Der künftige Solo-Klarinettist des Aachener Sinfonieorchesters David Kindt und der hervorragende Pianist Helge Aurich begeisterten mit ihrem anspruchsvollen Programm am Samstagabend das Publikum im Landschaftsforum in Aurich. Vor zwei Jahren betätigte sich Matthias Kirschnereit als Kuppler der beiden – auch wenn ich sonst nichts von solchen „Ehestiftungen“ halte, scheint es in diesem Fall eine gute Hilfestellung gewesen zu sein. Es war einer seiner ersten geäußerten Wünsche, dass Helge Aurich doch nach Möglichkeit bitte in Aurich sein Gezeitenkonzert bestreiten möge. Er ließ es sich auch nicht nehmen, die beiden bei ihrem Konzert mit seinem Besuch zu überraschen. Der Abend begann mit dem bereits beschriebenen Devienne eher sanft, bevor es dann an Widmanns Bruchstücke ging. Die einleitenden Worte von David Kindt waren für das Verständnis so mancher bestimmt hilfreich. Nach einem Satz zauberte Helge Aurich zwei leere CD-Hüllen aus dem Klavier, die er zuvor darin versteckt hatte. Es herrschte bereits Verwunderung vor wie er denn diese seltsamen Töne erzeugen konnte. Der Flügel wurde selten als solcher gespielt. Schade, dass die eingeladenen Schüler aufgrund der Abi-Fete nicht so zahlreich erschienen waren: Sie hätten bestimmt ihren Spaß gehabt. →Weiterlesen… “Erstes Gipfelstürmerkonzert mit dem Duo Jeanquirit”
Allgemein
Rhapsody III in Leer
Gestern Mittag haben David Kindt (Klarinette) und Helge Aurich (Klavier) ihre erste Rhapsody in School vor ca. 60 Schülerinnen und Schülern des Teletta-Groß-Gymnasiums in Leer gegeben. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wenn ich knapp zwei Wochen vor der Rhapsody in einer Schule anrufe und frage, ob Interesse daran besteht, dass die meisten spontan zusagen.
Ursprünglich wollten die beiden jungen Männer erst am Freitag kurz vor dem Beginn einer fünften Stunde mit dem Zug in Leer ankommen – aus diesem Grund war eine Leeraner Schule angefragt. Das Duo Jeanquirit spielt nämlich heute Abend im Landschaftsforum in Aurich.
In der schönen Aula mit toller Bühne wurden die Schüler und die Künstler von Bernhard Michaelis begrüßt, dann legten die beiden los. Sie hatten ein Quiz zu Jean Françaix „Tema con variazioni“ vorbereitet, das aus acht Variationen besteht. Diese sollten die Schüler in die richtige Reihenfolge bringen: Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Zehntklässler, die dadurch erleichtert wurde, dass die italienischen Begriffe erklärt wurden. Kurz erläuterte David Kindt anhand des schönen Liedes „Hänschen Klein“ den Begriff Variation, was von Helge Aurich am Klavier musikalisch umgesetzt wurde: das bekannte Lied, das gleiche in Dur- und Moll-Variation. Und schlussendlich habe sich ja auch der große Beethoven in seiner 5. Sinfonie dieses Themas bedient, sprach’s und setzte es fantasievoll um, um gleich anschließend zu erklären, dass das ja nur ein Witz gewesen sei. Dann ging es mit Françaix weiter. Meiner Meinung nach ist es ein witziges, interessantes Stück mit vielen Facetten. Bei vielen von uns – auch bei mir – herrscht ja leider nach wie vor eine leichte Zurückhaltung gegenüber moderneren Kompositionen vor: in diesem Fall mal wieder sehr zu unrecht. Die Schülerinnen und Schüler schienen meine Ansicht zu teilen, denn viele von ihnen baten nach dem ersten Durchgang, immer wieder von Erklärungen begleitet, darum, das Stück noch einmal ganz hören zu dürfen und belohnten den erneuten Durchgang mit großem Beifall. Insgesamt zwölf von ihnen hatten alle Variationen richtig zuordnen können: beachtlich! Als Preis hatten die Musiker extra in Aurich noch Süßigkeiten besorgt.
Nachdem David sein Instrument, die Klarinette, noch ein bisschen genauer vorgestellt hatte, ging es weiter mit François Devienne, einem klassischen Komponisten aus der Zeit Mozarts. Im Vergleich zu Françaix hört man deutlich, aus welcher Zeit er stammt. Außerdem wurde die Erklärung gleich mitgeliefert. Seine Werke sind deutlich lieblicher und eingängiger und passen dementsprechend sehr gut zur höfischen Lebensweise: höfisch, kultiviert und vornehm. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, im Vergleich kam es nur deutlich hervor. Eigentlich ist es schade, dass Devienne nicht einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie Mozart erreicht hat.
Mir gefiel es gut, dass die beiden sich immer wieder kurz ausgetauscht haben und vieles einfach improvisiert war. Dadurch war es nie steif und alle Anwesenden, inklusive der Lehrkräfte, waren im Anschluss sehr angetan von dieser Rhapsody.
Drei Mädchen standen im Anschluss noch zusammen, sodass ich mir erlaubt habe, sie zu fragen wie es ihnen gefallen hat. Sie fanden es schön, direkt in ihrem Umfeld mit den Musikern in Kontakt zu kommen und mochten auch die Musik. Eine fragte mich, was denn eigentlich Sinn und Zweck dieser Veranstaltung sei und fand sie nach meiner Erklärung (s. diverse Blogeinträge) auch sinnvoll. Auf meine Frage: „Hättest Du Dir freiwillig so ein Konzert angehört?“ antwortete sie mit „Nein, wahrscheinlich nicht!“, gab dann aber zu, dass es ihr so gefallen habe.
Gezeiten-TV: Rhapsody in School
Matthias Kirschnereit versucht keine Möglichkeit auszulassen, sich bei Rhapsody in School zu engagieren. Und so gab er am Vormittag seines Klavierabends in der Kirche zu Bargebur am Dienstag eine Rhapsody von 160 Schülerinnen und Schülern der achten Klassen im Ulrichsgymnasium Norden.
Am Sonntag in Reepsholt
Heute bekamen wir die Nachricht, dass Lars Vogt, der zusammen mit Sharon Kam das Konzert am Sonntag in Reepsholt bestreiten sollte, krank geworden ist. Wir bedauern das sehr und wünschen baldige Genesung. Ihm tat es so leid, dass er so kurzfristig absagen musste, dass er uns sofort versichert hat, im nächsten Jahr auf jeden Fall bei den Gezeitenkonzerten dabei zu sein. Mit dem Vorlauf dürfte es auch nicht ganz so schwierig sein, einen passenden Termin zu finden.
Glücklicherweise hat Sharon Kam gleich einen nicht minder guten Ersatzpianisten für das Konzert in Reepsholt in petto: Stephan Kiefer, der unter anderem bei dem kürzlich verstorbenen Karl-Heinz Kämmerling studierte und derzeit Solo-Pianist beim Radio Filharmonisch Orkest Holland in Hilversum ist. Mit ihm spielt sie ohnehin eine Woche später zusammen, sodass beide ein ebenso eingespieltes Team sind wie Kam und Vogt.
Das Programm wird geringfügig von dem ursprünglich geplanten abweichen, um ein optimales Zusammenspiel zu erzielen. Es bleibt bei Berg und dem zweiten Brahms-Werk, hinzu kommt je ein Werk von Debussy, Poulenc und Niels Gade. Wieder einmal muss ich gestehen, dass ich einen Komponisten gar nicht kannte, aber man kann sich ja – gerade dank der sachkundigen und unglaublich schnellen und flexiblen Unterstützung unseres „Programmtexters“ Ulf Brenken – fix schlaumachen. Niels Wilhelm Gade, ein dänischer Komponist, geboren 1843, ließ sich auf Vermittlung von Mendelssohn Bartholdy sowohl zu Studienzwecken als auch als musikalischer Leiter der Gewandhauskonzerte eine Zeit lang in Leipzig nieder. Seine Fantasiestücke, die in Reepsholt erklingen, sind während dieser Zeit entstanden und erinnern ein wenig an Schumanns gleichnamigen Klavierzyklus.
Gezeiten-TV | Auftakt in der Lambertikirche Aurich
Auftaktkonzert in der Auricher Lambertikirche
Zur Eröffnung der Gezeitenkonzerte spielte die Norwegische Violinistin Vilde Frang zusammen mit ihrem kongenialen Partner Michail Lifits am Klavier in der Auricher Lambertikirche.
Vor mehr als 400 begeisterten Gästen zeigten die beiden hervorragenden Künstler ihr ganzes Können und sorgten somit für einen unvergesslichen Konzertabend der zugleich
den Auftakt der Gezeitenkonzerte markiert.
Fesselnder Klavierabend mit Matthias Kirschnereit
Gestern Abend hatte der künstlerische Leiter der Gezeitenkonzerte seinen eigenen ersten Auftritt. Die Kirche in Norden-Bargebur, schnuckelig und versteckt hinter hohen Bäumen, bot sich dafür an. Gerne hätte sie etwas größer sein können, aber das wäre einem intimen Klavierabend vielleicht nicht gerecht geworden. So freute sich Matthias Kirschnereit über ein ausverkauftes Haus.
Landschaftsrat Helmut Markus begrüßte kurz und bedankte sich bei Gastgebern und allen Sponsoren und übergab das Wort an Matthias Kirschnereit. Der wiederum gab eine kurze informative Einführung in die beiden ersten Werke des Abends, das Lied ohne Worte und die Variations sérieuses von Felix Mendelssohn Bartholdy, einem seiner Lieblingskomponisten, der seiner Meinung nach nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die ihm durchaus gebühren würde. Danach setze er sich locker ans Klavier und spielte. Diese Moderation folgte dann vor jedem Stück, was beim Publikum sehr gut ankam, konnte man dadurch und durch die Informationen aus dem Programmheft sich doch viel besser in die Musik einfühlen. Schließlich ist nicht jeder Musikliebhaber gleich Musikwissenschaftler – und zu theoretisch soll es ja auch nicht sein.
Wie beschreibe ich nun sein Spiel und nehme dafür nur so viele Adjektive wie unbedingt nötig? Lassen Sie es mich einfach so sagen: Ich war mitgerissen, versunken in der Musik und begeistert vom Spiel Matthias Kirschnereits, obwohl ich hinten in der Kirche stand, so gut wie nichts sah und fror, da die Temperaturen eher herbstlich waren. Dennoch störte mich das während des Konzertes wenig.
Das Publikum war letztendlich so begeistert, dass es neben stehenden Ovationen gleich vier Zugaben gab, als „Rausschmeißer“ zuletzt den „Abschiedswalzer“ von Brahms. Matthias Kirschnereit konnte es gar nicht glauben wie begeisterungsfähig „sein Publikum“ war. Er freut sich schon auf sein nächstes Konzert gemeinsam mit Christian Tetzlaff im August.
Falls er geglaubt haben sollte, er dürfe sich schnell auf den Weg nach Hause machen, hatte er sich getäuscht, denn die enthusiastischen Zuhörer nutzten draußen die Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen oder ein Autogramm für die just erworbene CD zu erbitten. Dadurch verzögerte sich zwar auch unser Abbau, aber wir haben uns einfach mitgefreut und später gemeinsam „einen Schlag ran gehauen“.
Fast hätte es an diesem Abend eine kleine, aber unangenehme Panne gegeben. Glücklicherweise fragte unsere Künstlerbetreuerin Berit Sohn nachmittags nach, wo denn weitere Toiletten seien, woraufhin ich entgeistert fragte, ob denn der Toilettenwagen noch nicht da sei … . Der Wagen war zwar unterwegs, aber eigentlich nicht nach Norden. Nach einem kurzen Telefonat stand er jedoch pünktlich zum Beginn des gastronomischen Angebots parat.
Rhapsody in School II
Heute Abend spielt er sein erstes eigenes Gezeitenkonzert, aber wenn er schon mal in Ostfriesland ist, versucht Matthias Kirschnereit, keine Möglichkeit auszulassen, sich bei Rhapsody in School zu engagieren. Und so gab er am Vormittag seines Klavierabends in der Kirche zu Bargebur eine Rhapsody in School von 160 Schülerinnen und Schülern der achten Klassen im Ulrichsgymnasium Norden. Witzigerweise wollte kaum jemand vorne sitzen, sodass die erste Reihe anfangs frei blieb; dafür saßen die Mädels hinten teilweise zu dritt auf zwei Stühlen.
Nach der Begrüßung durch Schulleiter Studiendirektor Wolfgang Grätz fragte Matthias Kirschnereit die Jugendlichen, ob sie selbst ein Instrument spielen, bevor er ihnen einige Stücke aus seinem Programm vorstellte. Nachdem auf seine Fragen zuerst nur zaghafte Rückmeldungen kamen, erklärte er, von welchen Komponisten wann welche Werke entstanden waren und vor allem, welchen Inhalt sie haben. So verkörpert beispielsweise eines der vorgestellten Präludien von Rachmaninoff dessen unbändige Sehnsucht nach seiner Heimat Russland, die er im Exil schmerzlich vermisste.
Im Anschluss an die musikalische Vorstellung durften die Schüler Fragen stellen, was diese auch dankbar annahmen. Als Konzertgast traut man sich vermutlich nicht, zu fragen, was man denn so als Pianist verdiene oder ob die Frau zu Hause nicht vom ständigen Üben genervt sei. Und sie bekamen auch noch ehrliche Antworten. Ein lockeres Musikquiz bildete den krönenden Abschluss dieser Rhapsody in School: Matthias Kirschnereit spielte Stücke an, und die Jugendlichen mussten aus drei vorgegebenen Komponisten raten, wer sie geschrieben hat. Als Siegprämie gab es eine CD des Künstlers. Die schließlich ausnahmslos begeisterten Schüler bedankten sich bei Kirschnereit mit einem tosenden Applaus.
Rhapsody in School wurde 2005 vom Pianisten Lars Vogt gegründet, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche in den Schulen einen Erstkontakt mit klassischer Musik zu ermöglichen. Häufig steht dieses Angebot im Zusammenhang mit einem Konzert, zu dem die Schüler herzlich eingeladen sind Viele seiner namhaften Musikerkollegen haben sich dieser Idee verschrieben. Bei den Gezeitenkonzerten engagieren sich in diesem Projekt neben Matthias Kirschnereit (Grundschule Reilschule in Aurich und Ulrichsgymnasium Norden) das Duo Jeanquirit (Teletta-Groß-Gymnasium in Leer) und der Violinist Andrej Bielow in einer Schule in Wittmund.
„I have a Dream …“
Martin Luther King – Stimme des Aufbruchs
Ein amerikanischer Kreuzweg in drei Stationen
begleitet von der weltberühmten BLUES COMPANY
am 6. Juli 2012 um 20 Uhr in der Kirche Münkeboe
Ja, er hatte einen kühnen Menschheitstraum, daraus mit Barack Obama ein Stück Wirklichkeit werden sollte … 41 Jahre später.
Stoff für ein Kirchenkonzert? Unbedingt. Das Autorenpaar Annette Kristina Banse (geboren in Aurich) und Hans Christian Schmidt-Banse sind davon überzeugt, dass Sprache und Musik zwei starke Ausdrucksformen sind, die wundervoll zusammengehen, weswegen die beiden das Format eines „Concerto recitativo“ entwickelt und in Aurich schon mehrmals mit Erfolg vorgestellt haben. Besonders passend für diesen Fall, weil Martin Luther King ein wortgewaltiger Prediger war, dessen machtvoll aufrüttelnde Stimme sich in der ganzen Welt Gehör verschaffte. →Weiterlesen… “„I have a Dream …“”
Fritzi Haberlandt alias Constanze Mozart
Meine Erwartungen an diesen ersten Abend mit Wort & Musik waren hoch. Und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie so deutlich übertroffen werden könnten. Der Ort, die wirklich wunderschöne Dorfkirche in Dunum mit dem angrenzenden Hayungshof, in dem sich die Gastronomie aufgebaut hatte, war schon einmal eine sehr gute Wahl für dieses Programm. Darüber haben sich am Samstag auch die Dunumer gefreut und waren zahlreich erschienen.
Ina Wagner von der Emder Zeitung und Karin Baumann von den Ostfriesischen Nachrichten hatte ich im Vorfeld ein Interview mit Fritzi Haberlandt vermitteln können, sodass ich schon einmal vom Mailen her wusste, dass sie sehr umgänglich und nett ist. Das, was letztendlich dabei herausgekommen ist (s. Bereich „Presse“), kann sich ja auch sehen lassen. Zwei Journalistinnen vom Deutschlandfunk und vom NDR waren abends vor Ort und haben nach dem Konzert noch weitere Interviews geführt, die dann hoffentlich bald im Radio zu hören sind. →Weiterlesen… “Fritzi Haberlandt alias Constanze Mozart”
Grandioser Auftakt der Gezeitenkonzerte mit Vilde Frang und Michail Lifits
Gestern Abend war es endlich soweit: Um 20:00 Uhr nahmen die Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft mit dem Auftakt Fahrt auf. Die Erwartungen waren von allen Seiten groß, wurden aber voll erfüllt. Vilde Frang und Michail Lifits waren rechtzeitig in Ostfriesland, konnten dank Uwes sicherem Fahrstil sogar während der Fahrt noch ein wenig schlafen und hatten noch genug Zeit, vor Ort proben. So waren sie im Vorfeld des Konzertes angenehm entspannt.
Vor den mehr als 400 Gästen in der Auricher Lambertikirche zeigten die beiden hervorragenden Künstler ihr ganzes Können. Ich habe es noch nicht erlebt, das so eine hübsche, zierliche Persönlichkeit ihrer Geige so schöne Töne entlockt und das mit einer Grazie, Spielfreude und Leichtigkeit, fast elfenhaft. Da war es, was Matthias Kirschnereit sich im Vorfeld vorgestellt hat, als er die Musik mit den Gezeiten mit den Worten “unbändig und sanft” verglich. Behutsam holte Vilde das letzte aus ihrem Instrument heraus, ohne dass ihr Spiel dadurch an Intensität verlieren konnte. Michail Lifits stand ihr am Klavier aber in nichts nach und war ihr wie man so schön sagt ein „kongenialer Partner“. Das Publikum war sofort gefesselt und tobte bereits nach dem ersten Stück von Brahms. Diejenigen, die währenddessen draußen beim Catering standen, dachten schon, ein Gewitter ziehe herauf. In der Pause kamen ausnahmslos strahlende begeisterte Menschen aus der Kirche und tauschten sich bei einem Glas Wein und einer Kleinigkeit zu essen über das soeben Erlebte aus. Auch der Prokofjew, bei dem einige ihr Radio vielleicht abgestellt hätten, wusste durch diese faszinierende Interpretation für sich einzunehmen. (Das mit dem Abstellen des Radios wurde uns heute als Zitat aus einem belauschten Gespräch auf dem Nachhauseweg zugetragen.) Nach der von frenetischem Applaus gekrönten Zugabe kamen Vilde und Michail auf die Bühne zurück, und Vilde entschuldigte sich auf Deutsch, dass sie gerne noch ein Stück gespielt hätten, die Noten dafür aber im Auto liegengeblieben wären, womit sie die Lacher auf ihrer Seite hatte.
Rhapsody in School vorm Auftaktkonzert
Matthias Kirschnereit versucht, alle Termine außerhalb der niedersächsischen Schulferien, an denen er sich in Ostfriesland befindet, für eine Rhapsody in School zu nutzen. Wir waren gerade im Auto unterwegs, als die verabredete Schule anfragte, ob es nicht doch alle 160 Schüler sein könnten. Angedacht waren ein oder vielleicht zwei Klassen. Wie gut, dass die Grundschule Reilschule in Aurich so klein ist, dass nicht noch mehr Kinder zusammen kamen. Genau fünf Minuten vor Pausenende kamen wir auf dem Schulhof an. Einige Kinder wurden komplett davon überrascht, dass heute plötzlich „Aula“ war, freuten sich aber über die Abwechslung vom Schulalltag. Matthias Kirschnereit ließ sich nicht durch aufgeregte und nicht ganz leise Kinder beirren und versuchte, sie für seine Musik zu fesseln. Einige hätten allerdings lieber „Nossa“ von Michel Teló als Robert Schumann gehört. Es war sehr spannend zuzuschauen und die Ideen der Kinder zu hören, was sie mit den Stücken verbinden. Sie sollten raten, welche Titel sie haben könnten. Ein junges Mädchen erriet beispielsweise Schumanns „Träumerei“, andere konnten zumindest die Grundstimmung – nachdenklich, traurig – erraten. Zum Abschluss durften einige sich dann selbst am Klavier versuchen: Ein paar unglaublich mutige Mädels haben Etuden gespielt, die Jungs versuchten sich eher an „Alle meine Entchen“, manche improvisierten total nett gemeinsam mit Matthias Kirschnereit. Der Schulleiter der Reilschule, Herr Ringelberg, rief heute Nachmittag extra noch einmal an, um sich für diesen tollen Besuch zu bedanken.
Der Countdown läuft
In nicht einmal 48 Stunden wird bereits die erste Pause der Gezeitenkonzerte in der Auricher Lambertikirche beim Auftaktkonzert mit Vilde Frang und Michail Lifits eingeläutet. Wir können es kaum glauben; die Zeit ist unheimlich schnell vergangen. Ständig fragt man sich, was man vergessen hat, oder was man in den nächsten beiden Tagen nicht außer Acht lassen darf.
Die Managerin von Vilde Frang hat mich vorhin angemailt, dass sie gerade ins Flugzeug steigt und erst am Freitag wiederkommt. Wie gut, dass wir wissen, wann unsere Künstler in Hannover abgeholt werden sollen – aber nicht wo. Solche News können uns jedoch nicht wirklich ‚schocken‘, zumal ich jetzt zwei unterschiedliche Handynummern der jungen Wilden habe. Alles wird gut! Hauptsache, ich weiß haargenau, wo die beiden am Folgetag für die Kollegen von den Festspielen Mecklenburg Vorpommern wann übernommen werden. Wie gut für die beiden Künstler und auch für die Fahrer, dass der ursprüngliche Konzertort vom deutsch-polnischen Grenzgebiet in die Nähe der ehemaligen innerdeutschen Grenze verlegt worden ist. Das spart dann locker mal zwei bis drei Stunden. →Weiterlesen… “Der Countdown läuft”
Duo Jeanquirit – Gipfelstürmer I
Hinter der für Ostfriesland äußerst treffenden Bezeichnung „Gipfelstürmer“ verbergen sich junge, aufstrebende Talente, die sich bereits erste namhafte Preise erspielt haben. Bei den Festspielen Mecklenburg Vorpommern heißen sie „Junge Elite“, bei Statoil sind es die „Heroes of Tomorrow“, wir haben Gipfelstürmer! Als Erste bestreiten am Samstag, 30. Juni um 20:00 Uhr David Kindt (Klarinette) und Helge Aurich (Klavier) ihr Gezeitenkonzert als Duo Jeanquirit passenderweise in Aurich im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft. Als erstes hat mich der Name des Duos amüsiert: Hans, der lacht. Robert Schumann hat diesen Namen des Öfteren als Pseudonym genutzt. Mir persönlich gefällt dann auch noch die Kombination Klarinette und Klavier sehr gut. Wenn man dann auch noch liest, dass beide Stipendiaten des Deutschen Musikrates und Preisträger des Internationalen Max Reger Kammermusikwettbewerbs sind, finde ich das schon sehr beachtlich. Ob David, wenn er im August seine Stelle als erster Solo-Klarinettist im Sinfonieorchester Aachen antritt, noch viel Zeit haben wird, mit Helge zusammen zu spielen, bleibt offen. Wünschenswert ist es allemal. Interessant finde ich das Repertoire ihres Konzertes. Da mischt sich ein François Devienne mit Jörg Widmann, Claude Debussy und Max Reger! →Weiterlesen… “Duo Jeanquirit – Gipfelstürmer I”
Konkurrenz
König Fußball konkurriert mit den Gezeitenkonzerten. Das Konzert mit Lars Vogt und Sharon Kam in Reepsholt haben wir aufgrund des Finalspiels der EM in Polen und der Ukraine schon auf 17:00 Uhr vorverlegt, u. a. weil es hieß, dass Lars Vogt sonst nicht spielen werde, da er sehr fußballbegeistert sei. Einige andere Termine sind noch ein wenig problematisch. Leider konnten nicht alle Konzerte auf spielfreie Tage gelegt werden oder früher anfangen. Nun verfolgt unser organisatorischer Leiter Dirk Lübben schon die ganze Zeit aufmerksam die Ergebnisse. Möglicherweise ist das Spiel parallel zu unserem Auftaktkonzert mit Vilde Frang und Michail Lifits am Donnerstag mit deutscher Beteiligung. Zu seiner Beruhigung hätte allerdings die gestrige Ausgabe der Nordwest-Zeitung beitragen können, in der es eine Umfrage gab, ob man sich die Spiele der EM überhaupt ansehe. Die meisten, also immerhin 63 % der Leser haben geantwortet, dass Fußball sie nicht interessiere, 22 % möchten möglichst viele Spiele sehen und 15 % schauen nur die mit deutscher Beteiligung. Da er selbst ebenfalls Fußballfan ist und so viele Spiele wie möglich schaut, ist Dirk Lübben nach wie vor skeptisch. Heute Abend wird er wissen, ob König Fußball am Donnerstag mit unserem Gezeitenkonzert in Konkurrenz tritt.
14. altonale mit Matthias Kirschnereit
Donnerstagabend waren Dirk Lübben und ich bei der Edel AG eingeladen zu einem Klavierabend mit Matthias Kirschnereit im Rahmen der 14. altonale in Hamburg. Gerne wollten wir die Gelegenheit wahrnehmen, zahlreiche Personen, die wir zwar vom Telefon her schon gut kennen zu glauben, auch mal persönlich zu treffen, so beispielsweise den vorher bereits genannten Hasko Witte von der Edel AG. Unglaublich nett fanden wir, dass Ulf Brenken, der für uns die musikwissenschaftlichen Texte für die Abendprogramme schreibt, uns direkt vom Bahnhof abgeholt hat. Natürlich war der Zug verspätet, und es gab nicht einmal so viel Handyempfang, dass ich hätte Bescheid geben können. Eigentlich keine idealen Voraussetzungen, aber überhaupt kein Problem. Wir waren trotzdem noch früh genug für ein bisschen Sightseeing in Altona, begleitet von guten Gesprächen und einer Fahrt über die Elbe zur Edel AG. Der Name ist Programm: Der Firmensitz ist in erster Lage direkt mit Blick aufs Wasser. Da im Foyer mehr Gäste als erwartet auftauchten, mussten noch Stühle dazu gestellt werden, was uns ermöglichte, Debussys „Reflets dans l’eau“ nicht nur musikalisch, sondern theoretisch auch visuell auf der Elbezu verfolgen. Sehr angenehm fand ich es, dass Matthias Kirschnereit vor jedem Stück eine kurze Einführung in die Werke gab, sodass auch ich nicht ganz so bewanderte Musikliebhaberin mich noch intensiver in die ausgewählten Stücke einfinden konnte. Auch Ulf Brenken zückte während einer solchen Anmoderation spontan Zettel und Stift, um eine Anregung mitzunehmen. Da wir abends gerne noch zurück wollten und der letzte Zug bereits kurz nach zehn Uhr fahren sollte, mussten wir uns leider bereits in der Pause auf den Heimweg machen. Trotzdem war es für uns ein gelungener Abend mit schöner Musik, angenehmen Kontakten und natürlich der Gelegenheit, bei fachkundigem Publikum außerhalb Ostfrieslands Werbung für die Gezeitenkonzerte zu machen. Gefreut habe ich mich, dass auch die Managerin u. a. von Matthias, Julia Nees von June Artists, aus Berlin angereist war. So konnten wir gleich noch ein paar Details bezüglich der Künstlerverträge klären. Ulf Brenken wird versuchen, seine Lieblingsstadt Hamburg für das Konzert in Dangast mit den drei Gerassimez-Brüdern doch ausnahmsweise zu verlassen. Wir sorgen für das nötige Visum!
Es gibt schon nette Sachen
Gestern haben wir vom Lisbeth Quartett die Verträge zurückbekommen. Gleichzeitig hat Frontfrau Charlotte Greve uns die Plakate für das Gezeitenkonzert im Pumpwerk am 5. Juli geschickt und das nebenstehende Kärtchen mitgeschickt. Es gibt schon nette Gimmicks. Auf diese vier jungen sympathischen und vor allem guten Musiker freue ich mich schon sehr, denn das ist genau der Jazz, den ich mag, und den Kollegen geht es genauso!
Was sagt Uwe hier gerade nebenan: “Für Charlotte tuen wir alles!” Wie gut, dass ich nicht weiß, worauf das bezogen war!