren Beginn setzte der Regen wieder ein, sodass unser gastronomisches Angebot durch die “Haasen” fast ins Wasser fiel. Glück hatten die Teilnehmer des Streifzuges durch die Osterburg Groothusen, einem tollen, geschichtsträchtigen Ort. Die Besitzerin Dorothea Kempe gewährte einen Blick ins Innere der letzten von ursprünglich drei Burgen und auf die berühmten goldledernen Tapeten, bevor die Besucher durch das denkmalgeschützte Gehölz im Park geleitet wurden.

Zum Abschluss gab es nach der Pause erneut zwei Werke von Kurtág, die danach in Brahms’ Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 in e-Moll op. 38 mündeten. Erneut ließ sich das Publikum von Julian Arp am Cello und Caspar Frantz am Klavier mitreißen. Die beiden fühlten sch wiederum von den begeisterten und fachkundigen Zuhörern beflügelt. Nach der Zugabe, für die sie noch einmal alles gaben, inklusive eines Sprints zum Gemeindehaus um die Noten zu holen, gab es kein Halten mehr. Enorme Beifallsstürme erfüllten die die voll besetzte Kirche.

Duo Arp/Frantz, Foto: Karlheinz Krämer
Duo Arp/Frantz, Foto: Karlheinz Krämer

Rhapsody in School mit dem Verdi Quartett und dem Vogler Quartett

Geschrieben am
Rhapsody in School im Rahmen der Gezeitenkonzerte mit dem Vogler Quartett, Foto: Karlheinz Krämer
Rhapsody in School im Rahmen der Gezeitenkonzerte mit dem Vogler Quartett, Foto: Karlheinz Krämer

Heute haben sowohl das Vogler Quartett als auch das Verdi Quartett ihr Debüt bei Rhapsody in School bei den Gezeitenkonzerten gegeben. Vor einiger Zeit hatte Jutta Glashoff vom Gymnasium Ulricianum bei uns in der Ostfriesischen Landschaft angerufen und gefragt, ob es nicht möglich wäre, ein paar Künstler bei ihrer Bläserklasse vorbei zu schicken, die den Jungen und Mädchen etwas über Musik und ihr Leben als Berufsmusiker erzählen. Ihre Schüler seien sehr interessiert und würden sich sehr freuen. Und sie hätte da auch noch eine weitere Klasse, die sie ebenfalls gerne in diesen Genuss kommen lassen würde. Vielleicht könnten sich die Künstler der Gezeitenkonzerte ja auf knapp 50 Schüler bei einer Rhapsody einlassen. Mir erschien das zu viel auf einmal, Sabine von Imhoff, die Koordinatorin von Rhapsody in School pflichtete mir bei. Aber wir haben ja für das Auftaktkonzert zwei Quartette eingeladen und beide haben sich gerne bereit erklärt, trotz sehr intensiver Proben, vormittags in die Schule zu gehen. Also hat Jutta Glashoff kurzfristig ihre Kollegin Nina Korneli eingespannt. Das Verdi Quartett ging mit ihr in die Aula, das Vogler Quartett nahm mit dem Klassenraum der 5. Klasse vorlieb.

Dirk Lübben und ich haben uns aufgeteilt und waren im Anschluss beide sehr begeistert. Die Musiker waren es ebenso, hatten sie doch gerade angesichts des Alters (zwischen elf und zwölf Jahren) nicht damit gerechnet, so aufmerksame, interessierte und sich aktiv beteiligende Kinder vorzufinden. Beide Quartette haben Haydn’s Kaiserquartett gewählt und anhand dieses Werkes den Künstler und den Aufbau des Werkes erklärt. Zufall oder Absicht? Zwischenzeitlich habe ich von draußen noch einen verspäteten Gast dazu geholt und musste schmunzeln als ich im Flur die Klänge der Nationalhymne hörte. Das Vogler Quartett hatte sich sogar mit Perücken und Umhängen ein bisschen kostümiert und nahm die Kinder mit auf die fiktive beschwerliche Reise nach London mit der Kutsche und übers Meer. Es war überwiegend mucksmäuschenstill.

Im Anschluss an die Rhapsody gab es von beiden Klassen Teepräsente für die einzelnen Streicher und die Klasse von Jutta Glashoff hat gemeinsam mit dem Vogler Quartett noch ein eigenes Stück gespielt. Zuvor wurde um Unterstützung beim Stimmen der Instrumente gebeten, wo auch unsere Künstlerbetreuerin Berit Sohn, die selbst Geige spielt, gerne mithalf. Anschließend gab es noch viele, teilweise Fach bezogene Fragen, denen sich alle acht gerne stellten. Beiden Lehrkräften und den beteiligten Schülerinnen und Schülern darf ich auch im Namen aller Musiker einen großen Dank für die Vorbereitung, den herzlichen Empfang und die Aufmerksamkeit aussprechen! Es hat großen Spaß gemacht!

P.S.: Auch Gezeiten-TV und Ostfriesen-TV waren mit von der Partie, ebenso wie Stefanie Riepe für Nordwest Radio / NDR und Werner Jürgens für die Emder Zeitung / Heimatblatt und Herr Banik für die Ostfriesischen Nachrichten.

Rhapsody in School mit dem Vogler Quartett, Foto: Karlheinz Krämer
Rhapsody in School mit dem Vogler Quartett, Foto: Karlheinz Krämer

Noch 24 Tage bis zum Sommeranfang

Geschrieben am
Verdi Quartett, Foto: Momo Rabenschlag
Verdi Quartett, Foto: Momo Rabenschlag

Es ist fast wie kurz vor Weihnachten. Wir haben heute unser erstes imaginäres Türchen am Gezeitenkalender aufgemacht. Noch 24 Tage liegen vor uns, bevor es am 21. Juni um 20:00 Uhr mit den Gezeitenkonzerten 2013 losgeht. Kalendarisch geht damit der Sommeranfang einher. Dann gibt es in der Auricher Lambertikirche gleich zwei Quartette, die sich ins Zeug legen, uns eine furiose Eröffnung zu bereiten. Alle acht Mitglieder, sowohl vom Verdi als auch vom Vogler Quartett sind – ebenso wie wir vom Team – schon voller Vorfreude.Beide Quartette haben – neben der klassischen Besetzung – eine interessante Gemeinsamkeit: Sie wurden 1985 gegründet und haben sich in diesen 28 Jahren zu musikalischen Spitzenformationen entwickelt. Die Kollegen Gert Ufkes und Uwe Pape haben Anfang Januar bereits das Verdi Quartett kennen gelernt, als es zusammen mit Matthias Kirschnereit in Bremen in der Glocke aufgetreten ist. Die beiden waren sehr angetan, vor allem von der unglaublichen Konzentration und Spielfreude und der Herzlichkeit ihnen als Unbekannten gegenüber im Anschluss in der Künstlergarderobe.

An diesem Mittsommerabend beginnt das Verdi Quartett mit – große Überraschung – Giuseppe Verdi! Der großartige Komponist würde in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern. Bekannt ist er für seine großen Opern, die können und wollen wir bei den Gezeitenkonzerten (noch?) nicht wuppen. Allerdings ist dieses Streichquartett in e-Moll aus dem Jahr 1873 insofern etwas Besonderes als dass es Verdis einziges ist.

Danach spielen Stefan Fehlandt, der Bratschist aus dem Vogler Quartett und Zoltan Paulich, Cellist des Verdi Quartetts zusammen „Bukoliki“ von Witold Lutosławski – eine schöne Überleitung zum nachfolgenden Stück von Erwin Schulhoff, bei dem dann das Vogler Quartett übernimmt. Beide Komponisten eint, dass sie und ihre Werke für viele nicht so bekannt sind. Für mich sind sie gleich zu Anfang eine Entdeckung. Beide eint, dass ihre Werke zumindest zeitweise verboten waren. Lutosławskis wurden im kommunistischen Polen als „formalistisch“ eingestuft und Aufführungen daher verboten.

Vogler Quartett, Foto: Özgür Albayrak
Vogler Quartett, Foto: Özgür Albayrak

Erwin Schulhoff, Sohn jüdischer Eltern, der in Prag geboren wurde, wurde bereits als Siebenjähriger von Antonín Dvořák ans dortige Konservatorium empfohlen. Er gilt insbesondere als erster Komponist, der Elemente des Jazz in die europäische Kunstmusik integrierte (“Hot Music“ für Klavier, 1928). Im Jahr 1941 nahm er die sowjetische Staatsbürgerschaft an, wurde am 23. Juni 1941 in Prag interniert, nach Bayern deportiert und starb dort am 18. August 1942 im Lager Wülzburg bei Weißenfels. Das Vogler Quartett hat ihm eine eigene CD gewidmet.

Den krönenden Abschluss nach der Pause setzen beide Quartette gemeinsam mit der Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oktett für Streicher Es-Dur op. 20 – eine Herausforderung für die beiden Formationen, die sie gerne annehmen. Einstudiert wird dieses Werk erst vor Ort in Aurich – wir freuen uns bereits über die formidable akustische Untermalung bei unserer Arbeit nebenan im Landschaftsforum.

Faszinierend an diesem Werk finde ich, dass Mendelssohn es bereits im Alter von 16 Jahren komponiert hat. Zu seiner Zeit war diese doppelte Streichquartettbesetzung ein Novum. Grundlage bot dem jungen Mann eine Szene aus Goethes „Faust“, aus dem „Walpurgistraum“ wie er seiner Schwester Fanny verriet.

Mehr zu den Werken lesen Sie im Abendprogramm zu dem Konzert. Ich danke Ulf Brenken, dass er es mir bereits zur Verfügung gestellt hat: Es hat mir großen Spaß gemacht, etwas über die Werke zu lesen.

Wer noch keine Karten für das Eröffnungskonzert hat, sollte sich vielleicht nicht mehr unbedingt 24 Tage lang Zeit lassen, sondern einfach in den nächsten Tagen bei uns im Landschaftsforum vorbeikommen oder anrufen: Gerne beraten wir Sie zu diesem und allen weiteren Gezeitenkonzerten.

Die diesjährigen Heroes of Tomorrow: Das Ensemble Allegria

Geschrieben am
Ensemble Allegria, Foto: Magnus Skrede
Ensemble Allegria, Foto: Magnus Skrede

Im Herbst hatte ich das Ensemble Allegria bereits im Gezeitenblog als neue Heroes of Tomorrow (HoT) des norwegischen Mutterkonzerns unseres Hauptförderers Statoil vorgestellt und schon einmal damit geliebäugelt, sie bei den Gezeitenkonzerten live zu erleben. In der letzten Woche kam die frohe Kunde aus Emden, dass sich diese Wunschvorstellung tatsächlich in die Tat umsetzen lässt. Gehofft hatten wir auf ein Gezeitenkonzert mit norwegischer Beteiligung aufgrund der Größe des Ensembles; überrascht wurden wir von der Nachricht, dass sich ein Konzert ja kaum lohnen würde, blieben zumindest die Reisekosten bei zwei aufeinander folgenden schließlich gleich. Dementsprechend freuen wir uns sehr, dass Statoil es uns ermöglicht, dieses grandiose junge Kammerorchester gleich zweimal in Ostfriesland auftreten zu lassen.

Wann und wo?
Am 19. Juli werden die rund zwanzig jungen Musiker im Alter zwischen zwanzig und sechsundzwanzig Jahren in der Kirche zu Horsten bei Friedeburg und am 20. Juli in der Kirche Krummhörn-Pewsum auftreten. Beide Spielorte sind nicht besonders groß und weit genug voneinander entfernt, dass sie locker gefüllt werden dürften. Auch das Ensemble findet gerade mal so Platz auf der Bühne. Dementsprechend gilt mein Rat allen potenziellen Interessenten: Am 13. Mai beginnt der Vorverkauf für die Gezeitenkonzerte. Sichern Sie sich gleich die Eintrittskarten, und lassen Sie sich das Debüt vom Ensemble Allegria außerhalb Norwegens nicht entgehen.

Allegria kommt aus dem Italienischen und steht für eine festliche Atmosphäre und Freude. Genau diese Freude war es, die eine Gruppe junger Musikstudenten im Jahr 2007 dazu bewog, das Kammerorchester Allegria zu gründen. Konzertmeisterin und künstlerische Leiterin des Ensembles ist Maria Angelika Carlsen.

Mir macht es sehr viel Spaß mit meiner Ansprechpartnerin, der Violinistin Maria Eikefet, zu kommunizieren. Sie hat mir versichert, dass sie und ihre KollegInnen sich sehr auf Ostfriesland freuen, waren es doch genau diese Auftritte außerhalb Norwegens, die sie sich erhofften, als sie den Preis von Statoil entgegengenommen haben. Sie war fast ein wenig traurig, dass sie an unserem ursprünglich angedachten Termin zum Abschlusskonzert nicht kommen konnten, da das Ensemble zu diesem Zeitpunkt bei einem wichtigen norwegischen Festival auftritt. Übrigens arbeiten sie gerade an einer englischen Version ihrer Homepage – für alle die, die des Norwegischen nicht kundig sind.

 

Vilde Frang und Michail Lifits beim Auftakt der Gezeitenkonzerte; Foto: Karlheinz Krämer
Vilde Frang und Michail Lifits beim Auftakt der Gezeitenkonzerte; Foto: Karlheinz Krämer

Matthias Kirschnereit ist ebenfalls sehr glücklich, dass es geklappt hat und freut sich auf das abwechslungsreiche Programm. Gespielt werden an beiden Abenden u. a. Werke von Felix Mendelssohn (Sinfonie für Streicher Nr. 10 oder 13), Dmitri Schostakowitschs Kammersinfonie und als Schlusspunkt Robert Schumanns Abendlied. Noch besteht Hoffnung, dass ein weiterer Solist aus dem HoT-Programm dazu kommt. Im Gespräch sind zurzeit Vilde Frang und Eldbjørg Hemsing, die sich dann solistisch hervortun dürften. Beide spielen ebenso wie die Trompeterin Tine Thing Helseth und Pianist Christian Ihle Hadland regelmäßig mit dem jungen Kammerorchester zusammen. Aufgrund des geringen Platzes auf der Bühne kommt eine Mitwirkung von Christian leider nicht in Frage, was ich persönlich sehr bedauere, da ich nach dessen beiden Auftritten in Ostfriesland ein großer Fan von ihm geworden bin.

Leif Ove Andsnes sagte im November als Juryvorsitzender bei der Preisverleihung: „Das Ensemble Allegria strahlt eine ungeheure Musikalität aus und schafft gemeinsam ein Ensemblespiel mit Feingefühl und großer Intensität.“ Gerne lassen wir uns davon überzeugen!

Bei den Gezeitenkonzerten 2013 treffen Junge Wilde auf nimmermüde Könner

Geschrieben am
Matthias Kirschnereit mit dem Vorflyer der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer
Matthias Kirschnereit mit dem Vorflyer der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer

Gestern Abend war es soweit: Matthias Kirschnereit hat vor einem kleinen Kreis einen ersten Ausblick auf die Gezeitenkonzerte 2013 gegeben. Abgerundet hat er das durch mehrere musikalische Kostproben. Geladen waren die Förderer oder solche die es werden könnten, Vertreter der Städte und Gemeinden und natürlich der Ostfriesischen Landschaft sowie die Presse.
Vorgestellt wurden die dreißig Konzerte vom Faltblatt plus die beiden, die kurzfristig im Laufe der letzten Woche noch hinzugekommen sind, die neuen Spielorte, das Thema „Entdeckungen“ und vor allem natürlich die Künstler und ihre Programme, die von Matthias Kirschnereit sorgfältig ausgewählt wurden.

 

Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer
Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Zu fünf Uhr nachmittags hatte die Ostfriesische Landschaft eingeladen. Eröffnet wurde der Abend nach ein paar kurzen einführenden Worten von Landschaftspräsident Collmann durch Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ aus den Kinderszenen op. 15 gespielt vom künstlerischen Leiter. Es folgte der Schritt nach Ungarn mit Franz Schuberts „Ungarischer Melodie in h-Moll D 817“, bevor Matthias Kirschnereit das Wort ergriff und den Vorflyer aus seiner Tasche hervorzauberte. Er sei traurig, dass er auch 2013 nicht bei allen Konzerten anwesend sein könne, da sämtliche Gezeitenkonzerte seiner Meinung nach so interessant seien, dass er eigentlich keins davon verpassen möchte, so der künstlerische Leiter. Und das Programm ist wirklich vielfältig geworden. Begonnen wird mit zwei hochkarätigen Streichquartetten, dem Verdi Quartett und dem Vogler Quartett, die als krönenden Abschluss des Eröffnungskonzertes das Oktett für Streicher Es-Dur op. 20 von Mendelssohn darbieten, bevor sie am Tag drauf beide gemeinsam mit Matthias Kirschnereit als Quintett spielen. Dass dabei dann noch im Verdi-Jahr das einzige Streichquartett gespielt wird, aber auch Entdeckungen von Schulhoff und – meiner persönlichen Entdeckung des letzten Jahres – Mieczysław Weinberg, ließ er dabei nicht unter den Tisch fallen. Danach geht es weiter mit dem Ausnahmepianisten Lars Vogt, der in diesem Jahr mit seiner Partnerin und Bratschistin Rachel Roberts auftritt.

Kurzfristig ist uns leider die tolle Bigband Maiden Voyage auf dem Weg abhanden gekommen. Es ist nicht immer einfach rund sechzig Musiker unter einen Hut zu bekommen. Ursprünglich war geplant, dass die Bigband zusammen mit dem mehrfach preisgekrönten Kammerchor Vocalisti Rostochienses von Dagmar Gatz auftreten sollte. Dafür eine geeignete Spielstätte zu finden, gestaltete sich schwierig. Und als es endlich so weit war, passte der Termin der wichtigsten Person der Band nicht mehr. Auf Benny Köthe wollte Matthias Kirschnereit jedoch nicht verzichten, obgleich er Ersatz vorgeschlagen hatte. So wird der Chor nun durch ihn selbst verstärkt, was vielleicht nicht nötig, aber dennoch eine Bereicherung ist. Gefolgt wird dieses Gezeitenkonzert vom Erlebnistag im Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseum Campen, wo in diesem Jahr das Bremer Figurentheater „Mensch, Puppe!“ in Zusammenarbeit mit den Nekkepenns zwei musikalische Märchen-Programme aufführt. Dazwischen gibt es wieder Workshops für die Kinder, deren Ergebnisse im zweiten Bühnenprogramm zu sehen und zu erleben sind. Um hier nicht gleich alles vorweg zu nehmen – auf alle Gezeitenkonzerte wird hier noch ausführlich eingegangen, kürze ich hier ein wenig ab.

Als besondere Entdeckungen – ganz ohne Thema – haben sich im letzten Jahr die Gipfelstürmer erwiesen. Konnte sich anfangs nicht jeder etwas darunter vorstellen, haben doch gerade diese jungen, aufstrebenden Talente viele Gäste in ihren Bann gezogen. Da sind sich der künstlerische Leiter und das Team der Gezeitenkonzerte sicher: Das wird auch in diesem Jahr gelingen. Caspar Frantz und Julian Arp machen im neuen Gezeitenspielort Kirche Groothusen den Auftakt, gefolgt vom Mariani Klavierquartett in ebenfalls – für uns – neuen Kirche in Timmel, der Joseph Joachim Violinwettbewerbsgewinnerin Alexandra Conunova-Dumortier zusammen mit der energiegeladenen Pianistin Lilit Grigoryan, dem Rheingold Trio und Janka Simowitsch. Den Abschluss der Gipfelstürmer gibt das famose SIGNUM Saxophonquartett im Alten Kurhaus Dangast.
Junge Talente, ob Gipfelstürmer oder Julian Steckel, der als Erster Preisträger des ARD-Wettbewerbs nicht mehr so richtig in diese Kategorie fällt, aber dennoch so jung und aufstrebend ist, wechseln sich mit den arrivierten Künstlern wie Sharon Kam, Christian Tetzlaff oder Ingolf Turban ab. Ein sehr spezielles Konzert gibt es in der Emder Kunsthalle, wo Jörg Widmann nicht nur als Komponist, sondern auch als Klarinettist in Erscheinung tritt und zusätzlich noch ein paar erklärende Worte zu seinen Werken sagt. Dort spielt er zusammen mit dem jungen Neophon Ensemble von Konstantin Heuer.

Gleich fünf Orchesterkonzerte finden sich 2013 im Programm der Gezeitenkonzerte. Dank unseres Hauptförderers Statoil kommt das junge norwegische Ensemble Allegria für gleich zwei Konzerte nach Ostfriesland. Erst im Herbst 2012 wurden die rund zwanzig Musiker im Alter zwischen zwanzig und sechsundzwanzig Jahren vom norwegischen Mutterkonzern als Heroes of Tomorrow (HoT-Talente) ausgezeichnet und stehen somit in einer Reihe mit der Trompeterin Tine Thing Helseth, den Violinistinnen Eldbjørg Hemsing und Vilde Frang oder den Pianisten Christian Ihle Hadland und Leif Ove Andsnes. Das niederländische Haydn Jeugd Strijkorkest gestaltet in der tollen Georgskirche in Weener ein Konzert gemeinsam mit dem ausgezeichneten Puchheimer Jugendkammerorchester. Ingolf Turban spielt zusammen mit der Academy of Taiwan Strings und die Kammerakademie Potsdam setzt den krönenden Schlusspunkt am 11. August in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden.

Zwei Jazzkonzerte, die nicht nur die Kenner erfreuen werden, mit dem Julia Hülsmann Quartett in Aschendorf und dem Ulrich Drechsler Trio auf Gut Horn in Gristede runden das musikalische Angebot im Sommer auf der Ostfriesischen Halbinsel ab.

So sollte für fast jeden Musikliebhaber etwas dabei sein: Matthias Kirschnereit und das Team der Gezeitenkonzerte freuen sich auf neugierige Konzertgäste und ein spannendes Programm mit faszinierenden Künstlern.

Die Gäste waren sich bereits in der Pause einig, dass es ein sehr intensiver Konzertsommer für sie wird.

Nach Hause entließ sie Matthias Kirschnereit nach einem musikalischen Bogen über Italien mit Ginasteras Finale aus der 1. Klaviersonate op. 22 „Ruvido ed ostinato“ und Russland (Rachmaninoffs Prélude gis-Moll op. 32/12 und dem fulminanten Schlusspunkt mit Debussys wunderbarem Mouvement.

Publikum bei der Vorstellung der Gezeitenkonzerte 2013, Foto: Karlheinz Krämer
Publikum bei der Vorstellung der Gezeitenkonzerte 2013, Foto: Karlheinz Krämer

Gezeitenkonzert mit Jörg Widmann und dem Neophon Ensemble

Geschrieben am
Jörg Widmann, Foto: Marco Borggreve
Jörg Widmann, Foto: Marco Borggreve

Am Freitag haben wir die abschließende Bestätigung der Agentur Harrison Parrott erhalten, dass der komponierende Klarinettist Jörg Widmann zusammen mit dem jungen Neophon Ensemble ein Gezeitenkonzert in der Emder Kunsthalle bestreiten wird. Das wird in diesem Jahr das einzige Gezeitenkonzert mit ausschließlich Neuer Musik, in dem – natürlich – überwiegend Werke von Jörg Widmann selbst, aber auch von Morton Feldmann gespielt werden. Jörg Widmann gibt eine Einführung in seine Werke und spielt seine „Fantasie“ selbst, um dann aber das Feld seinem jungen Rostocker Kollegen zu überlassen.
Stattfinden wird dieses Gezeitenkonzert im Atrium der Kunsthalle Emden am 13. Juli 2013 um 20:00 Uhr. Dem Neophon Ensemble widmet der Gezeitenblog in Kürze einen eigenen Post – auch darüber gibt es genug zu schreiben. Wer sich vorab informieren möchte, kann das auf der Homepage.

Der Musikwissenschaftler und künftige Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern Markus Fein sagt über die Musik des 39-Jährigen: „Wer der Musik Jörg Widmanns zum ersten Mal begegnet, ist von ihrer Unmittelbarkeit und Intensität überrascht. Die Musik stürzt nicht selten wie ein Katarakt auf den Hörer ein, sie ist maßlos in ihrer überschäumenden Virtuosität oder in ihrer unendlichen Traurigkeit.“

Jörg Widmann
Jörg Widmann studierte Klarinette zuerst an der Hochschule für Musik in München bei Gerd Starke, dann bei Charles Neidich an der Juilliard School in New York. Bereits im Alter von elf Jahren nahm der Kompositionsunterricht bei Kay Westermann. Später folgten Studien bei Wilfried Hiller, Hans Werner Henze und bei Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm. Seine große Passion als Klarinettist gilt der Kammermusik. Regelmäßig spielt er mit Partnern wie Kim Kashkashian, Gidon Kremer, Tabea Zimmermann und Hélène Grimaud und als Solist in Orchesterkonzerten im In- und Ausland. In diesem Jahr gibt Jörg Widmann gemeinsam mit dem Hagen Quartett mehrere Konzerte in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Jörg Widmann arbeitet mit Dirigenten wie Christoph von Dohnányi, David Zinman, Kent Nagano und Christoph Eschenbach zusammen. Sein IV. Streichquartett wurde 2005 vom Vogler Quartett uraufgeführt, die in diesem Jahr Künstler der Gezeitenkonzerte sind. Christian Tetzlaff hob gemeinsam mit der Jungen Deutschen Philharmonie Wiedmanns Violinkonzert aus der Taufe.
Mehrere neue Klarinettenkonzerte wurden ihm gewidmet, darunter Werke von Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Heinz Hollinger. Ende 2012 wurde sein Werk „Teufel Amor“ von den Wiener Philharmonikern uraufgeführt.
Seit 2001 ist Jörg Widmann Professor für Klarinette an der Freiburger Hochschule für Musik. Im Jahr 2009 erhielt er dort eine zusätzliche Professur für Komposition.

Auszeichnungen
Für seine Kompositionen erhielt Jörg Widmann zahlreiche Preise wie z. B. den Schneider-Schott-Musikpreis, den Paul-Hindemith-Preis, den Ehrenpreis der Münchener Opern-Festspiele und den Arnold-Schönberg-Preis, den Claudio-Abbado-Kompositionspreis der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker sowie den Kompositionspreis des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg.
Am Wochenende wurde bekannt gegeben, dass Jörg Widmann am 23. März bei der Langen Nacht der Kammermusik den neuen Musikpreis des Heidelberger Frühling verliehen bekommt. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt „Kulturschaffende, die sich authentisch, substanziell und nachhaltig für die Vermittlung von klassischer Musik einsetzen“.

Composer und Artist in Residence
Als Composer resp. Artist in Residence war Jörg Widmann zu Gast beim Deutschen Sinfonie-Orchester Berlin, beim Lucerne Festival, den Salzburger Festspielen, der Kölner Philharmonie und dem Wiener Konzerthaus sowie beim Cleveland Orchestra.

Gezeitenkonzert mit Sharon Kam, Matan Porat und Ori Kam in Arle

Geschrieben am

Kam_Porat_KamEin besonderer Leckerbissen wartet in der bezaubernden Kirche in Arle auf die Besucher der Gezeitenkonzerte 2013. Nachdem die Echo-Preisträgerin Sharon Kam im letzten Jahr bei Ihrem Auftritt zusammen mit Stefan Kiefer in Reepsholt so begeistert von Ostfriesland und vor allem dem interessierten, herzlichen Publikum war, hatte sie Matthias Kirschnereit schon im Anschluss an dieses Gezeitenkonzert mitgeteilt, dass sie gerne auch in diesem Jahr wieder dabei wäre. Nun bin ich gespannt auf diese Besetzung, denn in Arle spielen am 6. August 2013 um 20:00 Uhr neben Sharon Kam (Klarinette) der vielseitig begabte Komponist und Pianist Matan Porat und ihr Bruder und Bratschist Ori Kam. Es war nicht ganz so einfach, einen Termin für dieses Konzert zu finden, da alle drei sehr gefragte Künstler sind. Dadurch ist auch der Ausreißer bei den Wochentagen – es wurde ein ungewohnter Dienstag – entstanden. Die drei Künstler freuen sich ausdrücklich auch auf den Spielort, die Kirche in Arle, die allein durch ihr imposantes Äußeres – auf einer Warft tronend – und die zahlreichen inneren Werte (mehr in Kürze) auftrumpft. Zu hören sind dort Mozarts Kegelstatt-Trio, Schumanns Märchenerzählungen und – sicherlich für manchen eine Entdeckung – György Kurtágs “Hommage à Robert Schumann op. 15 d” und die Acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier op. 83 von Max Bruch.

Sharon Kam, Foto: Karlheinz Krämer
Sharon Kam, Foto: Karlheinz Krämer

Sharon Kam
Sie ist eine der führenden Klarinettistinnen weltweit und konzertiert regelmäßig in unterschiedlichen Besetzungen – gerne z. B. mit dem Pianisten Lars Vogt, aber auch mit großen Orchestern wie dem London Symphony Orchestra, in der Wigmore Hall, Concertgebouw Amsterdam oder der Alten Oper Frankfurt. Als begeisterte Kammermusikerin arbeitet Sharon Kam mit Künstlerfreunden wie Heinrich Schiff, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas oder Tabea Zimmermann zusammen. Leidenschaftlich gerne spielt sie Kammermusik, aber auch moderne Werke und Jazz. Sie wurde bereits zweimal mit dem ECHO Klassik als „Instrumentalistin des Jahres“ ausgezeichnet: 1998 für ihre Weber-Aufnahme mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur und im Jahr 2006 für ihre CD mit dem MDR Sinfonieorchester und Werken von Spohr, Weber, Rossini und Mendelssohn. Regelmäßig gibt sie Meisterkurse, so z. B. im Anschluss an das Gezeitenkonzert bei der Internationalen Sommerakademie ISA in Wien.

Matan Porat, Foto: Steve Riskind
Matan Porat, Foto: Steve Riskind

Matan Porat
Der Pianist und Komponist Matan Porat studierte bei Emanuel Krasovsky, Maria João Pires und Murray Perahia, wurde mit dem Prime Minister Award für seine kompositorische Arbeit ausgezeichnet und konnte sich damit als Komponist bei Ruben Seroussi und George Benjamin weiterbilden. Als begeisterter Kammermusiker ist er gern gesehener Gast bei den Festivals in Marlboro, Ravinia, Verbier, Salzburg und Delft sowie beim Jerusalem International Chamber Music Festival. Er konzertiert unter anderem mit dem Ysaye und dem Jerusalem Quartett, Dorothea Röschmann, Kim Kashkashian, Emmanuel Pahud und Mitgliedern des Guarneri Quartetts. Als Solist konzertierte Matan Porat mit dem Chicago Symphony Orchestra und allen großen Symphonie- und Kammerorchestern in Israel. Außerdem spielte er in Konzertsälen wie der Carnegie Hall in New York, dem Auditorium du Louvre in Paris, dem Barbican in London und der Alten Oper Frankfurt. Sein vielseitiges Konzertrepertoire umfasst ebenso die Goldberg Variationen und die 6 Partiten für Solo-Klavier von Johann Sebastian Bach wie die Sonaten von Charles Ives ein. Ein sehr schönes Porträt von Ilona Oltuski lesen Sie hier.

Ori Kam, Foto: Felix Broede
Ori Kam, Foto: Felix Broede

Ori Kam
Von der New York Times für seine ” faszinierende Bühnenpräsenz” gelobt, spielte der Bratscher Ori Kam als Solist bereits auf einigen der bedeutendsten Bühnen der Welt. Nach seinem Debüt mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta im Alter von 16 Jahren wurde er sofort wieder engagiert. Seitdem spielte er mit allen bedeutenden Orchestern Israels, dem National Symphony Orchestra im Kennedy Center in Washington DC, dem New Jersey Symphony Orchestra im neuen New Yorker Performing Arts Center, der Manhattan Philharmonia, dem Bronxville Symphony Orchestra, sowie der Sinfonia Varsovia. Ori Kam gab zahlreiche Recitals in den USA, Europa und Israel. Als ein begeisterter Kammermusiker ist Ori Kam auch Begründer und künstlerischer Leiter der Israel Chamber Music Society. Er spielte als Mitglied des Whitman String Quartet sowie mit zahlreichen anderen Künstlern wie Isaac Stern, Itzhak Perlman, Pinchas Zukerman, Gil Shaham, Paul Neubauer, Bernard Greenhouse, Lynn Harrel, David Geringas und dem Saint Lawrence String Quartet. Ori Kam ist gern gehörter Künstler bei den Festivals in Verbier, Tangelwood, Aspen, Santa-Fe, Schleswig-Holstein, La Jolla, Chamber Music Northwest, der Schubertiade, dem Jerusalem Chamber Music Festival und er war regelmäßig Gast beim Bahnhof Rolandseck Musik Festival in Bonn um nur einige zu nennen.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern