Gezeitenkonzerte 2015 mit hochkarätigem Blödsinn

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Nach dem Festival ist vor dem Festival. Weil das Team bis zu 72 Stunden am Tag arbeitet, können wir jetzt schon einige der absoluten Highlights für das Jahr 2015 präsentieren. Völlig ernst gemeint.

Wir freuen uns, mit dem Geist von Karajan einen der größten Stars der Klassik-Szene zu präsentieren. Die Gezeitenkonzerte haben keine Kosten gespart, um die große Revival-Welttournee auch nach Ostfriesland zu holen. In der Großen Kirche in Leer wird der Geist von Karajan mit den Berliner Philharmonikern die dritte Beethoven Sinfonie in der Besetzung von 1962 dirigieren. Das Management teilte uns bereits mit, dass die Musiker sich sehr auf das Konzert freuen und auch der Geist von Karajan gespannt auf das ostfriesische Publikum sei.

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Lebensverlängernde Nächte

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STGNUM saxophone quartet bei der 2. Langen Nacht der Gipfelstürmer der Gezeitenkonzerte 2014, Foto: Karlheinz Krämer
STGNUM saxophone quartet bei der 2. Langen Nacht der Gipfelstürmer der Gezeitenkonzerte 2014, Foto: Karlheinz Krämer

Wovon es zu viel gibt: stinknormale Abende. Wovon es zu wenig gibt: Lange Nächte der Gipfelstürmer bei den Gezeitenkonzerten. Zwei Nächte im Jahr mit ausgedehnter Livemusik über sechs Stunden sind entschieden zu wenig! Das dachte ich, als die zweite Lange Nacht im Auricher Hotel am Schloss in den frühen Morgenstunden am Sonntag zu Ende ging. Auch wenn das Team bei diesem Format immer alle Hände voll zu tun hat, gibt es doch ausreichend Zeit für den Genuss. Und dieses Format ist ein Genuss.

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Die erste Lange Nacht der Gipfelstürmer 2014

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Janka Simowitsch und Emanuel Jessel, Foto: Karlheinz Krämer
Janka Simowitsch und Emanuel Jessel, Foto: Karlheinz Krämer

Nach dem großen Erfolg der Langen Nacht der Gipfelstürmer bei den Gezeitenkonzerten 2013 haben wir in diesem Jahr gleich zwei davon ins Programm aufgenommen. Beide waren relativ schnell ausverkauft. Am Samstagabend war es soweit. Nachdem sich die Gezeitenkonzerte über Tag am Auricher Projekt „Kulturhäppchen“ beteiligt hatten, indem sie Neugierige einluden, sich die Vorbereitungen im Ständesaal und im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft anzuschauen, ging es um 18:00 Uhr los. Leider fing es pünktlich zum Start des Caterings eine Stunde vor Konzertbeginn an zu regnen, was für die Stimmung leider nicht sehr zuträglich war. Das war zwar schade, aber glücklicherweise diente unser Zeltdach im Landschaftsgarten auch als Regenschutz, unter dem auch das Team von Thiele und Freese mit seinem Tee-Stand – unschlagbar bei nicht-sommerlichen Temperaturen und Regen – Zuflucht fand.

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Pleiten, Pech und Pannen: Was dem Besucher verborgen bleibt

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Im Garten der Ostfriesischen Landschaft, Foto: Karlheinz Krämer
Im Garten der Ostfriesischen Landschaft, Foto: Karlheinz Krämer

Eine Lange Nacht hat einen Vorlauf von einem langen Tag. Bereits am Donnerstagabend waren die ersten Künstler, nämlich Wassily und Nicolai Gerassimez, angereist, die wir dann gleich am Freitag für eine andere wichtige Veranstaltung eingespannt haben. Freitag folgten weitere, Samstagnachmittag die letzten. Gleich in diesem Zusammenhang ist es tatsächlich zur ersten Panne bei den Gezeitenkonzerten gekommen. Unser einziger Schauspieler zwischen all den Musikern, Tino Kühn, rief mich Samstagmittag an, um mir zu erzählen, dass er in Leer angekommen sei. Wunderbar eigentlich, aber sowohl unser Fahrdienstleiter als auch sein Kollege waren doch noch in Aurich?! Also sagte ich ihm: „Tino, herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich, dass Du da bist, aber wir haben ein Problem. Du bist der erste Künstler, der bei den Gezeitenkonzerten auftritt, den wir vergessen haben, abzuholen.“ Glücklicherweise war das halb so wild. Schmunzelnd hat er sich in den nächsten Bus nach Aurich gesetzt und kam gut gelaunt bei uns in der Ostfriesischen Landschaft an.

Es begann eigentlich schon mit dem Regenschauer am Morgen. Nachdem wir wettertechnisch in den letzten Tagen dermaßen verwöhnt worden waren, wollten wir mutig sein und den Auftritt von JOCO als Schlussact in den Garten verlegen. Unser Bühnen-, Licht- und Ton-Mann Dieter Schur war skeptisch. Das ginge nur bei wirklich gutem und stabilem Wetter. Und dann so etwas. Die Bühnenteile standen doch schon auf dem Hof. Wenig später klarte es wieder auf und wurde warm. Das Pagodenzelt wurde geliefert; Dieter kam und baute auf. So weit, so gut. Kurz nach dem oben erwähnten Anruf von Tino ging es weiter mit einem Anruf von Berit Sohn, unserer Künstlerbetreuerin, die mich von der Probe der Academy of Taiwan Strings (ATS) anrief, um mich zu fragen, ob wir kurzfristig noch ein Cello in unsere Instrumentenversicherung einschließen könnten. Am Samstagnachmittag äußerst schwierig… Was war passiert? Beim Transport war das Cello einer der Streicherinnen der ATS bedauerlicherweise kaputt gegangen, und es musste für Ersatz gesorgt werden. Glücklicherweise half uns Albrecht Kottmeyer, zufälligerweise der Gastgeber von Tino, aus und lieh uns sein Cello für die Probe und das Konzert der ATS zusammen mit Ingolf Turban am Sonntag. Herzlichen Dank dafür!

Der Morris Minor von Thiele Tee, Foto: Karlheinz Krämer
Der Morris Minor von Thiele Tee, Foto: Karlheinz Krämer

Mittlerweile war es ganz unbemerkt schon 16:30 Uhr geworden. Die ersten Gäste aus dem Emsland kamen schon in den Landschaftsgarten. Glücklicherweise war sowohl das Catering-Team als auch der Förderer der Langen Nacht, die Firma Thiele & Freese aus Emden, schon fertig. Erstmalig gab es nicht nur kalte Getränke und Kaffee, sondern auch Thiele Tee, stilecht serviert in den Teetassen mit der Friesischen Rose mit Kluntje und Sahne. Dazu gab es Scoontjes, die ostfriesische Variante der englischen Scones. Diese Neuerung kam sehr gut beim Publikum an, und gerne hätte auch ich zwischendurch ein Tässchen Tee getrunken. Franz Thiele war extra für diesen Abend mit dem Morris Minor, einem wunderschönen Oldtimer der Firma Thiele, nach Aurich gefahren: ein tolles Auto!

Der getarnte Container - eine wahre Zier, Foto: Karlheinz Krämer
Der getarnte Container – eine wahre Zier, Foto: Karlheinz Krämer

Donnerstagabend gab es das Gezeitenkonzert mit den 60 jungen Musikerinnen und Musiker der beiden Jugendorchester, dem Haydn Jeugd Strijkorkest und dem Puchheimer Jugendkammerorchester, in der Kirche zu Weener und wir hatten es noch nicht geschafft, alle Notenpulte aus dem Landschaftsforum zu räumen. Jetzt hieß es, schnell zu handeln, damit alles ordentlich aussieht, bis das Publikum in die Räume strömt. Was sich leider nicht mehr vermeiden ließ, war, dass der Abfallcontainer im Hof stehen bleiben musste, obwohl der Archäologische Dienst seit zwei Wochen eine Abholung gefordert hatte. Dirk Lübben und Lothar Milkau haben ihn kurzerhand zur Werbefläche umfunktioniert.

Dadurch, dass Berit immer a l l e s so wunderbar für die Künstler vorbereitet und dabei jegliche Eventualität im Blick hat, sind wir äußerst verwöhnt, weil wir mit diesem Part nichts zu tun haben, ihr höchstens mal beim Aufräumen zur Hand gehen – und das freiwillig, weil sie nicht fragen würde. Nun aber war es so, dass Berit die Proben der ATS in Leer begleiten musste. Natürlich konnten sich alle Künstler beim Caterer mit Getränken und den kulinarischen Angeboten bedienen, aber es ist doch nett, wenn auch in der Künstlergarderobe Getränke, Obst und ähnliches bereit steht. Es fiel mir ganz kurz vor dem Eintreffen der Künstler ein. Glücklicherweise war fast alles da, bzw. konnte umgehend besorgt werden. Wie gut, dass solche Kleinigkeiten nach außen hin nicht auffallen.

Allein die Organisation von gut 220 Gästen und 14 Künstlern in zwei Räumen bedarf vieler Überlegungen, und angesichts der Wärme fließen viele Schweißtropfen über Stirn und Rücken. Um die beiden Gruppen gleichmäßig aufs Landschaftsforum und den Ständesaal zu verteilen, gab es beim Einlass gelbe und blaue Karten. Thieles bekamen die gelbe Karte, was auf beiden Seiten zur Erheiterung führte, zeigt man diese doch eigentlich nicht seinem Förderer!

Pünktlich um 18:00 Uhr ging es mit der Begrüßung durch Matthias Kirschnereit für alle im Garten los, die beiden Gruppen verteilten sich auf die jeweiligen Räume, die Musiker warteten geduldig auf ihre Auftritte und legten los. Meisterleistungen fast non stop gab es bis Mitternacht, danach ein zufriedenes Beisammensein von Künstlern und einem Teil des Teams. Andere mussten leider abbauen. Um drei Uhr nachts konnten wir die Türen der Ostfriesischen Landschaft abschließen.

Mein Fazit am Ende einer Langen Nacht: Es war grandios! Alle Mühe hat sich gelohnt. Simon hat es schon beschrieben: Unsere Gipfelstürmer haben mal wieder ein Feuerwerk abgebrannt und das Publikum war begeistert. Viele enthusiastische Mails oder Anrufe, bzw. Ansprachen beim gestrigen Konzert in Leer machten das auch im Anschluss noch einmal deutlich. Alle waren sich einig: Die Ostfriesische Landschaft war ein toller Organisator und Gastgeber eines großartigen Gezeitenkonzertes und hat den Gipfelstürmern ein wunderbares Podium geboten.

Nachts vor der Ostfriesischen Landschaft, Foto: Karlheinz Krämer
Nachts vor der Ostfriesischen Landschaft, Foto: Karlheinz Krämer

Eine Nacht für die Geschichtsbücher

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Wassily und Nikolai Gerassimez, Foto: Karlheinz Krämer
Wassily und Nikolai Gerassimez, Foto: Karlheinz Krämer

14 Künstler, 2 Moderatoren, 6 Stunden Musik, 3 Bühnen, 220 Besucher, bestimmt tausende Takte Musik, Klassik, Jazz, Pop, Gesang, Schauspiel. Allein die Statistik enthält Superlative. Die Lange Nacht der Gipfelstürmer bot so ziemlich alles, was sich ein Mensch erträumen kann, wenn er sich für Musik und Kultur interessiert. In vielerlei Hinsicht war die Lange Nacht schon vorher als einer der Höhepunkte der Gezeitenkonzerte bezeichnet worden. Denn dass die Gipfelstürmer das Potenzial haben, die Besucher vom Hocker zu reißen, erleben wir seit anderthalb Jahren. All diese Gipfelstürmer zusammen an einem Abend? Ein Traum.

Liya Petrova und Pau Codina Masferrer, Foto: Karlheinz Krämer
Liya Petrova und Pau Codina Masferrer, Foto: Karlheinz Krämer

Wie lief dieses Wandelkonzert nun ab? In zwei Räumen, dem wunderschönen Ständesaal und dem Landschaftsforum, fanden zeitgleich Konzerte statt, in denen sich die Musiker abwechselten. Vorher wurden die Besucher in zwei Gruppen, die blaue und gelbe Gruppe eingeteilt. Nach der ersten Pause wechselten dann die Gruppen die Räume, man „wandelte“ also durch die Räumlichkeiten der Ostfriesischen Landschaft. Aber nicht nur die Besucher, sondern auch die Musiker flitzten noch während des Konzertes zwischen den Räumen hin und her, sodass jeder Besucher auch in den Genuss aller Stücke kam. Nach der zweiten Pause fanden sich dann alle – Musiker und Besucher – im Forum zusammen, wo alle Künstler noch einmal spielten und dann bei der Musik von JOCO den Abend im Innenhof der Landschaft ausklingen ließen.

Helge Aurich und David Kindt, Foto: Karlheinz Krämer
Helge Aurich und David Kindt, Foto: Karlheinz Krämer

So viel zur Struktur, die viel komplizierter klingt als es tatsächlich war und sich als riesiger Erfolg herausstellte. Pünktlich um 18:00 Uhr ging es bei besten sommerlichen Temperaturen entspannt im Innenhof los, wo Matthias Kirschnereit die Gäste begrüßte und mit der Struktur des Abends vertraut machte. Bereitwillig zogen alle in ihre jeweiligen Räume und ließen sich verzaubern von den jungen Künstlern, die euphorisiert und elektrisierend alle in ihren Bann zogen. Matthias Kirschnereit und Ulf Brenken moderierten jeweils die Konzerte, unterhielten das Publikum mit kurzweiligen Anekdoten und Informationen zu Komponisten, Werken und Musikern und führten so bereichernd durch die Lange Nacht.

Vasyl Kotys und Karo Khachatryan, Foto: Karlheinz Krämer
Vasyl Kotys und Karo Khachatryan, Foto: Karlheinz Krämer

Ein einzelner Blogeintrag reicht überhaupt nicht aus, um alle Künstler entsprechend zu würdigen. Für diejenigen, die diese Nacht leider verpasst haben, reicht vielleicht schon die Auflistung all derer aus, die mitgewirkt haben, um eine Vorstellung zu bekommen. Einige bekannte Namen kennt man noch aus dem letzten Jahr, einige sind dazu gekommen, wie der Tenor Karo Khachatryan, der mit seinen Arien die Landschaft zum Beben brachte, oder der Schauspieler Tino Kühn, der Texte vortrug und alle Register der schauspielerischen Darbietung zog. Vasyl Kotys (Klavier), Lilit Grigoryan (Klavier), Liya Petrova (Violine), Pau Codina Masferrer (Violoncello), Nicolai Gerassimez (Klavier), Wassily Gerassimez (Violoncello), Helge Aurich (Klavier) und David Kindt (Klarinette) standen am Ende gemeinsam auf der Bühne und verbeugten sich und erhielten donnernden Applaus, ein Bild für das Geschichtsbuch der Gezeitenkonzerte.
Matthias Kirschnereit bedankte sich für die gelungene Premiere. Dass dieses Wandelkonzert wiederholungswürdig ist, stand da schon fest. Vor allem der letzte gemeinsame Teil im Forum war für den künstlerischen Leiter eine Herzensangelegenheit. Denn es gab zwar ein offizielles Programm – das wurde aber am Ende über den Haufen geworfen und jeder spielte mehr oder weniger spontan. So wurde der Abschluss eine spannende Improvisation („Überraschungen“ stand im Programm), das Ganze funktionierte quasi auf Zuruf: „Wassily, willst du noch spielen?“. So wurde die oft übliche und strenge Liturgie des Klassikkonzertes abgelöst von einer entspannten, aber zugleich höchst konzentrierten und intensiven Atmosphäre mit dem Gefühl von „Hier und jetzt kann jetzt alles passieren“. Der Kreislauf des Kunstwerkes von Werk, Interpret und Publikum – selten wurde er so deutlich wie bei der Langen Nacht. Lang war der Sonnabend tatsächlich, der dritte Teil endete gegen 23:15 Uhr (man bedenke: es ging um 18:00 Uhr los!). Das störte niemanden, im Gegenteil: alle strömten zurück in den Innenhof, wo den ganzen Abend lang das Haase Catering und Thiele Tee für das Leib und Wohl sorgten und die ostfriesische Band JOCO den letzten musikalischen Höhepunkt bot. Zu deren wunderbaren Klängen und dem harmonischen Gesang der beiden Schwestern Cosima und Josepha ließ man die laue Sommernacht mit einer Gartenparty ausklingen. Die Lange Nacht der Gipfelstürmer – auch im nächsten Jahr!

JOCO, Foto: Karlheinz Krämer
JOCO, Foto: Karlheinz Krämer

Stürmische Gezeiten

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Alexandra Conunova-Dumortier (Violine) und Lilit Grigoryan (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer
Alexandra Conunova-Dumortier (Violine) und Lilit Grigoryan (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer

Lilit Grigoryan war meine persönliche Entdeckung des letzten Jahres. Matthias Kirschnereit hatte im Vorfeld einiges von ihr erzählt, und als mir diese energiegeladene junge, hübsche Frau bei der Langen Nacht in Landow auf Rügen begegnete, war ich wirklich fasziniert. Es war eine Freude, ihr beim Klavierspiel zuzuschauen und zu lauschen. In Wiegboldsbur konnte sich dann auch unser Team von meinen Schilderungen überzeugen. Alexandra Conunova-Dumortier begegnete mir indirekt kurz nach den Gezeitenkonzerten 2012, als sie Fan der Facebook-Seite wurde. Als ich Matthias fragte, ob er sie kenne antwortete er sofort: „Ja, die möchte ich auch gerne mal nach Ostfriesland holen!“ Kurz darauf durfte ich mich intensiver mit ihr beschäftigen, denn da hatte sie den ersten Preis des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs der Stiftung Niedersachsen gewonnen, den wichtigsten und höchstdotierten Preis für dieses Instrument. Zuvor hatte bei uns im Landschaftsforum Ju-Ni Lee, eine Teilnehmerin des Wettbewerbs „Zu Gast in Niedersachsen-Konzert“ gastiert, sodass wir natürlich neugierig waren, wer in diesem Jahr das Rennen machen würde.

Lilit Grigoryan, Foto: Karlheinz Krämer
Lilit Grigoryan, Foto: Karlheinz Krämer

Dass ausgerechnet Lilit und Alexandra zusammen ein Gezeitenkonzert als Gipfelstürmerinnen in der wunderschönen Kirche zu Norden-Bargebur geben sollten, war für mich natürlich ein Highlight. Diese schöne, schlichte, aber gleichzeitig warme Kirche war wirklich der perfekte Ort für die beiden, was sich bereits nachmittags darin manifestierte, dass sie Fotos davon auf Facebook eingestellt hatten: „Our tonight’s venue to perform an incredibly rich programm including Debussy, Schubert Fantasy & co. Looking forward!“. & Co. war beispielsweise Vieuxtemps, auf den ich besonders gespannt war, spielt doch Alexandra die bisher noch nicht auf CD erschienenen „Six morceaux sur des thèmes russes ou divertissements d’amateurs für Violine und Klavier op. 24“ bei Naxos ein.

Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer
Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer

Die Auswahl der Stücke der beiden sympathischen Musiker führte zu einem absoluten Gleichgewicht und ließ sie mal wieder die ganze Bandbreite von Gefühlen ausdrücken. Das bemerkten auch die Gäste am Ausgang, von denen gleich mehrere zu Tränen gerührt waren. Nach dem begeisterten Applaus gab es jeweils eine Solo-Zugabe der beiden, wobei Lilits Arpeggione von Schubert am Schluss stand. Besonders schön fand ich, dass die sie dabei gemeinsam auf der Bühne blieben.

Es war wie bei den Gezeiten: mal laut, mal leise, mal stürmisch und mal fröhlich plätschernd. Und auch die beiden Künstlerinnen passten herrlich nach Ostfriesland: Unaufgeregte Gelassenheit trifft auf Begeisterung und Enthusiasmus. Sie überraschten mit ihrer Musik die Menschen nicht nur aus der Region.

Für den Vormittag hatte ich mit Karin Baumann von den Ostfriesischen Nachrichten zusammen mit Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier einen Wattspaziergang mit Interview und schönen Fotos und eigentlich sogar Filmaufnahmen geplant. Leider wurde daraus nur ein Interview im Schutz der Strandkörbe, da es einfach zu kalt und zu windig war. Glücklicherweise hatten Uwe Pape und die Gastgeberin der beiden an Handtücher – eigentlich für die dreckigen Füße – gedacht, die die beiden aber als zusätzliche Wärmequelle nutzten. Witzigerweise kamen sie von unserem Förderer EDEKA, was ebenfalls bei Facebook vermerkt wurde: „During our interview, for the “Gezeitenkonzerte” Festival – freezing , wearing the latest towel model from EDEKA;-) with my Lilit“.

Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer
Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier, Foto: Karlheinz Krämer

JOCO bei der Ausstellungseröffnung “Land der Entdeckungen” und im August bei den Gezeitenkonzerten

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JOCO - Josepha Carl, Foto: Stefan Krabath | Auch beim Gezeitenkonzert am 3. August in der Ostfriesischen Landschaft in Aurich dabei
JOCO – Josepha Carl, Foto: Stefan Krabath | Auch beim Gezeitenkonzert am 3. August in der Ostfriesischen Landschaft in Aurich dabei

Am Sonntag (27. Januar, parallel zum NDR-Sonntagskonzert mit den Gezeitenkonzerten) wurde als Auftakt zum Themenjahr in Emden die große Ausstellung „Land der Entdeckungen | Land van Ontdekkingen – Die Archäologie des friesischen Küstenraums“ im Landesmuseum eröffnet. Zur Ausstellungseröffnung hatte die Ostfriesische Landschaft als Leadpartner des Projektes in die Johannes a Lasco Bibliothek eingeladen, wo nach mehreren Grußworten die ostfriesische Band JOCO die musikalische Begleitung übernahm. Das sympathische Geschwisterduo Josepha und Cosima Carl, das sich nicht eindeutig einem bestimmten Genre zuordnen lässt, heizte den mehr als 350 Gästen mit ihren zweistimmigen Eigenkompositionen, begleitet von Gitarre, Saxofon und Keyboard, ordentlich ein. Landschaftsdirektor Dr. Rolf Bärenfänger und Dr. Jan F. Kegler von der Landschaft waren sehr begeistert von ihrer Musikalität; und auch Kollegiumsmitglied Rico Mecklenburg äußerte sich spontan im Netz: „Klasse, die beiden. Richtig gute Musik mit ostfriesischen Wurzeln, sehr vielseitig!“ und freute sich bereits auf JOCOs Beteiligung bei der „Langen Nacht“ der Gezeitenkonzerte am 3. August 2013. Dann spielen sie als einer von mehreren Acts zusammen mit Stefan Schneider am Schlagzeug und Christian Hengst am Bass im Auricher Landschaftsforum. Ein Wiedersehen gibt es dann auch mit dem sympathischen Pianisten Vasyl Kotys, der letztes Jahr in Bagband so viele bei seinem Gipfelstürmerkonzert in Bagband beeindruckt hat. Der wiederum spielt im benachbarten Ständesaal, in dem der Flügel auf ihn und weitere junge Talente wartet.

Zurück zur Ausstellung
Da unsere Gezeitenkonzerte erst am 21. Juni beginnen, laden wir Sie herzlich ein, in der Zwischenzeit die Ausstellung unserer Kollegen aus der Archäologie im Emder Landesmuseum zu besuchen. Dort erwarten Sie die Höhepunkte der archäologischen Forschungsarbeit im friesischen Küstenraum, der selbstverständlich auch die niederländischen Provinzen Fryslân, Groningen und Drenthe umfasst. Bis zum 16. Juni haben Sie Zeit sich die Funde aus 40 Jahren Forschungsgeschichte der Ostfriesischen Landschaft anzusehen. Ausgestellt werden z. B. der „Münzfund von Walle“, der Eigentum der Deutschen Bundesbank ist, der Kindersarg aus der Dornumer Häuptlingsgruft der Familie von Closter oder die bekannte Sonnenscheibe von Moordorf. Zur Erklärung wie Archäologie eigentlich funktioniert, gibt es eine Station nicht nur für Kinder und Jugendliche. Sie hilft auch uns Erwachsenen zu verstehen, warum sich der Bau einer Straße oder des Eigenheims durch das Eingreifen der „Spatenpaulis“ verzögert, dass es einfach wichtig ist, bestimmte Funde für die Nachwelt zu erhalten. Aktuelles Beispiel: Wir haben hier vor dem Haupthaus der Ostfriesischen Landschaft eine Großbaustelle, an der auch die Archäologen beteiligt sind. Heute haben sie Reste von Brückenpfeilern des Alten Hafens gefunden – eine spannende Sache, die die meisten Bauarbeiter vermutlich weniger interessieren wird, weil sie durch diesen Fund in ihrer Arbeit aufgehalten werden.

P.S.: Auch Land der Entdeckungen wird von Anfang an von einem Blog begleitet. Schauen Sie doch mal rein.

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Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern