Sonata Tussis

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Teilnehmer der Gustav Mahler Akademie Bozen und Mitglieder der Englisch Baroque Soloists in Marienhafe mit Bach pur II

Alison Bury, Konstanze Glander, Carolin Krüger, Diego Aceña Moreno, Heidi Rahkonen und Fabio Fausone
Alison Bury, Konstanze Glander, Carolin Krüger, Diego Aceña Moreno, Heidi Rahkonen und Fabio Fausone

Es ist ja immer so eine Sache mit den Wiederholungskonzerten: Schon bei der Langen Nacht hatte ich das Gefühl, dass eigentlich nach einem Blogbeitrag alles erzählt ist. Im Vorfeld des Gezeiten-SPREAD-Konzertes in der Kirche Marienhafe hatte ich ein bisschen Angst, bei einem Zweizeiler bleiben zu müssen. Doch ein Blick ins Programmheft ließ mich ruhiger schlafen, denn wir hatten ein komplett anderes Programm und auch eine ganz andere Kirche. Angenehm warm war es nach einigen Stunden im ostfriesisch-arktischen Sommerwind.

Begonnen wurde wieder mit einer Triosonate, deren Echtheit zweifelhaft ist. Von wegen „Bach pur“. Sie wird tatsächlich Bachs Schüler Goldberg zugeschrieben. Das Programm sagt „für Goldberg etwas zu gut, für Bach etwas zu schwach“. Ich möchte mich da nicht aus dem Fenster lehnen, ich bin auch nicht gerade der hellste Stern am Generalbass-Himmel. Aber irgendwie fehlte dieser Sonate etwas neues, das gewisse Etwas, das man bei Bach immer hört. Obgleich gut vorgetragen, war es eben „nur“ eine normale viersätzige Sonate nach dem Muster langsam-schnell-langsam-schnell. Angenehm überrascht war ich von der Akustik der etwas kleineren Kirche. Wir saßen wieder mal auf den Mitarbeiter-Plätzen, also ganz hinten. Schön ist immer die relativ freie Sicht durch den Mittelgang, nicht so schön ist, dass die Klänge oft verschwimmen. Gerade beim Cembalo. Doch in Marienhafe kam alles glasklar rüber. Diese kammermusikfreundliche Kirche überträgt leider auch andere Geräusche lupenrein. An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass die Ricola-Bonbons von uns auch wirklich umsonst sind und wir gar nicht alle essen können, die wir noch haben. →Weiterlesen… “Sonata Tussis”

I´ll be Bach.

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Teilnehmer der Gustav Mahler Akademie Bozen und Mitglieder der Englisch Baroque Soloists in Sengwarden mit Bach pur I

Oliver John Ruthven (Cembalo), Konstanze Glander (Violine), Fabio Fausone (Cello) und Julian Scott (Oboe), Foto: Karlheinz Krämer
Oliver John Ruthven (Cembalo), Konstanze Glander (Violine), Fabio Fausone (Cello) und Julian Scott (Oboe), Foto: Karlheinz Krämer

Besonders dankbar bin ich immer für einige konzertfreie Tage im Festival, nicht nur um mich physisch auszuruhen, sondern auch um das Gehörte noch einmal nachwirken zu lassen. Nach dem grandiosen Konzert in Aurich gestern hatten die Stipendiaten der Gustav-Mahler-Akademie natürlich einen etwas erschwerten Stand. Auch das reine Bach-Programm ist sicher gewöhnungsbedürftig. Eigentlich schließe ich mich der allgemeingültigen Meinung an, dass er der größte Komponist aller Zeiten ist. Da wird gerne Robert Schumann zitiert: „Wir sind alle Stümper gegen ihn!“.

Aber es hilft ja nichts. In der ausverkauften Kirche Sengwarden war für mich noch Platz in der letzten Reihe in der Ecke. Aufgrund eines großen Herrn etwas vor mir fiel der auch eher in die Kategorie „Hörplatz“. Doch warum nicht? Denn beim Hören bemerkt man schnell: Die haben was drauf. Los ging es mit einer Trio-Sonate des alten Meisters in G-Dur, von der die Echtheit zweifelhaft ist. Was soll das denn heißen? Das Programmheft gibt darüber erfreulicherweise Auskunft:  Es wurde eine bereits existierende Basslinie verwendet, die Bach oder ein Bach-Sohn, da ist man sich nicht sicher, kontrapunktisch ausgearbeitet hat. Ulf Brenken zitiert hier einen wohlwollenden Musikwissenschaftler mit „Arbeitsökonomie“. Haben wir es etwa mit dem Dieter Bohlen des Barock zu tun? →Weiterlesen… “I´ll be Bach.”

Keep calm and listen to Daniel Hope

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Daniel Hope und Sebastian Knauer spielten vor 650 Gästen ihr Gezeitenkonzert "YehudiMenuhin@100"
Daniel Hope und Sebastian Knauer spielten vor 650 Gästen ihr Gezeitenkonzert “YehudiMenuhin@100”

Hallo, ich lebe auch noch! Die letzte Gezeiten-Woche musste ich leider auslassen, da ich mit dem Landesjugendchor Niedersachsen unsere Konzerte im September bei den Nds. Musiktagen vorbereitet habe. Nach einer Woche im Kloster Michaelstein (Blankenburg) und der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel kam ich etwas hungrig (in Sachsen-Anhalt sind die Kartoffeln rationalisiert) und mit kreiselnden Ohrwürmern von Rautavaara, Monteverdi und Vaughan Williams zurück.

Auf mich wartete mein persönlicher Höhepunkt in diesem Jahr: Daniel Hope, hier bei uns in Ostfriesland. Kaum ein Gezeitenkonzert war so signifikant mit einem Namen im Vorverkauf verbunden: Werden die Konzerte oftmals „Leer“ oder ganz verwirrend „Christuskirche“ genannt, hieß dieses Konzert nur „Daniel Hope“ Für den bin ich vor zwei Jahren nach Groningen gefahren, es war ein unvergesslicher Abend. Korngolds Violinkonzert in der ersten Konzerthälfte, gefolgt von Brahms´ dritter Symphonie mit dem wunderbaren Noord Nederlansk Orkest. Die verhauene Matheklausur am Tag danach und die drei Stunden Heimfahrt wegen einer gesperrten Autobahn nimmt man da doch gerne in Kauf.

Gestern war unsere Anreise nicht ganz so lang, es sind nur 300 m vom Festivalbüro zur Lambertikirche, die ein kleines Raumwunder ist. 650 Menschen hätte ich der äußerlich gar nicht so großen Kirche eigentlich nicht zugetraut. Doch alles war möglich, der Einlass lief glücklicherweise ohne Tumulte und Massenpanik ab, und die Gäste, die auf Hörplätzen oben auf der Empore saßen, konnten Dank der Übertragung das Geschehen auf der Bühne auch überblicken. Ich hatte das große Glück, auf einem unbesetzten Presseplatz zu sitzen, also konnte ich alles sehen, den Geiger, den Pianisten, die Füße des Pianisten und das iPad. Daniel Hope spielt nicht etwa aus Papiernoten, sondern benutzt ein Tablet, bei dem er mit dem Fuß blättern kann. Sehr praktisch, aber die Pedale sind fürchterlich klein, ich würde bestimmt ständig zurückblättern. →Weiterlesen… “Keep calm and listen to Daniel Hope”

„Fast alles wird gut – für eine Nacht jedenfalls“

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Ein Sommernachtstraum mit Rufus Beck und Anna und Ines Walachowski

Rufus Beck mit "Ein Sommernachtstraum" im Fährhaus am Borkumterminal, Foto: Karlheinz Krämer
Rufus Beck mit “Ein Sommernachtstraum” im Fährhaus am Borkumterminal, Foto: Karlheinz Krämer

Man lernt nie aus, als Hamburger, auf dem Weg nach Emden: Das Zwischenahner Meer ist ein See, heißt aber Meer, weil hier alles, was ein See ist, so heißt. Die Hinfahrt war also ein schönes Vergnügen, es reichte zwar nicht für Bratkartoffeln (16:00 Uhr = falsche Zeit), aber Matjes gab es trotzdem – und die Gelegenheit für eine gut einstündige Rundfahrt auf dem Teich, Pardon: See, Pardon: Meer.

„Schnitt“ (Rufus Beck). Das Borkumterminal in Emden ist als ungewöhnlicher Veranstaltungsort für ein Gezeitenkonzert eine originelle Idee. Trotz durchgängiger Klimaanlage, stellenweise Regengeprassel und dem – bei kulturellen Veranstaltungen in unseren Breiten leider fast obligatorischen – Gläser- und Flaschengeklirr direkt nach der Pause war es ein unterhaltsames Abenteuer, hier den „Sommernachtstraum“ aufzuführen. „Von und nach William Shakespeare“, wie es im Programmheft heißt, bzw. als One-Man-Show eines Rufus Beck, gab es Theater en miniature, musikalisch begleitet von Anna und Ines Walachowski, die dazu vierhändig auf dem Klavier Mendelssohn spielten. →Weiterlesen… “„Fast alles wird gut – für eine Nacht jedenfalls“”

„Finde ich Bach jetzt eigentlich noch schön?“

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Porträtkonzert Neue Musik mit Helmut Lachenmann

Helmut Lachenmann und Matthias Kirschnereit im Dialog, Foto: Karlheinz Krämer
Helmut Lachenmann und Matthias Kirschnereit im Dialog, Foto: Karlheinz Krämer

Gezeitenkonzerte sind toll, abwechslungsreich und spannend. Neue Musik betrachte ich allerdings als Banause eher als Herausforderung und höre sie mir lieber von weitem an. Gestern hatte ich beim Neue Musik-Porträt Helmut Lachenmann in der Kunsthalle Emden aber schlechte Karten: Ich „musste“ mich in die letzte, nachträglich eingezogene Reihe setzen. Da ich nun aber zuvor schon mit dem großen und großartigen Komponisten telefoniert und festgestellt hatte, dass der 80-Jährige ein unglaublich netter, zuvorkommender Mann ist, konnte ich mich glücklicherweise voll und ganz auf das denkwürdige Konzert einlassen.
Mit einem großen Satz enterte Matthias Kirschnereit, künstlerischer Leiter des Festivals und damit Initiator dieses speziellen Formats, die Bühne im Kunsthallen-Atrium. Er machte den Auftakt mit den Fünf Variationen über ein Thema von Franz Schubert für Klavier, die bereits 1956 entstanden sind. Mir persönlich gefiel diese frühe Komposition wider Erwarten gut, begann sie doch harmonisch, nicht viel erinnerte mich an Schubert, aber noch weniger an die gefürchtete Neue Musik. Natürlich waren auch Wachmacher und erregte Parts dazwischen, zum Ende wurde es reduzierter. Insgesamt waren es acht Minuten voller Musik. →Weiterlesen… “„Finde ich Bach jetzt eigentlich noch schön?“”

Nächster Halt: Routenzugbahnhof

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Gezeiten-Classixx im VW-Werk Emden

Gezeiten-Classixx mit dem Warschauer Symphonie-Orchester im Routenzugbahnhof des VW Werks Emden, Foto: Karlheinz Krämer
Gezeiten-Classixx mit dem Warschauer Symphonie-Orchester im Routenzugbahnhof des VW Werks Emden, Foto: Karlheinz Krämer

Sicherheitskontrollen, Werkschutz, eine vergleichsweise schmale Einlasstür für 660 Menschen – wir sind im Volkswagen Werk Emden, und trotzdem fast pünktlich um 17:00 Uhr beginnt das Konzert Nr. 20 der diesjährigen Gezeitenkonzerte, die ausverkauften Gezeiten-Classixx, nach dem Abschlusskonzert in Bunderhee unsere zweitgrößte Veranstaltung. Eine riesige Halle, in der bei sinnfreier Komplettbestuhlung geschätzt sicher dreitausend Menschen Platz gehabt hätten, wurde von uns nach 2015 erneut als Konzertraum verwendet, diesmal aus akustischen Gründen jedoch um 90° Grad versetzt. In der werktags als Routenzugbahnhof genutzten Halle gab es folglich Stuhlreihen links und rechts etwas versetzt sowie mittig zur Bühne, wobei mein Hörtest während der Probe am frühen Nachmittag keine besonders gravierenden Unterschiede erkennen ließen. In der Mitte hörte man aber logischerweise am besten. →Weiterlesen… “Nächster Halt: Routenzugbahnhof”

Gipfelstürmer im Dauerlauf

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Moderatoren (Ulf Brenken und Matthias Kirschnereit) unter sich, Foto: Karlheinz Krämer
Moderatoren (Ulf Brenken und Matthias Kirschnereit) unter sich, Foto: Karlheinz Krämer

Heute wird’s ein bisschen kürzer, keine Sorge, denn zum Wesentlichen, zur Musik, ist bereits alles gesagt. Die Lange Nacht der Gifpelstürmer zum zweiten Mal ist wie Ostern und Weihnachten im Juli.
Trotzdem ist einiges anders, lustig ist es zum Beispiel zu sehen, wie unterschiedlich das Publikum die Stücke wahrnimmt. Was gestern begeisterte, bekam heute eher verhaltene Reaktionen und umgekehrt.

Zudem lohnt es sich, ein wenig über die Atmosphäre zu berichten, denn die ist ganz anders als bei herkömmlichen Konzerten. Erstens im Publikum, denn nach so einem Konzertmarathon von immerhin sechs Stunden ändert sich das Verhältnis zu den Künstlern: Während im ersten Teil noch brav geklatscht wurde, gab es im zweiten Teil Bravo-Rufe. Im freien Part saßen sogar einige vorne auf der Bühne, was auf jeden Fall gewollt ist.

"Wo müssen wir denn gleich spielen?", war eine der häufigen Fragen, hier vermutlich von Johann Blanchard an Janne Wohlberg
“Wo müssen wir denn gleich spielen?”, war eine der häufigen Fragen, hier vermutlich von Johann Blanchard an Janne Wohlberg

In den beiden Pausen war Gelegenheit zum Austausch untereinander und mit den Gipfelstürmern. Dabei konnte auch Kritik unverblümt vorgetragen werden. Kritik ist für Musiker immer wichtig, wenn man denn damit umgehen kann. An diesem Sonnabend war auch unser Konzertsponsor, Thiele-Tee zu Gast und versorgte die Besucher mit Tee und Scones. Auch unser Team hat sich bewährt, denn wir sind mit allerlei kleinen und größeren Problemen an beiden Abenden ganz gut fertig geworden. Die Veranstaltung im eigenen Haus ist dann nochmal was anderes und gerade die lange Nacht ist eine „logistische Meisterleistung“(Matthias Kirschnereit, 23.07.2016). Eigenlob stinkt ja.

Das Marathon-Gefühl blieb aus, ich hatte eher das Gefühl, mit dem e-Bike unterwegs zu sein, denn durch die Raumwechsel, das abwechslungsreiche Programm und eine sehr lustige und spannende Moderation kam es mir tatsächlich vor wie ein normales Konzert. Viele waren gegen Mitternacht enttäuscht, als es „schon“ zu Ende war. Nur ein bisschen mehr Jazz wäre gut gewesen.

Für unsere Musiker war es wohl etwas Besonderes. Zitat: „Ich hatte noch nie so viel Spaß bei Kammermusik! Alle sind so nett und lustig hier!“. Vor ihrer Leistung habe ich besonderen Respekt, denn so lange Konzerte zwei Mal zu machen ist nicht ganz ohne. Es sind neue Freundschaften entstanden, Ulf und ich konnten CDs abstauben und alle waren sich einig: Wir wollen wiederkommen!

Bei der letzten Pause brach bereits die Dunkelheit herein, Foto: Karlheinz Krämer
Bei der letzten Pause brach bereits die Dunkelheit herein, Foto: Karlheinz Krämer

Lange Nacht gehabt?

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Einladender Landschaftsgarten bei der Langen Nacht, Foto: Karlheinz Krämer
Einladender Landschaftsgarten bei der Langen Nacht, Foto: Karlheinz Krämer

Allerdings.

Eigentlich will ich keinen Blogbeitrag schreiben: Wo fang ich an und wo hör ich auf? Meine erste „Lange Nacht“ (zumindest bei den Gezeiten) bedeutete gut sechs Stunden Musik und vor allem Spaß mit jungen Musikern. Moderator Ulf Brenken brachte es für mich gut auf den Punkt: „Suchen Sie mal ein Konzert mit dem Preis-Leistungsverhältnis in Hamburg!“

Zur Erklärung: Die Lange Nacht ist ein hauseigenes Gezeitenkonzert in der Ostfriesischen Landschaft. Dabei werden sowohl unser Forum als auch der Ständesaal zum Konzertraum umfunktioniert. Das Konzert besteht aus drei Teilen: Publikum hört Programm im Forum , Publikum hört Programm im Ständesaal, Programm nach Ansage im Forum. Dabei unterteilen wir die Zuschauer aufgrund der Menge in zwei Gruppen, die einen beginnen im Ständesaal und die anderen im Forum. Im dritten Teil kommen alle im Forum zusammen. Die Künstler springen dabei zwischen den Räumen. →Weiterlesen… “Lange Nacht gehabt?”

In die Völlen

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Nachtmusiken mit Matthias Kirschnereit in Völlen | Part II

Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer
Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Nachts kann es südlich von Leer schon mal richtig laut werden – zumindest wenn die Gezeitenkonzerte anrücken. In Völlen fand der „richtige“ Soloabend von Matthias Kirschnereit statt, über den es nun zu berichten gilt. Im Unterschied zu weiteren rund 150 Zuhörern, die schon das gleichfalls ausverkaufte Zusatzkonzert am vorgestrigen Dienstag besucht hatten, bekamen wir noch mehr geboten. Aber dazu später mehr.

Matthias Kirschnereit übernahm in einer Person die Funktionen Gastredner (Dank an den Sponsor Raiffeisenbank Flachsmeer eG), Moderator (direkt nach der Pause gab er eine kurze Einführung in Leben und Werk von Fanny Hensel) und Künstler. Denn Klavier spielen kann er ja auch ganz ordentlich. Sein Programm hieß „Nachtmusiken“. →Weiterlesen… “In die Völlen”

Der Geist weht nach Norden

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Vokalensemble Singer Pur und Organistin Anneke Brose in der Ludgerikirche Norden: “Der Geist weht, wo er will!

Vokalensemble Singer Pur beim Gezeitenkonzert mit Organistin Anneke Brose in der Ludgerikirche Norden, Foto: Karlheinz Krämer
Vokalensemble Singer Pur beim Gezeitenkonzert mit Organistin Anneke Brose in der Ludgerikirche Norden, Foto: Karlheinz Krämer

An so heißen Tagen wie Mittwoch ist man beinahe froh, zu arbeiten. Die Kirchen spenden angenehmen Schatten und sind auch immer kühl. Zudem hört man schöne Musik. Nur mit dem Wind hatten wir mal wieder zu kämpfen, aber dank einer besonderen Steinsammlung aus der Ludgerikirche bekamen wir auch dieses Problem in den Griff.

Auf dieses Konzert hatte ich mich seit langem gefreut, denn es gab Gesang. Unter dem Titel „der Geist weht, wo er will“ boten uns Singer Pur und Anneke Brose an der Arp-Schnitger-Orgel geistliche Musik aus verschiedenen Kulturen. Die Zusammenstellung war auf den ersten Blick ungewöhnlich: es gab Renaissancemusik, Frühbarock und ein bisschen Bach auf der einen und Modernes auf der anderen Seite. Das ganze passt aber erstaunlich gut, da viele Zeitgenossen alte geistliche Texte vertonen. Durch diese Gegenüberstellung bekommt man nochmal eine ganz neue Sicht. →Weiterlesen… “Der Geist weht nach Norden”

Atemlos durch die Nacht

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Nachtmusiken mit Matthias Kirschnereit in Völlen | Part I

Unter dem Titel Nachtmusiken stand der Klavierabend von Matthias Kirschnereit, hier ein Foto aus Gristede von Karlheinz Krämer

Endlich Sommer in Ostfriesland! Unser Motto von diesem Jahr scheint sich allmählich zu rentieren. Vor dem Konzert in Völlen hatten wir eine richtig gute Zeit, denn der Ort ist schön, die Luft ist gut, und die Kirche ist von hohen Bäumen umgeben, die überall angenehmen Schatten spenden. Auch von innen ist sie sehr für Kammerkonzerte geeignet, ich saß ganz hinten an der Tür und hatte immer noch einen tollen Hörgenuss.

Mit hoher Erwartung sind alle angereist, denn dieses Konzert war eigentlich gar nicht vorgesehen. Das eigentliche Konzert findet erst am Donnerstag statt, doch die Nachfrage war so groß, und wir waren so schnell ausverkauft, dass wir dieses Zusatzkonzert eingerichtet haben. Vielen Dank an die flexible Kirchengemeinde Völlen und unseren Star des Abends, Matthias Kirschnereit, die dies ermöglicht haben. Auch dieses Gezeitenkonzert war wieder komplett ausgebucht. →Weiterlesen… “Atemlos durch die Nacht”

Happy Birthday, die Zweite

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Beethoves Cello-Sonaten II
Anastasia Kobekina und Elisabeth Brauß, Andreas Brantelid und Andreas Hering sowie Gabriel Schwabe und Markus Becker

Anastasia Kobekina und Elisabeth Brauß spielten u. a. Beethovens Cello-Sonate Nr. 1, Foto: Karlheinz Krämer
Anastasia Kobekina und Elisabeth Brauß spielten u. a. Beethovens Cello-Sonate Nr. 1, Foto: Karlheinz Krämer

Am Sonntag erwachte Petrus aus seinem ausgedehnten Winterschlaf und bemerkte, dass wir ja schon in der zweiten Julihälfte sind. Das Wetter schwang um auf sommerlich und wir konnten unsere Gezeiten-Shirts mal ohne Fleecejacke tragen. So war die Zeit vor dem Konzert richtig angenehm.

Doch ich will mich nicht aufhalten, denn musikalisch gibt es viel zu erzählen: Los ging es mit Beethovens Variationen über „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus der Zauberflöte, aufgeführt von Anastasia Kobekina (Cello) und Elisabeth Brauß am Klavier. Ein Blick ins Programmheft verriet mir, dass die beiden 1994 und 1995 geboren sind. Ich selbst bin Jahrgang 97. Während bei meinen Klavierübungen die Nachbarn genervt die Fenster schließen, verzaubern die beiden schon einen ganzen Konzertsaal. Vielleicht ist es Talent, zum großen Teil aber sicherlich Fleiß und harte Arbeit. Meinen allergrößten Respekt für diese Leistungen in dem Alter. →Weiterlesen… “Happy Birthday, die Zweite”

Happy Birthday in Ditzum

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Beethovens Cello-Sonaten I in Ditzum:
Tanja Tetzlaff und Gunilla Süssmann sowie Ramon Jaffé und Andreas Frölich

Tanja Tetzlaff und Gunilla Süssmann spielen u. a. die 3. Cello-Sonate von Beethoven, Foto: Karlheinz Krämer
Tanja Tetzlaff und Gunilla Süssmann spielen u. a. die 3. Cello-Sonate von Beethoven, Foto: Karlheinz Krämer

Die Gezeitenkonzerte feiern in diesem Jahr ihr erstes kleines Jubiläum. „Wir“ werden fünf. Bis zur Pubertät dauert es zum Glück noch eine Weile. Passend dazu werden in diesem Jahr alle fünf Cello-Sonaten von Beethoven aufgeführt. Heute in Bargebur wird es den zweiten Teil geben, leider ist dieses Konzert genau wie das Konzert in Ditzum seit Wochen ausverkauft. Ob es in fünf Jahren wohl alle Violinsonaten geben wird?
„Zwei Konzerte in einem – toll!“ hörte ich zufällig einen Herrn nach dem gestrigen Konzert sagen. Damit hat er es auf den Punkt gebracht, was sich gestern in der Ditzumer Kirche abspielte. →Weiterlesen… “Happy Birthday in Ditzum”

Zwischen Paris und Odessa liegt Papenburg!

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Eine Reise mit Klezmer-Klängen und dem David Orlowsky Trio

Gezeitenkonzert mit dem David Orlowsky Trio (Florian Dohrmann, Kontrabass; David Orlowsky, Klarinette und Jens-Uwe Popp, Gitarre), Foto: Karlheinz Krämer
Gezeitenkonzert mit dem David Orlowsky Trio (Florian Dohrmann, Kontrabass; David Orlowsky, Klarinette und Jens-Uwe Popp, Gitarre), Foto: Karlheinz Krämer

Weiter geht’s in unserer kleinen Non-Klassik-Reihe. Bevor wir heute Abend wieder zu den Cello-Sonaten eines alten Meisters zurückkehren, stand gestern Abend das David Orlowsky Trio im Theater auf der Werft in Papenburg auf der Bühne. Schon der Veranstaltungsort kam uns sehr entgegen: Nicht draußen, kein Regen, nicht kalt. Statt den ab und an monierten Kirchenbänken bequeme Theatersitze. Zudem sind eigentlich alle Plätze in diesem Raum gut, da es keine Säulen gibt und der Raum ansteigend ist. Meine Kollegin Mareike Henninger und ich hatten das Glück, auf Plätzen zu sitzen, die von anderen Kunden abgelehnt wurden. Eigentlich waren sie perfekt. Oben, ganz vorne vor einer Glaswand. Einzig der Scheinwerfer störte ein bisschen, aber ich musste nicht einmal meinen Kopf verbiegen, um gut zu sehen und vor allem zu hören.

Los ging es mit drei selbst komponierten Stücken des Trios direkt hintereinander. Für alle, die wie ich vorher noch nie ein Klezmer-Konzert besucht haben: Es hat doch nicht so viel mit Volksmusik zu tun. Andy Borg könnte das nicht. →Weiterlesen… “Zwischen Paris und Odessa liegt Papenburg!”

Rainy Jazz im Park der Gärten

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Das Tingvall Trio bei seinem Gezeitenkonzert im Park der Gärten

Das Tingvall Trio auf der Zeltbühne im Park der Gärten, Foto: Karlheinz Krämer
Das Tingvall Trio auf der Zeltbühne im Park der Gärten, Foto: Karlheinz Krämer

Besucht man die Internetseite vom Park der Gärten in Bad Zwischenahn, sieht man Bilder von weiten Landschaften, einer Blumenpracht und fein säuberlich geschnittenen Büschen. Auf jedem Bild sind locker 25 Grad und Sonne. Fast all das war auch da, als das Team der Gezeitenkonzerte am 14. Juli nachmittags zum Aufbau vorfuhr. Nur hatten wir ungefähr 10 Grad und beständigen Nieselregen. Genau wie im sonnigen Hesel stand heute ein Open-Air-Konzert auf dem Programm. Vielleicht bessert es sich ja bis zum Konzertbeginn. Zumindest der Aufbau gestaltete sich wesentlich angenehmer als in Hesel, denn statt über Baumwurzeln zu stolpern, hatten wir diesmal ein elektrisches Golfcar mit Ladefläche. Gelegentlich verfuhr man sich in dem weitläufigen Park, aber insgesamt war es so deutlich einfacher. Diesmal schafften wir auch alles deutlich pünktlicher.

Langer Rede kurzer Sinn, um Punkt 20:00 Uhr ging es los. Drei äußerst fesche Musiker, das Tingvall Trio, betraten die Bühne: →Weiterlesen… “Rainy Jazz im Park der Gärten”

Ardenti Brass glüht im Heseler Wald

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Ardenti Brass im Heseler Wald, Foto: Karlheinz Krämer
Ardenti Brass im Heseler Wald, Foto: Karlheinz Krämer

Petrus war in Hesel zur Abwechslung mal für uns. Nach dem die Gipfelstürmer am Vorabend nach Hause schwimmen mussten, hatten wir am Sonntag sommerliche Temperaturen und klaren Himmel. So ein Gezeitenkonzert im Wald ist für uns ein Wagnis, denn es könnte ja währenddessen anfangen zu regnen, und dann hat man ein Problem. Doch nichts dergleichen passierte. Trotzdem war der Aufbau für uns alles andere als einfach, denn im Wald kann man nicht einfach vor der Tür parken. Also wurde geschleppt, was das Zeug hielt. Als wir unsere Sachen gerade aufgebaut hatten, sahen wir den stummen Hilferuf unserer „Haasen“, also den Caterern. Die Ärmsten hatten sich aufgrund eines gut gemeinten Hinweises eines Waldbesuchers festgefahren. Und so mussten sämtliche Getränke, Häppchen etc. durch Matsch und über Baumwurzeln zur Wüstung getragen werden. Völlig verschwitzt machten wir uns bereit, dem Blechbläserquintett Ardenti Brass zu lauschen. Die Probe im Landschaftsforum durften wir bereits am Vormittag genießen. →Weiterlesen… “Ardenti Brass glüht im Heseler Wald”

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern