Im Jahre 1765 bestimmte Preußens König Friedrich II., Herr über Ostfriesland, wie die Moore in seiner Provinz kultiviert werden sollten, in einem „Edikt wegen Urbarmachung der in Unserm Fürstenthum Ostfriesland und dem Harlingerlande befindlichen Wüsteneyen, wobey zugleich die Principia Regulativa festgesetzet werden, nach welchen bey Ausweisung der wüsten Feldern und bey Entscheidung der darüber entstehenden Streitigkeiten zu verfahren“.
Im Zuge der nun einsetzenden Moorkolonisation entstanden auch die Gemeinden Münkeboe und Moorhusen. Kirchlich wurden die neuen Kolonien von Engerhafe aus betreut, und es sollten 135 Jahre vergehen, ehe die neuen Siedlungen eine eigene Kirche bekamen. 1 ½ Stunden waren die Kirchgänger unterwegs, und wie der Kirchweg im Winter in dieser moorigen Gegend aussah, das mag man sich nicht vorstellen. Mit der christlichen Moral scheint es auch nicht zum Besten gestanden zu haben. So beschwerten sich die Einwohner in einem Schreiben an das Konsistorium in Aurich im Jahre 1866: „Unsere Jugend ist bei der großen Entfernung von der Kirche fast noch größeren Nachtheilen und Gefahren ausgesetzt. Dieselbe ist auf dem weiten Wege zur sonntäglichen Katechitation und zum Confirmanden-Unterricht, ohne Aufsicht sich selbst überlassen der Verführung zum Leichtsinn und zur Thorheit, wohl gar zu noch ärgerem blos gestellt…. Es ist anerkannte Thatsache und wird von den Bessergesinnten in unseren Gemeinen mit tiefen Schmerz empfunden, daß Unkirchlichkeit und in Folge davon Leichtsinn, Verwilderung, Unsittlichkeit, namentlich in puncto sextu, …überhand zu nehmen drohen.“
1896 wurde die Kolonie Münkeboe-Moorhusen endlich eine selbständige Kirchengemeinde mit eigenem Pastor. Und 1899/1900 wurde eine Kirche im damals hochmodernen neogotischen Stil errichtet. Die Neostile, die um die Jahrhundertwende aktuell waren, wurden noch bis vor einigen Jahren nicht als vollwertige, qualitätvolle Baustile anerkannt. Man belächelte eher die neuromanischen oder neogotischen Bauten, die viel romanischer oder gotischer aussahen als je ein Bauwerk im Mittelalter. Inzwischen sieht man, dass auch die historisierende Bauweise ihre eigenen Reize hat.
Die Münkeboer Backsteinkirche mit Westturm und polygonalem Chor sowie einem dreischiffigen Langhaus wurde von F. Jakob, einem Baumeister aus Hannover, gebaut und ist wirklich wie aus einem Guss. Auch das weite, saalartige Innere mit dem gewölbten Chor, in dessen mittleren Fenster Christus als guter Hirte zu sehen ist sowie den schmalen Seitenschiffen, der geknickten Holzdecke und der Empore wirkt harmonisch. Dazu passen der Kreuzigungsaltar, das Kirchengestühl und die Glasfenster, alle aus der Erbauungszeit.
Text: Monika van Lengen
Ev.-luth. Kirche Zum guten Hirten
Upender Straße 63
26624 Südbrookmerland-Münkeboe