Die beiden grandiosen Tage mit dem Ensemble Allegria wurden eingerahmt von zwei Solokonzerten, die es auf ihre eigene Art und Weise in sich hatten. Nach Julian Steckel spielte am Sonntagnachmittag der Pianist Paul Komen in Ditzum. Komen ist zugleich der künstlerische Leiter des niederländischen Peter de Grote Festival und ein musikalisch umtriebiger Mensch auf beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenze, die den Grenzkonzerten ihren Namen gibt. Er war also für viele aus dem Gezeitenteam quasi ein alter Bekannter. Genauso angenehm und entspannt lief der Tag in Ditzum ab, einer der bislang heißesten Sommertage des Jahres. Ditzum bietet (ähnlich wie Dangast) eine einzigartige Kulisse. Schon die Anreise mit der Fähre verspricht jedes Jahr nicht nur den Touristen bleibende Eindrücke. Im Volksmund wird Ditzum das „Endje van de Welt“ genannt. Bei so gutem Wetter zeigten sich das Dorf und die Ems-Dollart Region „von seiner schönsten Seite“, wie es in allen Touristenführern immer heißt.
Dementsprechend herrschte vor Ort eine urlaubsähnliche Atmosphäre, die auch die arbeitenden Personen, sprich Pianist und Team, ansteckte.
Musikalisch herrschte dagegen ausschließlich Moll-Stimmung, denn alle Stücke vor der Pause standen in Molltonarten. Das Besondere war, dass Komen gleich auf zwei Klavieren spielte, einem Steinway Flügel aus dem Hause Bockelmann und einem Hammerklavier nach Anton Walter von 1800.
Auf dem Hammerklavier spielte er die erste Hälfte Stücke, die an der Grenze der Ausdrucksmöglichkeiten des Instrumentes komponiert sind. Wie Komen in seinen Einführungsworten erklärte, würden Werke erklingen, die auf unterschiedliche Art und Weise in ihrer Zeit Formen sprengten.
Den Anfang machte Haydns Variationen f-Moll, bei denen schnell klar wurde, dass Paul Komen mit historischen Instrumenten seit Jahren vertraut ist und die kleine Klaviatur und die verkürzte Tondauer des Hammerklaviers nie als Einschränkung begreift.
Als letztes Stück vor der Pause stand nach Mozarts Sonate KV 310 a-Moll Beethovens Mondscheinsonate auf dem Programm, diese schwer romantische Fantasiesonate (Sonata quasi una Fantasia). Was fasziniert die Hörer immer noch an dieser Berühmtheit? Für mich ist es der dritte Satz, der nach dem tänzerisch-lieblichen Allegretto (das mir, ehrlich gesagt, noch nie so nahe gegangen ist), unwetterartig über die schwarz-weißen Tasten fegt. Sechzehntel-Noten donnern leise grollend von unten kommend und entladen sich in zwei blitzartige Achtel in sforzando. Ein rauschhaftes Presto agitato folgt.
Diese Sonate zum ersten Mal auf dem Hammerklavier zu hören, war eine besondere Erfahrung. Vor dem Konzert noch ein kurzer Blick in Joachim Kaisers dickes Übersichtswerk zu Beethovens Klaviersonaten geworfen, und diese Sätze gelesen: „Wir haben uns mittlerweile gewöhnt an die Ungewöhnlichkeit der Sonate, als wäre es nicht doch ein Wunder, dass die starren und explodierenden Inständigkeiten dieses cis-Moll-Alptraums eine so klare, sinngefällige Form fanden, ohne irgend etwas von ihrer rhapsodischen Direktheit einzubüßen. Dergleichen komponiert selbst ein Beethoven kein zweites Mal.“ Beim dritten Satz sei das Instrument kurz vorm Zusammenbrechen, scherzte Komen vorher. Grenzen überschreitende Musik eben.
Zur Pause wehte ein kleines Lüftchen über die Kirche, die ein wenig höher liegt. Danach gab es 30 Minuten lang Ausschnitte aus Federico Mompous „Musica Callada“. „Keine Note zu viel und keine Note zu wenig zu schreiben“, war das Anliegen des Katalanen. Im zweiten Teil war ich leider selber nicht in der Kirche, aber zwei Besucher berichteten auf dem Weg zur Fähre, dass ihnen dieser Teil ganz besonders gut gefallen habe und überhaupt die Mischung als Hammerklavier und Steinway einen spannenden Reiz geboten habe.
Um halb acht fuhren die meisten Besucher dann mit der Fähre wieder zurück nach Petkum. Die Sonne brannte da noch. Ein schöner Ausklang eines wiederum höchst musikalischen Wochenendes.
Allgemein
Sie sind Helden
Am Donnerstag in Deutschland gelandet, gestern schon wieder gestartet. Durchgestartet. Musikalisch. In Horsten. Mit der Power von 19 Streichern und der unbedingten Spielfreude junger wilder Künstler setzte das Ensemble Allegria gestern Abend wie ein musikalischer Düsenjet zu einem wahren Höhenflug an.
Die 19 Musiker (siehe Wibkes Blogbeitrag) wurden gegen Nachmittag nach Horsten gefahren. So ein großes Ensemble stellt die Festival-Logistik vor einige Herausforderungen. Alles klappte aber wie am Schnürchen und als die Bühne fertig aufgebaut war, probten die jungen Norweger in der Kirche und waren äußerst zufrieden mit dem Klang. Nichts stand mehr im Weg für einen großen Konzertabend.
Die Kirche in Horsten (Friedeburg) war bis zur Empore gefüllt und auch von Statoil, unserem Hauptförderer, waren viele Konzertbesucher anwesend. Statoil, noch einmal zur Erinnerung, fördert die „Heroes of Tomorrow“ und ermöglicht die beiden Konzerte mit den Allegrias. Große Dankbarbeit muss man da ausdrücken, denn es ist wirklich ein Glück, dass Musiker wie Vilde Frang und das Ensemble Allegria in ostfriesischen Kirchen spielen. Freude und Glück – das sind auch die emotionalen Parameter, die das Zusammenspiel der Allegrias bestimmen. Noch nie konnten wir ein Ensemble erleben, das auch auf der Bühne so viel gemeinsame Freude am Spiel kommunizierte.
Na gut, „Allegria“ bedeutet ja auch Fröhlichkeit und Vergnügen, und da muss man das ja auch verkörpern, kann man skeptisch denken. Man muss dieses Ensemble aber live erlebt haben und sehen, wie da gezwinkert wird, Blickkontakte huschen, immer wieder gelächelt, ja fast gelacht wird, wenn eine Passage mit echter Spielfreude brillant gemeistert wird.
Mit dynamischem Auftrieb (okay, letzter Flugzeugvergleich, versprochen) starteten sie mit Mendelssohn Bartholdys Sinfoniesatz c-Moll für Streichorchester N 13. Von vorne bis hinten war die Kirche gefüllt mit einem absolut klaren, kraftvoll organischen Klang. Der Sound, der genauso gut in einem großen Philharmonie-Saal zu Hause sein kann, war nicht zu laut. Ich hatte erst Bedenken, dass es zu gewaltig klingen würde, aber bei diesem so differenzierten Klangbild kam nirgendwo Zweifel auf.
Mit Griegs Suite „Aus Holbergs Zeit“ ging es weiter. „Melodien für Millionen“ könnte man das Stück auch betiteln, das sich vermutlich auf jeder wohlgefälligen Klassik-Compilation befindet. Die Allegrias spielten, als hätten sie das Werk 24 Stunden vor dem Konzert entdeckt.
Nach der Pause ging es mit Mendelssohn Bartholdys Sinfoniesatz h-Moll für Streichorchester weiter. Ab diesem Punkt war wohl auch der letzte Zweifler mitgerissen. Das kurze Abendlied op. 85/12 von Robert Schumann folgte, eine dreiminütige Bearbeitung für Streichorchester, die fast nahtlos, also ohne Pause und Applaus, in die mächtige Kammersinfonie c-Moll op. 110 a von Schostakowitsch überging. Dieses massive, gewaltige und doch zugleich oft zerbrechlich tragische Werk stand am Ende des Konzertes und zeigte, dass die Allegrias nicht nur das fröhlich frische Musizieren drauf haben, sondern alle Schattierungen entwickeln können, die ein erstklassiges Kammerorchester auszeichnet.
Das Stück an sich ist nicht unbekannt. Das Streichquartett Nr. 8 gehört zu den meistgespielten von Schostakowitsch. Die fünf Sätze, die ineinander übergehen, entwickeln eine Dramatik, die den Zuhörer greifbar mit sich zieht. Drei Largo Sätze, ergänzt von einem Allegro molto und einem Allegretto, zeichnen ein einzigartiges musikalisches Gemälde, das von düsteren, brutalen Szenen hin zu melancholisch gravitätischen Hoffnungsschimmern Schostakowitschs kompositorisches Anliegen, das immer von Ironie durchzogen ist, verdeutlichen.
Was immer hängenbleibt, sind die beiden aggressiven Mittelsätze, in denen die Streicher immer wieder wie Gewehrsalven das piano zerstören. Die Widmung „Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“ kann in jedem Takt fast schmerzhaft nachgespürt werden.
In der Bearbeitung für das Orchester (von Rudolf Barschei, dessen Bearbeitung Schostakowitsch gut gefiel), werden diese Motive in ihrer Wirkkraft potenziert. Die Allegrias warfen sich hinein in dieses Stück, mit intensiven Blicken und angestrengten Mienen. Am Ende herrschte nachhallende Stille, wie sie solch eine Darbietung mit sich zieht, als wäre es vorgeschrieben: 10 Takte allgemeines Schweigen. Dann, vorsichtig, ein erstes Klatschen; dann, befreit, riesengroßer Applaus.
Als Zugabe ein befreiender Grieg und noch einmal donnernder Applaus. Die Helden von Morgen spielen im Hier und Jetzt, als gäbe es kein Morgen. Zum Glück tun sie das auch heute Abend noch einmal in Pewsum!
Ensemble Allegria gelandet
Das norwegische Unternehmen Statoil, Mutterkonzern unseres Hauptförderers, der Statoil Deutschland GmbH, zeichnet regelmäßig junge norwegische Künstler mit einem Stipendium, genannt „Heroes of Tomorrow“ (HoT-Talente), aus. Unter anderem sind so beispielsweise schon erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler wie Tine Thing Helseth (Trompete), Eldbjørg Hemsing (Violine), Christian Ihle Hadland (Klavier) und Vilde Frang (Violine) als HoT-Talente in Ostfriesland aufgetreten. Im letzten Jahr ging die Auszeichnung, die im Norwegischen “Morgendagens helter” heißt, erstmals an ein ganzes Kammerorchester, nämlich das Ensemble Allegria. Wir freuen uns, sie ein halbes Jahr später bei gleich zwei Gezeitenkonzerten dabei zu haben!
Gestern Morgen um acht Uhr bestiegen die rund zwanzig jungen Musikerinnen und Musiker des Ensemble Allegria im Alter zwischen 20 und 26 Jahren in Oslo ihren Flieger, der sie ca. zwei Stunden später sicher in Hamburg landen lassen sollte. Dort wurden sie bereits von einem Auricher Busunternehmen erwartet, dessen Fahrer dann flugs mit ihnen bei schönstem Wetter nach Ostfriesland fuhr. Nach einem kurzen Check-In im Hotel ging es ab 15:00 Uhr mit den Proben los – sie lösten quasi Julian Steckel im Forum ab. Es war schon sehr interessant, die sommerlich gekleideten und gut gelaunten Norweger zielstrebig ans Werk gehen zu sehen und zu hören. Für Norweger ist ab spätestens Juni Sommer, was für viele bedeutet, dass sie auch bei niedrigeren Temperaturen gern in kurzer Hose und auch barfuß unterwegs sind. Das amüsierte uns natürlich und erinnerte uns an Christian Ihle Hadland, der letztes Jahr bei seinem Gezeitenkonzert auf Gut Horn das Publikum begeisterte. Allerdings empfing Aurich sie wirklich mit angenehmen Temperaturen.
Ingvild Ranum, eigentlich selbst Violinistin, aber diesmal als Managerin des Ensembles dabei, ist eine sehr angenehme und kompetente Ansprechpartnerin, mit der wir gemeinsam das Programm noch einmal besprochen und beschlossen haben, sowohl das Gezeitenkonzert in Horsten als auch das in Pewsum um zwei zusätzliche Stücke zu erweitern. Das Publikum in Norwegen ist offenbar nicht so geduldig. Denen wäre die ursprünglich geplante Konzertdauer von anderthalb Stunden inklusive Pause gerade recht, war die einhellige Meinung von Maria Angelika Carlsen als Konzertmeisterin und Ingvild. Wir waren da skeptisch, ging unser kürzestes Konzert doch mindestens bis 22:00 Uhr. Im Endeffekt waren alle zufrieden: Das Ensemble, weil es noch mehr von seinem Können zeigen darf, wir, weil wir die Erwartungen unsere Konzertgäste hinsichtlich der Länge befriedigen können. Außerdem mag ich die Auswahl der Werke beider Gezeitenkonzerte in Pewsum und Horsten sehr. Die Holberg-Suite von Grieg ist zwar eines der bekanntesten norwegischen Stücke – sie zu hören, ist aber immer wieder eine Freude. Und auch der Sonate für Streicher op. 79 von Johan Kvandal kann ich einiges abgewinnen. Wenn ich dann noch die Spielfreude der jungen Frauen und Männer sehe und höre, bin ich gespannt auf ihre Darbietungen heute und morgen Abend.
Buttforde – Nächste Ausfahrt: Olymp
Am vergangenen Samstag blätterten einige Mitglieder vom neophon ensemble durch das diesjährige Programmheft der Gezeitenkonzerte. Nach einigen gutheißenden Blicken (Ah ja, Lars Vogt!), interessiertem Lesen (Aha, Nekkepenns!) gab es Hochachtung (Oh ja, Julian Steckel!). Leuchtende Augen überall, wenn der Name Steckel fällt. Shootingstar, Preise-Abräumer (ECHO Klassik, ARD Preisträger usw.), Cello-Verführer – mit 30 Jahren trägt der junge Künstler (der auch schon Hochschulprofessor in Rostock ist) so einige Titel mit sich im Handgepäck herum.
Ein unwissenschaftlicher Seitenblick: Wenn der Wikipedia Artikel für ein Solowerk für Cello von Bach so lang ist, dass man eine Weile runterscrollen kann, muss das ja schon was heißen, denkt man. (Vor allem, wenn viele Artikel zu Klassikstücken noch sträflich kurz sind).
Bachs Stücke sind „tiefgründig, harmonisch und polyphon“ schrieb der Spiegel einmal. Der berühmte Cellist Pau Casals ging soweit, die Suiten als die Quintessenz von Bachs Schaffen zu bezeichnen, „und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik“. Es gibt ja Menschen, die ihr Leben lang ausschließlich Bach hören sollen…
Die Suiten für Violoncello sind für die Cellisten also das, was für die Pianisten das Wohltemperierte Klavier ist: ein Dauerbrenner. Für das musikalische (Über-)Leben unersetzlich. „Auf dem Olymp der Cellisten“ – so überschrieb Ulf Brenken das gestrige Abendprogramm.
Nicht auf dem Olymp, sondern erst einmal auf der Bühne in Buttforde gestaltete nun Julian Steckel weltgewinnend sein Gezeitenkonzert. Die Rahmenbedingungen waren wie geschaffen: super Wetter, ostfriesische Stille und endlose Weite in Buttforde. Buttforde? Frage an die weise Dame Wikipedia: „Buttforde ist ein Haufendorf (Wer jetzt kichert, verliert). „Ein Haufendorf ist ein geschlossen bebautes Dorf mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen und häufig unterschiedlich großen Höfen“.
Die Kirchengemeinde hatte sich extra beworben und nach gründlicher Prüfung war es eine Freude, auch diesen Klangraum für die Gezeiten neu zu entdecken und zu bespielen.
Auch NDR Kultur war sofort auf dieses Konzert angesprungen und zeichnete es gestern auf. Abgesehen von einem kurzen Fiepen, das wohl von einem Hörgerät ausging, hat die Aufzeichnung super geklappt und man versicherte uns, dass am Ende nur die Musik zu hören sei. Der Sendetermin wird noch bekanntgegeben.
Das Konzert an sich war schlicht atemberaubend. So konzentriert, perfekt, wohlüberlegt, über alles Technische erhaben, spielen wohl nur wenige diese Suiten (Dazu reicht schon ein Besuch bei Youtube). Beeindruckt und bewegt verließen wir die Kirche zur Pause.
Am Ende gab es noch Autogramme, unter anderem für eine 10-jährige Konzertbesucherin, die selber Cello spielt und ganz hingerissen war. Ein Platz in der ersten Reihe war frei geworden und so hatte sie den besten Blick auf die rasanten Finger.
Um Mitternacht endete der Tag für uns und Julian Steckel entspannt mit einem gemeinsamen Bier in Aurich und meiner Erkenntnis, dass es für so ein Cello Solo-Konzert keinen besseren Musiker gibt als Julian Steckel. Ein Leben lang Bach? Wenn Julian Steckel das Cello übernimmt, bin ich dabei!
Kirche Ditzum
Wenn man das Gotteshaus von Ditzum finden möchte, darf man nicht nach einem „normalen“ Kirchturm Ausschau halten. Als 1846 der Ditzumer Marten Bruns Schmidt den Auftrag bekam, für die Kirche einen neuen Turm zu errichten, gab er ihm die Gestalt eines Leuchtturmes.
Die Kirche entstand im frühen 13. Jahrhundert als Apsissaal. Jetzt hat sie einen geraden Abschluss an der Ostseite und die hochgelegenen, ursprünglich rundbogigen Fenster sind nur noch an der Nordseite zu sehen. Um Licht in die Kirche zu lassen, erweiterte man die Südfenster. Die romanischen Portale sind jetzt vermauert und man betritt die Kirche durch ein 1949 neu entstandenes Westportal.
Da die Kirche im Kriege stark gelitten hatte, waren Erneuerungen notwendig geworden, die sich auch im Innenraum zeigen. Dieser ist von einem hölzernen Tonnengewölbe überdeckt. Von der einstigen Apsis kann man noch den Bogen erkennen.
Dass diese Kirche das Gotteshaus einer evangelisch-reformierten Gemeinde ist, erkennt man an der Anordnung ihrer Einrichtung. Vor der Ostwand stehen die Orgel, 1965 von Karl Schuke (Berlin) erbaut, und der Abendmahlstisch aus Eichenholz mit Intarsien aus Ebenholz und Palisander (1660).
An der Südwand, umgeben von den Kirchenbänken, ist die Kanzel befestigt, 1684 ebenfalls aus Eichenholz gefertigt und mit Eschen- und Ebenholzintarsien verziert, die eine Vielzahl von Motiven biblischen Ursprungs darstellen.
Rechts neben der Kanzel ist ein Sarkophagdeckel aus dem 12. Jahrhundert in die Wand eingelassen. Er zeigt das arg mitgenommene Relief einer betenden Gestalt, umrahmt von einem Rankenfries. Weitere Reste romanischer Sarkophagdeckel und Grabplatten Ditzumer Prediger sind in der Kirche aufbewahrt.
Die Kronleuchter von 1803 und 1810, in denen zur Weihnachtszeit auch heute noch Kerzen entzündet werden, sind Stiftungen von Ditzumer Familien.
Beim Gang über den Friedhof findet man, wie überall in Ostfriesland, viele der alten, eigentümlichen Vornamen, die zum Teil auch heute noch gebräuchlich sind.
Text: Monika van Lengen
Ev.-ref. Kirche Ditzum
Mühlenstraße
26844 Ditzum
Nicolai-Kirche Pewsum
Gleich neben der Manningaburg, in der ein Museum zur ostfriesischen Häuptlingsgeschichte untergebracht ist, liegt die Nicolai-Kirche, ein Saalbau mit polygonalem Chor aus dem 15. Jahrhundert. 1862 bekam sie neue Außenwände und ein Westportal, bei dem eine Arkade des ehemaligen Lettners aus dem 15. Jahrhundert Verwendung fand sowie eine Inschriftenplatte, datiert 1541. Der neben der Kirche stehende Glockenturm hat ebenfalls eine neue Ummantelung.
Der Innenraum ist seit 1862 von einer gewölbten Holzdecke überzogen.
In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Kircheninnere umgestaltet. Das Kirchengestühl wurde ersetzt. Eine schlichte Altar-Mensa steht nun an Stelle des ehemaligen Flügelaltars im Chor, der wahrscheinlich abgängig war.
Die spätgotische Sakramentsnische mit ihrem rot-weiß gefassten Spitzbogen und dem Sternenmuster im Giebel entstand im 15. Jahrhundert. In solchen Nischen, die meistens in die Nordwand des Chores eingelassen waren, wurden, durch Gittertüren gesichert, die geweihten Hostien fürs Abendmahl aufbewahrt. →Weiterlesen… “Nicolai-Kirche Pewsum”
Gezeitenkonzert mit Top-Cellist Julian Steckel in Buttforde
Julian Steckel sagt über die Bach-Suiten, es sei, als halte man eine Predigt. Für ihn ist es „eine der intensivsten Erfahrungen, die man in einem Konzert haben kann“ (s. Interview mit Karin Baumann in den Ostfriesischen Nachrichten, auch hier im Gezeitenblog). Dass er dieses Erlebnis dann gleich in einer St. Marien-Kirche zelebrieren kann, passt! Zurzeit probt der junge, gut aussehende Mann für sein Gezeitenkonzert bei uns im Preußenzimmer in der Ostfriesischen Landschaft. Leider hinter verschlossenen Türen, sodass nichts zu uns in die Büros dringt.
Julian Steckel ist einer der besten Cellisten seiner Generation. Nachdem er vor drei Jahren den ersten Preis des Internationalen ARD Wettbewerbs verliehen bekam, gab es im letzten Jahr noch den begehrten ECHO Klassik obendrauf. Neben seiner regen Konzerttätigkeit ist er Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seine aktuellste CD zusammen mit dem fantastischen Paul Rivinius am Klavier mit Werken von Prokofiev und Rachmaninoff, eine Koproduktion mit BR Klassik, war gleich CD der Woche bei mehreren Radiostationen. Mit dem Cello-Spiel begann Julian Steckel im Alter von fünf Jahren und hatte lange Unterricht bei Ulrich Voss, bevor er bei Gustav Rivinius, Boris Pergamenschikow, Heinrich Schiff und Antje Weithaas studierte. Er ist zu Gast bei den wichtigsten Festivals in Deutschland und darüber hinaus. Morgen spielt Julian Steckel beispielsweise gemeinsam mit Lauma, Baiba und Linda Skride unter der Überschrift “Perfekte Symbiose” beim Schleswig-Holstein Musikfestival.
Auf seinem Programm heute Abend stehen drei der sechs Bach-Suiten, über die Ulf Brenken schreibt, dass diese zu dem Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurden, gehören. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten für Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte. Besonders die weiblichen Chormitglieder der Vocalisti Rostochienses wären gerne auch bei diesem Gezeitenkonzert dabei gewesen.
NDR Kultur hat sich als Medienpartner der Gezeitenkonzerte aus mehreren Vorschlägen schnell dieses Konzert ausgewählt und wird es mitschneiden. Im kleinen Örtchen Buttforde für den großen Ü-Wagen einen Platz zu finden, ist gar nicht so einfach. Glücklicherweise unterstützt uns die Dorfgemeinschaft dort tatkräftig, hilft, wo sie kann und weist z. B. die Parkplätze an. Überhaupt hat sich in Buttforde in diesem Jahr schon viel getan. Als wir im Winter der Einladung vom Ortsvorsteher Henning Bernau gefolgt waren und uns das Örtchen angeschaut haben, war er noch ganz traurig, dass die Sträucher noch nicht so beschnitten waren und die Arbeiten an der Alten Schule noch nicht begonnen hatten. Lassen Sie sich überraschen, wie Buttforde sich gemausert hat. Die einzigartige Richborn-Orgel in der Kirche wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten jedenfalls Ende Januar feierlich eingeweiht. Wir bedanken uns an dieser Stelle schon einmal für die tolle Unterstützung im Vorfeld und freuen uns auf einen schönen lauen Sommerabend mit wunderbaren Celloklängen in Buttforde.
Gezeiten-TV im Gespräch mit Jörg Widmann
Der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann stellte sich kurz vor dem Gezeitenkonzert am Samstag, 13. Juli 2013, zusammen mit dem neophon ensemble in der Kunsthalle Emden, den Fragen von Matthias Adelmund für Gezeiten-TV.
Vorher gab es einige Versuche einer Anmoderation. Diese sehen Sie hier:
Ausgezeichnetes Rheingold Trio in Völlen
Das Kombiprogramm mit vier Gezeitenkonzerten hintereinander (Donnerstag bis Sonntag) ist ein intensives Stück Kultur. Wenn man als Gezeitenteam an allen Tagen aktiv dabei war, muss man am Sonntagabend erst einmal durchatmen und rekapitulieren, was da alles passiert ist. Das Gute in diesem Jahr ist, dass der Sonntagabend tatsächlich noch genutzt werden kann und man nicht um Mitternacht erschöpft zuhause ankommt. Die neue Regelung, die Konzerte am Sonntag bereits um 17:00 Uhr zu beginnen, ist für alle Beteiligten ein großer Vorteil. Bis auf zwei enttäuschte Konzertbesucher, die um halb acht kamen, waren auch alle pünktlich, konnten das Konzert genießen und verließen beglückt die Kirche, als die Sonne noch schien.
Auch das Rheingold Trio konnte so wieder zeitig abreisen und musste nicht wie Jörg Widmann eine kurze Nacht im Hotel verbringen und dann um 5:00 Uhr morgens den Zug nehmen.
Das Rheingold Trio ist ein junges Ensemble, das aus dem Geschwisterpaar Bettina und Robert Aust (Klarinette und Klavier) und Lydia Pantzier (Fagott) besteht. Sie sind Preisträger und Stipendiaten aus der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler des Deutschen Musikrates. Die vergangenen Konzerte mit dem Duo Jeanquirit, dem Mariani Quartett oder den Brüdern Gerassimez haben gezeigt, dass aus dieser Riege aufregende junge Künstler stammen, die bislang jedes Publikum mitgerissen haben.
Nicht anders war es gestern in Völlen. Mit Pantziers Fagott kam ein besonderer Klang in die Kirche. Zunächst gab es Michail Glinkas „Trio pathétique d-Moll für Klarinette, Fagott und Klavier“ (1832), ein Stück, das vermutlich wegen der ungewöhnlichen Besetzung nicht so häufig zu hören ist und eben darum spannend war.
Danach bewies Robert Aust, der unter anderem bei Matthias Kirschnereit studiert hat, dass Beethovens Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79, gar nicht im Schatten der legendären Sonaten des Spätwerkes stehen muss.
Dass die beiden Geschwister auf ein jahrelanges Zusammenspiel bauen können, zeigte der gesamte Abend. Hinzu kommt ein Fagott, das in Camille Saint-Saëns „Sonate G-Dur op. 168 für Fagott und Klavier“ aus dem Jahr 1921 seine Möglichkeiten als Solo-Instrument unter Beweis stellt. „Ich verwende meine letzte Kraft darauf, das Repertoire der sonst so vernachlässigten Instrumente zu erweitern“, schrieb der Komponist zu seinem letzten vollendeten Werk.
Schön, dass dieser spezielle Klang in diesem Jahr bei den Gezeiten erklingen konnte. Das Publikum zeigte sich begeistert und so gab es als Zugabe noch den „Winter“ aus Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“.
Nach der „Sternstunde der Moderne“ (siehe Karin Baumanns Rezension in den ON) in Emden, dem meisterhaften Klavierabend mit Matthias Kirschnereit in Holtgaste, dem fantastischen Gipfelstürmerkonzert mit Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier in Bargebur ein toller Abschluss mit dem Rheingold Trio in Völlen. Zumindest für dieses Wochenende. Donnerstag geht es mit dem ECHO Preisträger Julian Steckel weiter. „Den darf man sich nicht entgehen lassen“, sagte ein Besucher in Emden. Wir sind schon sehr gespannt!
Ein Porträt des Künstlers als außergewöhnlicher Mann
Wenn man von etwas keine Ahnung hat, sollte man, frei nach Wittgenstein, eigentlich gepflegt den Schnabel halten. Nun zwingt mein Boss mich aber, einen Blogeintrag zu schreiben. Was soll man machen? Jörg Widmann und das neophon ensemble in der Kunsthalle Emden – das ist für alle, die sich für Neue Musik interessieren, eine ganz hohe Hausnummer. Und so fand sich gestern in der Kunsthalle ein Publikum zusammen, das genau wusste, was sie erwartete. Extra aus Hamburg kamen Gäste in das voll besetzte Konzert, um den berühmten Künstler live zu erleben.
Und damit wären wir dann eigentlich bei Adorno und seinen „Typen musikalischen Verhaltens“. Wenn ich mich nicht täusche, konnte man gestern wirklich von GUTEN Zuhörern sprechen. Was macht gute Zuhörer aus? Dazu Adorno: „Auch er [der Gute Zuhörer] hört übers musikalisch Einzelne hinaus; vollzieht spontan Zusammenhänge, urteilt begründet, nicht bloß nach Prestigekategorien oder geschmacklicher Willkür … Er versteht Musik etwa so, wie man eine Sprache versteht, auch wenn man von der Grammatik und Syntax nichts oder wenig weiß, unbewußt, der immanenten musikalischen Logik mächtig.“
Ich kann hier zwar nur rein äußerliche Kriterien anführen, aber die sind schon überzeugend: Begeisterter Applaus nach jedem Stück; eine konzentrierte und aufmerksame Stimmung, 98 % kamen nach der Pause wieder zurück und am Ende hörte man einige von einem „absolut faszinierendem Abend“ sprechen. Das lag sicherlich auch am neophon ensemble, eine Truppe junger Musiker, die sich neuer Musik verpflichtet haben und dies mit einer imponierenden Leidenschaft verfolgen.
Wie soll man nun die Musik beschreiben, ohne ihr möglicherweise Unrecht zu tun? Muss man Musikwissenschaft studiert haben oder zumindest Adornos „Philosophie der Neuen Musik“ gelesen haben, um sich über diese Musik kennerhaft zu äußern? Oder reicht es aus, einfach von Musik zu sprechen, die „wie ein Sog ist“ (so liest man auf Widmanns Homepage)? Die Frage für mich ist: gibt es überhaupt die Sprache, diese Musik zu beschreiben? Ich werde mich hier gewissenhaft der intellektuellen Verantwortung entziehen und hoffe, dass mein Boss zufrieden ist, wenn ich ganz schlicht (und blöd?) schreibe: „Mit den Ohren denken“ – das trifft auf diesen Abend zu.
Also bleiben wir bei den äußeren Kriterien: Die Kunsthalle war natürlich der perfekte Ort für dieses Künstlerporträt. Widmann spielte selbst seine „Fantasie“ (1993) und bei den übrigen Stücken, die einen Querschnitt durch sein Werk zeigten (1993-2010), spielte das ensemble in wechselnder Besetzung und erntete für seine Interpretationen großen Applaus. Für die jungen Musiker war es sicherlich ein Traum, mit Anfang 20 mit Jörg Widmann spielen zu dürfen. Auch wenn die Anreise für sie nicht so schön war (es gab einen kleinen Unfall mit dem Auto), werden sie sich bestimmt noch lange an diesen Abend erinnern.
Halten wir fest: ein großer Abend, spannend, eklektisch, verwirrend, außergewöhnlich, und ganz sicher wiederholungsbedürftig.
Stürmische Gezeiten
Lilit Grigoryan war meine persönliche Entdeckung des letzten Jahres. Matthias Kirschnereit hatte im Vorfeld einiges von ihr erzählt, und als mir diese energiegeladene junge, hübsche Frau bei der Langen Nacht in Landow auf Rügen begegnete, war ich wirklich fasziniert. Es war eine Freude, ihr beim Klavierspiel zuzuschauen und zu lauschen. In Wiegboldsbur konnte sich dann auch unser Team von meinen Schilderungen überzeugen. Alexandra Conunova-Dumortier begegnete mir indirekt kurz nach den Gezeitenkonzerten 2012, als sie Fan der Facebook-Seite wurde. Als ich Matthias fragte, ob er sie kenne antwortete er sofort: „Ja, die möchte ich auch gerne mal nach Ostfriesland holen!“ Kurz darauf durfte ich mich intensiver mit ihr beschäftigen, denn da hatte sie den ersten Preis des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs der Stiftung Niedersachsen gewonnen, den wichtigsten und höchstdotierten Preis für dieses Instrument. Zuvor hatte bei uns im Landschaftsforum Ju-Ni Lee, eine Teilnehmerin des Wettbewerbs „Zu Gast in Niedersachsen-Konzert“ gastiert, sodass wir natürlich neugierig waren, wer in diesem Jahr das Rennen machen würde.
Dass ausgerechnet Lilit und Alexandra zusammen ein Gezeitenkonzert als Gipfelstürmerinnen in der wunderschönen Kirche zu Norden-Bargebur geben sollten, war für mich natürlich ein Highlight. Diese schöne, schlichte, aber gleichzeitig warme Kirche war wirklich der perfekte Ort für die beiden, was sich bereits nachmittags darin manifestierte, dass sie Fotos davon auf Facebook eingestellt hatten: „Our tonight’s venue to perform an incredibly rich programm including Debussy, Schubert Fantasy & co. Looking forward!“. & Co. war beispielsweise Vieuxtemps, auf den ich besonders gespannt war, spielt doch Alexandra die bisher noch nicht auf CD erschienenen „Six morceaux sur des thèmes russes ou divertissements d’amateurs für Violine und Klavier op. 24“ bei Naxos ein.
Die Auswahl der Stücke der beiden sympathischen Musiker führte zu einem absoluten Gleichgewicht und ließ sie mal wieder die ganze Bandbreite von Gefühlen ausdrücken. Das bemerkten auch die Gäste am Ausgang, von denen gleich mehrere zu Tränen gerührt waren. Nach dem begeisterten Applaus gab es jeweils eine Solo-Zugabe der beiden, wobei Lilits Arpeggione von Schubert am Schluss stand. Besonders schön fand ich, dass die sie dabei gemeinsam auf der Bühne blieben.
Es war wie bei den Gezeiten: mal laut, mal leise, mal stürmisch und mal fröhlich plätschernd. Und auch die beiden Künstlerinnen passten herrlich nach Ostfriesland: Unaufgeregte Gelassenheit trifft auf Begeisterung und Enthusiasmus. Sie überraschten mit ihrer Musik die Menschen nicht nur aus der Region.
Für den Vormittag hatte ich mit Karin Baumann von den Ostfriesischen Nachrichten zusammen mit Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier einen Wattspaziergang mit Interview und schönen Fotos und eigentlich sogar Filmaufnahmen geplant. Leider wurde daraus nur ein Interview im Schutz der Strandkörbe, da es einfach zu kalt und zu windig war. Glücklicherweise hatten Uwe Pape und die Gastgeberin der beiden an Handtücher – eigentlich für die dreckigen Füße – gedacht, die die beiden aber als zusätzliche Wärmequelle nutzten. Witzigerweise kamen sie von unserem Förderer EDEKA, was ebenfalls bei Facebook vermerkt wurde: „During our interview, for the “Gezeitenkonzerte” Festival – freezing , wearing the latest towel model from EDEKA;-) with my Lilit“.
Musikalische Wanderungen beim Gezeitenkonzert in Holtgaste
„Was hat sich denn der Kirschnereit bei diesem Programm gedacht!?“ – Dieser Satz stammte gestern Abend in Holtgaste nicht von einem skeptischen Konzertbesucher, sondern vom Meister persönlich. Ungewöhnlich wirkte das Programm tatsächlich: nicht weniger als acht (!) Komponisten standen auf dem Programm, das von bekannten Stücken wie Mozarts A-Dur Sonate und Schumanns Kinderszenen bis zu Entdeckungen von Alberto Ginastera reichten. Ein tiefer Griff in die Repertoirekiste, wie er selber sagte. Und gleichzeitig ein Querschnitt durch das virtuose und breit gefächerte künstlerische Spektrum des künstlerischen Leiters der Gezeitenkonzerte.
Natürlich hatte er sich bei dem Programm etwas gedacht. Nach der perlenden Mozart-Sonate erklärte Kirschnereit den Abend. Das „Wandern“ sei das Leitmotiv des Programms. Bei Mozart wandert das Thema durch die verschiedenen Variationen und landet letztendlich im berühmten türkischen Marsch, also auch eine kulturelle Wanderung. Weiter ging es mit Schuberts Ungarischer Melodie und der Wanderung durch alle möglichen Tonarten im Marsch E-Dur hin zu Helmut Lachenmanns Variationen über ein Thema von Schubert. Die Anekdote dazu: Lachenmanns Lehrer bemängelte sein Legato-Spiel bei den Schubert Interpretationen. Was machte Lachenmann? Eine Woche später reichte er einfach seine eigenen Variationen ein.
Nach dem Schubert hatte sich der Pianist sichtlich warm gespielt, und auch die schöne Kirche in Holtgaste wärmte sich am Klang auf. Wettertechnisch war es gestern mal wieder bescheiden. Na, ja, im Prinzip war es einfach nur viel zu kalt für einen Julitag. Die Kirche – auch eine Entdeckung – liegt auf einer Warft am Rande des Dorfes. So weit man gucken kann, nur Wiesen und Horizont, also Ostfriesland pur. In der Kirche selber stand die Bühne zwischen Kirchenschiff und Chor. Dazwischen befindet sich eine Art Triumphbogen, sodass wir auch „hinter“ dem Flügel noch Stühle aufstellen konnten. 160 Besucher fanden damit Platz.
Nach der Pause, die dann die meisten doch draußen verbrachten, ging es mit Schumanns Kinderszenen weiter, die ja vermutlich jeder Klavierliebhaber kennt und vermutlich so einige zuhause üben. Zum Schluss hin wurde es dann abenteuerlich virtuos. Rachmaninoff (Preludes gis, h, und g-Moll) ist dafür immer noch der beste Garant. Richtig spannend wurde es dann am Ende mit Alberto Ginasteras Sonate para piano Nr. 1 op. 22 aus dem Jahr 1952. Scharfe argentinische Rhythmen und wilde Wechsel von Sechsachtel- und Dreiviertel-Takten rasten nur so dahin bis sie donnernd verhallten.
Mit Standing Ovations und zwei Zugaben endete der Abend um kurz vor 23:00 Uhr. Matthias Kirschnereit fuhr nach dem Mammutprogramm noch in der Nacht nach Hamburg zurück. So ein musikalischer Wanderer ist eben immer unterwegs.
Begeisternde Entdeckungen beim Gezeitenkonzert in Timmel
Entdeckungen – Das Schöne an dem Motto des Themenjahres der Ostfriesischen Landschaft ist ja, dass es unendlich weit gefasst werden kann. Das zeigte sich am Sonnabend beim zweiten Gipfelstürmerkonzert besonders deutlich.
Zunächst die Lokalität. Entdeckung Nr. 1: die Kirche. Zum ersten Mal durften die Gezeitenkonzerte in der Kirche Timmel zu Gast sein und diese wunderbare kleine neugotische Kirche entdecken. Die Kanzel wurde immerhin 1695 (!) geschaffen und die großzügige Holzverkleidung lassen den Raum bei Sonnenschein in warmen Farben erscheinen. Befürchtungen, dass die Akustik durch die Nähe zur Straße leiden könnte, wurden schnell ad acta gelegt. Der Klang war bis in die letzte Reihe klar und akzentuiert (was natürlich auch vor allem am exzellenten Klang der Marianis lag!).
Entdeckung Nr. 2: das Mariani Klavierquartett. Wibke hat hier ja schon geschrieben, dass man in diesem Fall ja eigentlich kaum noch von Gipfelstürmern sprechen kann, wenn Peter Philipp Staemmler (Violine) als festes Mitglied der Berliner Philharmoniker spielt und Barbara Buntrock (Viola) im Leipziger Gewandhausorchester die erste Solo-Bratsche gespielt hat.
Mozarts Klavierquartett Nr.1 g-moll bewies das eindrücklich. Hier wird als organische Einheit aus vier hochkarätigen Solisten musiziert, jeder Akzent macht Sinn, jede Note entsteht als Ensemble. Gerhard Vielhaber spielte seinen Flügel zurückhaltend und transparent-weich und es entwickelte sich in tolles Dialogspiel zwischen Flügel und Streichern.
Entdeckung Nr. 3: Frank Bridge. Natürlich haben etwas unbekannte, (oft) Werke aus dem 20. Jahrhundert einen Platz im Programm von Klassikkonzerten. Aber wenn der ausdrückliche Fokus auf diesen neuen Entdeckungen oder Wiederentdeckungen liegt, bekommen diese Kunstwerke eine völlig neue (Auf-)Wertung. Ebenso das Phantasy Piano Quartet fis-moll H. 94 (1910) des britischen Komponisten Frank Bridge (1879-1941). Einer dieser vielen Komponisten, die es noch nicht ins allgemeine Musikbewusstsein geschafft haben. Bridge wird leider tatsächlich darauf reduziert, einmal Benjamin Brittens Lehrer gewesen zu sein. Schade, das Stück war von einnehmender Qualität und vereinbarte spätromantische Bögen mit vorsichtig modern-avantgardistischen Prinzipien.
Nach der sommerlich entspannten Pause noch 40 Minuten Brahms – das erste Klavierquartett, ebenfalls g-moll. Musikgeschichtlich ließe sich dazu bestimmt viel sagen, wie Brahms diese Gattung weiterentwickelt hat. Aber ich schließe mal mit der schlichten Feststellung, dass das Ding spannend wie ein romantischer Actionfilm ist, mit seinem flirrenden Intermezzo und dem sinfonisch rauschenden Finalsatz.
Als Zugabe gab es einen Satz aus Schumanns Es-Dur Klavierquartett, bei dem die Marianis noch einmal mit allen lyrischen Qualitäten scheinen konnten. Bravo-Rufe, toller Applaus. Das Mariani Klavierquartett in Timmel – eine wahre Entdeckung.
Sommer, Sonne und Pasta für die Künstler
Das war doch mal ein Gezeitenkonzert-Abend, wie er im Buche steht. Die Sonne scheint vom Himmel, eine laue Sommerbrise lässt die Kleider der Damen flattern. Die Sonnenbrille sitzt fest auf der Nase, während man nach der musikalischen Lesung mit Gudrun Landgrebe und Sebastian Knauer ein kühles Gläschen Weißwein schlürft, sich Gegrilltes schmecken lässt und mit Freunden im Schatten der alten Bäume plauscht.
Die Friedhofsbesucher nehmen den Trubel an diesem Abend rund um ihre kleine Münkeboer Kirche und das Gemeindehaus ganz gelassen, versorgen die Blümchen auf den Gräbern nach dem heißen Tag mit ausreichend Wasser.
A propos Versorgung: Dafür, dass es den Künstlern bei den Gezeitenkonzerten an nichts mangelt, sorgen viele fleißige Helfer. Da sollen natürlich auch kulinarisch keine Wünsche offen bleiben. Zum Glück zeigten sich Sebastian Knauer und Gudrun Landgrebe genügsam. Eine Portion Pasta mit Tomatensoße vom Imbiss gegenüber, Pfefferminztee und Cola reichten, um die Künstler in Münkeboe glücklich zu machen. Glück auch für eine Kollegin vom Orga-Team: Sie hatte ihr letztes Joghurt mit Himbeeren aus dem heimischen Kühlschrank für die Künstler gegeben. Doch dann standen die italienischen Teigwaren unerwartet höher im Kurs, der Joghurt kehrte an die Spenderin zurück und wurde in der Abendsonne gemeinschaftlich verspeist. Lecker!
Mariani Klavierquartett als Gipfelstürmer in Timmel
Leider hat man, sobald die Gezeitenkonzerte begonnen haben, nicht mehr so viel Zeit, sich ausgiebig mit den Künstlern und deren Programmen zu beschäftigen. Schade eigentlich. Ab Montag legt mir Kollege Gert Ufkes jeden Tag mindestens eine neue Version eines Abendprogramms auf den Tisch, mit der Bitte um Korrekturlesung, bevor er sie durch den Kopierer jagt. Es ist jedes Mal aufs Neue interessant, was Ulf Brenken zu den ausgewählten Kompositionen schreibt und oft denke ich: „Mensch, was ist denn das wieder für ein geniales Konzert!“ Dann blättere ich weiter zu den Vitae der Künstler und frage mich, ob das wirklich noch Gipfelstürmer sind. Speziell beim Mariani Klavierquartett ist mir das in dieser Woche aufgefallen, vermutlich, da ich viele der anderen Künstler in dieser Woche persönlich kenne und dementsprechend schon eine ganz andere Beziehung zu ihnen habe.
Das Mariani Klavierquartett spielt erst seit knapp vier Jahren zusammen. Im März 2011 wurde das Klavierquartett im Finale des Deutschen Musikwettbewerbs mit einem Stipendium ausgezeichnet und in die Konzertreihe „Konzerte junger Künstler“ aufgenommen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde es zu den beiden größten deutschen Flächenfestivals in Deutschland, den renommierten Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und dem Schleswig Holstein Musikfestival sowie den Ludwigsburger Schlossfestspielen eingeladen. Darüber hinaus gibt es tolle Konzertmitschnitte (einen davon hat uns das Management im Vorfeld zum Reinhören freundlicherweise zur Verfügung gestellt) von SWR, NDR und Deutschlandradio. Im September – leider ein bisschen zu spät für die Gezeitenkonzerte – erscheint ihre erste CD beim Label Genuin in Kooperation mit dem Deutschlandradio mit Werken von Martinů, Bridge und Schumann. Die Auflistung der Preise und Konzertorte aller einzelnen jungen Künstler liest sich beeindruckend – schauen Sie doch mal auf der neu gestalteten Homepage vorbei, bevor Sie sich für das letzte Konzert der Marianis in dieser Saison über unseren Ticketpartner ReserviX ihre Eintrittskarten sichern. Bestimmt bekommen Sie aber auch noch spontan welche an der Abendkasse ab 19:30 Uhr.
In dem morgigen Gezeitenkonzert in der interessanten Kirche zu Timmel treten sie um 20:00 Uhr als Gipfelstürmer auf. Unser Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto „Entdeckungen“: Das kommt in diesem Fall gleich zweimal zum Tragen. Zu entdecken gilt es zum einen natürlich das Mariani Klavierquartett, bestehend aus Gerhard Vielhaber (Klavier), Philipp Bohnen (Violine), Barbara Buntrock (Viola) und Peter Philipp Staemmler (Violoncello). Dann haben auch sie eine Entdeckung in ihr Programm eingearbeitet. Obwohl: Das ist eigentlich nicht richtig. Denn im Prinzip ist jedes Programm mit jedem Künstler – wenn es dementsprechend gespielt ist – eine Entdeckung oder kann zumindest eine sein. In Timmel vereinen sie Mozart (Klavierquartett Nr. 1 g-Moll KV 478) mit Frank Bridge (Phantasy Piano Quartet fis-Moll H. 94) und Brahms (Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25). „Wer ist eigentlich dieser Frank Bridge?“, mag sich mancher fragen. Er war der Lehrer von Benjamin Britten, und als solcher blieb er in Erinnerung. Britten widmete ihm ein Werk für Streichorchester, die „Variations on a Theme of Frank Bridge“ als Huldigung in Zuneigung und Bewunderung. Frank Bridge kam 1879 als zehntes von zwölf Kindern in Brighton als Sohn eines Handwerkers auf die Welt. Dennoch studierte er Violine, Viola und Dirigieren und komponierte, dirigierte und unterrichtete, was das Zeug hält. Unter seinen rund zweihundert Werken finden sich ungehobene Schätze wie z. B. das Phantasy Piano Quartet fis-Moll H. 94 (H. steht für die Katalogisierung von Bridge’s Werken durch Paul Hindsmarsh im Jahr 1980) oder das etwas bekanntere Orchesterstück „The Sea“ (H. 100).
Persönlich freue ich mich auf das Klavierquartett von Brahms zum Schluss, auf das dessen Kompositionskollegen Schönberg und Joseph Joachim ein wenig neidisch waren, da es ihnen nicht gelungen war, ein solch opulentes Werk zu schreiben.
Und auf die Wanderung entlang der Timmeler Meere im Binnenland bin ich gespannt. Ich habe mir fest vorgenommen, wenigstens einen Streifzug in diesem Jahr mitzunehmen. Matthias Bergmann lädt zum Streifzug entlang des sagenumwobenen Frauenmeers zum ehemaligen Hilgenmeer ein und erzählt nebenbei, was eigentlich Pingos sind.
Gezeitenkonzert Stapelmoor: „War gut!“
Wo liegt Stapelmoor? Von Hamburg aus irgendwo weit links. Praktischerweise hat Michis Auto ein Navigationssystem, und die Adresse steht im „Programm 2013“ auf Seite 24. Er fährt, ich lasse mich fahren – alles wie immer, sehr schön! Keine Sorge, es folgt jetzt kein Bericht unserer Fußballtour vom Oktober 2012 (Brügge, London, Lille, Mönchengladbach), nein, es geht schon um Mendelssohn, Brahms, Haydn, Piazzola und Bragato. Meine absurd erscheinende Anfrage, ob er sich vorstellen könne, mit mir das Konzert des Mendelssohn Trio Berlin zu besuchen, fand schnell seine Zustimmung. Auf geht’s!
Nach lockerer Fahrt mit ausgedehnter Nachmittagspause (ein Lob auf die Küche des Restaurants „Seeblick“ in Bad Zwischenahn!) erreichten wir sehr rechtzeitig die Kirche in Stapelmoor, wo mir gleich einige aus 2012 vertraute Gesichter entgegen lächelten. Die Konzertvorbereitungen waren in vollem Gange, und auch dank eines Schweizer Taschenmessers aus Hamburger Beständen war der NDR-Aufsteller nicht lange ein wirkliches Problem.
Das Innere der ev.-ref.-Kirche mit seinem kreuzförmigen Grundriss, den kleinen Emporen, der beeindruckenden Orgel und den bemalten Gewölben machte Eindruck. Hier sollten heute abend also etwa zweihundert Besucher Platz finden… Der Flügel stand auf einem Podest in der Mitte der Kirche, quasi unter der zentral postierten Kanzel, entsprechend versetzt waren die Plätze für Geige und Cello zu erahnen. Alles schien ziemlich eng bemessen. Das Notenpult des Cellisten stand im Gang.
Noch war Zeit, es gab Cola und Kaffee, in den Räumen der „Alten Schule“ um die Ecke waren auch Rückzugsräume für die Künstler. Auf dem Parkplatz stand sogar ein Auto mit schwedischem Kennzeichen und nicht weit entfernt ein Wagen aus dem aktuellen VW-Gezeiten-Fuhrpark vom Volkswagenwerk Emden. Alles lief sowohl wie am Schnürchen als auch routiniert, dabei ebenso unaufgeregt wie freundlich. Behindertenparkplatz gesucht? Kein Problem – da drüben ist Platz, stellen Sie sich einfach so hin, dass links und rechts kein anderes Auto dazwischen paßt!
Kurz nach acht saßen alle Besucher auf ihren (wie immer personalisiert vorbereiteten) Plätzen. Mit einer kurzen Ansprache begrüßte Landschaftspräsident Helmut Collmann die Anwesenden, dankte der Kirchengemeinde (für die Räumlichkeiten), den Sponsoren (für die Zuschüsse) und uns Besuchern (für den Besuch). Dann bahnte sich das Mendelssohn Trio Berlin seinen Weg auf das Podium und begann das Konzert mit dem Trio c-Moll seines Namensgebers Felix Mendelssohn Bartholdy, das er 1820 mit elf Jahren komponiert hatte. Die Vorbilder Mozart und Beethoven blieben nicht verborgen. Das Geheimnis, weshalb die Interpreten die Mittelsätze (Scherzo und Adagio) umstellten, konnte ich aber erst in der Konzertpause lüften…
Es folgten sieben Lieder von Johannes Brahms, die für Violoncello (Ramón Jaffé) und Klavier (Andreas Frölich) eingerichtet waren. Nach dem vierten Lied spielte der Pianist mit Uta Klöber (Violine) Brahms’ Scherzo c-Moll zur F.A.E.-Sonate aus dem Jahr 1853. Eine insgesamt abwechslungsreiche Darbietung! Noch vor der Pause ging es hochkarätig weiter: Joseph Haydn kam an die Reihe, von ihm erklang das Klaviertrio Nr. 45 Es-Dur von 1797. Mit Charme und Witz stürmte das Ensemble durch die drei Sätze, am Ende prasselte der Beifall. Es war bereits viertel nach neun.
In der angenehm temperierten Pause (wir hatten aus Hamburg sonniges Wetter mitgebracht) konnte ein imaginärer Flüssigkeitsverlust am „Haase“-Stand ausgeglichen werden. Andererseits trifft man nicht jeden Abend aktive Konzertpianisten beim Händewaschen in der Herrentoilette – also nutzte ich die Gelegenheit, Andreas Frölich zu fragen, weshalb die Mendelssohn-Mittelsätze umgestellt wurden. Er erklärte mir engagiert und bereitwillig, dass das Trio beim Üben den Eindruck gewonnen hatte, die Reihenfolge sei so musikalisch plausibler (Tonartenbezug der Sätze untereinander, Vergleich zu seinen späteren Klaviertrios mit Scherzo immer an dritter Stelle). Sehr sympathisch!
Das Konzert ging nun weiter mit dem „Tango-Teil“, wie ihn Ramón Jaffé ankündigte. Es erklangen einige Werke von Astor Piazzolla und „Graciela y Buenos Aires“ (für Violoncello und Klavier) seines langjährigen Weggefährten José Bragato. Piazzollas Kunst, den „Tango Nuevo“ aus der folkloristischen Ecke aufs Konzertpodium zu holen, halte ich für eine große künstlerische Leistung, zumal die Werke immer spannend klingen (wenn sie so gut gespielt werden wie in Stapelmoor) und von berückender, traurig anmutender Schönheit sind. „Meditango“ für Klaviertrio, „Tanti Anni Prima“ (für Violine und Klavier), dazu die aufgeteilten vier Sätze „Las Cuatro Estaciones Porteñas“ (Die vier Jahreszeiten, für Klaviertrio arrangiert von José Bragato), bezauberten die Zuhörer.
Der donnernde Schlussbeifall (Holzfußboden!) animierte die Künstler zu zwei Zugaben: zunächst den 1945 komponierten „Tango pathétique“ von Peter Kiesewetter [den man im Internet auch von sehr prominenten Musikern dargeboten bekommen kann, sollte man das Stapelmoor-Konzert zufällig verpasst haben, empfehle ich das YouTube-Video und abschließend Astor Piazzollas Meisterwerk „Oblivion“. Jetzt war es bald elf Uhr.
Wie eigentlich immer, wenn man aus Hamburg aufs Land fährt, will man nachts trotzdem zurück, so auch diesmal. Wäre nicht auch noch ein mehrteiliger, nicht überholbarer Schwertransport zwischen Oldenburg und Bremen unterwegs gewesen, hätten wir es sogar in zwei Stunden geschafft. Aber auch so gilt Michis kompetentes Fazit zu diesem Konzertausflug nach Stapelmoor: „War gut!“
Ulf Brenken