Gezeitenblog

Üben, üben, üben

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Matthias Kirschnereit bei den Proben, Foto: Karlheinz Krämer

Faszinierend fand ich an Matthias Kirschnereit, dass er vor dem Abschlusskonzert jede freie Minute nutzte, um – egal an welchem Flügel – zu proben. Er hat halt den kleinen Anspruch an sich selbst, möglichst perfekt zu spielen. Mit dem Orchester gemeinsam gab es dafür nur Donnerstagabend und Freitagvormittag die Möglichkeit, was beiden Seiten vollkommen ausreichte. Aber Matthias bat darum, während das Orchester alleine weiterprobte, für ihn ebenfalls noch eine Möglichkeit zu finden. Praktischerweise ist zurzeit der Flügel aus der Musikschule von der Neuen Kirche für die Zeit des Umbaus in die Schweizer Kirche ausgelagert, und die Veranstaltung zum Geburtstag des Emder Rathauses dort war auch rechtzeitig beendet, sodass er sich dort ans Werk machen konnte.

Stand im Zusammenhang mit den Gezeitenkonzerten ein Termin in Aurich an, war Matthias‘ Frage im Vorfeld sehr häufig: „Wo kann ich üben?“ Gut, dass es hier Musikfreunde mit Flügel gibt, denen es eine Freude ist, ihr Instrument zur Verfügung zu stellen und dadurch gleichzeitig ein sehr privates Konzert genießen zu können.
Gleich nach der öffentlichen Probe am Freitagvormittag – den Schlüssel für die Schweizer Kirche hatte er vom Vorabend vorsorglich behalten – verabschiedete er sich erneut dorthin. Und auch abends blieb er bis zur letzten Sekunde am Flügel, was uns beim Auslegen der Plätze etc. die Möglichkeit bot, ihm zu lauschen und zuzusehen: Toll!

Unser Klavierbaumeister, der eigentlich noch einmal nachstimmen wollte, raunte mir dann irgendwann zu: „Warum übt er denn immer noch. Wenn’s einer hier draufhat, dann er!“ Nachdem ich mich dann breit grinsend vor ihm aufgebaut hatte, um ihn möglichst schonend darauf vorzubereiten, dass es jetzt reichen muss, gab er, dann selbst mit einem Lächeln, auf und den Flügel für Tamme frei.

Diesen Kirchenschlüssel habe ich übrigens umgehend nach dem Abschlusskonzert zurückbekommen.

Das Schlüsselerlebnis

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Die Spielorte unserer Gezeitenkonzerte sind mehrheitlich die tollen Kirchen in der Region, da sie sich zum einen von der Akustik her meist gut für ein Konzert eignen und zum anderen über einen ganz bestimmten Charme verfügen, mit dem reine Zweckbauten häufig nicht mithalten können. Wir sind sehr froh, dass die Kirchengemeinden uns mit offenen Armen bei sich aufnehmen und wissen diese Gastfreundschaft sehr zu schätzen!

Unangenehm für uns ist es dann nur, wenn von Künstlern, weil sie am Folgetag des Konzertes erst ihre Instrumente aus der Kirche holen möchten, versehentlich der Kirchenschlüssel mitgenommen wird. Mit gutem Willen kann man das aber schnell klären, und wenn – so wie in diesem Fall – noch ein zweiter Schlüssel vorhanden ist, ist es auch kein Drama. Die betreffende Person hat dann umgehend den Schlüssel in einem wattierten Umschlag zum nächsten Postamt gebracht und per Einschreiben ans Kirchenbüro geschickt.
Leider kam er dort nicht an, sodass unsere Künstlerbetreuerin Berit Sohn, Künstler und die Pfarrsekretärin im regen Kontakt miteinander standen, was bei solch einem Anlass nicht immer so schön ist. Es wurde ein Nachforschungsantrag bei der Post gestellt, der leider erfolglos blieb. Nun, nach Abschluss der Gezeitenkonzerte und weil Berit im Urlaub ist, habe ich noch einmal hinterher telefoniert und mir den Einlieferungsbeleg schicken lassen. Wohl dem, der diesen tatsächlich aufbewahrt!
Obwohl ich sehr deutlich spreche, hat mich die freundliche Computer-Stimme von der Deutschen Post AG an der anderen Seite des Telefons nicht verstanden, sodass aus RG dreimal RR wurde und mir eine Sendung vom 8. Oktober zur Nachverfolgung und die Zusendung eines schriftlichen Antrags per Fax angeboten wurde. Die Kollegen im Zimmer nebenan haben sich köstlich amüsiert, als ich nach dem dritten Versuch entnervt aufgeben habe.
Im Postamt Aurich wurde mir erklärt, es sei das falsche Formular … . Im Computer wurde dem Beamten zu der richtigen Sendung nichts angezeigt. Der freundliche Herr erklärte mir, dass alle Fundsachen aus beschädigten Umschlägen an einem zentralen Punkt in Deutschland gesammelt werden. Sogleich stellte ich mir tausende von Schlüsseln und ganz viele andere Dinge vor und verglich die Suche im Geiste mit der nach der Nadel im Heuhaufen. Hilfreich sei bestimmt die Schlüsselnummer. Daraufhin habe ich heute, gestern war es schon nicht mehr besetzt, im Kirchenbüro angerufen und, siehe da, der Schlüssel ist in der Zwischenzeit aufgetaucht, zwar mit großer Verspätung, aber immerhin. Es konnte nur nicht Bescheid gegeben werden, da keine Telefonnummer vorhanden war. Wie war doch noch unser Mantra? Alles wird gut!

Arbeiten unter erschwerten Bedingungen

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Straßenarbeiten am Georgswall

Nach dem Festival ist vor dem Festival. So wie bei den Gezeiten ist es auch bei unserer Arbeit, kaum ist etwas zu Ende, gibt es einen neuen Anfang. Gleichzeitig zu Abrechnungen und Nacharbeiten der Gezeitenkonzerte 2012 machen wir uns bereits Gedanken zu 2013. Schließlich müssen dafür schon bald die Gelder beantragt werden, da bei vielen Stiftungen u. ä. – genauso wie bei der Kulturförderung, die von der Ostfriesischen Landschaft vergeben wird – die Antragsfristen bereits im kommenden Monat liegen. Ohne ein solides Konzept und eine durchdachte Finanzierung braucht man dort aber keinen Antrag zu stellen, wenn man mit einer Förderung bedacht werden möchte. Also heißt es grübeln, grübeln, grübeln. Heute wurde das stark erschwert, da wir im Landschaftsforum von der einen Seite quasi geteert und gefedert werden: Der Georgswall ist seit heute Einbahnstraße und Straßenbauarbeiten werden unter unserem Fenster ausgeführt. Von der anderen steigt man uns aufs Dach. Die Landschaft ist nun an der Seite zum Pingelhus komplett eingerüstet, weil die Fassade saniert werden muss. Das führt natürlich zu enormer Geruch- und Lärmbelästigung. Gelüftet werden kann nicht und das Denken fällt schwer.

eingerüstet – kein Zugang zum Landschaftsforum möglich

Diskutiert wird auf Augenhöhe

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Am Dienstag nach der Pressekonferenz hatte Matthias Kirschnereit das Kernteam zu einem Essen in der Pizzeria und einem gleichzeitigen ‚Brainstorming‘ fürs nächste Jahr eingeladen. Das war eine nette und entspannte Runde, bei der viele tolle Ideen bereits geboren und natürlich gleich notiert wurden. Ein netter Ausklang der Gezeitenkonzerte in diesem Jahr, der gleichzeitig Appetit für die kommende Auflage gemacht hat.

Im Pressegespräch wurden ja bereits ein paar Details bekannt gegeben (s. Artikel im Bereich „Presse“ hier im Gezeitenblog). Wir überlegen noch hinsichtlich des zeitlichen Rahmens und werden in diese Überlegungen u. a. die Ergebnisse aus unserer Umfrage einfließen lassen. Der Rücklauf dieser Fragebogenaktion war übrigens sehr gut: Allen Teilnehmenden sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt! Wichtig ist es uns auch weiterhin die Beteiligung am Projekt „Rhapsody in School“, was aber nur außerhalb der Ferienzeit, nach meinen Erfahrungen besser vor Beginn der Sommerferien, möglich wäre. Außerdem soll es ein Motto geben, das mit viel Spaß und mehr oder weniger geistreichen Kommentaren in unserer Runde schon mal diskutiert wurde. Matthias Kirschnereit hat es schon in der Pressekonferenz gesagt: Ostfriesland und die Menschen hier, egal ob Publikum oder Team-Mitglieder, sind ihm in diesem Jahr schon sehr ans Herz gewachsen und er fühlt sich hier sehr wohl. Uns geht es mit ihm genauso: Wir haben das Gefühl, ihn schon deutlich länger als ein halbes Jahr zu kennen, und, was besonders schön ist: Diskutiert wird auf Augenhöhe.

Witzig war es bei jedem Konzert, an dem Matthias Kirschnereit nicht persönlich dabei sein konnte. Meistens waren wir gerade beim Abbau oder beim Verabschieden des Publikums, wenn mein Handy anfing zu piepen oder zu vibrieren, weil er per sms anfragte, wie es gelaufen sei. Jeder aus dem Team guckte fragend und unisono vermuteten wir gleich: Matthias?! Auch die Künstler wurden nicht nur mit einer persönlichen Botschaft in der Künstlergarderobe begrüßt, sondern bekamen zusätzlich auch noch eine Mail oder Textnachricht. Die Gedanken waren so auf jeden Fall immer bei den Gezeitenkonzerten und den Menschen, die mit ihnen in Verbindung standen.

Gezeiten-TV im Interview mit Dirk Lübben

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Matthias Adelmund von Gezeiten-TV fragte den organisatorischen Leiter der Gezeitenkonzerte Dirk Lübben von der Ostfriesischen Landschaft nach seinem persönlichen Fazit der Premiere der Gezeitenkonzerte 2012.

Als alles begann

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Montag, der zehnte September 2012. Die erste Woche ohne ein Gezeitenkonzert beginnt. Für das Team (und auch für mich, der ja die tägliche Büroarbeit nur aus der Ferne beobachtet hat) ist das fast ungewohnt. Jede Woche eines oder mehrere Konzerte – das bedeutete abgesehen von der Arbeit eben auch Vorfreude und Neugierde auf jedes einzelne Konzert.

„Die ersten Gezeitenkonzerte sind jetzt schon Geschichte“, schreibt Barbara Fischer über das Abschlusskonzert. In Emden herrschte Hochstimmung –  ja, ein bisschen schwappte Pathos durch die Reihen, auf und ab, hin und her und man ließ sich vom allgemeinen Hochgefühl mittragen, dabei gewesen zu sein. Bei den Gezeiten 2012. Als alles anfing. Als Vilde Frang gleich zu Beginn alle spielerisch von den Sitzen holte. Als Matthias Kirschnereit in Bargebur zeigte, wie so eine Schubertsonate zu klingen hat. Und natürlich vier Zugaben! Wie kann man die vergessen?

Das sind so Augenblicke, an die man sich jetzt spontan erinnert. Zum Beispiel die absolute Gelassenheit von Sharon Kam, die in der Pause vom Publikum belagert wurde und dann ohne Erholung den zweiten Teil bewältigte. Oder David Kindt und Helge Aurich, die vor ihrem Konzert erstmals eine Fahrradtour durch Ostfriesland machten. Die Hitze beim Lisbeth Quartett im Pumpwerk, wobei man nicht wusste, ob es an der Klimaversorgung oder der Musik lag.

Der hämmernde Rihm von Vasyl Kotys, das perfekte Brahmsquintett vom Amaryllis Quartett und Annika Treutler. Die Perkussionstücke der Brüder Gerassimez und der stets gute Kuchen in Dangast. Der eine Abend, der auch mal polarisierte und für durchwachsene Rezensionen sorgte. Zuletzt ein dahinrauschender Debussy in Emden, der sich wie eine steile Welle zwischen den Mozartstücken aufstellte.

Egal, ob man nur eines von 20, oder gleich alle 20 Konzerte gehört und gesehen hat: Es bleiben gute Momente übrig und die Liste lässt sich wohl immer weiter führen über die Gezeiten 2012. Damals … als alles begann.

Fantastisches Publikum

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entspannte Atmosphäre, hier beim Gezeitenkonzert in Reepsholt, Foto: Karlheinz Krämer

Wenn es eine einhellige Meinung aller Künstler der diesjährigen Gezeitenkonzerte gab, dann war es die, dass das Publikum in Ostfriesland einzigartig ist. Es sei so unglaublich aufmerksam, einfühlsam und aufgeschlossen. Egal, ob es zu Beginn Vasyl Kotys war, dem nicht ganz wohl dabei war, Rihm in einer Kirche zu spielen und möglicherweise die Gäste damit zu vergrätzen oder Sharon Kam, die sich in der Pause fast die ganze Zeit darauf einließ, sich mit den Besuchern zu unterhalten. Auch Matthias Kirschnereit war überwältigt von der herzlichen Reaktion. Viele Künstler haben sich in unserem Künstlergästebuch speziell dazu geäußert. So war es beispielsweise für Christian Tetzlaff und Sharon Kam “ein Vergnügen” hier zu spielen. Christian Ihle Hadland schrieb vom “enthusiastischen Publikum”.

Uns geht es genauso: Wir wissen, dass unsere Konzertbesucher wahre Musikliebhaber sind, die sich freuen, einfach bei den Gezeitenkonzerten dabei sein zu können. Sie sind diejenigen, die uns sehr viel zurückgeben, in persönlichen Gesprächen, mit einem einfachen “Danke” am Ausgang oder in Briefen und Mails. Es ist uns ein Ansporn, für Sie unsere Arbeit noch zu verbessern. Viele Anregungen dafür haben wir bekommen. Und die Künstler würden sich freuen, nächstes Jahr wieder nach Ostfriesland kommen und für Sie spielen zu dürfen!

Das Team der Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft bedankt sich ganz herzlich bei Ihnen allen. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht. Wir hoffen auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr oder vielleicht schon bei unseren Konzerten im Landschaftsforum in der Auricher “Landschaft”.

Publikum in Dangast, Foto: Karlheinz Krämer

Emder Abschlusskonzert vom Feinsten

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Abschluss der Gezeitenkonzerte 2012 mit dem KKO unter Ivo Hentschel mit Matthias Kirschnereit als Solist, Foto: Karlheinz Krämer

Das hat man dann davon: Kaum zeigt man Interesse am persönlichen Besuch des Emder Abschlusskonzertes, schon wird man als harmloser Programmhefttexter der Gezeitenkonzerte in der Konzertpause verpflichtet, einen Blogbeitrag zu verfassen. Macht man natürlich gern, denn Wibke Heß und Simon Hopf können einen auf so ‘ne bestimmte Art überzeugen…

 

Morgens also Autofahrt von Hamburg nach Emden. Um 11 Uhr war „Öffentliche Generalprobe“ in der originellen Spielstätte, der Johannes a Lasco Bibliothek. Kaum zu glauben, dass dieses Mahnmal bis 1995 vor sich hin rottete, bevor es zu diesem Schmuckkästchen werden konnte! Knapp zweihundert Besucher nutzten die Gelegenheit des kurzfristig angesetzten Zusatzangebotes und erlebten eine konzertähnliche Durchspielprobe mit anschließenden Korrekturen. Das abendliche Konzert und auch schon die Generalprobe wurden von NDR Kultur mitgeschnitten, was auch vom Publikum gesteigerte Disziplin erforderte. Knapp drei Stunden (inklusive Pause) dauerte die Vormittagsveranstaltung, was nicht alle Besucher bis zum Ende durchhalten mochten. Manche aus eher bizarren Gründen wie ablaufende Parkuhren…

Abends durfte ich dann für meine Freikarte (Danke, Wibke!) beim Vorbereiten des Konzertraumes helfen, später sogar hilfsweise Eintrittskarten kontrollieren und das Programmheft verteilen. (Ein seltsames Gefühl, wenn der eigene Text so unter die Konzertbesucher gelangt!)

Hilko Gerdes, Vizepräsident der Ostfriesischen Landschaft, hielt eine kurze, fast schon launige Eröffnungsrede aus Anlass des Abschlusskonzertes. Dann legten sie los: Das etwa dreißig Musikerinnen und Musiker starke Kurpfälzische Kammerorchester (KKO) aus Mannheim mit seinem Dirigenten Ivo Hentschel. Sie spielten zu Beginn einen „unechten“ Salieri – weil der die Sinfonia „Veneziana“ aus eigenen Werken gar nicht selbst zusammengebastelt hatte.

Matthias Kirschnereit, in einer Person Künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte, Familienvater mit Wohnsitz in Hamburg und weltweit tätiger Pianist, obwohl es ihn wirklich nur einmal gibt, hatte es sich nicht nehmen lassen, im Abschlusskonzert als Solist des Mozart-d-Moll-Konzertes aufzutreten. Es war faszinierend zu hören, wie sich Solist und KKO nach nur wenigen Proben aufeinander eingestellt hatten, um auf hohem Niveau miteinander zu musizieren. Zum Dank für den anschließenden Riesenapplaus des begeisterten Publikums bot Matthias Kirschnereit eine Zugabe von Claude Debussy, dessen 150. Geburtstag in dieses Jahr fällt: „Mouvement“ aus den „Images“, ein sehr motorisch angelegtes Virtuosenstück, „weil alles wie bei den Gezeitenkonzerten auch zukünftig in Bewegung bleibt“, wie sich der Künstlerische Leiter dazu einleitend äußerte.

Das war aber noch nicht alles – denn nach der schön langen Konzertpause, in der die „Haasen“, wie man das Haase Catering hier augenzwinkernd zu bezeichnen pflegt, mit ihrem tollen Angebot an Essen und Trinken für beste Auffrischung nicht nur des Flüssigkeitshaushalts sorgten, hielt Matthias Kirschnereit eine kleine Ansprache, in der er seine Position zur aktuellen Festivalsituation in Ostfriesland darstellte und sich unter dem Beifall der 450 Konzertbesucher eine „friedliche Koexistenz“ mit dem Musikalischen Sommer in Ostfriesland wünschte, da über allem die Kunst, speziell die Musik, und ihre Weitergabe stehen möge.

Kurpfälzisches Kammerorchester mit Dirigent Ivo Hentschel, Foto: Karlheinz Krämer

Danach traten das KKO und Ivo Hentschel erneut auf den Plan. Diesmal spielten sie die eher unbekannte „Prager Sinfonie“ (Nr. 38) von Mozart, die mich auch aufgrund ihrer Meisterschaft in jeder Sekunde (und das ist wörtlich gemeint!) ungeheuer beeindruckt hat. Das lag natürlich zu einem großen Teil auch an den Interpreten, die den Schlusssatz noch eine Spur schneller angingen als bei der vormittäglichen Generalprobe. Alle fünf Wiederholungen innerhalb der drei Sätze wurden gespielt! Als musikliebender Zuhörer kann ich nur meinen größten Respekt zollen und mich bedanken für einen spannenden Konzertabend, der das Publikum hörbar (weil unhörbar) konzentriert in seinen Bann zog.

Matthias Kirschnereit, der sich die „Prager“ auch anhörte, machte einen mehr als zufriedenen Eindruck, so dass mein einheimischer Sitznachbar mir zuflüsterte: „Der fühlt sich wohl hier!“

Der ausdauernde Beifall „zwang“ Ivo Hentschel und das KKO zu einer Zugabe: Man spielte den Presto-Schlusssatz aus Mozarts Sinfonie Nr. 28 (KV 200), der wie ein glitzerndes Feuerwerk die diesjährigen Gezeitenkonzerte beendete. Tatsächlich ein Abschlusskonzert vom Feinsten!

Nachts also Autofahrt zurück nach Hamburg. Und bei aller Liebe für die schönste Stadt der Welt, die ich eigentlich nicht ohne Not zu verlassen bereit bin, habe ich mich doch während der Rückfahrt bei dem Gedanken ertappt, dass es leider ein bisschen zu weit ist, um mal eben im faszinierenden Ostfriesland aufzukreuzen und diese besonderen Menschen dort noch öfter zu besuchen. Das hat man dann davon…

Ulf Brenken

 

Anmerkung von Wibke: Der Text wurde nicht verändert; ich habe mir lediglich erlaubt, die Fotos hinzuzufügen!

Gezeiten-TV zum Abschluss der Gezeitenkonzerte

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Gezeiten-TV: Karlheinz Krämer und Matthias Adelmund waren gestern für Gezeiten-TV am letzten Tag der Gezeitenkonzerte dabei und nutzten die Gelegenheit, mit einem glücklichen künstlerischen Leiter der Gezeitenkonzerte, Matthias Kirschnereit, ein Interview zu führen.

Öffentliche Generalprobe

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Nachdem ich den Donnerstagabend aus privaten Gründen ein wenig unruhig zu Hause verbracht habe, während die Kollegen in Emden bei der ersten nicht öffentlichen Probe von Kurfpälzischen Kammerorchester unter Ivo Hentschel gemeinsam mit Matthias Kirschnereit waren, habe ich mich gestern morgen sehr auf die erste öffentliche Generalprobe in der Johannes a Lasco Bibliothek gefreut. Natürlich hatte ich mich im Anschluss Donnerstag noch bei Dirk und Matthias erkundigt wie denn die Stimmung war. Berit hatte mich vorher aber auch schon informiert, dass der Bus aus Mannheim pünktlich da war, alles mit der Organisation der Stühle, Notenpulte und Getränke geklappt hatte.
Bevor das Publikum kommen konnte, mussten eigentlich nur noch Kleinigkeiten erledigt werden. Der NDR hatte für den Mitschnitt auch am Vorabend schon einen Großteil aufbauen können. Wir mussten noch ein paar Aufsteller und die Sitzplatznummerierung platzieren; dann konnte es losgehen.

Das Publikum war teilweise doch ein wenig überrascht und amüsiert, die Musiker in ihrer Straßenbekleidung auf die Bühne stürmen zu sehen.  Auch Matthias kam selbstverständlich in Jeans und Pullover, stellte noch kurz sein Handy aus. Das war für uns ein kleines Problem: Aufgrund der Aufnahmen mussten die Geräte komplett ausgestellt werden, was für uns für kurzfristige Absprachen per sms natürlich kompliziert war. Das Zusammenspiel war unserer Meinung nach stets perfekt, auch die Gäste waren überrascht, dass sowohl die Musiker als auch die Tonmeisterin einige Stellen tatsächlich wiederholen wollten. Zwischendurch läuteten die Glocken in eine leise Passage, sodass die Aufnahme unbrauchbar war. Entsprechend hieß es aus dem Ü-Wagen: Takt soundso bis soundso noch einmal, bitte!” Das war es, worauf alle gewartet hatten. Viele sagten schon in der Pause: Wir kommen jetzt immer zu den Proben. Das macht ja noch mehr Spaß als im Konzert. Die Künstler machten stets einen entspannten Eindruck. Beim nächsten Mal sorgen wir dann dafür, dass auch wirklich überall die Kommentare aus dem Ü-Wagen und von der Bühne für alle verständlich gemacht werden. Das erhöht den Genuss noch weiter.

Lange hat es gedauert, bis wirlich alle 100%-ig zufrieden waren, dafür waren es dann auch alle! Da ich mal wieder den Tür-Dienst von außen übernommen hatte – ja, auch dort muss jemand stehen, damit keiner unbefugt reinkommt und diejenigen, die rausmüssen, das leise erledigen – habe ich leider nur begrenzt hören können, war davon aber schwer angetan und wusste für den Abend: Das wird gut!

Mein Vorteil war, dass ich im Gegensatz zu manch anderem meinen Parkschein fürs Auto verlängern konnte. Das Problem war nur, dass mein Schlüssel in der Bibliothek eingeschlossen war. Aber wie steht auf dem Ticket so schön geschrieben: “Von außen gut sichtbar am Fahrzeug anbringen!” Also habe ich es unter den Scheibenwischer geklemmt und mir dadurch  tatsächlich einen Strafzettel erspart, im Gegensatz zu der Dame neben mir, die es mit Humor nahm.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern