Gezeitenkonzert mit Julian Steckel auf NDR Kultur

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Julian Steckel beim Gezeitenkonzert in Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer
Julian Steckel beim Gezeitenkonzert in Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer

Am Sonntag, dem 23. Februar 2014 sendet NDR Kultur ab 22:00 Uhr in der Soirée den zweiten von insgesamt drei Mitschnitten der Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft aus dem vergangenen Jahr. NDR Kultur ist Kulturpartner der Gezeitenkonzerte und sendet in Ostfriesland auf 90,0 MHz.
Am 18. Juli 2013 war der junge, aufstrebende Cellist Julian Steckel zu Gast in der hübschen kleinen Dorfkirche Buttforde. Dort spielte er die Suiten Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 6 für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach. Im Anschluss daran titelte Simon Hopf hier im Gezeitenblog sehr treffend: “Nächste Ausfahrt: Olymp”.
Die insgesamt sechs Bachsuiten gehören zum Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurde. Gleichzeitig waren Solowerke für Cello zu dieser Zeit nicht nur ungewöhnlich, sondern geradezu Neuland. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten und Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte (mein Dank gilt wieder einmal Ulf Brenken für sein Fachwissen).
Julian Steckel, 1. ARD- und ECHO-Klassik-Preisträger, gehört international zu den gefragtesten Cellisten und ist seit 2011 Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. In Buttforde begeisterte er durch sein intensives, mitreißendes Spiel, seine Unaufgeregtheit, die Publikumsnähe und seine umwerfend sympathische Art. Nach dem Konzert sprang er mal eben in den Ü-Wagen, der vor der alten Pastorei stand, um zu fragen, ob alles ok war, bevor er sich dann ganz gelassen unters Volk mischte. Bei uns im Team stand schnell fest: Der soll doch bitte bald wiederkommen!
Wir bedanken uns noch einmal bei den Buttfordern, die uns an diesem lauen Sommerabend großartig unterstützt haben. So war es ein rundum gelungener Abend.

Julian Steckel beim Gezeitenkonzert in Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer
Julian Steckel beim Gezeitenkonzert in Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer

Buttforde – Nächste Ausfahrt: Olymp

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Julian Steckel, Foto: Karlheinz Krämer
Julian Steckel, Foto: Karlheinz Krämer

Am vergangenen Samstag blätterten einige Mitglieder vom neophon ensemble durch das diesjährige Programmheft der Gezeitenkonzerte. Nach einigen gutheißenden Blicken (Ah ja, Lars Vogt!), interessiertem Lesen (Aha, Nekkepenns!) gab es Hochachtung (Oh ja, Julian Steckel!). Leuchtende Augen überall, wenn der Name Steckel fällt. Shootingstar, Preise-Abräumer (ECHO Klassik, ARD Preisträger usw.), Cello-Verführer – mit 30 Jahren trägt der junge Künstler (der auch schon Hochschulprofessor in Rostock ist) so einige Titel mit sich im Handgepäck herum.

Ein unwissenschaftlicher Seitenblick: Wenn der Wikipedia Artikel für ein Solowerk für Cello von Bach so lang ist, dass man eine Weile runterscrollen kann, muss das ja schon was heißen, denkt man. (Vor allem, wenn viele Artikel zu Klassikstücken noch sträflich kurz sind).
Bachs Stücke sind „tiefgründig, harmonisch und polyphon“ schrieb der Spiegel einmal. Der berühmte Cellist Pau Casals ging soweit, die Suiten als die Quintessenz von Bachs Schaffen zu bezeichnen, „und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik“. Es gibt ja Menschen, die ihr Leben lang ausschließlich Bach hören sollen…

Die Suiten für Violoncello sind für die Cellisten also das, was für die Pianisten das Wohltemperierte Klavier ist: ein Dauerbrenner. Für das musikalische (Über-)Leben unersetzlich. „Auf dem Olymp der Cellisten“ – so überschrieb Ulf Brenken das gestrige Abendprogramm.

Nicht auf dem Olymp, sondern erst einmal auf der Bühne in Buttforde gestaltete nun Julian Steckel weltgewinnend sein Gezeitenkonzert. Die Rahmenbedingungen waren wie geschaffen: super Wetter, ostfriesische Stille und endlose Weite in Buttforde. Buttforde? Frage an die weise Dame Wikipedia: „Buttforde ist ein Haufendorf (Wer jetzt kichert, verliert). „Ein Haufendorf ist ein geschlossen bebautes Dorf mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen und häufig unterschiedlich großen Höfen“.
Die Kirchengemeinde hatte sich extra beworben und nach gründlicher Prüfung war es eine Freude, auch diesen Klangraum für die Gezeiten neu zu entdecken und zu bespielen.

Auch NDR Kultur war sofort auf dieses Konzert angesprungen und zeichnete es gestern auf. Abgesehen von einem kurzen Fiepen, das wohl von einem Hörgerät ausging, hat die Aufzeichnung super geklappt und man versicherte uns, dass am Ende nur die Musik zu hören sei. Der Sendetermin wird noch bekanntgegeben.

Das Konzert an sich war schlicht atemberaubend. So konzentriert, perfekt, wohlüberlegt, über alles Technische erhaben, spielen wohl nur wenige diese Suiten (Dazu reicht schon ein Besuch bei Youtube). Beeindruckt und bewegt verließen wir die Kirche zur Pause.
Am Ende gab es noch Autogramme, unter anderem für eine 10-jährige Konzertbesucherin, die selber Cello spielt und ganz hingerissen war. Ein Platz in der ersten Reihe war frei geworden und so hatte sie den besten Blick auf die rasanten Finger.

Um Mitternacht endete der Tag für uns und Julian Steckel entspannt mit einem gemeinsamen Bier in Aurich und meiner Erkenntnis, dass es für so ein Cello Solo-Konzert keinen besseren Musiker gibt als Julian Steckel. Ein Leben lang Bach? Wenn Julian Steckel das Cello übernimmt, bin ich dabei!

Julian Steckel beim Gezeitenkonzert in Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer
Julian Steckel beim Gezeitenkonzert in Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer

Gezeitenkonzert mit Top-Cellist Julian Steckel in Buttforde

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Julian Steckel, Foto: Marco Borggreve
Julian Steckel, Foto: Marco Borggreve

Julian Steckel sagt über die Bach-Suiten, es sei, als halte man eine Predigt. Für ihn ist es „eine der intensivsten Erfahrungen, die man in einem Konzert haben kann“ (s. Interview mit Karin Baumann in den Ostfriesischen Nachrichten, auch hier im Gezeitenblog). Dass er dieses Erlebnis dann gleich in einer St. Marien-Kirche zelebrieren kann, passt! Zurzeit probt der junge, gut aussehende Mann für sein Gezeitenkonzert bei uns im Preußenzimmer in der Ostfriesischen Landschaft. Leider hinter verschlossenen Türen, sodass nichts zu uns in die Büros dringt.

Julian Steckel ist einer der besten Cellisten seiner Generation. Nachdem er vor drei Jahren den ersten Preis des Internationalen ARD Wettbewerbs verliehen bekam, gab es im letzten Jahr noch den begehrten ECHO Klassik obendrauf. Neben seiner regen Konzerttätigkeit ist er Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seine aktuellste CD zusammen mit dem fantastischen Paul Rivinius am Klavier mit Werken von Prokofiev und Rachmaninoff, eine Koproduktion mit BR Klassik, war gleich CD der Woche bei mehreren Radiostationen. Mit dem Cello-Spiel begann Julian Steckel im Alter von fünf Jahren und hatte lange Unterricht bei Ulrich Voss, bevor er bei Gustav Rivinius, Boris Pergamenschikow, Heinrich Schiff und Antje Weithaas studierte. Er ist zu Gast bei den wichtigsten Festivals in Deutschland und darüber hinaus. Morgen spielt Julian Steckel beispielsweise gemeinsam mit Lauma, Baiba und Linda Skride unter der Überschrift “Perfekte Symbiose” beim Schleswig-Holstein Musikfestival.

Auf seinem Programm heute Abend stehen drei der sechs Bach-Suiten, über die Ulf Brenken schreibt, dass diese zu dem Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurden, gehören. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten für Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte. Besonders die weiblichen Chormitglieder der Vocalisti Rostochienses wären gerne auch bei diesem Gezeitenkonzert dabei gewesen.

NDR Kultur hat sich als Medienpartner der Gezeitenkonzerte aus mehreren Vorschlägen schnell dieses Konzert ausgewählt und wird es mitschneiden. Im kleinen Örtchen Buttforde für den großen Ü-Wagen einen Platz zu finden, ist gar nicht so einfach. Glücklicherweise unterstützt uns die Dorfgemeinschaft dort tatkräftig, hilft, wo sie kann und weist z. B. die Parkplätze an. Überhaupt hat sich in Buttforde in diesem Jahr schon viel getan. Als wir im Winter der Einladung vom Ortsvorsteher Henning Bernau gefolgt waren und uns das Örtchen angeschaut haben, war er noch ganz traurig, dass die Sträucher noch nicht so beschnitten waren und die Arbeiten an der Alten Schule noch nicht begonnen hatten. Lassen Sie sich überraschen, wie Buttforde sich gemausert hat. Die einzigartige Richborn-Orgel in der Kirche wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten jedenfalls Ende Januar feierlich eingeweiht. Wir bedanken uns an dieser Stelle schon einmal für die tolle Unterstützung im Vorfeld und freuen uns auf einen schönen lauen Sommerabend mit wunderbaren Celloklängen in Buttforde.

Spezielle Bewerbung des Gezeitenkonzertes in Buttforde
Spezielle Bewerbung des Gezeitenkonzertes in Buttforde

St. Marien-Kirche in Buttforde

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Kirche Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer
Kirche Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer

In diese schöne, kleine Dorfkirche wurden die Gezeitenkonzerte im Winter vom Ortsvorsteher Henning Bernau eingeladen. Nach vielen Überlegungen und Terminverschiebungen haben wir für 2013 vereinbart, dass Cellist Julian Steckel dort auftritt und die Orgel leider nicht zum Klingen gebracht wird. Eigentlich war dafür  Christoph Schoener, Kirchenmusikdirektor der Hamburger Michaeliskirche, gemeinsam mit Matthias Kischnereit und Bariton Andreas Schmidt angedacht. Julian Steckel ist jedoch ein würdiger Ersatz und freut sich auf seinen Auftritt bei den Gezeitenkonzerten. Auf uns wartet mit dem Buttforder Bürgerverein ein eingespieltes Team, das uns seine volle Unterstützung zugesichert hat.

Die Kirche
Die romanische Granitquaderkirche wurde um 1230 als rechteckiger Saalbau mit eingezogener Apsis erbaut. Die hoch sitzenden Fenster erweiterte man im 17. Jahrhundert, ebenso wurde die Westwand mit Backsteinen neu errichtet und die Apsis erhöht. Die Kirche ist heute flach gedeckt. Sie war einst mit drei Jochen überwölbt, auch die Apsis hatte ein Gewölbe, das 1600 zerstört wurde. Zwischen Kirchenschiff und Chor befindet sich ein steinerner Lettner mit drei Rundbögen.

Der Altar
Im Chor steht ein spätgotischer Flügelaltar, entstanden um 1480 in Nordwestdeutschland, der Szenen aus dem Leben Marias zeigt. Dies ist der einzige vollständig erhaltene Marienaltar in Ostfriesland. Fast alle anderen 17 Altäre, die von den circa 500 Altären, die sich in den Kirchen befanden, nach dem „Bildersturm“ der Reformation im ostfriesischen Küstenraum übrig blieben, sind Kreuzigungsaltäre, auf denen die Passionsgeschichte Jesu im Mittelpunkt steht. Auch auf diesem Altar sind nur Szenen aus dem Marienleben zu sehen, die unmittelbar mit Jesus zu tun haben: Geburt Jesu, die Anbetung der Könige und die Darbringung des Sohnes Jesus im Tempel. Die Mutter Gottes ist in jeder Szene sehr präsent. Das hat dem Altar wohl sein Leben gerettet.
Der Altar war ursprünglich farbig gefasst, seine jetzige Holzsichtigkeit zeigt aber vielleicht besser als die ehemalige Farbigkeit die Feinheit der Holzschnitzereien.
Wahrscheinlich ist der Altar die Stiftung eines wohlhabenden Gemeindemitglieds. Darauf hin deuten könnte die kniende Frau links in der Geburtsszene.

Schnitzereien in der Buttforder Kirche, Foto: Karlheinz Krämer
Schnitzereien in der Buttforder Kirche, Foto: Karlheinz Krämer

Schnitzereien im Chorraum
Im Chorraum und unter dem Lettner sind ebenfalls bemerkenswerte Holzschnitzereien aufgestellt: eine thronende Muttergottes (Mitte 14. Jahrhundert), eine Marienklage (Pietà) und eine Madonna auf der Mondsichel (beide Mitte des 15. Jahrhundert). Die Spätrenaissance-Kanzel mit ihrem Aufgang (1655) ist reich bemalt mit Bildnissen der Propheten, Evangelisten und Martin Luthers. Der schlichte Taufstein aus Granit, der später auf einen Sockel gestellt und mit einer Messingschale, deren Umschrift den Stifter und das Stiftungsdatum nennt, abgedeckt wurde, stammt vermutlich aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, ebenso das Weihwasserbecken, das bis in den 50er-Jahren in einem Bauerngarten stand.


Lettner, Empore und Richborn-Orgel

Über dem steinernen Lettner aus dem 15. Jahrhundert mit drei rundbogigen Durchgängen befindet sich der „Apostelboden“ mit einer Brüstung, die reich mit Szenen aus der Bibel, Inschriften und Wappen bemalt und mit einem zierlichen Traljengitter geschmückt ist. Auf dieser Empore steht ein besonderes Juwel: die 1681 vom wichtigsten Hamburger Orgelbaumeister vor Arp Schnitger, Joachim Richborn, von 1677-1681 in Ostfriesland wirkend, erbaute einmanualige Orgel mit angehängtem Pedal und neun Registern. Sie thront im vorgezogenen Mittelteil der Empore mit ihrem prachtvollen Prospekt mit polygonalem (vieleckigem) Mittelturm, seitlichen Spitztürmen und einfachen, kleinen Flachfeldern. 1949 wurde die Orgel gründlich gereinigt und repariert, wobei außer den Pfeifen des Trompetenregisters alle Register erhalten blieben. Obwohl sich die hölzernen Teile der Orgel mittlerweile in einem baulich sehr schlechten Zustand befinden, ist der Klang immer noch von ungebrochener Lebendigkeit und Frische. Für die Restaurierung dieser Orgel von europäischer Bedeutung wurden in der Gemeinde Spenden und Kollekten gesammelt.

Nach der zweijährigen, aufwändigen Sanierung durch Orgelbauer Ahrend in Leer konnte am 27. Januar 2013 die Richborn-Orgel in einem Festgottesdienst mit einer Predigt von Superintendent Dr. Detlef Klahr eingeweiht werden. Wir haben sie uns schon vorher anschauen dürfen und waren allein vom Äußeren sehr angetan und freuen uns, dass Buttforde mit diesem Schmuckstück aufwarten kann!

Für alle kurzentschlossenen Besucher außerhalb der Gottesdienste oder eines Gezeitenkonzertes noch ein kleiner Tipp: Der Schlüssel für die Kirche kann an der nahegelegenen AVIA-Tankstelle in Buttforde ausgeliehen werden.

Kirche Buttforde von innen, Foto: Karlheinz Krämer
Kirche Buttforde von innen, Foto: Karlheinz Krämer

Text nach Monika van Lengen (mit Ergänzungen)

Ev.-luth. St. Marien-Kirche Buttforde
Neudorfer Weg 1
26409 Wittmund-Buttforde

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern