Es begab sich …

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Vor genau 366 Tagen (nein, ich habe mich nicht verzählt – 2012 war ein Schaltjahr!) tagte im Prunkzimmer der Ostfriesischen Landschaft die Kommission zur Findung der künstlerischen Leitung der neuen Gezeitenkonzerte. Diese Findungskommission setzte sich aus insgesamt neun Personen (Ostfriesische Landschaft, Musikwissenschaftler, niederländische Kooperationspartner und Sponsoren) zusammen. Ihr stellten sich drei qualifizierte Bewerber aus Berlin, Hamburg und Hannover mit unterschiedlichen Backgrounds vor, die sich alle gründlich mit den Themen Musikfestival und Ostfriesland sowie dem vorab gemailten Fragenkatalog auseinandergesetzt hatten.
Nach vielen intensiven Gesprächen und Beratungen wurde am Ende des Abends des 16. Januars 2012 Prof. Matthias Kirschnereit für diese Aufgabe ausgewählt. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Wahl.
Matthias hat uns im letzten Jahr zwanzig farbenfrohe Gezeitenkonzerte mit unglaublich guten, aber auch netten und herzlichen Künstlern beschert. Egal ob es die arrivierten Stars waren – ich habe dabei sofort das Konzert in Reepsholt vor Augen, in dessen Pause Sharon Kam sich intensiv mit den Konzertgästen ausgetauscht hat – oder die Gipfelstürmer, die das Publikum und uns dermaßen in ihren Bann gezogen haben, dass alle überlegten, welche Gipfel die denn noch erklimmen wollen – es hat unglaublich viel Spaß und vor allem Lust auf mehr gemacht. Seine Quirligkeit und die vielen Ideen haben für ein sehr lebendiges Festival gesorgt.
Allerdings kommt es uns vor, als würde man einander bereits viel länger kennen, denn es war ein ziemlich intensives Jahr, das das Team der Gezeitenkonzerte eng zusammengeschweißt hat. Und damit meine ich nicht nur das Kernteam im Landschaftsforum, sondern auch den erweiterten Kreis. Alle fragen in unregelmäßigen Abständen nach, welche aktuellen Entwicklungen es gibt und bitten darum, von Anfang an mit eingebunden zu werden. So wie es im Moment aussieht, geht in diesem Jahr vermutlich niemand verloren, sodass sich Besucher und Kooperationspartner bei den Gezeitenkonzerten 2013 auf die gleichen Gesichter im Organisationsteam wie vom letzten Jahr einstellen können.

Längst nicht alle, aber eine kleine Auswahl: Das Team der Gezeitenkonzerte 2012
Längst nicht alle, aber eine kleine Auswahl: Das Team der Gezeitenkonzerte 2012

Gezeitenkonzert-Brainstorming in Hamburg

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Matthias Kirschnereit und Dirk Lübben bei der Planung der Gezeitenkonzerte

Freitag waren wir bei Matthias Kirschnereit zu Hause in Hamburg, um gemeinsam zu überlegen, welcher Ort für welchen Künstler der Gezeitenkonzerte im nächsten Jahr sinnvoll ist und ob sich bestimmte Ideen so umsetzen lassen. Nachdem er dieses Jahr so oft schon nach Ostfriesland gefahren war, haben wir einfach mal den Spieß umgedreht und sind bereitwillig seiner Einladung gefolgt.

Es waren sehr viele Ideen, die im Hause Kirschnereit hin und her gewälzt wurden, sodass die Zeit dort wie im Fluge vorüber ging. Positiv ist auf jeden Fall, dass im Grunde genommen die meisten Programmpunkte der Gezeitenkonzerte 2013 schon stehen. Jetzt müssen wir nur noch schauen, welche Termine bei den Künstlern und natürlich auch den gastgebenden Kirchengemeinden und anderen Partnern frei sind. Dafür gibt es eine lange „To-do-Liste“, die nach und nach von mir abgearbeitet wird. Ein Konzert hat sich für 2013 leider gleich Montag wieder erledigt, da Xavier de Maistre mitgeteilt hat, dass er doch nicht zum avisierten Termin zur Verfügung stehe, aber große Lust auf die Gezeitenkonzerte 2014 habe.

Puzzle-Arbeit
Es sind viele kleine Puzzle-Stücke, die jetzt in die Hand genommen werden müssen. Viele Agenturen habe ich zwar heute erreicht, aber eigentlich nur eine vorläufige Zusage bekommen, da die Künstler sich in der Weltgeschichte rumtreiben. Das ist ein sehr spannender Part meiner Arbeit, dieser spezielle Entwicklungsprozess und ich freue mich über das Vertrauen, dass uns nicht nur Matthias Kirschnereit als künstlerischer Leiter, sondern auch die Künstler und deren Agenturen entgegen bringen.

Etwas Neues von den Gipfelstürmern

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Isang Enders und Andreas Hering (c) Hans-Ludwig Böhme

Fest vorgenommen hatte ich mir, die Entwicklung unserer “Gipfelstürmer” aufmerksam zu verfolgen. Heute Vormittag bin ich in diesem Zusammenhang über eine CD-Vorstellung von Michael Ernst bei nmz online gestolpert: „Mit Myrten und Rosen“ ist der verheißungsvolle Titel. Auch Elisabeth Richter vom NDR hat am 14. September eine wirklich nette Besprechung über diese CD gemacht.

Isang Enders und Andreas Hering, die gemeinsam das vierte von sechs Gipfelstürmerkonzerten in der Deichkirche in Carolinensiel bestritten haben, hätten am liebsten am 20. Juli schon ihre CD „Mit Myrten und Rosen“ im Gepäck für ihren Auftritt in Ostfriesland gehabt. Leider hat das nicht geklappt. Stattdessen war bereits vor Fahrtantritt Isangs Blackberry von einem LKW zermalmt worden, die Fahrt dauerte länger als geplant: nicht unbedingt gute Voraussetzungen für ein entspanntes Konzert. Glücklicherweise hat ihnen unser Team einen warmen Empfang mit von nun an guten Bedingungen bereitet, sodass es trotzdem ein tolles Konzert wurde, das mich persönlich sehr beeindruckt hat (s. Blogpost vom 21. Juli). Andreas schrieb danach ins Gästebuch: „Was könnte für einen Hering schöner sein als an der Nordsee zu spielen??? Danke für einen tollen Abend; Andreas Hering“. Und Isang ergänzte: „Auch ohne Telefon haben wir den Weg doch gefunden. Vielen Dank für Eure Hilfe und treue Gäste!“

In Carolinensiel haben sie die Werke von der nun erschienenen CD gespielt; im Wesentlichen Werke von Schumann, gepaart mit zwei Stücken des eher unbekannten koreanischen Komponisten und Namensgeber von Isang Enders, Isang Yun. Natürlich fehlte das Titelstück „Mit Myrten und Rosen“ op. 24 Nr. 9 von Schumann nicht bei dieser gewagten, aber spannenden Kombination. Ich freue mich, dass die CD nun endlich auf dem Markt ist und könnte mir vorstellen, dass einige der Besucher dieses Gezeitenkonzertes beim Hören an Isangs lockere Moderation denken und in Erinnerung an einen schönen Abend schwelgen werden.

Es passiert noch etwas

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Nein, wir sind weder im Urlaub, noch im Winterschlaf, sind aber schwer mit den Vorbereitungen für die Gezeitenkonzerte 2013 beschäftigt. Viel zur Planung können und wollen wir natürlich noch nicht verraten. Nichts desto trotz versuchen wir Sie auch weiterhin mit ein paar Informationen zu versorgen.

Szymanowski Quartett, Foto: Karlheinz Krämer

Bereits letzten Sonntag hat Matthias Kirschnereit gemeinsam mit dem Szymanowski Quartett Werke von Szymanowski, Chopin und Weinberg zusammen im Großen Saal vom konzert theater coesfeld gespielt. Die Vier haben sich bei ihm noch einmal sehr bedankt, dass sie bei der Premiere der Gezeitenkonzerte dabei sein durften. Es sei wirklich wunderbar in Ostfriesland gewesen: tolle Organisation, tolle Akustik, tolles Publikum. So ähnlich haben sie es uns gegenüber schon in unserem Künstlergästebuch ausgedrückt. Matthias war sehr angetan von diesem Konzert und dem Zusammenspiel, schließlich haben sie gemeinsam auch schon Werke von Weinberg und Schostakowitsch eingespielt.

Der Komponist Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) war an mir bislang leider völlig vorbei gegangen, dabei wird beispielsweise sein Klavierquintett f-Moll op. 18 gar nicht mal so selten gespielt. Als polnischer Jude floh er 1939 aus Warschau, wo er bereits im Alter von zwölf Jahren begonnen hatte, Klavier zu studieren, auf Umwegen zuerst nach Minsk und dann weiter nach Taschkent. Nach Beendigung seines Kompositionsstudiums in Minsk schickte er 1943 seine erste Sinfonie an Dimitri Schostakowitsch. Der lud ihn daraufhhin nach Moskau ein, wo Weinberg bis zu seinem Tod im Alter von 77 Jahren lebte. 1953 wurde Weinberg kurz vor Stalins Tod vorgeworfen, sich für die Errichtung einer jüdischen Republik auf der Halbinsel Krim eingesetzt zu haben. Daraufhin wurde er inhaftiert, auf Intervention Schostakowitschs aber nach einem Monat wieder freigelassen.
Seine ersten Werke tragen eine moderne Handschrift (1. Klaviersonate und das 1. Streichquartett), danach werden sie zunehmend tonaler. Seine Werke setzen sich mit den Themen seines Lebens, vornehmlich dem Krieg, auseinander.

Das Schlüsselerlebnis

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Die Spielorte unserer Gezeitenkonzerte sind mehrheitlich die tollen Kirchen in der Region, da sie sich zum einen von der Akustik her meist gut für ein Konzert eignen und zum anderen über einen ganz bestimmten Charme verfügen, mit dem reine Zweckbauten häufig nicht mithalten können. Wir sind sehr froh, dass die Kirchengemeinden uns mit offenen Armen bei sich aufnehmen und wissen diese Gastfreundschaft sehr zu schätzen!

Unangenehm für uns ist es dann nur, wenn von Künstlern, weil sie am Folgetag des Konzertes erst ihre Instrumente aus der Kirche holen möchten, versehentlich der Kirchenschlüssel mitgenommen wird. Mit gutem Willen kann man das aber schnell klären, und wenn – so wie in diesem Fall – noch ein zweiter Schlüssel vorhanden ist, ist es auch kein Drama. Die betreffende Person hat dann umgehend den Schlüssel in einem wattierten Umschlag zum nächsten Postamt gebracht und per Einschreiben ans Kirchenbüro geschickt.
Leider kam er dort nicht an, sodass unsere Künstlerbetreuerin Berit Sohn, Künstler und die Pfarrsekretärin im regen Kontakt miteinander standen, was bei solch einem Anlass nicht immer so schön ist. Es wurde ein Nachforschungsantrag bei der Post gestellt, der leider erfolglos blieb. Nun, nach Abschluss der Gezeitenkonzerte und weil Berit im Urlaub ist, habe ich noch einmal hinterher telefoniert und mir den Einlieferungsbeleg schicken lassen. Wohl dem, der diesen tatsächlich aufbewahrt!
Obwohl ich sehr deutlich spreche, hat mich die freundliche Computer-Stimme von der Deutschen Post AG an der anderen Seite des Telefons nicht verstanden, sodass aus RG dreimal RR wurde und mir eine Sendung vom 8. Oktober zur Nachverfolgung und die Zusendung eines schriftlichen Antrags per Fax angeboten wurde. Die Kollegen im Zimmer nebenan haben sich köstlich amüsiert, als ich nach dem dritten Versuch entnervt aufgeben habe.
Im Postamt Aurich wurde mir erklärt, es sei das falsche Formular … . Im Computer wurde dem Beamten zu der richtigen Sendung nichts angezeigt. Der freundliche Herr erklärte mir, dass alle Fundsachen aus beschädigten Umschlägen an einem zentralen Punkt in Deutschland gesammelt werden. Sogleich stellte ich mir tausende von Schlüsseln und ganz viele andere Dinge vor und verglich die Suche im Geiste mit der nach der Nadel im Heuhaufen. Hilfreich sei bestimmt die Schlüsselnummer. Daraufhin habe ich heute, gestern war es schon nicht mehr besetzt, im Kirchenbüro angerufen und, siehe da, der Schlüssel ist in der Zwischenzeit aufgetaucht, zwar mit großer Verspätung, aber immerhin. Es konnte nur nicht Bescheid gegeben werden, da keine Telefonnummer vorhanden war. Wie war doch noch unser Mantra? Alles wird gut!

Diskutiert wird auf Augenhöhe

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Am Dienstag nach der Pressekonferenz hatte Matthias Kirschnereit das Kernteam zu einem Essen in der Pizzeria und einem gleichzeitigen ‚Brainstorming‘ fürs nächste Jahr eingeladen. Das war eine nette und entspannte Runde, bei der viele tolle Ideen bereits geboren und natürlich gleich notiert wurden. Ein netter Ausklang der Gezeitenkonzerte in diesem Jahr, der gleichzeitig Appetit für die kommende Auflage gemacht hat.

Im Pressegespräch wurden ja bereits ein paar Details bekannt gegeben (s. Artikel im Bereich „Presse“ hier im Gezeitenblog). Wir überlegen noch hinsichtlich des zeitlichen Rahmens und werden in diese Überlegungen u. a. die Ergebnisse aus unserer Umfrage einfließen lassen. Der Rücklauf dieser Fragebogenaktion war übrigens sehr gut: Allen Teilnehmenden sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt! Wichtig ist es uns auch weiterhin die Beteiligung am Projekt „Rhapsody in School“, was aber nur außerhalb der Ferienzeit, nach meinen Erfahrungen besser vor Beginn der Sommerferien, möglich wäre. Außerdem soll es ein Motto geben, das mit viel Spaß und mehr oder weniger geistreichen Kommentaren in unserer Runde schon mal diskutiert wurde. Matthias Kirschnereit hat es schon in der Pressekonferenz gesagt: Ostfriesland und die Menschen hier, egal ob Publikum oder Team-Mitglieder, sind ihm in diesem Jahr schon sehr ans Herz gewachsen und er fühlt sich hier sehr wohl. Uns geht es mit ihm genauso: Wir haben das Gefühl, ihn schon deutlich länger als ein halbes Jahr zu kennen, und, was besonders schön ist: Diskutiert wird auf Augenhöhe.

Witzig war es bei jedem Konzert, an dem Matthias Kirschnereit nicht persönlich dabei sein konnte. Meistens waren wir gerade beim Abbau oder beim Verabschieden des Publikums, wenn mein Handy anfing zu piepen oder zu vibrieren, weil er per sms anfragte, wie es gelaufen sei. Jeder aus dem Team guckte fragend und unisono vermuteten wir gleich: Matthias?! Auch die Künstler wurden nicht nur mit einer persönlichen Botschaft in der Künstlergarderobe begrüßt, sondern bekamen zusätzlich auch noch eine Mail oder Textnachricht. Die Gedanken waren so auf jeden Fall immer bei den Gezeitenkonzerten und den Menschen, die mit ihnen in Verbindung standen.

Gezeiten-TV im Interview mit Dirk Lübben

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Matthias Adelmund von Gezeiten-TV fragte den organisatorischen Leiter der Gezeitenkonzerte Dirk Lübben von der Ostfriesischen Landschaft nach seinem persönlichen Fazit der Premiere der Gezeitenkonzerte 2012.

Öffentliche Generalprobe

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Nachdem ich den Donnerstagabend aus privaten Gründen ein wenig unruhig zu Hause verbracht habe, während die Kollegen in Emden bei der ersten nicht öffentlichen Probe von Kurfpälzischen Kammerorchester unter Ivo Hentschel gemeinsam mit Matthias Kirschnereit waren, habe ich mich gestern morgen sehr auf die erste öffentliche Generalprobe in der Johannes a Lasco Bibliothek gefreut. Natürlich hatte ich mich im Anschluss Donnerstag noch bei Dirk und Matthias erkundigt wie denn die Stimmung war. Berit hatte mich vorher aber auch schon informiert, dass der Bus aus Mannheim pünktlich da war, alles mit der Organisation der Stühle, Notenpulte und Getränke geklappt hatte.
Bevor das Publikum kommen konnte, mussten eigentlich nur noch Kleinigkeiten erledigt werden. Der NDR hatte für den Mitschnitt auch am Vorabend schon einen Großteil aufbauen können. Wir mussten noch ein paar Aufsteller und die Sitzplatznummerierung platzieren; dann konnte es losgehen.

Das Publikum war teilweise doch ein wenig überrascht und amüsiert, die Musiker in ihrer Straßenbekleidung auf die Bühne stürmen zu sehen.  Auch Matthias kam selbstverständlich in Jeans und Pullover, stellte noch kurz sein Handy aus. Das war für uns ein kleines Problem: Aufgrund der Aufnahmen mussten die Geräte komplett ausgestellt werden, was für uns für kurzfristige Absprachen per sms natürlich kompliziert war. Das Zusammenspiel war unserer Meinung nach stets perfekt, auch die Gäste waren überrascht, dass sowohl die Musiker als auch die Tonmeisterin einige Stellen tatsächlich wiederholen wollten. Zwischendurch läuteten die Glocken in eine leise Passage, sodass die Aufnahme unbrauchbar war. Entsprechend hieß es aus dem Ü-Wagen: Takt soundso bis soundso noch einmal, bitte!” Das war es, worauf alle gewartet hatten. Viele sagten schon in der Pause: Wir kommen jetzt immer zu den Proben. Das macht ja noch mehr Spaß als im Konzert. Die Künstler machten stets einen entspannten Eindruck. Beim nächsten Mal sorgen wir dann dafür, dass auch wirklich überall die Kommentare aus dem Ü-Wagen und von der Bühne für alle verständlich gemacht werden. Das erhöht den Genuss noch weiter.

Lange hat es gedauert, bis wirlich alle 100%-ig zufrieden waren, dafür waren es dann auch alle! Da ich mal wieder den Tür-Dienst von außen übernommen hatte – ja, auch dort muss jemand stehen, damit keiner unbefugt reinkommt und diejenigen, die rausmüssen, das leise erledigen – habe ich leider nur begrenzt hören können, war davon aber schwer angetan und wusste für den Abend: Das wird gut!

Mein Vorteil war, dass ich im Gegensatz zu manch anderem meinen Parkschein fürs Auto verlängern konnte. Das Problem war nur, dass mein Schlüssel in der Bibliothek eingeschlossen war. Aber wie steht auf dem Ticket so schön geschrieben: “Von außen gut sichtbar am Fahrzeug anbringen!” Also habe ich es unter den Scheibenwischer geklemmt und mir dadurch  tatsächlich einen Strafzettel erspart, im Gegensatz zu der Dame neben mir, die es mit Humor nahm.

Kurz vor Schluss

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v. l.: Uwe Pape, Gert Ufkes und Lothar Milkau

Nun stehen wir schon kurz vorm Abschluss unserer Gezeitenkonzerte am morgigen Freitag: Kaum zu fassen!
Das Kurpfälzische Kammerorchester (KKO) ist gemeinsam mit Dirigent Ivo Hentschel bereits von Mannheim mit dem Bus unterwegs nach Ostfriesland. Ich freue mich schon darauf, unseren Kontaktmann Sven Halfar, den Geschäftsführer vom KKO persönlich kennen zu lernen. Matthias Kirschnereit hat sich heute Nachmittag in Hamburg in den Zug gesetzt, denn heute Abend findet die erste gemeinsame Probe in der Johannes a Lasco Bibliothek (JaL) statt. Der NDR-Ü-Wagen rollt auch durch die Lande.

Berit Sohn, unsere Künstlerbetreuerin, und unser Technikteam begibt sich später ebenfalls nach Emden, um schon einmal alles vorzubereiten. Glücklicherweise können wir alle dabei auf Udo Bleeker von der JaL bauen, der immer die Nerven behält, mitdenkt und dafür sorgt, dass alles klappt. Die Bühne steht seit gestern Abend, der Flügel sollte heute bis 12:00 Uhr geliefert werden, und ich bin mir sicher, dass unser Kooperationspartner Piano-Trans das zuverlässig erledigt hat. Berit kümmert sich jetzt auch noch um die Notenpulte, zusätzlich zum Künstlercatering. Wiebke Schoon druckt gerade die Platzkarten, die später bereits ausgelegt werden. Gert Ufkes strapaziert unseren Kopierer bis an dessen Grenzen, damit morgen auch alle Konzertbesucher ein Programm in den Händen halten können. (Die Kollegen aus der Archäologie, mit denen wir uns das Gerät teilen, sind ein wenig genervt.) Hilko Gerdes, unser stellvertretender Landschaftspräsident, hat seine Stichworte für die Begrüßung morgen Abend von mir Montag schon gemailt bekommen. Und jeder fragt sich: „Habe ich noch etwas vergessen?“

Bis morgen um 11:00 Uhr, dem Beginn der öffentlichen Generalprobe (es gibt noch freie Plätze) ist noch einiges zu erledigen. Wichtig ist aber erst einmal, dass die Künstler ihren Weg nach Emden finden und eine erste knackige Probe haben, nach der sie entspannt die Nacht verbringen können, bevor es morgen um die Wurst geht. Tamme Bockelmann, unser Klavierstimmer, ist morgen vermutlich einer der Ersten, da der Flügel vor dem Vormittagskonzert noch einmal nachgestimmt werden muss. Der NDR schneidet das Konzert mit, sodass deren Crew entweder heute Abend noch oder gleich morgen die entsprechenden Kabel verlegen muss. Das Team von Haase Catering ist morgen auch bei beiden Terminen am Start.

Die Schwierigkeiten mit den Sitzplätzen

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Landschaftsforum – mit Säulen

Da wir schon seit vielen Jahren Konzerte in unseren tollen Kirchen in der Region veranstalten, feilen wir bereits einige Jahre an der Optimierung unserer Sitzpläne. Wir haben festgestellt, dass es sehr viel entspannter für sowohl Veranstalter als auch Publikum ist, mit nummerierten Plätzen zu arbeiten. Auf jedem Platz liegt relativ groß gedruckt die individuelle Bezeichnung (z. B. links, Reihe 3 Platz 4) zusammen mit dem Namen desjenigen, der die Karte bestellt hat, bereit. Am Konzertabend steht jemand vorne im Gang und ist beim Auffinden des individuellen Sitzplatzes behilflich und klärt bei Bedarf schnell, wo rechts und links ist, was immer mal wieder verwechselt wird. So reicht es für die Besucher vollkommen aus, wenn sie um kurz vor acht in die Kirche gehen, vorher können sie sich beispielsweise noch mit einem Glas Wein bei unserer Gastronomie erfrischen.

Was wir leider nicht ändern können, ist, dass es in einigen Räumen – selbst bei uns im Landschaftsforum – Säulen gibt, durch die man nicht hindurchschauen kann. Allerdings optimieren wir jedes Jahr aufs Neue unsere Übersichten, sodass so langsam fast jeder Plan perfekt sein müsste. Dass sich die Plätze in der Hör- und Sehqualität unterscheiden, zeigen die zwei bis drei Kategorien mit der unterschiedlichen Preisstaffelung. Dankbar nehmen wir jeden Hinweis auf ungünstig kategorisierte Plätze von Ihnen auf: Es ist in unserem Interesse, immer noch besser zu werden.

Nicht ändern können wir die Körpergröße unserer Gäste. Damit möchte ich sagen, dass wir nicht beeinflussen können, ob sich nun gerade eine große Dame vor einen etwas kleiner geratenen Herrn setzt oder umgekehrt. Maße fragen wir bei der Aufnahme der Bestellung (noch?) nicht ab. Ebenso verhält es sich mit den Kirchenbänken: Gemütlicher sitzt es sich auf dem Sofa. Vielen ist das Live-Erlebnis des Konzertes jedoch wichtiger. Sonst könnte man sich zu Hause auch eine CD einlegen.

Adrian Brendel und Andrej Bielow: Zwei Meister in Wittmund

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Adrian Brendel, Foto: Emile Holba

Morgen, Dienstag, 4. September, findet bereits das vorletzte nicht ausverkaufte Gezeitenkonzert in der schönen Nicolaikirche zu Wittmund statt. Dort spielen der Violinist Andrej Bielow, der bereits eine Woche zuvor bei unserem Konzert in der Großen Kirche Leer mit dem Szymanowski Quartett zu Gast war, und Adrian Brendel (Cello) zusammen. Spontan Entschlossene sind an der Abendkasse willkommen! Zudem gibt es noch die öffentliche Generalprobe (dafür gibt es noch Plätze) am Freitagvormittag in Emden, bevor dann die ersten Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft am 7. September abends um 20:00 Uhr in der Johannes a Lasco Bibliothek ihr Ende finden.

Andrej Bielow, Foto: Marco Borggreve

Aber erst einmal bin ich auf das Zusammenspiel dieser beiden fantastischen Musiker gespannt. Andrej gehört zu denen, die wirklich 365 Tage im Jahr durch die Weltgeschichte zu jetten scheinen, und dabei gefühlt mindestens 300 Konzerte spielen. Ich muss ihn morgen einmal fragen. Dadurch, dass wir seit Anfang des Jahres auf Facebook befreundet sind, bekomme ich ja mit, dass er von Hawaii in die Türkei fliegt, um dann kurz darauf in Polen wieder aufzutauchen. Herzlich gelacht hat er, als ich heute morgen gleich wusste, wohin er nach unserem Gezeitenkonzert fliegen wird. Aber da übermorgen sein Festival in Lviv in der Ukraine beginnt, wo er gemeinsam mit den Kollegen vom Szymanowski Quartett die künstlerische Leitung inne hat, war das sonnenklar. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht wusste, ob er Adrian vielleicht gleich mitnimmt. Schließlich war Andrej im Sommer erst bei Adrians Festival „Music at Plush“ zu Gast und sicher tauscht man sich aus. Das finde ich auch sehr schön. Beide sind regelmäßig Gäste der bedeutenden deutschen Festivals und spielen nebenbei in der Wigmore Hall, beim Bath Festival und in Verbier. Gemeinsam mit Kit Armstrong, dem jungen talentierten Pianisten, über den ich vor kurzem einen Artikel in der Zeit (allerdings von 2009) gelesen habe, bei dem ich mich köstlich amüsiert habe, spielen Adrian und Andrej als festes Klaviertrio zusammen.

Morgen spielen die beiden sowohl je solo als auch gemeinsam, so dass jeder seinen Entfaltungsspielraum bekommt. Bachs Suite Nr. 3 in C-Dur für Violoncello solo, eines der Meisterwerke für Cello, steht ebenso auf dem Programm wie Ysaÿes Sonate d-Moll op. 27 Nr. 3. Ysaÿe war der belgische Komponist mit dem prominenten Umgang: von Debussy über Franck, Fauré oder Elgar – er kannte sie alle. Das morgige Stück widmete er dem rumänischen Komponisten und Violinisten George Enescu, ein Werk mit wundervollen Herausforderungen, die Andrej Bielow in seinem Spiel sucht. Gemeinsam spielen sie die Sonate für Violine und Violoncello von Ravel und Kodálys Duo op. 7, ein sehr originelles Stück.

Was für ein Abend

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Christian Tetzlaff, Foto: Karlheinz Krämer

Vor zwei Jahren erschien im Hamburger Abendblatt ein Porträt, das Christian Tetzlaff als Gegenmodell zum massentauglichen David Garrett darstellte. Ein norddeutsch sympathischer und bodenständiger Typ sei er (immer die gleiche Kurzhaarfrisur!), der mit Starrummel nichts anfangen kann. Sein Motto: „Die Menschen zu berühren, die ins Konzert kommen und vielleicht – im Idealfall – dafür zu sorgen, dass sie ihr Leben nachher anders fühlen, ist doch ein wunderbares und wichtiges Ziel!“. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Matthias Kirschnereit dieses Motto zum Start der Gezeitenkonzerte ganz ähnlich formuliert.

„International berühmt“, „Weltstar“ – solche Worte fallen ja schnell. Aber Christian Tetzlaffs Konzerttermine sind wahrlich global. Und man muss sich nur einmal die euphorische ausländische Presse (vor allem in den USA) durchlesen, um das Renomee dieses Mannes zu verstehen. Vorige Woche spielte er in Chicago und Montreal, im September stehen die Royal Albert Hall in London, die Berliner Philharmonie, Zürich, Paris und Stockholm an.

Die Kirche Remels mutet in dieser Reihe der bedeutendsten Spielorte der Welt fast ein bisschen exotisch an. Große Dankbarkeit sprach Landschaftspräsident Helmut Collmann darum auch den Sponsoren aus, die das Konzert ermöglichten. Dankbar nahmen auch die Besucher die beiden Ausnahmemusiker an. Allen war bewusst: Dieser Abend, diese Künstler sind etwas Besonderes.

Die Kirche war so voll, dass wir auf der Bühne noch Besucher platzieren mussten. Die Musiker fühlten sich dadurch nicht gestört, und wir waren froh, den Platz nutzen zu können. Wie die beiden dann die Beethovensonate spielten, war atemberaubend. Christian Tetzlaff verfügt über ein solches Register an Ausdrucksmöglichkeiten, wie es wirklich nur ganz wenige Geiger besitzen. Auf allen Lagen war das Spiel und der vollendete Klang so nuancenreich, dass in der Kirche eine atemlose Stille herrschte.

Dass Matthias Kirschnereit die Violine perfekt ergänzte, muss ja kaum gesagt werden. Die beiden sind seit langem befreundet und sprechen musikalisch die gleiche Sprache.Etwas bange war uns um die Glockenschläge. Leider konnten die Zuschauer auf der Empore das Uhrwerk hören, und die Glocke ließ sich auch nicht ausschalten. Zum Glück passten die 22:00-Uhr-Schläge perfekt in die Pause zwischen den Schumann-Sätzen.

Schumanns Große Sonate op. 121 ist tiefgründig und vielschichtig.  Der leidenschaftlich drängende d-Moll Gestus prägt den Kopf- und Schlusssatz. Ein sehr zarter dritter Satz besteht fast nur aus gezupften Akkorden. Interessant sind auch die harmonischen Wendungen: So wird die Zieltonart D-Dur erst ganz am Ende in der Coda atemlos erreicht, fast so, als wäre es zu spät. Es bleibt das Gefühl, als würde Überdruck herrschen. Zum Glück entlädt sich der Überdruck im Konzert in den Applaus. Langer Applaus, bis die Hände schmerzen. Dann eine Zugabe. Beethoven. Nochmal langer Applaus. Was für ein Abend!

Christian Tetzlaff und Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Gezeiten-TV: Erlebnistag in Campen

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Hier kommt der Gezeiten-TV Beitrag zu unserem Erlebnistag am letzten Sonntag im Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseum Campen mit den Nekkepenns.

Grandioser Auftakt der Gezeitenkonzerte mit Vilde Frang und Michail Lifits

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Vilde Frang und Michail Lifits beim Auftakt der Gezeitenkonzerte; Foto: Karlheinz Krämer

Gestern Abend war es endlich soweit: Um 20:00 Uhr nahmen die Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft mit dem Auftakt Fahrt auf. Die Erwartungen waren von allen Seiten groß, wurden aber voll erfüllt. Vilde Frang und Michail Lifits waren rechtzeitig in Ostfriesland, konnten dank Uwes sicherem Fahrstil sogar während der Fahrt noch ein wenig schlafen und hatten noch genug Zeit, vor Ort proben. So waren sie im Vorfeld des Konzertes angenehm entspannt.

Vor den mehr als 400 Gästen in der Auricher Lambertikirche zeigten die beiden hervorragenden Künstler ihr ganzes Können. Ich habe es noch nicht erlebt, das so eine hübsche, zierliche Persönlichkeit ihrer Geige so schöne Töne entlockt und das mit einer Grazie, Spielfreude und Leichtigkeit, fast elfenhaft. Da war es, was Matthias Kirschnereit sich im Vorfeld vorgestellt hat, als er die Musik mit den Gezeiten mit den Worten “unbändig und sanft” verglich. Behutsam holte Vilde das letzte aus ihrem Instrument heraus, ohne dass ihr Spiel dadurch an Intensität verlieren konnte. Michail Lifits stand ihr am Klavier aber in nichts nach und war ihr wie man so schön sagt ein „kongenialer Partner“. Das Publikum war sofort gefesselt und tobte bereits nach dem ersten Stück von Brahms. Diejenigen, die währenddessen draußen beim Catering standen, dachten schon, ein Gewitter ziehe herauf. In der Pause kamen ausnahmslos strahlende begeisterte Menschen aus der Kirche und tauschten sich bei einem Glas Wein und einer Kleinigkeit zu essen über das soeben Erlebte aus. Auch der Prokofjew, bei dem einige ihr Radio vielleicht abgestellt hätten, wusste durch diese faszinierende Interpretation für sich einzunehmen. (Das mit dem Abstellen des Radios wurde uns heute als Zitat aus einem belauschten Gespräch auf dem Nachhauseweg zugetragen.) Nach der von frenetischem Applaus gekrönten Zugabe kamen Vilde und Michail auf die Bühne zurück, und Vilde entschuldigte sich auf Deutsch, dass sie gerne noch ein Stück gespielt hätten, die Noten dafür aber im Auto liegengeblieben wären, womit sie die Lacher auf ihrer Seite hatte.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern