Warnfriedkirche in Osteel

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Warnfriedkirche Osteel, Foto: Karlheinz Krämer
Warnfriedkirche Osteel, Foto: Karlheinz Krämer

Der Namenspatron Warnfried war ein englischer Friesenmissionar, der im Jahr 760 starb. Ihm wurde die einschiffige Kreuzkirche bei ihrer Fertigstellung im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts geweiht. Querschiff und Chor mussten 1830 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Langschiff und Turm wurden gleichzeitig verkürzt. Das Vorbild für diesen Sakralbau steht im nur drei Kilometer entfernten Marienhafe. Ebenso wie dort gab es an Chor und Querschiff Nischen, die für Skulpturen gedacht waren, von denen sich jedoch keine Spuren mehr fanden.

Innenschiff
Im Innern der Warnfriedkirche sind an den Wänden noch die Rumpfsäulen zu erkennen, auf denen einst die 1686 eingestürzten Gewölbe ruhten. Der Kirchenraum ist nun mit einer schönen, mit geometrischen Formen verzierten Decke überzogen. Die Ostwand richtete man neu auf und versah sie mit zwei großen, spitzbogigen Fenstern, die viel Licht in die Kirche fallen lassen.
Vom romanischen Inventar ist nur der Sockel einer Taufe aus Bentheimer Sandstein übrig geblieben. Man sieht ihm an, dass er lange Zeit auf dem Friedhof sein Dasein fristen musste, ehe man ihn in den 80er-Jahren wieder in die Kirche holte und mit einem sehr modernen Aufsatz krönte.
Der neugotische Altaraufsatz stammt von 1891. Unter spitzen Giebeln und schlanken Filialen zeigt das Gemälde die Kreuzigung. In den Seitenfeldern stehen zwei Apostelfiguren.
Die reich verzierte Kanzel fertigte Meister Egbert Harmens Smit aus Norden 1699. Bemerkenswert ist der reich verzierte, an eine Krone erinnernde Schalldeckel.

Die Orgel von europäischer Bedeutung des aus Groningen stammenden Orgelbaumeisters Edo Evers, der von 1616-1630 in Emden und Jever seine Werkstatt hatte, stammt von 1619 und ist damit nach der Orgel in Rysum die zweitälteste in Ostfriesland. Bei ihrer 1995 abgeschlossenen Restaurierung durch Jürgen Arend aus Leer-Loga hat sie ihr ursprüngliches Erscheinungsbild der Renaissance mit den Flügeltüren und der alten Aufteilung der Prospektpfeifenfelder wiederbekommen. Typisch für den Renaissancestil sind auch die Laternen als Bekrönung der Pfeifentürme, die Beschlagwerksornamentik sowie die Schriftbänder in den Gesimszonen. Der alte Pfeifenbestand blieb trotz vieler Eingriffe im Wesentlichen erhalten. So entspricht die Orgel heute in Aussehen und Klang ihrem historischen Wert und gehört damit zu den bedeutendsten Orgeln Ostfrieslands.

Hinter dem Altar befindet sich ein Erinnerungsstein an den Osteeler Pastor und Astronomen David Fabricius, der 1617 von einem Gemeindemitglied, das er während der Predigt des Diebstahls bezichtigt hatte, erschlagen wurde.
Auf dem Friedhof steht ein Denkmal von 1895 für ihn und seinen Sohn Johannes. Die beiden haben um 1600 vom damals noch höheren Turm aus bedeutende astronomische Entdeckungen, zum Beispiel die Sonnenflecken, gemacht. Es stellt Urania, die Muse der Sternenkunde dar, die die Sonnenscheibe hält.

Text: Monika van Lengen

Ev.-luth. Warnfriedkirche Osteel
Fabriciusstraße
26529 Osteel

Warnfriedkirche Osteel, Foto: Karlheinz Krämer
Warnfriedkirche Osteel, Foto: Karlheinz Krämer

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