Emder Abschlusskonzert vom Feinsten

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Abschluss der Gezeitenkonzerte 2012 mit dem KKO unter Ivo Hentschel mit Matthias Kirschnereit als Solist, Foto: Karlheinz Krämer

Das hat man dann davon: Kaum zeigt man Interesse am persönlichen Besuch des Emder Abschlusskonzertes, schon wird man als harmloser Programmhefttexter der Gezeitenkonzerte in der Konzertpause verpflichtet, einen Blogbeitrag zu verfassen. Macht man natürlich gern, denn Wibke Heß und Simon Hopf können einen auf so ‘ne bestimmte Art überzeugen…

 

Morgens also Autofahrt von Hamburg nach Emden. Um 11 Uhr war „Öffentliche Generalprobe“ in der originellen Spielstätte, der Johannes a Lasco Bibliothek. Kaum zu glauben, dass dieses Mahnmal bis 1995 vor sich hin rottete, bevor es zu diesem Schmuckkästchen werden konnte! Knapp zweihundert Besucher nutzten die Gelegenheit des kurzfristig angesetzten Zusatzangebotes und erlebten eine konzertähnliche Durchspielprobe mit anschließenden Korrekturen. Das abendliche Konzert und auch schon die Generalprobe wurden von NDR Kultur mitgeschnitten, was auch vom Publikum gesteigerte Disziplin erforderte. Knapp drei Stunden (inklusive Pause) dauerte die Vormittagsveranstaltung, was nicht alle Besucher bis zum Ende durchhalten mochten. Manche aus eher bizarren Gründen wie ablaufende Parkuhren…

Abends durfte ich dann für meine Freikarte (Danke, Wibke!) beim Vorbereiten des Konzertraumes helfen, später sogar hilfsweise Eintrittskarten kontrollieren und das Programmheft verteilen. (Ein seltsames Gefühl, wenn der eigene Text so unter die Konzertbesucher gelangt!)

Hilko Gerdes, Vizepräsident der Ostfriesischen Landschaft, hielt eine kurze, fast schon launige Eröffnungsrede aus Anlass des Abschlusskonzertes. Dann legten sie los: Das etwa dreißig Musikerinnen und Musiker starke Kurpfälzische Kammerorchester (KKO) aus Mannheim mit seinem Dirigenten Ivo Hentschel. Sie spielten zu Beginn einen „unechten“ Salieri – weil der die Sinfonia „Veneziana“ aus eigenen Werken gar nicht selbst zusammengebastelt hatte.

Matthias Kirschnereit, in einer Person Künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte, Familienvater mit Wohnsitz in Hamburg und weltweit tätiger Pianist, obwohl es ihn wirklich nur einmal gibt, hatte es sich nicht nehmen lassen, im Abschlusskonzert als Solist des Mozart-d-Moll-Konzertes aufzutreten. Es war faszinierend zu hören, wie sich Solist und KKO nach nur wenigen Proben aufeinander eingestellt hatten, um auf hohem Niveau miteinander zu musizieren. Zum Dank für den anschließenden Riesenapplaus des begeisterten Publikums bot Matthias Kirschnereit eine Zugabe von Claude Debussy, dessen 150. Geburtstag in dieses Jahr fällt: „Mouvement“ aus den „Images“, ein sehr motorisch angelegtes Virtuosenstück, „weil alles wie bei den Gezeitenkonzerten auch zukünftig in Bewegung bleibt“, wie sich der Künstlerische Leiter dazu einleitend äußerte.

Das war aber noch nicht alles – denn nach der schön langen Konzertpause, in der die „Haasen“, wie man das Haase Catering hier augenzwinkernd zu bezeichnen pflegt, mit ihrem tollen Angebot an Essen und Trinken für beste Auffrischung nicht nur des Flüssigkeitshaushalts sorgten, hielt Matthias Kirschnereit eine kleine Ansprache, in der er seine Position zur aktuellen Festivalsituation in Ostfriesland darstellte und sich unter dem Beifall der 450 Konzertbesucher eine „friedliche Koexistenz“ mit dem Musikalischen Sommer in Ostfriesland wünschte, da über allem die Kunst, speziell die Musik, und ihre Weitergabe stehen möge.

Kurpfälzisches Kammerorchester mit Dirigent Ivo Hentschel, Foto: Karlheinz Krämer

Danach traten das KKO und Ivo Hentschel erneut auf den Plan. Diesmal spielten sie die eher unbekannte „Prager Sinfonie“ (Nr. 38) von Mozart, die mich auch aufgrund ihrer Meisterschaft in jeder Sekunde (und das ist wörtlich gemeint!) ungeheuer beeindruckt hat. Das lag natürlich zu einem großen Teil auch an den Interpreten, die den Schlusssatz noch eine Spur schneller angingen als bei der vormittäglichen Generalprobe. Alle fünf Wiederholungen innerhalb der drei Sätze wurden gespielt! Als musikliebender Zuhörer kann ich nur meinen größten Respekt zollen und mich bedanken für einen spannenden Konzertabend, der das Publikum hörbar (weil unhörbar) konzentriert in seinen Bann zog.

Matthias Kirschnereit, der sich die „Prager“ auch anhörte, machte einen mehr als zufriedenen Eindruck, so dass mein einheimischer Sitznachbar mir zuflüsterte: „Der fühlt sich wohl hier!“

Der ausdauernde Beifall „zwang“ Ivo Hentschel und das KKO zu einer Zugabe: Man spielte den Presto-Schlusssatz aus Mozarts Sinfonie Nr. 28 (KV 200), der wie ein glitzerndes Feuerwerk die diesjährigen Gezeitenkonzerte beendete. Tatsächlich ein Abschlusskonzert vom Feinsten!

Nachts also Autofahrt zurück nach Hamburg. Und bei aller Liebe für die schönste Stadt der Welt, die ich eigentlich nicht ohne Not zu verlassen bereit bin, habe ich mich doch während der Rückfahrt bei dem Gedanken ertappt, dass es leider ein bisschen zu weit ist, um mal eben im faszinierenden Ostfriesland aufzukreuzen und diese besonderen Menschen dort noch öfter zu besuchen. Das hat man dann davon…

Ulf Brenken

 

Anmerkung von Wibke: Der Text wurde nicht verändert; ich habe mir lediglich erlaubt, die Fotos hinzuzufügen!

Öffentliche Generalprobe

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Nachdem ich den Donnerstagabend aus privaten Gründen ein wenig unruhig zu Hause verbracht habe, während die Kollegen in Emden bei der ersten nicht öffentlichen Probe von Kurfpälzischen Kammerorchester unter Ivo Hentschel gemeinsam mit Matthias Kirschnereit waren, habe ich mich gestern morgen sehr auf die erste öffentliche Generalprobe in der Johannes a Lasco Bibliothek gefreut. Natürlich hatte ich mich im Anschluss Donnerstag noch bei Dirk und Matthias erkundigt wie denn die Stimmung war. Berit hatte mich vorher aber auch schon informiert, dass der Bus aus Mannheim pünktlich da war, alles mit der Organisation der Stühle, Notenpulte und Getränke geklappt hatte.
Bevor das Publikum kommen konnte, mussten eigentlich nur noch Kleinigkeiten erledigt werden. Der NDR hatte für den Mitschnitt auch am Vorabend schon einen Großteil aufbauen können. Wir mussten noch ein paar Aufsteller und die Sitzplatznummerierung platzieren; dann konnte es losgehen.

Das Publikum war teilweise doch ein wenig überrascht und amüsiert, die Musiker in ihrer Straßenbekleidung auf die Bühne stürmen zu sehen.  Auch Matthias kam selbstverständlich in Jeans und Pullover, stellte noch kurz sein Handy aus. Das war für uns ein kleines Problem: Aufgrund der Aufnahmen mussten die Geräte komplett ausgestellt werden, was für uns für kurzfristige Absprachen per sms natürlich kompliziert war. Das Zusammenspiel war unserer Meinung nach stets perfekt, auch die Gäste waren überrascht, dass sowohl die Musiker als auch die Tonmeisterin einige Stellen tatsächlich wiederholen wollten. Zwischendurch läuteten die Glocken in eine leise Passage, sodass die Aufnahme unbrauchbar war. Entsprechend hieß es aus dem Ü-Wagen: Takt soundso bis soundso noch einmal, bitte!” Das war es, worauf alle gewartet hatten. Viele sagten schon in der Pause: Wir kommen jetzt immer zu den Proben. Das macht ja noch mehr Spaß als im Konzert. Die Künstler machten stets einen entspannten Eindruck. Beim nächsten Mal sorgen wir dann dafür, dass auch wirklich überall die Kommentare aus dem Ü-Wagen und von der Bühne für alle verständlich gemacht werden. Das erhöht den Genuss noch weiter.

Lange hat es gedauert, bis wirlich alle 100%-ig zufrieden waren, dafür waren es dann auch alle! Da ich mal wieder den Tür-Dienst von außen übernommen hatte – ja, auch dort muss jemand stehen, damit keiner unbefugt reinkommt und diejenigen, die rausmüssen, das leise erledigen – habe ich leider nur begrenzt hören können, war davon aber schwer angetan und wusste für den Abend: Das wird gut!

Mein Vorteil war, dass ich im Gegensatz zu manch anderem meinen Parkschein fürs Auto verlängern konnte. Das Problem war nur, dass mein Schlüssel in der Bibliothek eingeschlossen war. Aber wie steht auf dem Ticket so schön geschrieben: “Von außen gut sichtbar am Fahrzeug anbringen!” Also habe ich es unter den Scheibenwischer geklemmt und mir dadurch  tatsächlich einen Strafzettel erspart, im Gegensatz zu der Dame neben mir, die es mit Humor nahm.

Kurz vor Schluss

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v. l.: Uwe Pape, Gert Ufkes und Lothar Milkau

Nun stehen wir schon kurz vorm Abschluss unserer Gezeitenkonzerte am morgigen Freitag: Kaum zu fassen!
Das Kurpfälzische Kammerorchester (KKO) ist gemeinsam mit Dirigent Ivo Hentschel bereits von Mannheim mit dem Bus unterwegs nach Ostfriesland. Ich freue mich schon darauf, unseren Kontaktmann Sven Halfar, den Geschäftsführer vom KKO persönlich kennen zu lernen. Matthias Kirschnereit hat sich heute Nachmittag in Hamburg in den Zug gesetzt, denn heute Abend findet die erste gemeinsame Probe in der Johannes a Lasco Bibliothek (JaL) statt. Der NDR-Ü-Wagen rollt auch durch die Lande.

Berit Sohn, unsere Künstlerbetreuerin, und unser Technikteam begibt sich später ebenfalls nach Emden, um schon einmal alles vorzubereiten. Glücklicherweise können wir alle dabei auf Udo Bleeker von der JaL bauen, der immer die Nerven behält, mitdenkt und dafür sorgt, dass alles klappt. Die Bühne steht seit gestern Abend, der Flügel sollte heute bis 12:00 Uhr geliefert werden, und ich bin mir sicher, dass unser Kooperationspartner Piano-Trans das zuverlässig erledigt hat. Berit kümmert sich jetzt auch noch um die Notenpulte, zusätzlich zum Künstlercatering. Wiebke Schoon druckt gerade die Platzkarten, die später bereits ausgelegt werden. Gert Ufkes strapaziert unseren Kopierer bis an dessen Grenzen, damit morgen auch alle Konzertbesucher ein Programm in den Händen halten können. (Die Kollegen aus der Archäologie, mit denen wir uns das Gerät teilen, sind ein wenig genervt.) Hilko Gerdes, unser stellvertretender Landschaftspräsident, hat seine Stichworte für die Begrüßung morgen Abend von mir Montag schon gemailt bekommen. Und jeder fragt sich: „Habe ich noch etwas vergessen?“

Bis morgen um 11:00 Uhr, dem Beginn der öffentlichen Generalprobe (es gibt noch freie Plätze) ist noch einiges zu erledigen. Wichtig ist aber erst einmal, dass die Künstler ihren Weg nach Emden finden und eine erste knackige Probe haben, nach der sie entspannt die Nacht verbringen können, bevor es morgen um die Wurst geht. Tamme Bockelmann, unser Klavierstimmer, ist morgen vermutlich einer der Ersten, da der Flügel vor dem Vormittagskonzert noch einmal nachgestimmt werden muss. Der NDR schneidet das Konzert mit, sodass deren Crew entweder heute Abend noch oder gleich morgen die entsprechenden Kabel verlegen muss. Das Team von Haase Catering ist morgen auch bei beiden Terminen am Start.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern