Gezeitenblog

Blogparade Theatercamp – (Schlüssel-) Erlebnisse mit dem Social Web

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Theater ist weder im Landschaftsforum noch bei den Gezeitenkonzerten der Ostfriesischen Landschaft unser Hauptgenre, aber wenn man sich im Bereich Social Media engagiert, kommt man um bestimmte Aktionen nicht herum. Am 11. November startet im Hamburger Thalia Theater das erste BarCamp (per Definition – eine offene, partizipative „Unkonferenz“) zu Theater und Social Media – eine Art Tagung mit verschiedenen Sessions zu unterschiedlichen Themen rund um Facebook, google+, Twitter und das Bloggen. Im Vorfeld des Theatercamps haben die Organisatoren zu einer Blogparade aufgerufen: „(Schlüssel-) Erlebnisse mit dem Social Web“ sollen zusammengetragen werden.

Bislang habe ich mich noch nie an einer Blogparade beteiligt, sondern immer nur interessiert gelesen, was andere von sich geben, aber an dieser Stelle und zu dieser Fragestellung kann ich auch selbst etwas schreiben. Witzigerweise hängt mein Schlüsselerlebnis mit dem Social Web ganz eng mit Karin Janner, einer der Organisatoren des Theatercamps, zusammen. Sie hat nämlich bei der Jahreskonferenz von Musikland Niedersachsen im November 2009 einen für mich sehr interessanten Vortrag gehalten: „Kulturmarketing 2.0 – Wie Sie Blogs, Podcasts, Twitter, YouTube und Co. einsetzen können“. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich mit der Ausnahme von YouTube-Videos überhaupt nicht mit diesen Medien auseinandergesetzt, habe aber bereits während der Tagung begonnen, meine Ideen für sowohl Blog als auch Facebook-Seite zu skizzieren, weil mich die Idee, unser Festival auf diese Weise kostengünstig gerade auch bei einem jüngeren Publikum bekannter zu machen und vor allem einfacher mit ihm in Kontakt zu kommen, sehr fasziniert hat.

Einen Monat später war es soweit. Mitte Dezember ging der „Musio-Blog“ an den Start. Dieser ist für mich persönlich mittlerweile allerdings Geschichte; er wird unter anderer Adresse von anderen Personen weitergeführt. Wie bei vielen anderen Kultureinrichtungen kam auch bei uns im Haus die Frage auf, ob man so einen Blog wirklich braucht und speziell, ob man denn nun auch unbedingt bei Facebook vertreten sein muss. Glücklicherweise gaben mir nach einer trägen Anfangszeit schnell die Zahlen der Statistiken Recht.
Anfang dieses Jahres hat die Ostfriesische Landschaft die Gezeitenkonzerte ins Leben gerufen, die sofort nach der Bekanntgabe des künstlerischen Leiters, Pianist Matthias Kirschnereit, vom Gezeitenblog regelmäßig begleitet werden. Die Beiträge werden von dort aus auf jeden Fall über Facebook und teilweise auch Twitter verbreitet.

Natürlich verfolgt man die Arbeit guter, inspirierender Referenten auch über die Vorträge hinaus und lernt dadurch und durch deren Blogroll weitere wichtige Personen kennen, die einem zusätzlich hilfreiche Tipps für die eigene Arbeit mit Social Media geben können. So sind mir viele, die beim Theatercamp ihre Sessions anbieten, vom Namen oder ihren Blogbeiträgen her bekannt und ich wäre, auch wenn es ein THEATER-Camp ist, gerne dabei, um sie persönlich kennen zu lernen. Lesen ist eine Sache – sich aktiv einbringen zu können, eine ganz andere!

Beim dritten Fachtag Niedersächsischer Festivalmacher im Februar 2011 – ebenfalls von Musikland Niedersachsen – hat mir Thomas Schwenkes lebendiger Vortrag zum Thema „Rechtliche Stolperfallen im sozialen Netz“ noch einmal sehr geholfen, bestimmte Aspekte stärker zu beachten.

Wenn ich jetzt noch einmal ein Projekt mit Social Media begleiten würde, wüsste ich vieles zu verbessern, da sich das Social Web im ständigen Fluss befindet . Mir macht es Spaß, mich dort einzuarbeiten und unser Publikum auf dem Laufenden zu halten. Toll – und somit ein weiteres Schlüsselerlebnis – ist es, wenn man von vielen Gästen auf bestimmte Begebenheiten angesprochen wird, die sie nur aus dem Blog wissen können, vor allem, wenn es sich hierbei um den Personenkreis 60+ handelt, denen man diese Informationsquelle gar nicht zutrauen würde. Ein wenig schade ist nur, dass sie sich – zumindest bei uns – nur selten aktiv einbringen und ihre Gedanken über Kommentare mitteilen.

Wieder da!

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Blick vom Campingplatz

Einige werden sich vielleicht gewundert haben, dass sich im Gezeitenblog in den letzten drei Wochen nichts getan hat. Wir hatten schlicht und ergreifend Urlaub während Wiebke, Gert und Uwe die Stellung gehalten und sich ums Landschaftsforum gekümmert haben. Vorher haben wir noch rasch ein paar der wichtigsten Anträge für die Gezeitenkonzerte 2013 auf den Weg gebracht und das eine oder andere bedeutende Gespräch mit potenziellen Förderern geführt. “Vun nix kümmt nix!”, war lange Zeit ein Werbeslogan der OLB, die uns in diesem Jahr als Festivalförderer unterstützt hat. Nun hoffen wir auf positive Rückmeldungen!

Matthias Kirschnereit hat in der Zwischenzeit unzählige Gespräche mit den Künstlern geführt, die alle große Lust haben, an den Gezeitenkonzerten teilzunehmen und sehr auf Ostfriesland gespannt sind. Mal schauen, wann mich die Bitte erreicht, für Sharon Kam und ihre Familie nach einer Ferienwohnung zu schauen. Sie hat ja gleich nach ihrem Konzert gesmst, dass sie sich bei uns sehr wohl gefühlt habe.
Damit Matthias nicht immer in unsere Richtung fahren muss, was doch mit dem Zug sehr langwierig ist, hat er ein Treffen in Kürze in Hamburg vorgeschlagen. Wir waren noch gar nicht wieder im Büro, da ereilte uns zu Hause eine sms, er sei froh, uns wieder im Lande zu wissen.

Dirk Lübben und ich haben uns in den letzten vierzehn Tagen mit dem Wagen und den Rädern hinten drauf von Campingplatz zu Campingplatz quer durch Südeuropa begeben, um noch ein bisschen Sonne zu sehen und in südländischer Kultur ein wenig zu entspannen. Leider war das Wasser bereits zu kalt, um zu baden – schade, sah es doch so verführerisch aus!

Jetzt geht es jedenfalls weiter!

And the winner is: Alexandra Conunova-Dumortier und Dami Kim

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Wie versprochen, haben wir natürlich den Ausgang des diesjährigen Joseph Joachim Violinwettbewerbs verfolgt. Erstmalig in der Geschichte des höchst-dotierten internationalen Violinwettbewerbs der Stiftung Niedersachsen gab es gleich zwei Gewinner: die Moldawierin mit dem schönen Namen Alexandra Conunova-Dumortier und die Koreanerin Dami Kim, die sich gestern Abend im Funkhaus Hannover gegen die Konkurrenz durchgesetzt haben. „The winners are …“ war demzufolge noch nicht vorgesehen! Respektabler Dritter wurde Tobias Feldmann, der einzige deutsche Teilnehmer im Wettbewerb. Weitere Informationen gibt es auch in der Hannoverschen Allgemeinen vom 12. Oktober 2012.

Alexandra Conunova-Dumortier

Alexandra Conunova-Dumortier (*1988 in Kishinev/Moldawien) erhielt ihren ersten Violinunterricht im Alter von sechs Jahren. Von 2006 bis 2010 studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Rostock in der Klasse von Prof. Petru Munteanu. Derzeit wird die Geigerin von Prof. Krzysztof Wegrzyn an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unterrichtet. Ergänzend zum Studium nahm sie an Meisterkursen teil, beispielsweise bei Prof. Igor Oistrach, Prof. Igor Ozim und Baiba Skride.

 

Dami Kim

Dami Kim, 22, aus Korea begann im Alter von fünf Jahren mit dem Violinspiel. Sie trat 2002 dem Curtis Institut für Musik bei und studierte bei Aaron Rosand und erhielt 2007 ihr Diplom. 2010 machte sie ihren Bachelorabschluss am New England Konservatorium, wo sie im Jahr zuvor den Concerto Wettbewerb gewann und mit dem NEC Symphonieorchester auftrat. Derzeit studiert sie dort bei Miriam Fried und bereitet ihren Magisterabschluss vor.

 

Die Gewinnerin der Herzen des Auricher Publikums stand bereits am Mittwochabend fest. Uns hat Ju-Ni Lee mit ihrer Klavierpartnerin Mana Oguchi schwer begeistert. Leider hat sie es nur ins Semifinale geschafft: Immerhin, denn die Konkurrenz war groß! Nett fand ich, dass Alexandra über Facebook die Konzerte der Mitbewerber verfolgt hat. Da sie Fan der Gezeitenkonzerte ist, hatte sie dort gelesen, dass Ju-Ni Lee bei uns im Landschaftsforum auf ein großes Echo gestoßen ist.

Heute Abend werden beim Galakonzert der Preisträger noch der Kritiker- und der Publikumspreis bekannt gegeben. Zu verfolgen ist auch das über den Livestream auf der Homepage. Bis zum 4. Oktober verfolgten bereits 20.000 Besucher das Livestream-Angebot, ein neuer Rekord. Interessiert hätten mich da natürlich die Zahlen von gestern.

Etwas Neues von den Gipfelstürmern

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Isang Enders und Andreas Hering (c) Hans-Ludwig Böhme

Fest vorgenommen hatte ich mir, die Entwicklung unserer “Gipfelstürmer” aufmerksam zu verfolgen. Heute Vormittag bin ich in diesem Zusammenhang über eine CD-Vorstellung von Michael Ernst bei nmz online gestolpert: „Mit Myrten und Rosen“ ist der verheißungsvolle Titel. Auch Elisabeth Richter vom NDR hat am 14. September eine wirklich nette Besprechung über diese CD gemacht.

Isang Enders und Andreas Hering, die gemeinsam das vierte von sechs Gipfelstürmerkonzerten in der Deichkirche in Carolinensiel bestritten haben, hätten am liebsten am 20. Juli schon ihre CD „Mit Myrten und Rosen“ im Gepäck für ihren Auftritt in Ostfriesland gehabt. Leider hat das nicht geklappt. Stattdessen war bereits vor Fahrtantritt Isangs Blackberry von einem LKW zermalmt worden, die Fahrt dauerte länger als geplant: nicht unbedingt gute Voraussetzungen für ein entspanntes Konzert. Glücklicherweise hat ihnen unser Team einen warmen Empfang mit von nun an guten Bedingungen bereitet, sodass es trotzdem ein tolles Konzert wurde, das mich persönlich sehr beeindruckt hat (s. Blogpost vom 21. Juli). Andreas schrieb danach ins Gästebuch: „Was könnte für einen Hering schöner sein als an der Nordsee zu spielen??? Danke für einen tollen Abend; Andreas Hering“. Und Isang ergänzte: „Auch ohne Telefon haben wir den Weg doch gefunden. Vielen Dank für Eure Hilfe und treue Gäste!“

In Carolinensiel haben sie die Werke von der nun erschienenen CD gespielt; im Wesentlichen Werke von Schumann, gepaart mit zwei Stücken des eher unbekannten koreanischen Komponisten und Namensgeber von Isang Enders, Isang Yun. Natürlich fehlte das Titelstück „Mit Myrten und Rosen“ op. 24 Nr. 9 von Schumann nicht bei dieser gewagten, aber spannenden Kombination. Ich freue mich, dass die CD nun endlich auf dem Markt ist und könnte mir vorstellen, dass einige der Besucher dieses Gezeitenkonzertes beim Hören an Isangs lockere Moderation denken und in Erinnerung an einen schönen Abend schwelgen werden.

Die Auflösung des Rätsels

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Nun wissen wir endlich, wer morgen Abend (10. Oktober) beim „Zu Gast in Niedersachsen-Konzert“ im Rahmen des Internationalen Joseph Joachim-Violinwettbewerbs zu uns nach Aurich kommt. Es ist die junge Violinistin Ju-Ni Lee, die von Mana Oguchi am Klavier begleitet wird.

Ju-Ni Lee

Ju-Ni Lee ist Schweizerin mit koreanischer Abstammung und wurde in Wuppertal, Deutschland geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren begann sie bei Prof. Lukas David in Detmold zu studieren, und mit sieben Jahren wurde sie die jüngste Schülerin von Maestro Tibor Varga an der Ecole Supérieure von Sion, Schweiz. Weitere Studien in Italien und Paris folgten, wo sie 2009 ihr Studium mit „Diplôme de formation supérieure avec Mention Très Bien à l’Unanimité“ abgeschlossen hat. Seit 2010 studiert sie an der „Hochschule für Musik, Theater und Medien“ in Hannover bei Prof. Krzysztof Wegrzyn. Ju-Ni Lee ist Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe und nun einen entscheidenden Schritt weiter beim Joseph Joachim Violinwettbewerb. Im Juni 2004 wurde sie von Musikkritikern bei einem Solo-Konzert in Cremona, Italien, wegen ihres musikalischen Talents als „Anne Sophie Mutter des Ostens“ gepriesen. 2011 hat Ju-Ni Lee den „Migros-Kulturprozent“ Wettbewerb gewonnen und ist somit für dieses Jahr Stipendiatin des „Migros-Kulturprozent“.

Mana Oguchi

 

Mana Oguchi wurde 1984 in Sapporo, Japan, geboren und erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von drei Jahren. 2007 schloss sie ihr Studium an der “Staatlichen Hochschule für bildende Künste und Musik” in Tokio als Jahrgangsbeste ab. Seit dem Wintersemester 2007 studiert sie Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und schloss den Studiengang “Künstlerische Ausbildung” 2009 erfolgreich ab. Zurzeit setzt sie ihre Studien im Fach “Kammermusik für Klavier” bei Prof. Markus Becker fort.

 

Auf dem Programm stehen vor der Pause Beethovens Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 A-Dur op. 12 Nr. 2, Ysaÿes Sonate für Violine solo in G-Dur op. 27 Nr. 5 und Sarasates Caprice basque op. 24. Danach geht es weiter mit Brahms Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 op. 108 und endet mit Wieniawskis Première polonaise de concert D-Dur op. 4 – ein bunt gemischtes Programm, das sicherlich einen guten Eindruck über das Können der Künstlerin vermittelt.

Für diejenigen, die genauso wenig wie ich je vom „Migros-Kulturprozent“ gehört haben, kommt hier die Erleuchtung: Der schweizerische Migros-Genossenschafts-Bund unterstützt im Rahmen seiner Nachwuchsförderung begabte Musikerinnen und Musiker finanziell und vermittelt ihnen darüber hinaus auch Auftrittsmöglichkeiten.

Das Konzert im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft in Aurich beginnt um 20:00 Uhr (Einlass ab 19:30 Uhr). Es gibt noch Karten an der Abendkasse. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Es passiert noch etwas

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Nein, wir sind weder im Urlaub, noch im Winterschlaf, sind aber schwer mit den Vorbereitungen für die Gezeitenkonzerte 2013 beschäftigt. Viel zur Planung können und wollen wir natürlich noch nicht verraten. Nichts desto trotz versuchen wir Sie auch weiterhin mit ein paar Informationen zu versorgen.

Szymanowski Quartett, Foto: Karlheinz Krämer

Bereits letzten Sonntag hat Matthias Kirschnereit gemeinsam mit dem Szymanowski Quartett Werke von Szymanowski, Chopin und Weinberg zusammen im Großen Saal vom konzert theater coesfeld gespielt. Die Vier haben sich bei ihm noch einmal sehr bedankt, dass sie bei der Premiere der Gezeitenkonzerte dabei sein durften. Es sei wirklich wunderbar in Ostfriesland gewesen: tolle Organisation, tolle Akustik, tolles Publikum. So ähnlich haben sie es uns gegenüber schon in unserem Künstlergästebuch ausgedrückt. Matthias war sehr angetan von diesem Konzert und dem Zusammenspiel, schließlich haben sie gemeinsam auch schon Werke von Weinberg und Schostakowitsch eingespielt.

Der Komponist Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) war an mir bislang leider völlig vorbei gegangen, dabei wird beispielsweise sein Klavierquintett f-Moll op. 18 gar nicht mal so selten gespielt. Als polnischer Jude floh er 1939 aus Warschau, wo er bereits im Alter von zwölf Jahren begonnen hatte, Klavier zu studieren, auf Umwegen zuerst nach Minsk und dann weiter nach Taschkent. Nach Beendigung seines Kompositionsstudiums in Minsk schickte er 1943 seine erste Sinfonie an Dimitri Schostakowitsch. Der lud ihn daraufhhin nach Moskau ein, wo Weinberg bis zu seinem Tod im Alter von 77 Jahren lebte. 1953 wurde Weinberg kurz vor Stalins Tod vorgeworfen, sich für die Errichtung einer jüdischen Republik auf der Halbinsel Krim eingesetzt zu haben. Daraufhin wurde er inhaftiert, auf Intervention Schostakowitschs aber nach einem Monat wieder freigelassen.
Seine ersten Werke tragen eine moderne Handschrift (1. Klaviersonate und das 1. Streichquartett), danach werden sie zunehmend tonaler. Seine Werke setzen sich mit den Themen seines Lebens, vornehmlich dem Krieg, auseinander.

Etwas Trauriges und etwas Schönes

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Bereits am 18. August bekamen wir die traurige Nachricht von Hans Christian Schmidt-Banse übermittelt, dass der Keyborder der Blues Company, Robert Kretzschmar, mit der gemeinsam er nur fünf Wochen zuvor das tolle Concerto Recitativo in Münkeboe bestritten hat, im Alter von 50 Jahren im Urlaub tot umgefallen ist. Das hat uns sehr betroffen, da wir diese starke Gemeinschaft der Blues Company als sehr erfrischend erfunden haben. „Die Gezeiten des Lebens sind grausamer als die der Kunst.“, schrieb Hans Christian.

Todor “Toscho” Todorovic

Nun hat Todor “Toscho” Todorovic, Kopf der Blues Company, am 27. September 2012 den Kunstpreis 2012 des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land für seine künstlerischen Leistungen in der nationalen wie internationalen Musikszene verliehen bekommen. Der mit 5.000 EUR dotierte Kunstpreis wird nur alle zwei Jahre vergeben. In der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 27. September war ein sehr bewegendes Interview von Katharina Leuck und Kathrin Pohlmann abgedruckt, in dem Toscho über seine Freude über den Preis, aber auch über seine tiefe Trauer um Robert Kretzschmar erzählt.

Im Moment tourt er zusammen mit Mike Titre durch Russland und wird dort bei seinen Konzerten von russischen Musikern begleitet. Schön, dass das geht, vor allem mit einem Stück Selbstverständlichkeit. Vor dreißig Jahren waren es die Amerikaner, mit denen Toscho gemeinsam eine Konzertreise durch Deutschland gemacht hat, zu einer ganz anderen Zeit … .
In meinen Augen ist er ein unheimlich faszinierender Mensch, dessen Musik, Texte und vor allem Art und Weise ich schätzen gelernt habe.

Internationaler Joseph Joachim Violinwettbewerb

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Fumiaki Miura, Foto: Dan Hannen

Das Landschaftsforum organisiert neben den Gezeitenkonzerten auch andere Veranstaltungen, die dann im Landschaftsforum, unserem benachbarten Veranstaltungssaal für ca. 120 Personen, stattfinden. Mal steht Kabarett, mal „Liedermaching“, Jazz oder Puppentheater auf dem Programm. Weiter geht es dort am 10. Oktober 2012 um 20:00 Uhr mit dem “Zu Gast in Niedersachsen-Konzert” des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs.

Das ist keine kleine Sache, sondern schon ein richtig dickes Ding. Dieser Wettbewerb wird seit 1991 alle drei Jahre von der Stiftung Niedersachsen ausgerichtet. Er ist mit 140.000 €, die in Form von Preisgeldern an zwölf herausragende Teilnehmer gehen, der höchstdotierte Violinwettbewerb weltweit! Preisträger waren u. a. Andrej Bielow, der zwei unserer Gezeitenkonzerte mitbestritten hat, und Baiba Skride.

Die Ostfriesische Landschaft freut sich, erstmalig ein “Zu Gast in Niedersachsen-Konzert” bei sich im Landschaftsforum zu Gast zu haben und ist sehr gespannt, wen es an diesem Mittwochabend nach Aurich verschlägt! Denn wer wo spielt, wird selbst den Musikern erst am Vorabend des Konzertes verraten. Garantiert ist das hohe Niveau der Wettbewerbsteilnehmer, laut Stiftung Niedersachsen „Talente von Weltrang“! Begleitet werden die Violinisten jeweils von einem offiziellen Klavierpartner des Wettbewerbs oder einem anderen anerkannten Pianisten.

Im aktuellen Rondo-Magazin (Ausgabe 4|12, Seite 17) las ich heute, dass der Bewerber-Ansturm für diesen Wettbewerb noch nie so groß war wie in diesem Jahr. So gab es eine Steigerung um 40 % im Vergleich zu 2009; was knapp 200 Geigerinnen und Geigern entsprach. Die Bewerber haben sich viel vorgenommen. Allein die ersten Pflichtstücke sind schon sehr anspruchsvoll: So gilt es die Solo-Manifeste von Bach und Ysaÿe sowie eine Romanze Joseph Joachims, dem Namensgeber des Wettbewerbs, zu bestreiten.
Parallel zum „Zu Gast in Niedersachsen-Konzert“ im Landschaftsforum in Aurich finden zeitgleich Konzerte in Braunschweig, Cuxhaven, Friesoythe, Göttingen, Neuenkirchen, Osnabrück und Uelzen statt.

Das Gala-Preisträgerkonzert wird am Samstag, dem 13. Oktober im Großen Sendesaal des NDR in Hannover gekürt, wo der oder die Glückliche gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Hannu Lintu spielen darf. Wir werden den ganzen Wettbewerb verfolgen und natürlich auch die Gewinnerin oder den Gewinner bekannt geben. Übrigens werden alle Wettbewerbsdurchgänge sowohl in der Musikhochschule als auch im Sendesaal des NDR in Hannover als Live-Stream im Internet übertragen, sodass man auch von Ferne dranbleiben kann.

Fumiaki Miura, der auf den beiden Fotos abgebildet ist, ist erster Preisträger und Gewinner des Kritiker- und Publikumspreises des Internationalen Violin-Wettbewerbes Hannover 2009.

Fumiaki Miura, Foto: Dan Hannen

Quartetto di Cremona und Matthias Kirschnereit

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Beweisstücke

Wir haben so lange kein Konzert mehr gehört, vor allem nicht mit Matthias Kirschnereit. Das letzte war das Abschlusskonzert der Gezeitenkonzerte vor genau zwei Wochen. Unser Kollege Gert Ufkes war richtig neidisch auf uns, dass wir sowohl das Quartetto di Cremona als auch Matthias schon wieder sehen durften.

Um kurz nach acht ging es im Großen Sitzungssaal des Alten Landtags in Oldenburg los. Ganz ohne Begrüßung kamen die vier sympathischen jungen Männer auf die Bühne und machten sich ans Werk. Los ging es mit Beethovens Streichquartett in B-Dur op. 18 Nr. 6, das gewohnt ausdruckstark gespielt  und mit starkem Applaus belohnt wurde. Ein guter Auftakt!

Dann kam Matthias Kirschnereit dazu. Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 stand auf dem Programm. Für mich ist Matthias in diesem Jahr einer   d e r   Schumann-Interpreten schlechthin geworden, allerdings habe ich ihn dabei bislang immer solo gehört. Das sollte sich nun ändern. Leider war die Akustik des Saales etwas breiig, sodass nicht alles richtig rüberkam. Dirk Lübben und ich brauchten nur einen Blick auszutauschen, um zu wissen, was beide dachten. Da lobe ich mir unsere Kirchen in Ostfriesland, die über weitaus mehr Charme und Atmosphäre und fast immer eine deutlich bessere Akustik verfügen. Trotzdem war das Publikum – rund 200 Gäste – sehr angetan, und es ist einfach ein wunderschönes Stück!

Wie schön ist es doch, zur Abwechslung mal in einem Konzert sitzen und dieses einfach genießen zu können, ohne verantwortlich zu sein, wenn jemand die Konzertatmosphäre stört, weil einer an der Tür rüttelt. Unsere Gezeitenkonzerte habe ich genau aus diesem Grunde meistens draußen vor der Tür gehört oder auch nicht, was mir für die Künstler, zu denen ich immer einen guten Kontakt hatte, ein bisschen leid tat. Dafür habe ich es genossen, bei den Proben zwischendurch Mäuschen spielen zu dürfen!

Nach einer Pause ohne Catering, dafür mit spärlichem Getränkeangebot, gab es zum Abschluss Schostakowitschs Klavierquintett in g-Moll op. 57, das nach einem schönen Beginn erst einmal dahin plätscherte, sodass ich gedanklich schon abschweifte und mich fragte, warum es als bestes Kammermusikwerk des Jahres 1940 mit dem Stalin-Preis erster Klasse ausgezeichnet worden war. Dann jedoch kam der zweite Satz: Fuge (Adagio), der mich wiederum fesselte. Ab da war es wieder spannend, und es war eine Freude, den fünf Musikern auf der Bühne zuzuschauen, sodass ich mich fast meiner Gedanken über das Präludium schämte. Für etwas mehr Atmosphäre im Saal sorgte das lautstarke Durchknallen einer Glühbirne im Scherzo, das zum Leidwesen der Künstler zu stimmungsvollerem Licht führte, aber niemanden auf der Bühne aus der Ruhe brachte.
Eine Zugabe gab es, trotz lang anhaltendem Applaus nicht, sodass das Konzert des Oldenburger Kunstvereins auf die Minute pünktlich um 22:00 Uhr beendet war.

Der deutsche Manager des Cremona Quartetts, Joachim Nerger vom Künstlersekretariat Rolf Sudbrack erzählte uns vor dem Konzert, dass er Matthias‘ Management (June Artists) gebeten hatte, dessen Aufnahme just dieses letzten Stückes vorab nach Italien zu schicken, damit sich Cristiano Gualco, Paolo Andreoli, Simone Gramaglia und Giovanni Scaglione ein Bild von seinem Spiel machen konnten. Schließlich ist Matthias kurzfristig für Andrea Lucchesini eingesprungen und es gab – außer nachmittags – keine Möglichkeit für eine Probe. Spürbar war das kaum, aber wie er richtig bemerkte: „Das glaubt einem ja keiner, dass die im Prinzip noch nie zusammen gespielt haben!“ Mit wem hatte Matthias diese Aufnahme eingespielt? „Natürlich“ mit dem Szymanowski Quartett, was ich ja auch gerne live erlebt hätte, da mir diese eindrucksvollen Herren ebenfalls sehr ans Herz gewachsen sind.

Danach haben wir wie verabredet noch die Gelegenheit genutzt, ein paar Worte mit den Künstlern zu wechseln. Die vier Italiener hatten wir nun schon seit etwa drei Jahren nicht gesehen, aber sie erkannten uns sofort und erkundigten sich nach alten Bekannten und ließen Grüße ausrichten. Es war ein sehr herzliches, wenn auch kurzes Miteinander, da alle früh ins Hotel, bzw. sich direkt auf den Heimweg machen wollten. Samstagfrüh sollte es ab Bremen zurück nach Milano gehen, wo vor dem Weiterflug nach Frankreich zehn Stunden Aufenthalt angesagt waren … . Matthias freute sich nach einem erneuten Konzertmarathon in dieser Woche einfach nur auf ein Wochenende zu Hause. Schön, dass er auf seiner Fahrt Begleitung hatte, da er kurzerhand Joachim Nerger angeboten hatte, ihn nach Hamburg mitzunehmen.

 

Konzert auf der anderen Seite des Ems-Jade-Kanals

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Quartetto di Cremona

Nachdem viele aus dem Team ihren wohlverdienten Urlaub genießen, kümmern sich Dirk Lübben, Gert Ufkes und ich um die Nacharbeiten der Gezeitenkonzerte (Abrechnungen, Aufräumen, Ablage und mehr mit A fällt mir nicht ein) und den Betrieb des Landschaftsforums.
Matthias Kirschnereit hat den Rekord gebrochen: Wir haben eine Woche lang nicht miteinander telefoniert, da er ein paar Konzerte am Stück in Chemnitz gespielt hat und sich ausschließlich darauf konzentrieren wollte! Da bekommt man schon so langsam Entzugserscheinungen! Die bekämpft man dann am besten mit einem Konzert mit ihm, gemeinsam mit dem Quartetto di Cremona, guten alten Bekannten für viele in Ostfriesland. Allerdings findet das außerhalb der Grenzen Ostfrieslands statt, in Oldenburg nämlich, sodass wir mal wieder den Sprung über den Ems-Jade-Kanal machen. Beim 1. Meisterkonzert des Oldenburger Kunstvereins musste kurzfristig der Pianist Andrea Lucchesini ersetzt werden. Glücklicherweise konnte Matthias einspringen. Dirk Lübben und ich freuen uns auf ein Konzert im Alten Landtag mit Werken von Beethoven, Schumann und Schostakowitsch und natürlich das Wiedersehen mit fünf spannenden Künstlern und hoffen auf genug Zeit für knackige Gespräche am Rande.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern