Nach der Pressekonferenz zur Vorstellung der Gezeitenkonzerte am 3. Mai 2013 in den Räumlichkeiten der Ostfriesischen Landschaft hat sich das Filmteam von Gezeiten-TV den künstlerischen Leiter, Prof. Matthias Kirschnereit, für ein Interview zu den Inhalten des Programms geschnappt. Er gibt einen Ausblick auf die Künstler und mögliche magische Momente in den tollen Spielstätten mit ihrer wundervollen Atmosphäre in Ostfriesland.
Gezeitenblog
4. Fachtag niedersächsischer Festivalmacher
Musikland Niedersachsen gGmbH hatte heute zum 4. Fachtag niedersächsischer Festivalmacher ins PFL nach Oldenburg geladen. Diesmal ging es um die Themen „Ticketing & Vertrieb“. In diesem Zusammenhang durfte Wiebke Schoon natürlich nicht fehlen, ist sie doch bei den Gezeitenkonzerten diejenige, die sich um diesen Bereich kümmert. Gert Ufkes und Uwe Pape werden allerdings ein wenig gemurrt haben, sind doch die Programmhefte der Gezeitenkonzerte nach der Verzögerung im letzten Jahr schon heute in den Haushalten eingetrudelt. Das hat unweigerlich zu einer verstärkten Anfrage bei uns im Landschaftsforum geführt, sodass sie gerne Wiebkes Unterstützung gehabt hätten, um die potenziellen Besucher auf den Vorverkaufsbeginn am nächsten Montag zu vertrösten. Geplant war, dass die Broschüren erst am Mittwoch vor dem Himmelfahrtswochenende durch die Post geliefert werden.
Es war der erste Fachtag, zu dem der neue Geschäftsführer Markus Lüdke eingeladen hatte. Vermutlich aufgrund des fortgeschrittenen Zeitpunktes im Jahr war die Resonanz der Festivalmacher nicht ganz so gut wie sonst. Wir haben uns darauf verständigt, beim nächsten Mal einen Termin im November oder Februar ins Auge zu fassen. Viele Festivals so wie z. B. die Händelfestspiele Göttingen stehen in den Startlöchern oder haben gerade begonnen. Außerdem haben natürlich viele der Festivals bereits ein Ticketsystem. Trotzdem kann es durchaus interessant sein, mal über den Tellerrand zu schauen, des Weiteren ist es immer eine gute Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen und seine Erfahrungen auszutauschen und vor allem am Rande schon ganz neue Ideen fürs nächste Festival zu entwickeln – egal, ob im Zusammenhang mit dem Ticketing oder Synergien mit anderen Veranstaltern. Und auch alte Hasen nehmen immer noch etwas mit und Ticketsysteme entwickeln sich weiter. Drei davon (ReserviX, Eventim und white label tickets) hatten die Möglichkeit, sich ausgiebig vorzustellen, erst im Plenum, dann in Einzelgesprächen. Die Anforderungen der einzelnen Veranstalter sind doch recht unterschiedlich. Einige arbeiten nur mit festen Räumen und nicht nummerierten Plätzen, wofür nicht unbedingt ein umfangreiches, teures webbasiertes System benötigt wird. Dirk Lübben war angefragt worden, ob er für die Gezeitenkonzerte ein „Best Practice“-Erfahrungsbericht aus seiner Sicht geben könnte. Viele Erfahrungen, die wir gemacht haben, decken sich im Prinzip mit denen der anderen Erfahrungsberichte von z. B. der Stiftung Niedersachsen, die jedoch mit einem anderen System als Reservix arbeitet, aber ähnliche Anforderungen hat.
Markus Lüdkes Vision ist ein gemeinsames Vorverkaufssystem für alle Festivals von Musikland Niedersachsen. Er hat angeboten, mit den Anbietern in Verhandlung zu treten, ob sich zumindest für kleinere Partner, die noch über kein System verfügen, vorteilhafte Konditionen aushandeln lassen.
Wie immer bei Tagungen von Musikland Niedersachsen verging der Tag wie im Flug – die Pausen wurden kürzer als geplant, einige Beiträge etwas länger, was aber positiv war: Vielen Dank ans Team für eine gute Konferenz, viele angenehme Begegnungen und interessante Gespräche fast vor der Haustür!
Bald beginnt der Vorverkauf der Gezeitenkonzerte 2013
Morgen ist es soweit, dann werden die druckfrischen Programmbroschüren unserer diesjährigen Gezeitenkonzerte bei der Post eingeliefert und an die Haushalte unserer Stammkunden versandt. Das wird, um die Portokasse ein wenig zu schonen und weil es wirklich viele Exemplare sind, per Infopost geschehen. Dementsprechend kann es bis zu vier Werktage dauern, bis alle ihr Programmheft in den Händen halten. Aber da der Vorverkauf ohnehin erst am 13. Mai beginnt, haben dann alle die gleiche Ausgangsbasis und konnten sich am Himmelfahrtswochenende ausgiebig beraten, welche Gezeitenkonzerte denn nun in diesem Jahr besucht werden sollen. Um diesem Ansturm gewachsen zu sein, erlauben wir uns von Himmelfahrt (Donnerstag, 9. Mai) bis Sonntag, 11. Mai das Landschaftsforum zu schließen. Ab Montagmorgen um neun Uhr sind dann die Leitungen besetzt, und es kann losgehen.
Parallel zum Versand steigt bei uns die Pressekonferenz, bei der Matthias Kirschnereit als künstlerischer Leiter einen Ausblick auf die Künstler und deren Programme geben wird. Dabei kann er all das, was er sich bei der Programmierung gedacht hat, und was nicht in die Kurztexte gepasst hat, erzählen, z. B. warum im Verdi-Jahr das Verdi Quartett nicht fehlen darf, und dass es natürlich sein ausdrücklicher Wunsch war, dass sie unter anderem das einzige Quartett von Verdi spielen sollten. Aber ich will nicht vorgreifen, und weiß auch nicht, was da morgen so aus ihm heraussprudeln wird.
Wir sind gespannt, wer von uns aus dem Team Recht hat, auf welches Konzert es den größten Run geben wird. Jeder von uns hat da so seine ganz eigene Theorie – vielleicht werden wir dann bald den Gewinner oder die Gewinnerin unseres internen Wettbewerbs hier bekannt geben. Auf jeden Fall können Sie sicher sein, dass wir uns über Ihre Anrufe, Mails und Faxe oder die persönlichen Besuche im Landschaftsforum freuen werden und hoffen, dass Ihnen unser Programmheft und vor allem die darin beworbenen Gezeitenkonzerte ebenso gut gefallen wie uns!
St. Marien-Kirche in Buttforde
In diese schöne, kleine Dorfkirche wurden die Gezeitenkonzerte im Winter vom Ortsvorsteher Henning Bernau eingeladen. Nach vielen Überlegungen und Terminverschiebungen haben wir für 2013 vereinbart, dass Cellist Julian Steckel dort auftritt und die Orgel leider nicht zum Klingen gebracht wird. Eigentlich war dafür Christoph Schoener, Kirchenmusikdirektor der Hamburger Michaeliskirche, gemeinsam mit Matthias Kischnereit und Bariton Andreas Schmidt angedacht. Julian Steckel ist jedoch ein würdiger Ersatz und freut sich auf seinen Auftritt bei den Gezeitenkonzerten. Auf uns wartet mit dem Buttforder Bürgerverein ein eingespieltes Team, das uns seine volle Unterstützung zugesichert hat.
Die Kirche
Die romanische Granitquaderkirche wurde um 1230 als rechteckiger Saalbau mit eingezogener Apsis erbaut. Die hoch sitzenden Fenster erweiterte man im 17. Jahrhundert, ebenso wurde die Westwand mit Backsteinen neu errichtet und die Apsis erhöht. Die Kirche ist heute flach gedeckt. Sie war einst mit drei Jochen überwölbt, auch die Apsis hatte ein Gewölbe, das 1600 zerstört wurde. Zwischen Kirchenschiff und Chor befindet sich ein steinerner Lettner mit drei Rundbögen.
Der Altar
Im Chor steht ein spätgotischer Flügelaltar, entstanden um 1480 in Nordwestdeutschland, der Szenen aus dem Leben Marias zeigt. Dies ist der einzige vollständig erhaltene Marienaltar in Ostfriesland. Fast alle anderen 17 Altäre, die von den circa 500 Altären, die sich in den Kirchen befanden, nach dem „Bildersturm“ der Reformation im ostfriesischen Küstenraum übrig blieben, sind Kreuzigungsaltäre, auf denen die Passionsgeschichte Jesu im Mittelpunkt steht. Auch auf diesem Altar sind nur Szenen aus dem Marienleben zu sehen, die unmittelbar mit Jesus zu tun haben: Geburt Jesu, die Anbetung der Könige und die Darbringung des Sohnes Jesus im Tempel. Die Mutter Gottes ist in jeder Szene sehr präsent. Das hat dem Altar wohl sein Leben gerettet.
Der Altar war ursprünglich farbig gefasst, seine jetzige Holzsichtigkeit zeigt aber vielleicht besser als die ehemalige Farbigkeit die Feinheit der Holzschnitzereien.
Wahrscheinlich ist der Altar die Stiftung eines wohlhabenden Gemeindemitglieds. Darauf hin deuten könnte die kniende Frau links in der Geburtsszene.
Schnitzereien im Chorraum
Im Chorraum und unter dem Lettner sind ebenfalls bemerkenswerte Holzschnitzereien aufgestellt: eine thronende Muttergottes (Mitte 14. Jahrhundert), eine Marienklage (Pietà) und eine Madonna auf der Mondsichel (beide Mitte des 15. Jahrhundert). Die Spätrenaissance-Kanzel mit ihrem Aufgang (1655) ist reich bemalt mit Bildnissen der Propheten, Evangelisten und Martin Luthers. Der schlichte Taufstein aus Granit, der später auf einen Sockel gestellt und mit einer Messingschale, deren Umschrift den Stifter und das Stiftungsdatum nennt, abgedeckt wurde, stammt vermutlich aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, ebenso das Weihwasserbecken, das bis in den 50er-Jahren in einem Bauerngarten stand.
Lettner, Empore und Richborn-Orgel
Über dem steinernen Lettner aus dem 15. Jahrhundert mit drei rundbogigen Durchgängen befindet sich der „Apostelboden“ mit einer Brüstung, die reich mit Szenen aus der Bibel, Inschriften und Wappen bemalt und mit einem zierlichen Traljengitter geschmückt ist. Auf dieser Empore steht ein besonderes Juwel: die 1681 vom wichtigsten Hamburger Orgelbaumeister vor Arp Schnitger, Joachim Richborn, von 1677-1681 in Ostfriesland wirkend, erbaute einmanualige Orgel mit angehängtem Pedal und neun Registern. Sie thront im vorgezogenen Mittelteil der Empore mit ihrem prachtvollen Prospekt mit polygonalem (vieleckigem) Mittelturm, seitlichen Spitztürmen und einfachen, kleinen Flachfeldern. 1949 wurde die Orgel gründlich gereinigt und repariert, wobei außer den Pfeifen des Trompetenregisters alle Register erhalten blieben. Obwohl sich die hölzernen Teile der Orgel mittlerweile in einem baulich sehr schlechten Zustand befinden, ist der Klang immer noch von ungebrochener Lebendigkeit und Frische. Für die Restaurierung dieser Orgel von europäischer Bedeutung wurden in der Gemeinde Spenden und Kollekten gesammelt.
Nach der zweijährigen, aufwändigen Sanierung durch Orgelbauer Ahrend in Leer konnte am 27. Januar 2013 die Richborn-Orgel in einem Festgottesdienst mit einer Predigt von Superintendent Dr. Detlef Klahr eingeweiht werden. Wir haben sie uns schon vorher anschauen dürfen und waren allein vom Äußeren sehr angetan und freuen uns, dass Buttforde mit diesem Schmuckstück aufwarten kann!
Für alle kurzentschlossenen Besucher außerhalb der Gottesdienste oder eines Gezeitenkonzertes noch ein kleiner Tipp: Der Schlüssel für die Kirche kann an der nahegelegenen AVIA-Tankstelle in Buttforde ausgeliehen werden.
Text nach Monika van Lengen (mit Ergänzungen)
Ev.-luth. St. Marien-Kirche Buttforde
Neudorfer Weg 1
26409 Wittmund-Buttforde
Es ist vollbracht – Programm der Gezeitenkonzerte 2013 im Druck
Nachdem wir das zweite Wochenende von früh bis spät durchgearbeitet haben, ist es nun vollbracht: Das Programmheft ist seit gestern Abend bei der Druckerei. Viele verschiedene Korrekturen mussten ganz kurzfristig noch umgesetzt werden, und irgendwo schleichen sich immer auch gemeine Fehler ein. Einmal fehlt der Preis, dann fragt Uwe, ob der Sponsor nicht ein neues Logo hat, wenn im Flyer ein anderer Schriftzug angegeben ist.
Warum macht man solche Arbeiten am Wochenende, werden sich manche fragen. Ganz einfach, weil es im laufenden Betrieb, wenn ständig das Telefon klingelt oder Besuch kommt und alle etwas von einem wollen, nicht geht. Da bin ich sehr froh, dass sich unsere Grafikerin Lisa Wolters-Schaer mit uns solidarisch erklärt und jeder teils alleine, teils gemeinsam seine Korrekturen erarbeitet, bzw. umsetzt. Bei ihr zu Hause hatten die beiden Hunde ihrer Tochter, Willi und Paul, stets ein Argusauge auf uns geworfen, ob wir uns auch ja nicht vom Rechner fort bewegen. Gassi gehen war nur möglich, während ich im Auto auf dem Weg nach Aurich war. Eigentlich war das anders herum geplant: Lisa sollte auf die beiden aufpassen, während Hanna auf der Insel war.
Am Titel wurde nachträglich noch ein wenig geschnitzt. Es ist immer viel Arbeit, so ein Programmheft mit allen Kurztexten (vielen Dank an das Plattdütskbüro und Eduard Heyning, auf die hundertprozentig Verlass ist, was den Liefertermin angeht), den korrekten Programmen (danke an Matthias Kirschnereit und Ulf Brenken für die fachkundigen Hinweise), Fotos (wie gut, dass unsere Künstler alle über tolles Material verfügen) fertig zu stellen. Uwe und Gert haben Montag dann noch einmal alle Orte, Preise und Logos verglichen. Wiebke hat sich das Bestellformular vorgenommen – schließlich soll trotz Änderungsvorbehalt ja möglichst alles stimmen. Nun sind wir müde, aber zufrieden, und trotzdem liegt noch jede Menge Arbeit vor uns. Glücklicherweise macht es aber immer noch und immer wieder Spaß!
Streifzüge bei den Gezeitenkonzerten 2013
Es ist immer wieder spannend, was Sonja Wiltfang, Leiterin des Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseums Campen, uns für Streifzüge im Vorfeld der Gezeitenkonzerte beschert. Jedes Mal, wenn ich ihre Mails mit Vorschlägen bekomme, freue ich mich und wäre fast bei jedem dieser kulturtouristischen Begleitprogramme, den Streifzügen eben, selbst dabei. Gezielt sucht sie nach Angeboten unterschiedlicher Couleur in der Umgebung der Spielorte. Ergänzend bezieht sie Landschaftspfleger Matthias Bergmann für die Natur-Streifzüge ein, dem zu den meisten Gegenden die geeignete Wanderung durch ein Naturschutzgebiet oder entlang besonderer Moore, Meere oder Deiche von Dangast am Jadebusen bis nach Stapelmoor im Rheiderland einfällt.
In diesem Jahr ziehen sich ebenso wie durch die Gezeitenkonzerte die „Entdeckungen“ als roter Faden durch die Streifzüge. Und so freue ich mich besonders auf die Gärten, die Sonja gefunden hat. Gerade die Bauerngärten der Region Ostfriesland sind so verschieden und vielfältig, dass es in jedem von ihnen allerhand zu entdecken gibt. Wenn diese Entdeckungen dann auch noch mit einer Kaffee- oder Teetafel verbunden sind, ist das ein gelungener Auftakt zu einem Gezeitenkonzert wenig später. Im Team der Gezeitenkonzerte jedenfalls sind wir uns einig, dass wir ein solches Angebot, am Wasserlauf oder in einer von Rosen umrankten Sitzecke im Schatten – natürlich scheint an diesen Tagen die pralle Sonne vom Himmel – sehr gerne annehmen würden. Sehr schön finde ich auch, dass zumindest der Garten von Alwine Steenblock im Ditzumer Verlaat rollstuhlfreundlich ist.
Ebenso gerne würde ich mich aber auch mit Matthias vor dem Gezeitenkonzert mit den Vocalisti Rostochienses in Osteel auf die Spuren Störtebekers – 500 Jahre Deichgeschichte in der Leybucht – begeben. Mir ist diese Ecke nämlich zwar aus Kindertagen bekannt, sodass ich von den Neuerungen dort weiß, aber sie noch nicht gesehen habe – und die alten Deiche sind mir als Kind nicht aufgefallen.
Einzigartig sind auch die drei niedersächsischen Geestkliffe: Eines davon ist in Dangast, wo dann im Sommer die Strandastern und der -flieder den Groden in ein zartes Lila hüllen und sich bei ablaufendem Wasser im Watt zudem eine Vielzahl an Wat- und Wasservögeln beobachten lassen – wie passend zum Gezeitenkonzert mit dem SIGNUM Saxophonquartett im Alten Kurhaus.
Dann hoffe ich noch, dass es mit dem Streifzug in das Informationszentrum auf dem Kavernengelände in Etzel im Vorfeld des Konzertes mit dem Ensemble Allegria, unseren diesjährigen HoT-Talenten, in Horsten klappt. Gehört und gelesen habe ich schon einiges über die Lagerungsstätte der deutschen Gasvorräte, die ja angeblich zurzeit fast aufgebraucht sind, und an dem riesigen Gelände bin ich auch schon oft vorbei gefahren: Gerne wüsste ich mehr darüber und auch über das dortige Engagement unseres Hauptförderers Statoil.
Nachdem die Fahrt mit der ursprünglichen Moortjalk MS Ella – ebenfalls verbunden mit Kaffee und Kuchen – im letzten Jahr so gut ankam, haben wir uns überlegt, diese in Verbindung mit dem Konzert mit Rachel Roberts und Lars Vogt in der Remelser Kirche erneut anzubieten. Eine weitere Fahrt übers Wasser gibt es vor dem Abschlusskonzert in Emden ab dem Anleger an der Delfttreppe.
Letztes Jahr gab es für viele Teilnehmer des Streifzuges im Zusammenhang mit dem Gezeitenkonzert in Reepsholt ein Highlight, hatte doch Matthias Bergmann gerade den Teilnehmenden erzählt, dass die Vögel sich auf schwimmende Moorinseln begeben würden, da sie dort vor Füchsen sicher seien, als auf einmal ein solcher leise ins Wasser glitt und auf eben diese Inseln zu schwamm. Wie gut, dass Vögel fliegen können!
Verlegung Gezeitenkonzert in Sengwarden
Kaum ist unser Faltblatt zu den Gezeitenkonzerten 2013 auf dem Markt, fragen mich doch ausgerechnet unser künstlerischer Leiter Matthias Kirschnereit und indirekt auch sein Duopartner Christian Tetzlaff, ob sie nicht doch einen Tag früher spielen könnten. Beide sind stark nachgefragte Künstler mit einem dichten Terminkalender. Matthias käme es sehr entgegen, doch am Samstag mit der Kammerakademie Potsdam zusammen für das Abschlusskonzert am Sonntag zu proben, und da sich bei Christian etwas verschoben hat, wäre auch ihm der Freitag lieber. Dazu kommt, dass der Ü-Wagen vom NDR rein zufällig auch am Freitag frei wäre, am Samstag jedoch nicht. Glücklicherweise passt der geänderte Termin auch bei unseren Gastgebern dieses Gezeitenkonzertes, der Kirchengemeinde Sengwarden bei Wilhelmshaven. Dann bleibt noch zu hoffen, dass sich auch unser Streifzug in den ländlichen Garten der Familie Janssen einen Tag vorverlegen lässt. In diesem bezaubernden Ambiente können die Konzertbesucher nämlich im Vorfeld bei Kaffee und Kuchen entspannen und sich die unterschiedlichen Gartenbereiche mit Rosen und Kräuterbeeten, die durch Hecken unterteilt sind, anschauen.
Also spielen Violinist Christian Tetzlaff und Pianist Matthias Kirschnereit ihren Duoabend mit Werken von Leoš Janáček (Violinsonate für Violine und Klavier), Beethoven (Violinsonate Nr. 6 op. 30/1 A-Dur), Mozart (Violinsonate e-Moll op. 1 KV 304) und Maurice Ravel (Sonate für Violine und Klavier G-Dur) am Freitag, dem 9. August 2013 um 20:00 Uhr in der wunderschönen St.-Georgskiche Sengwarden.
Freundeskreis der Gezeitenkonzerte
Am Freitagabend tagten im Hotel Am Schloss Aurich die “Freunde des Musikalischen Sommers in Ostfriesland”. Nachdem sich die Ostfriesische Landschaft Ende 2011 aus der Organisation dieses Festivals zurückgezogen hatte und die “Gezeitenkonzerte” ins Leben rief, hatte der Verein entschieden, das Jahr 2012 beitragsfrei zu stellen und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Der Vorstand hatte es sich wahrlich nicht leicht gemacht und in vielen Sitzungen hin und her überlegt, bevor er über notwendig gewordenen Satzungsänderungen abstimmen ließ. Aus den “Freunden des Musikalischen Sommers in Ostfriesland” sollte der “Freundeskreis der Gezeitenkonzerte” werden. Nach einer kurzen Debatte der Mitglieder stand am Ende des Abends fest, dass die erforderliche Dreiviertelmehrheit für die vorgeschlagenen Satzungsänderungen deutlich erreicht wurde. Die Freunde der Familie König wollen nun einen neuen Verein gründen.
Die Gezeitenkonzerte bedanken sich herzlich für das ausgesprochene Vertrauen und freuen sich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Verein „Freundeskreis der Gezeitenkonzerte“! Wer Interesse hat, unser Festival durch seinen Mitgliedsbeitrag zu unterstützen, erhält die Beitrittsformulare auch bei uns im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft. Sobald es eine neue Homepage gibt, teilen wir das selbstverständlich mit.
St. Bonifatius-Kirche in Arle
Schon von weitem sichtbar ist die stolze, auf einer hohen Warf thronende ev.-luth. St. Bonifatius-Kirche in Arle, die im Volksmund aufgrund ihrer imposanten Größe auch liebevoll „Bauerndom“ genannt wird. Der Ort gehört zur Gemeinde Großheide und zum Kirchenkreis Norden. Für mich ist sie eine der schönsten und interessantesten Kirchen Ostfrieslands. 2013 freut sich Klarinettistin Sharon Kam darauf, gemeinsam mit ihrem Bruder Ori (Bratsche) und Matan Porat (Klavier), genau hier zu spielen.
Entstehung der Kirche in Arle
Am Ende des 12. Jahrhunderts wurde in Arle, das damals durch ein Tief mit der Nordsee verbunden war, eine Einraumkirche mit Apsis aus Tuffstein gebaut. Tuffstein ist zu Stein gewordener Vulkanasche, die per Schiff von Andernach am Rhein hierher transportiert wurde. Im Laufe der Jahrhunderte musste der weiche Stein immer wieder mit Backsteinen ausgeflickt werden.
Um Licht in die Kirche zu bringen, wurden in der Südwand große, gotische Fenster eingebrochen. Gut erhalten in ihrer Gliederung ist die Nordwand, obwohl die Eingänge an den Längswänden der Kirche zugemauert sind. Die später aufgestockte Apsis zeigt romanische Zierformen: Lisenen und Rundbogenfries. Der neoromanische Turm wurde 1886 an die Kirche angebaut. Die Kirche ist flach gedeckt.
Der Innenraum
Qualitätvolle Ausstattungsstücke aus mehreren Jahrhunderten schmücken den Innenraum. Aus der Romanik stammen die vier Sarkophagdeckel an der Nordwand mit späteren Inschriften und der Taufstein aus Bentheimer Sandstein (13. Jahrhundert) mit ornamentalen Verzierungen und einem Sockel mit Löwendarstellungen.
Der geschnitzte Passionsaltar (um 1480) zeigt nordniederländisch-friesische Einflüsse in der lebendigen Bewegung der Figuren. Besonders in der figurenreichen Kreuzigungsszene gibt es viele Details zu entdecken. So zum Beispiel Judas mit dem Geldbeutel um den Hals, der sich an einem Baum aufgehängt hat und die Szene um Pilatus vorne rechts. Während ein Soldat den römischen Statthalter auf Jesus am Kreuz hinweist, neckt ein anderer mit einem Stock ein Äffchen, das hinter Pilatus auf dem Pferd hockt. Der Affe ist nach dem mittelalterlichen „Physiologus“ das Sinnbild für den Teufel. Andere Deutungen gehen davon aus, dass der Affe das Sinnbild menschlicher Torheit ist und in diesem Fall eine Satire auf die Autorität des Pilatus sein soll. Ob die Eidechse auf dem Fels über den um den Rock Jesu würfelnden Soldaten ein Genremotiv ist oder wiederum nach dem „Physiologus“ gedeutet werden kann als Symbol für den Menschen, der durch die Sonne der Gerechtigkeit Christi wieder sehend wird (wie die Eidechse, die im Alter erblindet und sich dann einen Platz in Richtung Sonne sucht), darüber lässt sich keine Klarheit gewinnen. Die Altarflügel wurden im 17. Jahrhundert ausgemalt. Die beiden Reliefs mit Szenen aus der Kindheit Jesu, Geburt und Beschneidung, die jetzt in der Nische des zugemauerten Nordportals untergebracht sind, stammen vermutlich von der verloren gegangenen Predella des Altars.
An der Nordwand ist auch das ehemals im Kirchenschiff aufgehängte Triumphkreuz befestigt, das der Burggraf J.A. Ferar der Kirche 1677 stiftete. In den Vierpässen an den Kreuzenden sind die vier Evangelisten dargestellt.
Besonders beeindruckend
Das Prunkstück der Kirche ist das spätgotische Sakramentshaus aus Baumberger Sandstein (um 1500). Während die Löwen im Unterbau, die den Besucher mit geöffneten Mäulern anzubrüllen scheinen, original sind, wurden die anderen Figuren im 19. Jahrhundert erneuert.
Die Kanzel wurde 1675 in der Werkstatt Jacob Kröpelins in Esens geschaffen. Am Aufgang sind die Erzväter Abraham, Isaak und Jacob zu sehen, auf dem Kanzelkorb die vier Evangelisten und der Apostel Paulus, umgeben von gedrechselten Säulen und Rankenwerk. Auch der Schalldeckel ist mit ornamentalem Schnitzwerk und Heiligenfiguren reich geschmückt.
Die Orgel, die eine Vorgängerin eines anonymen Orgelbauers aus dem 17. Jahrhundert hatte, wurde 1799 von Hinrich Just Müller aus Wittmund und Johann Gottfried Rohlfs aus Esens gebaut. Sie hat ein Manual, zwölf Register und ein angehängtes Pedal.
Die barocken Messingkronleuchter werden auch heute noch bei besonderen Gelegenheiten mit Kerzen bestückt. Der mittlere, besonders reich verzierte, ist 1696 der Kirche gestiftet worden.
Text nach Monika van Lengen
Ev.-luth. St. Bonifatius-Kirche Arle
Am Friedhof 1
26532 Großheide-Arle
Die diesjährigen Heroes of Tomorrow: Das Ensemble Allegria
Im Herbst hatte ich das Ensemble Allegria bereits im Gezeitenblog als neue Heroes of Tomorrow (HoT) des norwegischen Mutterkonzerns unseres Hauptförderers Statoil vorgestellt und schon einmal damit geliebäugelt, sie bei den Gezeitenkonzerten live zu erleben. In der letzten Woche kam die frohe Kunde aus Emden, dass sich diese Wunschvorstellung tatsächlich in die Tat umsetzen lässt. Gehofft hatten wir auf ein Gezeitenkonzert mit norwegischer Beteiligung aufgrund der Größe des Ensembles; überrascht wurden wir von der Nachricht, dass sich ein Konzert ja kaum lohnen würde, blieben zumindest die Reisekosten bei zwei aufeinander folgenden schließlich gleich. Dementsprechend freuen wir uns sehr, dass Statoil es uns ermöglicht, dieses grandiose junge Kammerorchester gleich zweimal in Ostfriesland auftreten zu lassen.
Wann und wo?
Am 19. Juli werden die rund zwanzig jungen Musiker im Alter zwischen zwanzig und sechsundzwanzig Jahren in der Kirche zu Horsten bei Friedeburg und am 20. Juli in der Kirche Krummhörn-Pewsum auftreten. Beide Spielorte sind nicht besonders groß und weit genug voneinander entfernt, dass sie locker gefüllt werden dürften. Auch das Ensemble findet gerade mal so Platz auf der Bühne. Dementsprechend gilt mein Rat allen potenziellen Interessenten: Am 13. Mai beginnt der Vorverkauf für die Gezeitenkonzerte. Sichern Sie sich gleich die Eintrittskarten, und lassen Sie sich das Debüt vom Ensemble Allegria außerhalb Norwegens nicht entgehen.
Allegria kommt aus dem Italienischen und steht für eine festliche Atmosphäre und Freude. Genau diese Freude war es, die eine Gruppe junger Musikstudenten im Jahr 2007 dazu bewog, das Kammerorchester Allegria zu gründen. Konzertmeisterin und künstlerische Leiterin des Ensembles ist Maria Angelika Carlsen.
Mir macht es sehr viel Spaß mit meiner Ansprechpartnerin, der Violinistin Maria Eikefet, zu kommunizieren. Sie hat mir versichert, dass sie und ihre KollegInnen sich sehr auf Ostfriesland freuen, waren es doch genau diese Auftritte außerhalb Norwegens, die sie sich erhofften, als sie den Preis von Statoil entgegengenommen haben. Sie war fast ein wenig traurig, dass sie an unserem ursprünglich angedachten Termin zum Abschlusskonzert nicht kommen konnten, da das Ensemble zu diesem Zeitpunkt bei einem wichtigen norwegischen Festival auftritt. Übrigens arbeiten sie gerade an einer englischen Version ihrer Homepage – für alle die, die des Norwegischen nicht kundig sind.
Matthias Kirschnereit ist ebenfalls sehr glücklich, dass es geklappt hat und freut sich auf das abwechslungsreiche Programm. Gespielt werden an beiden Abenden u. a. Werke von Felix Mendelssohn (Sinfonie für Streicher Nr. 10 oder 13), Dmitri Schostakowitschs Kammersinfonie und als Schlusspunkt Robert Schumanns Abendlied. Noch besteht Hoffnung, dass ein weiterer Solist aus dem HoT-Programm dazu kommt. Im Gespräch sind zurzeit Vilde Frang und Eldbjørg Hemsing, die sich dann solistisch hervortun dürften. Beide spielen ebenso wie die Trompeterin Tine Thing Helseth und Pianist Christian Ihle Hadland regelmäßig mit dem jungen Kammerorchester zusammen. Aufgrund des geringen Platzes auf der Bühne kommt eine Mitwirkung von Christian leider nicht in Frage, was ich persönlich sehr bedauere, da ich nach dessen beiden Auftritten in Ostfriesland ein großer Fan von ihm geworden bin.
Leif Ove Andsnes sagte im November als Juryvorsitzender bei der Preisverleihung: „Das Ensemble Allegria strahlt eine ungeheure Musikalität aus und schafft gemeinsam ein Ensemblespiel mit Feingefühl und großer Intensität.“ Gerne lassen wir uns davon überzeugen!