Wie aus einem sehr tiefen Brunnen zieht der Cellist mit seinem Bogen den Ton aus der Tiefe des Instrumentes. Dunkel und schwarz wirkt er, bedrohlich und schauerlich, als ob ihm das Licht der Welt nicht so richtig passt. Grabesschwer setzt der dunkle Bass seinen Weg fort, unterbricht immer wieder, fragend, mit gequältem Gesicht. Was geschieht hier? Bin ich nur ein Produkt der Theorie? Dann öffnet sein Gegenüber die Augen. Aus einem noch dunkleren Loch macht sich der Bass des Klaviers bemerkbar und scheint ebenso wenig erfreut über seine Existenz zu sein. Während das Cello seine Fragen formuliert, kann das Klavier erst nur stampfen, zwischendurch immer wieder einen Cluster setzend. Beide merken, dass etwas mit ihnen passiert. Sie verändern sich, nehmen Tempo auf, steigern sich, werden wütend, ändern Klang und Farbe, mal hoch, mal tief, rasen die Reihen hoch und runter, schlagen aus, immer schneller, gehetzter, bis sie nach sechs Minuten wieder verhuschen und verschwinden. Es bleiben alle Fragen offen. Wieder Stille.
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Julian Steckel
Intensives Auftakt-Wochenende der Gezeitenkonzerte
Das erste Wochenende mit drei Gezeitenkonzerten, die es in sich hatten, liegt hinter uns. Das spektakuläre Auftaktkonzert mit der fantastischen Trompeterin Tine Thing Helseth und dem dynamischen Ensemble Allegria im Presswerk des Volkswagenwerkes Emden war ein Erlebnis und für beide Seiten ein Experiment. Es war im Vorfeld schwierig, sich das optisch vorzustellen, muss ich zugeben. Und als wir hörten, dass es in dieser riesigen Halle nur 600 Plätze geben würde, waren wir fast schon ein wenig enttäuscht. Aber es war gut so. Als Bühne und Stühle standen, sah man, dass es genau so sein musste.
Zum vereinbarten Zeitpunkt wurden die Maschinen runtergefahren, die Künstler waren sehr angetan von diesem Veranstaltungsort. Tine erzählte uns, dass ihr das großen Spaß macht, auch mal abseits der bekannten Spielorte zu spielen.
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Im Windschatten der Berechenbarkeit
Offener Brief an unentschlossene Musikliebhaber
Liebe „Gezeitenkonzert“-Ostfriesen,
wenn man den geschätzten Festival-Veranstaltern glauben darf, soll es für die Gezeitenkonzerte in Bagband und Timmel noch Karten geben! Das kann ich eigentlich kaum glauben. Also rühre ich hier und jetzt die Werbetrommel, um zu überzeugen, dass das ja eigentlich nicht wahr sein darf.
In Bagband spielen am 21. Juni um 15:00 Uhr, also zu fußballfreundlicher Zeit (Ghana verliert erst ab 21:00 Uhr gegen unsere Portugal-Besieger), Julian Steckel (Violoncello) und Lauma Skride (Klavier) ein tolles Programm. Für 18 oder 25 Euro – nicht pro Musikstück, pro Karte! Und Schüler und Studierende zahlen gar nur 5 Euro!
Mitreißend: Das fehlende Gezeitenkonzert vom Auftaktwochenende
Über das Auftaktkonzert und auch über die Aufführung der „Schöpfung“ bei den Gezeitenkonzerten 2014 habe ich im Gezeitenblog schon genug geschrieben, damit ist das Auftaktwochenende jedoch noch nicht komplett. Denn am Samstag, 21. Juni 2014 aufgrund des Fußball-WM-Spiels Deutschland gegen Ghana bereits um 15:00 Uhr, bestreitet der aus seinem Solokonzert in Buttforde bereits bekannte Cellist Julian Steckel gemeinsam mit Lauma Skride am Klavier das zweite Gezeitenkonzert in der Kirche zu Bagband.
Lauma Skride ist die jüngste der lettischen „Skride Sisters“. Häufig spielt sie gemeinsam mit ihrer Schwester Baiba (Violine), in diesem Jahr aber auch mit Daniel Müller Schott, Sol Gabetta oder eben Julian Steckel sowie Jörg Widmann oder Christian Tetzlaff bei den renommierten Festivals in Deutschland und anderswo. Der Bayerische Rundfunk sagt über ihr Spiel, es sei „wunderbar sensibel, mit herrlichen Klangfarben, immer wieder auch mit hochvirtuosem Elan“.
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Gezeitenkonzert mit Julian Steckel auf NDR Kultur
Am Sonntag, dem 23. Februar 2014 sendet NDR Kultur ab 22:00 Uhr in der Soirée den zweiten von insgesamt drei Mitschnitten der Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft aus dem vergangenen Jahr. NDR Kultur ist Kulturpartner der Gezeitenkonzerte und sendet in Ostfriesland auf 90,0 MHz.
Am 18. Juli 2013 war der junge, aufstrebende Cellist Julian Steckel zu Gast in der hübschen kleinen Dorfkirche Buttforde. Dort spielte er die Suiten Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 6 für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach. Im Anschluss daran titelte Simon Hopf hier im Gezeitenblog sehr treffend: “Nächste Ausfahrt: Olymp”.
Die insgesamt sechs Bachsuiten gehören zum Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurde. Gleichzeitig waren Solowerke für Cello zu dieser Zeit nicht nur ungewöhnlich, sondern geradezu Neuland. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten und Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte (mein Dank gilt wieder einmal Ulf Brenken für sein Fachwissen).
Julian Steckel, 1. ARD- und ECHO-Klassik-Preisträger, gehört international zu den gefragtesten Cellisten und ist seit 2011 Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. In Buttforde begeisterte er durch sein intensives, mitreißendes Spiel, seine Unaufgeregtheit, die Publikumsnähe und seine umwerfend sympathische Art. Nach dem Konzert sprang er mal eben in den Ü-Wagen, der vor der alten Pastorei stand, um zu fragen, ob alles ok war, bevor er sich dann ganz gelassen unters Volk mischte. Bei uns im Team stand schnell fest: Der soll doch bitte bald wiederkommen!
Wir bedanken uns noch einmal bei den Buttfordern, die uns an diesem lauen Sommerabend großartig unterstützt haben. So war es ein rundum gelungener Abend.
Buttforde – Nächste Ausfahrt: Olymp
Am vergangenen Samstag blätterten einige Mitglieder vom neophon ensemble durch das diesjährige Programmheft der Gezeitenkonzerte. Nach einigen gutheißenden Blicken (Ah ja, Lars Vogt!), interessiertem Lesen (Aha, Nekkepenns!) gab es Hochachtung (Oh ja, Julian Steckel!). Leuchtende Augen überall, wenn der Name Steckel fällt. Shootingstar, Preise-Abräumer (ECHO Klassik, ARD Preisträger usw.), Cello-Verführer – mit 30 Jahren trägt der junge Künstler (der auch schon Hochschulprofessor in Rostock ist) so einige Titel mit sich im Handgepäck herum.
Ein unwissenschaftlicher Seitenblick: Wenn der Wikipedia Artikel für ein Solowerk für Cello von Bach so lang ist, dass man eine Weile runterscrollen kann, muss das ja schon was heißen, denkt man. (Vor allem, wenn viele Artikel zu Klassikstücken noch sträflich kurz sind).
Bachs Stücke sind „tiefgründig, harmonisch und polyphon“ schrieb der Spiegel einmal. Der berühmte Cellist Pau Casals ging soweit, die Suiten als die Quintessenz von Bachs Schaffen zu bezeichnen, „und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik“. Es gibt ja Menschen, die ihr Leben lang ausschließlich Bach hören sollen…
Die Suiten für Violoncello sind für die Cellisten also das, was für die Pianisten das Wohltemperierte Klavier ist: ein Dauerbrenner. Für das musikalische (Über-)Leben unersetzlich. „Auf dem Olymp der Cellisten“ – so überschrieb Ulf Brenken das gestrige Abendprogramm.
Nicht auf dem Olymp, sondern erst einmal auf der Bühne in Buttforde gestaltete nun Julian Steckel weltgewinnend sein Gezeitenkonzert. Die Rahmenbedingungen waren wie geschaffen: super Wetter, ostfriesische Stille und endlose Weite in Buttforde. Buttforde? Frage an die weise Dame Wikipedia: „Buttforde ist ein Haufendorf (Wer jetzt kichert, verliert). „Ein Haufendorf ist ein geschlossen bebautes Dorf mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen und häufig unterschiedlich großen Höfen“.
Die Kirchengemeinde hatte sich extra beworben und nach gründlicher Prüfung war es eine Freude, auch diesen Klangraum für die Gezeiten neu zu entdecken und zu bespielen.
Auch NDR Kultur war sofort auf dieses Konzert angesprungen und zeichnete es gestern auf. Abgesehen von einem kurzen Fiepen, das wohl von einem Hörgerät ausging, hat die Aufzeichnung super geklappt und man versicherte uns, dass am Ende nur die Musik zu hören sei. Der Sendetermin wird noch bekanntgegeben.
Das Konzert an sich war schlicht atemberaubend. So konzentriert, perfekt, wohlüberlegt, über alles Technische erhaben, spielen wohl nur wenige diese Suiten (Dazu reicht schon ein Besuch bei Youtube). Beeindruckt und bewegt verließen wir die Kirche zur Pause.
Am Ende gab es noch Autogramme, unter anderem für eine 10-jährige Konzertbesucherin, die selber Cello spielt und ganz hingerissen war. Ein Platz in der ersten Reihe war frei geworden und so hatte sie den besten Blick auf die rasanten Finger.
Um Mitternacht endete der Tag für uns und Julian Steckel entspannt mit einem gemeinsamen Bier in Aurich und meiner Erkenntnis, dass es für so ein Cello Solo-Konzert keinen besseren Musiker gibt als Julian Steckel. Ein Leben lang Bach? Wenn Julian Steckel das Cello übernimmt, bin ich dabei!
Gezeitenkonzert mit Top-Cellist Julian Steckel in Buttforde
Julian Steckel sagt über die Bach-Suiten, es sei, als halte man eine Predigt. Für ihn ist es „eine der intensivsten Erfahrungen, die man in einem Konzert haben kann“ (s. Interview mit Karin Baumann in den Ostfriesischen Nachrichten, auch hier im Gezeitenblog). Dass er dieses Erlebnis dann gleich in einer St. Marien-Kirche zelebrieren kann, passt! Zurzeit probt der junge, gut aussehende Mann für sein Gezeitenkonzert bei uns im Preußenzimmer in der Ostfriesischen Landschaft. Leider hinter verschlossenen Türen, sodass nichts zu uns in die Büros dringt.
Julian Steckel ist einer der besten Cellisten seiner Generation. Nachdem er vor drei Jahren den ersten Preis des Internationalen ARD Wettbewerbs verliehen bekam, gab es im letzten Jahr noch den begehrten ECHO Klassik obendrauf. Neben seiner regen Konzerttätigkeit ist er Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seine aktuellste CD zusammen mit dem fantastischen Paul Rivinius am Klavier mit Werken von Prokofiev und Rachmaninoff, eine Koproduktion mit BR Klassik, war gleich CD der Woche bei mehreren Radiostationen. Mit dem Cello-Spiel begann Julian Steckel im Alter von fünf Jahren und hatte lange Unterricht bei Ulrich Voss, bevor er bei Gustav Rivinius, Boris Pergamenschikow, Heinrich Schiff und Antje Weithaas studierte. Er ist zu Gast bei den wichtigsten Festivals in Deutschland und darüber hinaus. Morgen spielt Julian Steckel beispielsweise gemeinsam mit Lauma, Baiba und Linda Skride unter der Überschrift “Perfekte Symbiose” beim Schleswig-Holstein Musikfestival.
Auf seinem Programm heute Abend stehen drei der sechs Bach-Suiten, über die Ulf Brenken schreibt, dass diese zu dem Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurden, gehören. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten für Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte. Besonders die weiblichen Chormitglieder der Vocalisti Rostochienses wären gerne auch bei diesem Gezeitenkonzert dabei gewesen.
NDR Kultur hat sich als Medienpartner der Gezeitenkonzerte aus mehreren Vorschlägen schnell dieses Konzert ausgewählt und wird es mitschneiden. Im kleinen Örtchen Buttforde für den großen Ü-Wagen einen Platz zu finden, ist gar nicht so einfach. Glücklicherweise unterstützt uns die Dorfgemeinschaft dort tatkräftig, hilft, wo sie kann und weist z. B. die Parkplätze an. Überhaupt hat sich in Buttforde in diesem Jahr schon viel getan. Als wir im Winter der Einladung vom Ortsvorsteher Henning Bernau gefolgt waren und uns das Örtchen angeschaut haben, war er noch ganz traurig, dass die Sträucher noch nicht so beschnitten waren und die Arbeiten an der Alten Schule noch nicht begonnen hatten. Lassen Sie sich überraschen, wie Buttforde sich gemausert hat. Die einzigartige Richborn-Orgel in der Kirche wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten jedenfalls Ende Januar feierlich eingeweiht. Wir bedanken uns an dieser Stelle schon einmal für die tolle Unterstützung im Vorfeld und freuen uns auf einen schönen lauen Sommerabend mit wunderbaren Celloklängen in Buttforde.