Während man noch in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek seinen Platz sucht, erklingt von allen Seiten Musik. Das Münchener Kammerorchester unter der Leitung von Konzertmeister Daniel Giglberger wartet bereits an der Seite auf den Startschuss und stimmt die Instrumente. Klassisch modern geht es los: Sándor Verres’ „Vier transsylvanische Tänze“ (1944) basieren zwar auf ungarischen Volksliedern, lösen sich aber davon und finden eine eigene Sprache.
Max Regers „Lyrisches Andante“ wird vom Kammerorchester sanft ausgebreitet. Ein Traum, der zeigt, dass das Ensemble eines der profiliertesten in Deutschland ist und dass in der Bibliothek ein Orchester immer noch die Beste aller Besetzungen ist. →Weiterlesen… “Sunday, sweet Sunday”
Gezeitenblog
Vier Gitarren, unendliche Klänge
Wir umgeben uns gerne mit Personen, Sachen und Traditionen, die wir kennen. Das Neue ist oft anders, ungewohnt, fremd. Und dann kommt es auch noch so großgeschrieben daher: „Neue Musik“. Manche fröstelt es da schon. Brr, das kapier ich eh nicht. Bin zu dumm, zu nervös, wo ist mein Mozart, wo sind meine Beatles?! Politisch und gesellschaftlich müssen wir in diesen Tagen unsere Stärke beweisen, dass wir Neuen und Anderen aufgeschlossen, tolerant, hilfsbereit begegnen. Ist der Alltag also nicht schwer genug, warum sich abends im Konzert anstrengen für neue Töne und Klänge? Viele suchen oft das beseelte Glück, das wir nach einem Beethoven empfinden, auch bei der zeitgenössischen Musik und sind oft enttäuscht. Avantgarde ist nicht leicht, kann uns aber verändern. Unser Hören ist kulturell determiniert. Was schön, schräg oder unzumutbar ist, lässt sich nicht in objektiven und absoluten Parametern festhalten. Und sicher: Nur weil ich einen Stein auf den Boden werfe und das „Gravitas opus 1“ nenne, ist das noch nicht Avantgarde und hat großen Wert. Neue Musik darf und muss sich kritischen Ohren aussetzen. Ohne Neue Musik wäre nur Vergangenheit. Wer am Sonnabend in Hesel war, konnte sich davon überzeugen: Ja, es kann erschöpfend sein, ungewohnt, schwierig, unverständlich, aber doch immer spannend, fordernd, verändernd. →Weiterlesen… “Vier Gitarren, unendliche Klänge”
Im stillen Norden der Welt
Albrecht Mayer und Markus Becker in der Kirche zu Remels
Es beginnt mit einem Dankeschön. Am Dienstagabend gehört die Bühne zunächst dem Freundeskreis der Gezeitenkonzerte, der öffentlichkeitswirksam und feierlich sein 300. Mitglied begrüßt. Gabriele Girlich darf sich nun zu den Festivalförderern zählen und die vielen Vorteile des Freundeskreises genießen. Viele Konzerte würden ohne den Freundeskreis nicht stattfinden und so ist es fast selbstverständlich, die Gründerin und ehemalige Vorsitzende Barbara Oles in der St.-Martinskirche Remels als Ehrenmitglied zu begrüßen. Sichtlich überrascht nimmt sie die Ehrung von Beate Friemann, der aktuellen ersten Vorsitzenden, entgegen. Aus ihrer Idee ist ein langfristiger Erfolg und mittlerweile über 300 köpfiger Verein geworden, der die Gezeitenkonzerte nicht nur finanziell prägt, sondern ihre Identität entscheidend prägt. Achten Sie beim nächsten Mal darauf, wie viele Besucher kleine gelbe Schildchen an der Jacke tragen. Sie lassen sich gerne ansprechen! →Weiterlesen… “Im stillen Norden der Welt”
Sie sägten das Dach auf
Clair-obscur Saxophonquartett in Ditzum
Keine Ahnung, wie der Informationsfluss im ostfriesischen Funkloch erfolgreich vonstatten geht, aber in kürzester Zeit hatte sich offenbar herumgesprochen, was man verpassen würde, wenn man keine Karten für Ditzum sein eigen nennt, weshalb das Gezeitenkonzert des Berliner Clair-obscur Saxophonquartett am 26. Juli um 17:00 Uhr in der Kirche für meine Begriffe unfassbar schnell ausverkauft gemeldet wurde.
Becker-Faust und stehende Ovationen in Backemoor
Backemoor. „Neue Bahnen“ in alten Gemäuern: Die Backemoorer Kirche St. Vincenz und St. Laurentius stammt aus dem 13. Jahrhundert. Früher trafen sich hier die „Sechzehner“, die Richter aus dem Overledinger Land, zur Beratung. Am Samstag (18. Juli) kamen in der Kirche vier Musiker zusammen, die so noch nicht gemeinsam aufgetreten sind. Die Klarinettistin Nicola Jürgensen, der Hornist Felix Klieser, der Violinist Ingolf Turban und der Pianist Florian Uhlig stellten sich dieser Herausforderung und zeigten ihre Virtuosität. Die Vier spielten im Rahmen der Gezeitenkonzerte in Backemoor. Sie alle sind ausgezeichnete Musiker: Felix Klieser erhielt 2014 den ECHO als bester Nachwuchskünstler, Nicola Jürgensen schon 2002 den „Förderpreis Deutschlandfunk“ und sind international erfolgreich. Der Violinist Ingolf Turban gilt als einer der fachkundigsten Interpreten Paganinis. Bei den Gezeitenkonzerten begeisterte er bereits 2013 mit seinem beeindruckenden Auftritt in der Großen Kirche in Leer. Turban ist Professor für Musik an der Hochschule in München. Ebenfalls weltweit gefragt ist Florian Uhlig. Er ist Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London, Professor für Klavier an der Hochschule für Musik in Dresden und gibt Meisterkurse in Deutschland, Großbritannien, Kanada, Hong Kong, Südkorea, China und in der Schweiz. →Weiterlesen… “Becker-Faust und stehende Ovationen in Backemoor”
Sokolov in Leer
Sokolov in Leer.
Machen Sie ruhig eine Pause. Gehen Sie durchs Haus, schlagen die Lokalzeitung auf, trinken Sie einen Tee und lassen diesen Satz noch einmal nachwirken.
Sokolov in Leer. Darauf haben wir seit zwei Jahren gewartet. Damals kündigte Matthias Kirschnereit diese haarsträubende Idee an, einen der besten Pianisten der Welt zu den Gezeitenkonzerten einzuladen. Im letzten Jahr kamen Termine dazwischen, jetzt hat es endlich geklappt.
Sokolov in Leer. Das heißt: ausverkauftes Theater an der Blinke mit 735 Gästen. Wer an diesem Freitag an großer Kunst und klassischer Musik interessiert ist, hat in Leer zu sein. Alles andere ist Blasphemie und nicht ernst zu nehmen. →Weiterlesen… “Sokolov in Leer”
Neue Bahnen in Timmel
Am Freitag fand in der Kirche Timmel das zweite Konzert des Festivals „Neue Bahnen“ in den Gezeitenkonzerten statt. Mehr als die Hälfte aller Veranstaltungen sind nun schon vorbei! Und wie immer ausverkauft! Das Wetter war endlich mal wieder etwas wärmer, was man auch gleich an der Kleidung erkennen konnte: viel mehr Frauen trugen Röcke und Kleider.
Gleich als Erstes ging der Landschaftspräsident Rico Mecklenburg auf das Motto ein, welches Matthias Kirschnereit dann noch weiter erläuterte: der Komponist Johannes Brahms und seine „Neuen Bahnen“ in der Musik, die er laut Schumann einschlug. →Weiterlesen… “Neue Bahnen in Timmel”
Leben und Wirken von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
Zugegeben, wir wussten auch nicht so ganz genau, was uns bei dem Titel „Tschaikowskys 175. Geburtstag. Ein CD-Festival mit Ulf Brenken“ erwartet, vor allem, weil uns vom Team der Gezeitenkonzerte klar war, dass Ulf so etwas bislang noch nie gemacht hatte. Bekannt ist er als Autor der Texte für die Programmhefte, so manchen Blogbeitrag und als Ko-Moderator der Langen Nächte.
Nun stand also am Sonntagnachmittag Tschaikowsky auf dem Programm. Wir waren alle ein wenig angeschlagen von zwei wirklich Langen Nächten in Folge, die aber wiederum beide sehr beseelend waren. Etwa vierzig Personen, viele davon hatten wir schon mehrfach bei den Gezeitenkonzerten begrüßen dürfen, hatten sich im Landschaftsforum eingefunden. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg begrüßte kurz und schloss mit einem Tschaikowsky-Zitat: „Ich spielte einige Kompositionen von diesem schrecklichen Brahms. Was für ein unbegabter Bastard!“ Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite und den Bogen zu den „Neuen Bahnen“ gespannt. →Weiterlesen… “Leben und Wirken von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky”
Elf Spieler sollt ihr sein
Ein halbe Note besteht aus zwei Viertelnoten. Zwei Herzschlägen. Seit dem durchschlagenden Erfolg der ersten Langen Nacht der Gipfelstürmer schlägt auch dieses Format zweimal aufeinander in Aurich die Saiten an. Teilte man sich letztes Jahr noch die Konzertorte auf (Hotel am Schloss und Ostfriesische Landschaft), war man jetzt nur in die Landschaft gegangen. Zweimal ausverkauftes Haus am Freitag und Sonnabend. Für das Team sicherlich eine entspanntere Situation, muss man doch nur einmal auf- und abbauen.
Das Konzept ist schnell erzählt. Zwei Handvoll junge, hochmotivierte, und ebenso talentierte Musiker kommen als Gipfelstürmer zu den Gezeitenkonzerten und spielen in unterschiedlichen Konstellationen ein Wandelkonzert. Publikum und Künstler wechseln die Räume und sind die ersten beiden Teile noch ein klassisches Pflichtprogramm, entscheiden die Musiker im dritten Teil spontan, wer die Bühne betritt. →Weiterlesen… “Elf Spieler sollt ihr sein”
Osterburg Groothusen
In Groothusen hat es einst drei Häuptlingsburgen gegeben, von denen nur die Osterburg vollständig erhalten geblieben ist. Sie befindet sich seit ihrer Erbauung Ende des 15. Jahrhunderts in Familienbesitz. Aus dieser Zeit stammt der Kern des mittleren Flügels in Form eines zweigeschossigen Langhauses mit Saal. Die beiden Seitenflügel wurden im 16. Jahrhundert angebaut und Anfang des 18. und 20. Jahrhunderts verändert.