Gezeitenblog

Neue Kirche in Emden

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Neue Kirche, Foto: Karlheinz Krämer
Neue Kirche, Foto: Karlheinz Krämer

Die „Neue Kirche“ entstand 1643-48 im gemäßigten Barockstil. Ihr Architekt war der Emder Ratsherr Martin Faber, der neben seiner Funktion als Stadt-Ingenieur auch als Maler und Kartograph tätig war*.
Wahrscheinlich nach dem Vorbild der Noorderkerk in Amsterdam schuf er die „Neue Kirche“. Diese ist zwar eine Kreuzkirche, während Faber einen Arm fortließ, sonst jedoch ist die Ähnlichkeit unverkennbar.
Nähert man sich der Kirche von der Norderstraße her, so scheint es noch so, als sei der hoch aufragende Bau auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes mit gleichlangen Armen erbaut worden. Von der Brückstraße aus erkennt man jedoch, dass der südliche Arm zu einem Risaliten verkümmert ist. Auf dem Schnittpunkt der Kreuzarme erhebt sich ein zierlicher Dachreiter, der mit einer Nachbildung der Kaiserkrone Rudolphs II. von Habsburg geziert ist, wodurch die Stadt Emden ihre Reichsunmittelbarkeit und somit ihre Unabhängigkeit von der ostfriesischen Landesherrschaft betonen wollte.

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Don’t stop ’til you get enough

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Die Lange Nacht der Gipfelstürmer I

vision string quartet, Foto: Karlheinz Krämer
vision string quartet, Foto: Karlheinz Krämer

Zum Beispiel das Vision String Quartet. Wer heute gut sein will, spielt nicht nur die Klassiker einwandfrei und frisch, sondern wird selbst aktiv. Dann bedient man sich mal rotzfrech der deutschen Nationalhymne und lässt sie in nationale Disharmonie abkippen. Oder bearbeitet Schuberts „Erlkönig“ fürs Streichquartett und kann einfach alles von Jazz bis Klassik. Für Beethovens Streichquartett Nr. 7 F-Dur gibt es fünf Minuten Standing Ovation. Mancher sah da schon das Solokonzert 2015…

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Die erste Lange Nacht der Gipfelstürmer 2014

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Janka Simowitsch und Emanuel Jessel, Foto: Karlheinz Krämer
Janka Simowitsch und Emanuel Jessel, Foto: Karlheinz Krämer

Nach dem großen Erfolg der Langen Nacht der Gipfelstürmer bei den Gezeitenkonzerten 2013 haben wir in diesem Jahr gleich zwei davon ins Programm aufgenommen. Beide waren relativ schnell ausverkauft. Am Samstagabend war es soweit. Nachdem sich die Gezeitenkonzerte über Tag am Auricher Projekt „Kulturhäppchen“ beteiligt hatten, indem sie Neugierige einluden, sich die Vorbereitungen im Ständesaal und im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft anzuschauen, ging es um 18:00 Uhr los. Leider fing es pünktlich zum Start des Caterings eine Stunde vor Konzertbeginn an zu regnen, was für die Stimmung leider nicht sehr zuträglich war. Das war zwar schade, aber glücklicherweise diente unser Zeltdach im Landschaftsgarten auch als Regenschutz, unter dem auch das Team von Thiele und Freese mit seinem Tee-Stand – unschlagbar bei nicht-sommerlichen Temperaturen und Regen – Zuflucht fand.

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Musik, die in sich selbst hineinzuhören scheint

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Porträtkonzert mit Peter Ruzicka im Rahmen der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer
Porträtkonzert mit Peter Ruzicka im Rahmen der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer

Wenn man nachmittags zum ersten Mal vor der Kunsthalle Emden steht und weiß, welches Gezeitenkonzert hier abends vorgesehen ist, bleiben keine Fragen offen: Hier muss tatsächlich Neue Musik gespielt werden! Das moderne, helle Atrium mit seinen weißen Wänden, an denen großformatige Gemälde hängen, dazu das Tageslicht von hoch oben – das ist perfekt. Und so schwierig es immer ist, viele Musikfreunde für zeitgenössische Klänge zu interessieren, war es doch befriedigend, dass etwa sechzig Besucher für dieses sechste Konzert unseres Festivals eine Eintrittskarte hatten.

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St. Vincenz und St. Laurentius-Kirche Backemoor

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Innenansicht Kirche Backemoor, Foto: Karlheinz Krämer
Innenansicht Kirche Backemoor, Foto: Karlheinz Krämer

Auf dem Geestrand südlich der sumpfigen Niederung des Flusses Leda liegt Backemoor. Schon in frühgeschichtlicher Zeit siedelten auf diesem hochgelegenen, trockenen Boden Menschen, und im 13. Jahrhundert war der Ort Mittelpunkt des Overledingerlandes. Heute ist Backemoor ein Teil der Gemeinde Rhauderfehn im Landkreis Leer/Ostfriesland. Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand die Kirche. Sie wurde zur Zeit der „Friesischen Freiheit“ erbaut. Bei ihr versammelte sich im Mittelalter das Kollegium aller Richter des Overledingerlandes, die „Sechzehner“. Es führte ein Siegel, das zwei Heilige zeigt: wahrscheinlich Liudger, Missionar der Ostfriesen und erster Bischof von Münster, und den Märtyrer Vincenz, neben dem Heiligen Laurentius Schutzheiliger der Kirche.
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Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe

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v.l.n.r.: Andreas Schmidt, Matthias Kirschnereit und Christoph Schoener, Foto: Reinhard Former
v.l.n.r.: Andreas Schmidt, Matthias Kirschnereit und Christoph Schoener, Foto: Reinhard Former

Um die 328 Jahre ist die Norder Arp-Schnitger-Orgel alt. 306 Jahre ist das älteste Stück alt, das am Donnerstag beim Gezeitenkonzert in Norden zu hören war. Da kann einem schon etwas mulmig werden. Dennoch gibt es Zeitgenossen, die Kirchen, Orgeln, Bach und Co. als verstaubte Produkte alter Zeiten abtun. Wieso sich mit Carl Philipp Emanuel Bach beschäftigen, wenn die Gegenwart voll ist mit angeblicher Kultur? Der Donnerstagabend gab eine gute Antwort. Es ging um Leben und Tod; nicht mehr und nicht weniger.
Mit Johann Sebastian Bachs Fantasia super „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ eröffnete Organist Christoph Schoener ein Konzert, das wohl noch lange nachwirken wird.

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Ich tanz mich in dein Herz hinein

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Nils Mönkemeyer, Foto: Karlheinz Krämer
Nils Mönkemeyer, Foto: Karlheinz Krämer

Ertönt in einer Kirche eine der Violoncello-Suiten von Johann Sebastian Bach, geht der Blick automatisch nach oben ins unendliche Firmament. Diese sakral-schöne, formvollendete, strenge, aber immer einladende Musik hält wie ein Gebet die Zeit an.
Was hätte der alte Meister, der da oben vermutlich auf seinem Orgelbänkchen sitzt und den Engelchor mit neuen Chorälen versorgt, zu Nils Mönkemeyer gesagt? Mönkemeyer, der spät von der Geige zur Bratsche wechselte, spielt dieses Werk auf eben diesem Instrument. Eine Frechheit? Nein, eine Liebeserklärung. Mönkemeyer ist Bach verfallen. Das zeigen seine CD-Einspielungen, seine Interviews, seine Fernsehauftritte. Warum also nicht die berühmtesten Bach-Stücke auf dem Instrument spielen, das es immer noch so schwer hat neben Geige und Cello?
Ein Blick von Mönkemeyer ins Publikum reicht und es ist so still, dass selbst die Reepsholter Kirchenmaus Twitter und Facebook mal ausschaltet und sich konzentriert.

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Ein wildes Steckelpferd fliegt über die Saiten

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Julian Steckel und Lauma Skride beim Gezeitenkonzert in Bagband, Foto: Karlheinz Krämer
Julian Steckel und Lauma Skride beim Gezeitenkonzert in Bagband, Foto: Karlheinz Krämer

Wie aus einem sehr tiefen Brunnen zieht der Cellist mit seinem Bogen den Ton aus der Tiefe des Instrumentes. Dunkel und schwarz wirkt er, bedrohlich und schauerlich, als ob ihm das Licht der Welt nicht so richtig passt. Grabesschwer setzt der dunkle Bass seinen Weg fort, unterbricht immer wieder, fragend, mit gequältem Gesicht. Was geschieht hier? Bin ich nur ein Produkt der Theorie? Dann öffnet sein Gegenüber die Augen. Aus einem noch dunkleren Loch macht sich der Bass des Klaviers bemerkbar und scheint ebenso wenig erfreut über seine Existenz zu sein. Während das Cello seine Fragen formuliert, kann das Klavier erst nur stampfen, zwischendurch immer wieder einen Cluster setzend. Beide merken, dass etwas mit ihnen passiert. Sie verändern sich, nehmen Tempo auf, steigern sich, werden wütend, ändern Klang und Farbe, mal hoch, mal tief, rasen die Reihen hoch und runter, schlagen aus, immer schneller, gehetzter, bis sie nach sechs Minuten wieder verhuschen und verschwinden. Es bleiben alle Fragen offen. Wieder Stille.
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Das Auftaktkonzert der „Gezeiten“: Wenn Technik auf Kunst trifft

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Tine Thing Helseth mit dem Ensemble Allegria, Foto: Karlheinz Krämer
Tine Thing Helseth mit dem Ensemble Allegria, Foto: Karlheinz Krämer

Olli Schulz, einer der besten Singer-Songwriter Deutschlands, erzählt auf seinen Konzerten gerne eine bestimmte Anekdote aus seiner Zeit als Roadie (Techniker) für Peter Maffay: Beim Soundcheck eines Open-Air Konzertes ist Maffay gereizt. Irgendetwas passt ihm nicht; der Sound klingt auf der Bühne nicht gut. Mit seiner unnachahmlichen Stimme knödelt er ins Mikro und fragt den Techniker: „Was ist das für ein Geräusch?“ Der Techniker antwortet: „Peter, das ist der Regen!“. Maffay antwortet: „Stell das ab“.
Was für Regen gilt, gilt auch für Lüftungen. Sie lassen sich nicht einfach abstellen. Sie sind zwar lästig, aber notwendig. Womit wir beim Auftaktkonzert der Gezeitenkonzerte im Emder VW Presswerk angelangt sind.

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Intensives Auftakt-Wochenende der Gezeitenkonzerte

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Auftakt der Gezeitenkonzerte mit Tine Thing Helseth und dem Ensemble Allegria im Volkswagen Werk Emden, Foto: Karlheinz Krämer
Auftakt der Gezeitenkonzerte mit Tine Thing Helseth und dem Ensemble Allegria im Volkswagen Werk Emden, Foto: Karlheinz Krämer

Das erste Wochenende mit drei Gezeitenkonzerten, die es in sich hatten, liegt hinter uns. Das spektakuläre Auftaktkonzert mit der fantastischen Trompeterin Tine Thing Helseth und dem dynamischen Ensemble Allegria im Presswerk des Volkswagenwerkes Emden war ein Erlebnis und für beide Seiten ein Experiment. Es war im Vorfeld schwierig, sich das optisch vorzustellen, muss ich zugeben. Und als wir hörten, dass es in dieser riesigen Halle nur 600 Plätze geben würde, waren wir fast schon ein wenig enttäuscht. Aber es war gut so. Als Bühne und Stühle standen, sah man, dass es genau so sein musste.
Zum vereinbarten Zeitpunkt wurden die Maschinen runtergefahren, die Künstler waren sehr angetan von diesem Veranstaltungsort. Tine erzählte uns, dass ihr das großen Spaß macht, auch mal abseits der bekannten Spielorte zu spielen.

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Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern