St. Marien-Kirche in Buttforde

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Kirche Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer
Kirche Buttforde, Foto: Karlheinz Krämer

In diese schöne, kleine Dorfkirche wurden die Gezeitenkonzerte im Winter vom Ortsvorsteher Henning Bernau eingeladen. Nach vielen Überlegungen und Terminverschiebungen haben wir für 2013 vereinbart, dass Cellist Julian Steckel dort auftritt und die Orgel leider nicht zum Klingen gebracht wird. Eigentlich war dafür  Christoph Schoener, Kirchenmusikdirektor der Hamburger Michaeliskirche, gemeinsam mit Matthias Kischnereit und Bariton Andreas Schmidt angedacht. Julian Steckel ist jedoch ein würdiger Ersatz und freut sich auf seinen Auftritt bei den Gezeitenkonzerten. Auf uns wartet mit dem Buttforder Bürgerverein ein eingespieltes Team, das uns seine volle Unterstützung zugesichert hat.

Die Kirche
Die romanische Granitquaderkirche wurde um 1230 als rechteckiger Saalbau mit eingezogener Apsis erbaut. Die hoch sitzenden Fenster erweiterte man im 17. Jahrhundert, ebenso wurde die Westwand mit Backsteinen neu errichtet und die Apsis erhöht. Die Kirche ist heute flach gedeckt. Sie war einst mit drei Jochen überwölbt, auch die Apsis hatte ein Gewölbe, das 1600 zerstört wurde. Zwischen Kirchenschiff und Chor befindet sich ein steinerner Lettner mit drei Rundbögen.

Der Altar
Im Chor steht ein spätgotischer Flügelaltar, entstanden um 1480 in Nordwestdeutschland, der Szenen aus dem Leben Marias zeigt. Dies ist der einzige vollständig erhaltene Marienaltar in Ostfriesland. Fast alle anderen 17 Altäre, die von den circa 500 Altären, die sich in den Kirchen befanden, nach dem „Bildersturm“ der Reformation im ostfriesischen Küstenraum übrig blieben, sind Kreuzigungsaltäre, auf denen die Passionsgeschichte Jesu im Mittelpunkt steht. Auch auf diesem Altar sind nur Szenen aus dem Marienleben zu sehen, die unmittelbar mit Jesus zu tun haben: Geburt Jesu, die Anbetung der Könige und die Darbringung des Sohnes Jesus im Tempel. Die Mutter Gottes ist in jeder Szene sehr präsent. Das hat dem Altar wohl sein Leben gerettet.
Der Altar war ursprünglich farbig gefasst, seine jetzige Holzsichtigkeit zeigt aber vielleicht besser als die ehemalige Farbigkeit die Feinheit der Holzschnitzereien.
Wahrscheinlich ist der Altar die Stiftung eines wohlhabenden Gemeindemitglieds. Darauf hin deuten könnte die kniende Frau links in der Geburtsszene.

Schnitzereien in der Buttforder Kirche, Foto: Karlheinz Krämer
Schnitzereien in der Buttforder Kirche, Foto: Karlheinz Krämer

Schnitzereien im Chorraum
Im Chorraum und unter dem Lettner sind ebenfalls bemerkenswerte Holzschnitzereien aufgestellt: eine thronende Muttergottes (Mitte 14. Jahrhundert), eine Marienklage (Pietà) und eine Madonna auf der Mondsichel (beide Mitte des 15. Jahrhundert). Die Spätrenaissance-Kanzel mit ihrem Aufgang (1655) ist reich bemalt mit Bildnissen der Propheten, Evangelisten und Martin Luthers. Der schlichte Taufstein aus Granit, der später auf einen Sockel gestellt und mit einer Messingschale, deren Umschrift den Stifter und das Stiftungsdatum nennt, abgedeckt wurde, stammt vermutlich aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, ebenso das Weihwasserbecken, das bis in den 50er-Jahren in einem Bauerngarten stand.


Lettner, Empore und Richborn-Orgel

Über dem steinernen Lettner aus dem 15. Jahrhundert mit drei rundbogigen Durchgängen befindet sich der „Apostelboden“ mit einer Brüstung, die reich mit Szenen aus der Bibel, Inschriften und Wappen bemalt und mit einem zierlichen Traljengitter geschmückt ist. Auf dieser Empore steht ein besonderes Juwel: die 1681 vom wichtigsten Hamburger Orgelbaumeister vor Arp Schnitger, Joachim Richborn, von 1677-1681 in Ostfriesland wirkend, erbaute einmanualige Orgel mit angehängtem Pedal und neun Registern. Sie thront im vorgezogenen Mittelteil der Empore mit ihrem prachtvollen Prospekt mit polygonalem (vieleckigem) Mittelturm, seitlichen Spitztürmen und einfachen, kleinen Flachfeldern. 1949 wurde die Orgel gründlich gereinigt und repariert, wobei außer den Pfeifen des Trompetenregisters alle Register erhalten blieben. Obwohl sich die hölzernen Teile der Orgel mittlerweile in einem baulich sehr schlechten Zustand befinden, ist der Klang immer noch von ungebrochener Lebendigkeit und Frische. Für die Restaurierung dieser Orgel von europäischer Bedeutung wurden in der Gemeinde Spenden und Kollekten gesammelt.

Nach der zweijährigen, aufwändigen Sanierung durch Orgelbauer Ahrend in Leer konnte am 27. Januar 2013 die Richborn-Orgel in einem Festgottesdienst mit einer Predigt von Superintendent Dr. Detlef Klahr eingeweiht werden. Wir haben sie uns schon vorher anschauen dürfen und waren allein vom Äußeren sehr angetan und freuen uns, dass Buttforde mit diesem Schmuckstück aufwarten kann!

Für alle kurzentschlossenen Besucher außerhalb der Gottesdienste oder eines Gezeitenkonzertes noch ein kleiner Tipp: Der Schlüssel für die Kirche kann an der nahegelegenen AVIA-Tankstelle in Buttforde ausgeliehen werden.

Kirche Buttforde von innen, Foto: Karlheinz Krämer
Kirche Buttforde von innen, Foto: Karlheinz Krämer

Text nach Monika van Lengen (mit Ergänzungen)

Ev.-luth. St. Marien-Kirche Buttforde
Neudorfer Weg 1
26409 Wittmund-Buttforde

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern