Schöner Abend auf Gut Horn

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Christian Ihle Hadland, Foto: Karlheinz Krämer

Gestern Abend gab Christian Ihle Hadland seinen von mir lang erwarteten Klavierabend auf Gut Horn in Gristede. Wie erwartet, war es ein wundervolles Gezeitenkonzert im tollen Ambiente des Anwesens von Renate Franz und Hans-Georg Frers.

Über die „Vier Albumblätter“ von Grieg, das einleitende Stück, berichtete mir ein Besucher in der Pause, dass er es sehr genossen habe, da er einfach nur die Augen geschlossen und der Musik gelauscht und dabei viele verschiedene Bilder vor seinen Augen gesehen habe. Wenn man das als Musiker schafft, hat man gewonnen, denke ich! Das zweite Stück vor der Pause war Schuberts Klaviersonate in A-Dur D 959 – zum Niederknien schön! Gerade das großangelegte Rondo (Alegretto) zum Schluss, ließ einen tatsächlich wie im Programm prophezeit „wie uferlos über zwölf Minuten lang alle Zeit der Welt vergessen“. Ein erfahrener Kritiker war der Meinung, Schubert noch nicht auf diese Weise gehört zu haben wie von Christian Hadland. Zum Abschluss gab es Janáčeks „Auf verwachsenem Pfade“, ein sehr schönes, autobiographisches Stück aus dem bewegten Leben des Künstlers. Als Zugabe – das Publikum hätte am liebsten mehr als nur eine gehabt – spielte Christian ein kurzes barockes Stück von 1591, ganz witzig, was uns vom Team sehr gut gefiel.

Mir ist dieser junge Pianist mit seiner sehr speziellen Art und Weise sehr angenehm (s. Blogpost vom 6. Mai). Wie viele Norweger, die mir bei unterschiedlichen Gelegenheiten über den Weg gelaufen sind, kommt er in einer kurzen Hose aus dem Flieger. Uwe hat ihn vom Flughafen abgeholt und schon von Weitem erkannt, obwohl er nicht aussieht wie der typische Musiker. Auf der Rückfahrt ins Hotel hat er mir erzählt, dass er den Herbst liebt: Den Geruch von nassem Laub, diese spezielle Luft (und ich weiß, in Skandinavien ist sie noch ein wenig spezieller als hier), der prasselnde Regen und man selbst sitzt im warmen Haus und tut am besten gar nichts. Was er dann wohl trägt, frage ich mich.

Im Vorfeld des Konzertes gab es etwas zu Besonderes: Unser Hauptsponsor Statoil feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen (des Mutterkonzerns in Norwegen wohlgemerkt!) und hatte einige Gäste aus dem Umfeld zu einem Empfang geladen. Da Christian Ihle Hadland zu den Heroes of Tomorrow (der Talentförderkampagne von Statoil Norwegen) gehört, lag es nahe, dies im Zusammenhang mit diesem Gezeitenkonzert auf Gut Horn zu begehen. Es war sehr interessant, den beiden kurzen Vorträgen vom Chef von Statoil Deutschland, Richard Eriksen, und seinem Vor-vor…Vorgänger, dem ersten in der 27-jährigen deutschen Geschichte des Konzerns, John Eldøy zuzuhören. Schade war, dass die norwegischen Gäste aufgrund des Streiks der Lufthansa-Flugbegleiter weder dabei noch bei dem Konzert am Abend anwesend sein konnten. Die Flüge von und nach Stavanger gehen nämlich häufig über Frankfurt. Und ausgerechnet dieser Flughafen wurde bestreikt. Das Konzert war lange im Vorfeld ausverkauft, und nun blieben gerade diese Plätze leer.

Orangerie, Gut Horn

Gut Horn hat wirklich eine spezielle Atmosphäre. Jedes Jahr kommen liebevolle Details dazu, die stets eine große Bereicherung sind, beispielsweise die neue Orangerie oder auch der tolle Leuchter in der ‘anderen’ Scheune. Die beiden Besitzer haben ein tolles Händchen und einen guten Geschmack. Gespannt bin ich, ob der Wein hinter der neuen Orangerie gut angeht. Allen, die unser Gezeitenkonzert dort verpasst haben, möchte ich das „Gut Horn Hör’n“ Festival & Landpartie vom 12. bis zum 14. Oktober ans Herz legen. Dann gibt es dort unter dem Motto „Klingende Kulinarik“ Musik und Lesungen in Verbindung mit gutem Essen und vielem mehr.

Das Szymanowski Quartett in Leer

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Szymanowski Quartett, Foto: Marco Borggreve

Nun wird man schon angesprochen, wenn man mal ein paar Tage nicht zum Bloggen kommt. Aber es stimmt ja. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich erst am Tag des Konzertes etwas über das Szymanowski Quartett schreiben würde. Dabei ist das eines der Gezeitenkonzerte, das schon lange feststeht. Das Datum wurde noch ein paarmal variiert, aber es war klar, dass die vier sympathischen Jungs dabei sein würden.

Heute Abend ist es also schon so weit: In der frisch renovierten Großen Kirche in Leer, die wirklich sehr schön geworden ist, treten Andrej Bielow (Violine), Grzegorz Kotów (Violine), Vladimir Mykytka (Viola) und Marcin Sieniawski (Violoncello) als Szymanowski Quartett auf. Sie haben sich ein meiner Meinung nach wunderschönes Programm ausgesucht. Es beginnt mit dem Streichquartett Nr. 23 f-Moll op. 20/5 von Joseph Haydn, einem der „Sonnenquartette“. Ulf Brenken hat bei uns mal wieder Aufklärungsarbeit geleistet: Die Bezeichnung ist nicht auf die wärmende, strahlende Sonne zurückzuführen, sondern stammt schlicht und ergreifend daher, dass das Titelblatt einer zeitgenössischen Druckausgabe von 1779 von einer aufgehenden Sonne verziert war. Manchmal staunt man!

Es folgt das Streichquartett Nr. 2 op. 56 des großen Namensgebers des Quartettes, Karol Szymanowski, dessen Werke leider viel zu selten in Konzerten zu hören sind. Mein persönlicher Eindruck wird einmal mehr durch Ulf Brenkens Text für das heutige Konzert untermauert, in dem er schreibt: „Karol Szymanowski [gilt] heute als Repräsentant der beginnenden Neuen Musik in Polen. Aufgrund „beharrlicher Ignoranz unserer Veranstalter und Interpreten“ werden die Kompositionen Szymanowskis nicht allzu häufig aufgeführt, was auf „ihre äußerste Konzentriertheit und sperrige Tonsprache“ (Michael Struck-Schloen) zurückgeführt werden kann. Immerhin hat ein großer Geiger wie Christian Tetzlaff beide Violinkonzerte im Repertoire (und spielt sie im November an einem Abend in Reykjavik!) Im Rahmen der Gezeitenkonzerte kann hier also ein weiterer „weißer Fleck“ von der Landkarte selten zu hörender Streichquartett gestrichen werden.“

Den Abschluss des Konzertes bildet das Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Werk, das er quasi als Requiem für seine verstorbene Schwester Fanny komponierte, ein sehr dynamisches Werk, von Trotz und Trauer geprägt, das mich sehr berührt.

Andrej Bielow durfte ich schon begegnen, die anderen Herren kenne ich noch nicht, bin aber sehr gespannt. Andrej habe ich als begeisterten Musiker und sympathischen Menschen kennengelernt. Aus dem Interview, das Karin Baumann für die Ostfriesischen Nachrichten am Samstag mit ihm geführt hatte (s. Rubrik “Presse” hier im Blog), konnte ich ihn sehr gut herauslesen. Das Szymanowski Quartett gibt es seit 1995; mittlerweile gehört es zu einem der bemerkenswertesten Streichquartette seiner Generation. Ausgebildet wurde es an der Musikhochschule Hannover von Hatto Beyerle. Seit dem Herbst 2000 unterrichtet das Quartett selbst ebenda eine Kammermusikklasse. Es ist zu Hause auf den verschiedensten Bühnen der Welt und hat zahlreiche Preise gewonnen (s. Homepage). Schön finde ich, dass das Szymanowski Quartett im Jahr 2008 das „Lviv Chamber Music Festival“ gegründet hat. Bekannt ist Lviv ja spätestens seit diesem Jahr durch die gemeinsame Fußball-EM in Polen und der Ukraine, allerdings eher unter dem deutschen Namen Lemberg. Als musikalische Grenzgänger will das Szymanowski Quartett zu einem aktiven Kulturaustausch beitragen und lädt dazu namhafte Künstlerkollegen zu gemeinsamen Konzerten nach Lviv ein. Übrigens stammt auch der junge Pianist Vasyl Kotys, der das Gipfelstürmer-Konzert in Bagband bestritten hat, von dort.

 

Gezeitenkonzerte im Zeit-Magazin

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Festivalkarte, Quelle: Zeit-Magazin August 2012

Da haben wir aber nicht schlecht gestaunt, als wir in der vorletzten Woche über den Artikel im Zeit-Magazin gestolpert sind: Die Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft gehören bereits im Jahr ihrer Geburt zu den wichtigsten Sommerfestivals in Deutschland.

Sonst ist es um die Region Weser-Ems nicht so gut bestellt. Vertreten sind im äußersten Nordwesten lediglich die Niedersächsischen Musiktage, die ganz Niedersachsen bespielen. Das Musikfest Bremen – muss man fairerweise sagen, auch wenn es aus der Karte nicht hervorgeht – bespielt ebenfalls mit wenigen Konzerten die ostfriesische Halbinsel. Zum besseren Verständnis der Karte, und um Verwunderungen vorzubeugen, sollte man sich vor Augen halten, dass es sich um die wichtigsten Sommer-Klassik-Festivals handelt. So fehlt z. B. das Usedomer Musikfestival, da es erst im September beginnt.

Was für ein Abend

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Christian Tetzlaff, Foto: Karlheinz Krämer

Vor zwei Jahren erschien im Hamburger Abendblatt ein Porträt, das Christian Tetzlaff als Gegenmodell zum massentauglichen David Garrett darstellte. Ein norddeutsch sympathischer und bodenständiger Typ sei er (immer die gleiche Kurzhaarfrisur!), der mit Starrummel nichts anfangen kann. Sein Motto: „Die Menschen zu berühren, die ins Konzert kommen und vielleicht – im Idealfall – dafür zu sorgen, dass sie ihr Leben nachher anders fühlen, ist doch ein wunderbares und wichtiges Ziel!“. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Matthias Kirschnereit dieses Motto zum Start der Gezeitenkonzerte ganz ähnlich formuliert.

„International berühmt“, „Weltstar“ – solche Worte fallen ja schnell. Aber Christian Tetzlaffs Konzerttermine sind wahrlich global. Und man muss sich nur einmal die euphorische ausländische Presse (vor allem in den USA) durchlesen, um das Renomee dieses Mannes zu verstehen. Vorige Woche spielte er in Chicago und Montreal, im September stehen die Royal Albert Hall in London, die Berliner Philharmonie, Zürich, Paris und Stockholm an.

Die Kirche Remels mutet in dieser Reihe der bedeutendsten Spielorte der Welt fast ein bisschen exotisch an. Große Dankbarkeit sprach Landschaftspräsident Helmut Collmann darum auch den Sponsoren aus, die das Konzert ermöglichten. Dankbar nahmen auch die Besucher die beiden Ausnahmemusiker an. Allen war bewusst: Dieser Abend, diese Künstler sind etwas Besonderes.

Die Kirche war so voll, dass wir auf der Bühne noch Besucher platzieren mussten. Die Musiker fühlten sich dadurch nicht gestört, und wir waren froh, den Platz nutzen zu können. Wie die beiden dann die Beethovensonate spielten, war atemberaubend. Christian Tetzlaff verfügt über ein solches Register an Ausdrucksmöglichkeiten, wie es wirklich nur ganz wenige Geiger besitzen. Auf allen Lagen war das Spiel und der vollendete Klang so nuancenreich, dass in der Kirche eine atemlose Stille herrschte.

Dass Matthias Kirschnereit die Violine perfekt ergänzte, muss ja kaum gesagt werden. Die beiden sind seit langem befreundet und sprechen musikalisch die gleiche Sprache.Etwas bange war uns um die Glockenschläge. Leider konnten die Zuschauer auf der Empore das Uhrwerk hören, und die Glocke ließ sich auch nicht ausschalten. Zum Glück passten die 22:00-Uhr-Schläge perfekt in die Pause zwischen den Schumann-Sätzen.

Schumanns Große Sonate op. 121 ist tiefgründig und vielschichtig.  Der leidenschaftlich drängende d-Moll Gestus prägt den Kopf- und Schlusssatz. Ein sehr zarter dritter Satz besteht fast nur aus gezupften Akkorden. Interessant sind auch die harmonischen Wendungen: So wird die Zieltonart D-Dur erst ganz am Ende in der Coda atemlos erreicht, fast so, als wäre es zu spät. Es bleibt das Gefühl, als würde Überdruck herrschen. Zum Glück entlädt sich der Überdruck im Konzert in den Applaus. Langer Applaus, bis die Hände schmerzen. Dann eine Zugabe. Beethoven. Nochmal langer Applaus. Was für ein Abend!

Christian Tetzlaff und Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Neuigkeiten zum Schluss

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Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim

Gestern gab es in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden ein Pressegespräch mit Harald Lesch, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems, Bankdirektor Klaas Müller, Raiffeisenbank eG Moormerland, und Sprecher der Kreisarbeitsgemeinschaften der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Ostfriesland, Dirk Lübben und mir von der Ostfriesischen Landschaft. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Ostfriesland fördern das Schlusskonzert der Gezeitenkonzerte, und da es ein paar Neuigkeiten gab, war es an der Zeit, diese mit Hilfe der Presse auch der Öffentlichkeit mitzuteilen.

In der letzten Zeit haben sich bei uns in der Landschaft die Ereignisse überschlagen. Zuerst war Ulfert Woydt, Geschäftsführer der Heidelberger Philharmoniker, eine Zeitlang schlecht erreichbar, dann suchte er uns persönlich auf, um mitzuteilen, dass der Umbau „seiner“ Spielstätte sich so weit verzögert hatte, dass die Stadt Heidelberg ihn mit den Philharmonikern und dem Dirigenten verpflichtet habe, Anfang September umzuziehen. Wer schon einmal privat umgezogen ist, weiß, was da so alles dran hängt: Mit einem ganzen Orchester möchte ich persönlich das überhaupt nicht ausprobieren. Unsere Gesichter wurden ob dieser Ankündigung schon ein wenig länger, aber dann kam die gute Nachricht: Die Stadt Heidelberg hat für wirklich adäquaten Ersatz gesorgt, sodass unser diesjähriges Gezeiten-Schlusskonzert in der Johannes a Lasco Bibliothek vom Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim (KKO) unter der Leitung von Ivo Hentschel gemeinsam mit Matthias Kirschnereit durchgeführt wird. (Die tatsächliche Besetzung wird größer sein als die auf dem Foto abgebildete.) Der NDR war damit auch sehr zufrieden, zumal die zuständige Ansprechpartnerin für uns aus dieser Region kommt und mit der Orchesterlandschaft dort vertraut ist. Schließlich soll das Konzert mitgeschnitten werden.
Als Bonbon haben wir dann mit dem Geschäftsführer des KKO ausgeknobelt, dass noch eine öffentliche Generalprobe vormittags ab 11:00 Uhr zum halben Ticketpreis angeboten wird. Die Idee, diese auch für Schüler zu öffnen, wird sich vermutlich leider nicht verwirklichen lassen, da zurzeit Ferien sind und die Schüler und Lehrkräfte erst Anfang September in die Schulen zurückkehren. Frau Wagner von der Emder Zeitung fragte während des Pressegespräches gleich ketzerisch nach, ob sie sich das tatsächlich so vorstellen dürfte, dass bestimmte Passagen auch öfter angespielt würden. Davon gehe ich aus, und wir beide waren uns schnell einig, dass das auch seinen Reiz hat.

Wir sind sehr froh, dass sich mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken in Ostfriesland, der Oldenburgischen Landesbank und der Bremer Landesbank gleich drei konkurrierende Banken für die Förderung der Gezeitenkonzerte entschieden haben. In diese Riege der großen Unterstützer reihen sich neben Statoil als Hauptförderer auch die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur ein. Hinzu kommen die zahlreichen Konzertförderer und Einzelspender. Jedem von ihnen gilt unser großer Dank, ebenso wie unserem Kulturpartner NDR Kultur.

Nur ein Stehplatz – aber was für einer

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Christian Tetzlaff, Foto: Giorgia Bertazzi

So, nun liegen nur noch fünf Gezeitenkonzerte vor uns. Fast ergreift einen schon ein bisschen Wehmut, da bald bereits der erste Durchgang der Gezeitenkonzerte vorbei ist. Alle Konzerte, die jetzt noch kommen, sind in meinen Augen – ein jedes für sich natürlich, da sie schlecht vergleichbar sind – Highlights. In dieser Woche freue ich mich besonders auf das Zusammenspiel von Matthias Kirschnereit, den ich in diesem Jahr einige Male auch schon als Musiker erleben durfte, und Christian Tetzlaff. Seit langem sind die beiden befreundet und freuen sich jedes Mal, wenn ihnen die Gelegenheit geboten wird, gemeinsam zu musizieren. Bei unserem ersten Gespräch im Januar schwärmte mir Matthias bereits von diesem Menschen vor und lud mich zu einem – wie ich dachte – gemeinsamen Konzert in Bremerhaven ein. Leider war es mir an diesem Abend nicht möglich, dorthin zu fahren, obwohl es quasi vor der Haustür gewesen wäre. Ein bisschen habe ich mich damals schon geärgert. Aber Dirk hat mich nun gerade aufgeklärt, dass es nicht Christian gewesen wäre, sondern Stephan Tetzlaff, der älteste Bruder, der dort das Philharmonische Orchester Bremerhaven dirigierte. Trotzdem!

Jetzt Donnerstag werde ich die Gelegenheit nutzen und wenigstens meinen Stehplatz – diesmal vor der Zwischentür – in der Kirche Remels verteidigen, um den Interpretation von Christian Tetzlaff und Matthias Kirschnereit der Werke von Debussy, Webern, Beethoven und natürlich Schumann zu lauschen.

Bislang wusste ich von Christian Tetzlaff nur, dass er ein unglaublich sympathischer Mensch sein soll. Und natürlich ein hervorragender Künstler. Genauso wie Matthias Kirschnereit hat auch er den ECHO Klassik verliehen bekommen. Er allerdings zweimal: 2004 und noch einmal 2007. Einer seiner häufigeren Kammermusikpartner ist Lars Vogt, der ebenfalls bei den Gezeitenkonzerten hätte auftreten sollen, und seine Schwester, die Cellistin Tanja Tetzlaff. Des Weiteren spielt er zusammen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und ist durch dieses Zusammenspiel bereits vielen aus der Region bekannt. Darüber hinaus tourt er mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter Andris Nelsons durch Spanien und Frankreich. Nach Fernost geht es mit dem NDR Sinfonieorchester unter Thomas Hengelbrock und weiteres steht in seiner Biografie. In der Laeiszhalle in Hamburg ist er quasi zu Hause, da er Residenzkünstler der Elbphilharmonie ist.

Das Gezeitenkonzert der beiden ist schon seit einiger Zeit ausverkauft. Zwischendurch haben wir sogar mal über einen Zusatztermin nachgedacht. Der kam aber leider aufgrund zweier übervoller Terminkalender nicht zustande.

Eine Premiere: Chopin in Marienhafe

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Lutz Görner und Elena Nesterenko, Foto: Karlheinz Krämer

Donnerstagabend gab Lutz Görner die Premiere seines neuen Programms „Chopin!“ vor ausverkauftem Haus bei den Gezeitenkonzerten in der Kirche zu Marienhafe. Der Rezitator, wie er sich selbst nennt, hatte die Biografie, die Franz Liszt zu seinem Freund Frédéric Chopin zwei Jahre nach dessen Tod verfasst hatte, seinem Programm zugrunde gelegt. Für die gefühlvolle musikalische Untermalung sorgte die Pianistin Elena Nesterenko. Schließlich sind alle Werke Chopins von viel Gefühl durchzogen und spiegeln die Empfindungen und Erfahrungen seines kurzen, von Wehmut und Krankheit durchzogenen Lebens wieder.

Gut gefiel das Bühnenbild, bestehend aus zwei beleuchteten Kirschbäumen, wobei sich mir und einigen anderen der tiefere Sinn der beiden Bäumchen leider nicht erschloss, und einer großen Leinwand dazwischen, auf der Lutz Görner Bilder aus dem Leben Chopins zeigte, gefolgt von den Händen der Pianistin während ihres Spiels – eine eindrucksvolle Möglichkeit, auch von ganz hinten das Gefühl zu haben, vorne dabei zu sein. Elena Nesterenkos Spiel wurde mehrfach von donnerndem Zwischenapplaus gekrönt. Görner saß rechts neben dem Flügel an einem Tischchen, rezitierte und bediente gleichzeitig die Technik. Einige Gäste hatten Schwierigkeiten, ihn zu verstehen und baten in der Pause darum, den Ton lauter zu machen, bzw. ihm ein Mikrofon zu geben. Obschon er nicht der Meinung war, dass es nötig sei, hat er auf Intervention Matthias Kirschnereits dessen Bitte nachgegeben. (Ich muss dazu sagen, dass ich ganz hinten saß und ihn zu jeder Zeit gut verstehen konnte.) Zum Abschluss gab es dann auch Standing Ovations und lang anhaltenden Applaus.

Entgegen der Rezensionen in der Presse heute (s. Rubrik Presse hier im Blog, aus rechtlichen Gründen fehlt die aus dem Ostfriesischen Kurier) gefiel vielen das zweistündige Programm (mit Pause) ausnehmend gut. Ein Herr sprach mich sogar heute in der Mittagspause an, um mir das zu sagen, gerade weil er die Rezensionen ebenfalls gelesen hat.
Wir freuen uns über die unterschiedlichen Meinungen und Empfindungen und dass die Presse schreibt, was sie denkt. Gerne darf dabei auch mal etwas Kritisches herauskommen: Lutz Görner will nicht gefallen, er will polarisieren. Das merkte man allein an seinen einladenden Worten zum Abkürzen der Pause: „Ihr lahmarschigen Ostfriesen, kommt mal wieder rein; dann können wir hier weitermachen!“ Diese und andere Äußerungen sind sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber Görner ist bestimmt nicht der Einzige, der nicht immer nur gefallen möchte.

Der Zauberflötist in Sengwarden

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The English Concert und Maurice Steger, Foto: Karlheinz Krämer

Wenn ganze Flötenensembles aus Norden, Oldenburg und der gesamten Region in das kleine Dorf Sengwarden anreisen, muss dort etwas Besonderes stattfinden. Sie kamen für einen Mann und ein großartiges Orchester: Der Blockflötist Maurice Steger gastierte mit dem Barockorchester The English Concert zwischen Auftritten in Schleswig-Holstein und dem Rheingau Festival in der Kirche Sengwarden. Während der Probe fragten einige Besucher bereits mit großen Augen, ob sie nicht schon einmal lauschen dürften; sie seien schon so aufgeregt.

Das Konzert war bereits im Vorfeld stark nachgefragt und ausverkauft. So voll wie am Dienstagabend haben wir die Kirche aber noch nicht gesehen; jeder freie Platz wurde genutzt und so fanden über 370 Zuhörer oben, unten und auf dem Gang Platz.

Auch Matthias Kirschnereit, künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte, kam extra aus Hamburg nach Sengwarden. Er verneigte sich bereits im Vorwort vor Maurice Steger und erzählte von ihrem ersten Aufeinandertreffen bei einem Musikfest in Koblenz. Als Pianist,  der sich wenig mit Blockflöten beschäftige, sei er „völlig perplex“ gewesen, was sich aus diesem Instrument herausholen lässt. Daher war Maurice Steger auch ein echter „Wunschkandidat“ für die Gezeiten gewesen. Dass dieser sein Programm an der Seite von The English Concert bestreitet, ist quasi ein doppelter Glücksfall.

Zugegeben: die gemeine Blockflöte kennt man ja aus dem Schulunterricht – was oft keine besonders harmonische Partnerschaft ist, die für manches Instrument irgendwann in der Schublade endet. Was Maurice Steger mit der Flöte anstellte, war jedoch „ohne Worte“, wie es in der Pause überall hieß. Sein Sound flutete die Kirche.

Das Konzert war zugleich eine Zeitreise in den Barock. Händel, Corelli und Vivaldi standen auf dem Programm und das siebenköpfige Orchester spielte auf den Punkt genau, unglaublich lebendig, spritzig und austariert, sodass die Streicher David Gordons Cembalo-Spiel kunstfertig umkreisten. Alte Musik kommt bei den Gezeiten in diesem Jahr vielleicht ein wenig zu kurz. Gestern kamen die Fans aber ganz auf ihre Kosten. Die Musiker mischten sich in der Pause und nach dem Konzert unters Publikum, mussten aber bald abreisen; ihr Terminplan ist rappelvoll.

Eine Besucherin aus dem Oldenburger Flötenensemble meinte, ihr würden ein paar kostbare Minuten der Musik schon reichen und der Abend hätte sich gelohnt. Es hat sich gelohnt. Und wer weiß, vielleicht hat der ein oder andere am Abend noch einmal die Schublade aufgemacht und die alte Blockflöte herausgeholt.

Der Zauberflötist Maurice Steger
Maurice Steger, Foto: Karlheinz Krämer

Auf nach Sengwarden

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Kirche Sengwarden
Kirche Sengwarden, Foto: Karlheinz Krämer

Nach meinem kleinen Kurzurlaub in der letzten Woche war gestern – Montag – natürlich bei der Arbeit gleich wieder einiges los, aber es ist ja auch schön, wenn der Tag schneller vorbei ist, als man denken kann.

Heute Abend geht es nun mit den Gezeitenkonzerten weiter. Ein Aufbautrupp ist schon in Sengwarden, der zweite unterwegs, die Künstler von The English Concert und Maurice Steger haben im Hotel eingecheckt, und wir bereiten hier noch die restlichen Sachen vor, um dann ebenfalls rechtzeitig gemeinsam loszufahren. Das Konzert war im Vorfeld bereits ausverkauft; dann sind Wiebke und Dirk noch einmal nach Sengwarden gefahren, um zu schauen, ob nicht vielleicht doch noch ein paar Stühle gestellt werden können. Mittlerweile sind auch diese zusätzlichen Plätze schon wieder verkauft, sodass sich das Organisationsteam und die Musiker auf ein restlos ausverkauftes Haus und ein schönes Gezeitenkonzert freuen. Besonders schön ist, dass auch Matthias Kirschnereit sich zu diesem Gezeitenkonzert angemeldet hat.

Impressionen vom Gezeitenkonzert in Dangast

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Gezeiten-TV: Impressionen vom Konzert in Dangast

Unser letztes Gezeitenkonzert war das in Dangast mit den drei Brüdern Gerassimez – ein Gipfelstürmerkonzert. Mittlerweile überlegen wir ja schon, ob Matthias Kirschnereit uns alle ein bisschen aufziehen wollte mit dieser Bezeichnung. Auch Alexej, Nicolai und Wassily Gerassimez haben uns und das Publikum mal wieder zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Spannend waren auch ihre Eigenkompositionen.

Das Alte Kurhaus in Dangast ist ein Raum, der regelmäßig die Gemüter erregt. Er bietet Platz für etwa 200 Gäste im Hauptraum, an diesem Mittwoch haben wir uns dann dafür entschieden, den Nachbarraum auch auch zu öffnen. Man sitzt dort schräg zur Bühne. Das Alte Kurhaus hat einen Ruf weit über die Region hinaus. Legendär ist der Rhabarberkuchen, Simon schrieb schon darüber. Es verströmt einfach einen rustikalen Charme, den mancher Gast den Künstlern gegenüber nicht angemessen findet. Allerdings wissen wir aus Erfahrung, dass die Musiker sich dort sehr wohl fühlen und auch vorher von uns über die “Umstände” informiert werden. Es gehört ja dazu, dass nicht nur die Kirchen der Region als Konzertorte eingebunden werden. Das Wetter an diesem Abend war toll, zuerst blendete die Sonne sogar so, dass in der ersten Hälfte des Konzertes die roten Vorhänge zugezogen werden mussten. In der Pause sorgte bereits der kühle Abendwind für ein schnelles Auslüften des Saals durch die geöffneten Fenster. Danach musste man aufpassen, dass man sich vom wunderschönen Sonnenuntergang über dem mittlerweile trockengefallenen Watt nicht vom Geschehen auf der Bühne ablenken ließ. Schließlich ist es schon ein besonderes Ereignis, die drei Brüder in einem Konzert erleben zu dürfen.

Blick aus dem Alten Kurhaus Dangast, Foto: Karlheinz Krämer

Video vom Concerto Recitativo mit der Blues Company in Münkeboe

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Vor genau einem Monat fand in der Kirche “Zum guten Hirten” in Münkeboe bei den Gezeitenkonzerten ein Concerto Recitativo zum Lebensweg Martin Luther Kings von und mit Annette Kristina Banse und Hans Christian Schmidt-Banse statt. Musikalisch wurden die beiden begleitet von der fantastischen Blues Company. Es war ein unglaublich gutes, dichtes Programm, das sehr ergreifend war.
Nicht nur unser “Haus- und Hoffotograf” Karlheinz Krämer macht Videos, nein, in diesem Fall hat auch die Blues Company draufgehalten.

Stimmungsvoller Abend in Dangast

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Nicolai und Alexej Gerassimez, Foto: Karlheinz Krämer

Dangast ist etwas Besonderes. Ebbe und Flut, Laut und Leise, Kommen und Gehen, Watt und Meer – hier bestimmen die Gezeiten den Lauf der Dinge. Jede Musik, die vor dieser Kulisse erklingt, erhält unweigerlich eine größere Bedeutung.

Passend zum Kommen und Gehen der Gezeiten kamen und gingen die Brüder Gerassimez. Vibraphon und Klavier, Violoncello und Klavier, Violoncello solo, Schlagzeug und Klavier, Violoncello solo, Snare Drum Solo, und am Ende alle zusammen – so abwechslungsreich war das Programm gestaltet. Das hieß, dass Alexej (Vibraphon, Schlagzeug), Nicolai (Klavier) und Wassily (Violoncello) sich die Bühne abwechselnd und in unterschiedlichen Kombinationen teilten.

Besonders informativ und auch unterhaltsam waren ihre Ankündigungen. Alexej zeigte, was man aus so einer einzelnen Snare Drum alles herausholen kann an Dynamik, Rhythmen und Klängen. „Besonders beim Schlagzeug erschließen sich bestimmte Stücke im Konzert leichter. Der Zuhörer kann sehen, wie der Klang entsteht, welches Schlaginstrument wie gespielt wird“, schreibt der 25-jährige über seine Eigenkomposition „Asventuras“ (Abenteuer). Ein Abenteuer war es auch, wie die Brüder von den klassischen Klängen einer Debussy-Sonate über argentinische Traurigkeit (Piazzollas „Grand Tango“) hin zu jazzigen Elementen (Séjourné) in allen musikalischen Gefilden zuhause waren.

Die Brüder waren wahrlich energiegeladen, sportlich locker (vor dem Konzert waren sie noch entspannt im Meer schwimmen), aber zugleich hochkonzentriert und auf den Punkt genau. Das Publikum dankte mit johlendem und anfeuerndem Applaus. Es lässt sich gar nicht sagen, was am Ende der musikalische Höhepunkt war. Alle drei musizieren und ergänzen sich auf so einem hohen Niveau, dass man auch gut drei Abende hätte füllen können.

Wibke hat ja schon auf die spezielle und einzigartige Atmosphäre in Dangast hingewiesen (siehe unten): Sonnenuntergang, Wattenmeer, lauwarmer Wind und das perfekte Wetter machten die Pause zu einem besonders stimmungsvollen Intermezzo.

Lauter glückliche Gesichter verließen nach der Zugabe den Raum. Die Besucher sprachen von einem überwältigenden, ja geradezu spirituellen Konzerterlebnis. Groß war der Andrang beim CD-Stand; jeder wollte ein kleines Autogramm als Erinnerung haben, und die Brüder durften fleißig schreiben und Hände schütteln. Auch im Gerassimez’schen Gästebuch bedankten sich einige Besucher überschwänglich für das schöne Konzert. Das freut uns ganz besonders!

Als gegen 23 Uhr alle Besucher gegangen waren, ging es für uns noch ans große Stühle und Tische rücken. Am Wochenende muss hier ja wieder Rhabarberkuchen gegessen werden. Ach ja, der legendäre Rhabarberkuchen. Den darf man nicht vergessen, wenn von Dangast die Rede ist – er war natürlich vorzüglich. Auch hier gilt noch einmal der Dank an Familie Tapken und das Team vom Alten Kurhaus für seine Gastfreundschaft und das tolle Miteinander. Gerne im nächsten Jahr wieder! Als der große Raum dann wieder hergestellt war, machten wir uns nachts auf den Heimweg und dachten: Ja, Dangast ist doch immer etwas Besonderes.

Das Model der Gezeitenkonzerte: Dangast

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Es gibt Konzertorte, die einfach ein sehr spezielles Flair haben. Ganz besonders freue ich mich deshalb auf das Konzert heute Abend mit den drei Gerassimez-Brüdern im Alten Kurhaus in Dangast. Hier passen Name des Festivals, Ort und Künstler sehr gut zusammen. Das Kurhaus liegt direkt am Jadebusen, sodass man vom Konzertraum aus den Sonnenuntergang genießen kann, und heute auch noch bei perfektem Wetter auf das trockenfallende Watt gucken kann. Zuvor gibt es bei unseren Streifzügen die Gelegenheit mit der Etta von Dangast einen Ausflug auf dem Jadebusen unter anderem zum Arngaster Leuchtturm zu machen. Also ist nach der Flut irgendwann Ebbe.

Nicht so musikalisch. Da gehe ich davon aus, dass die drei Jungs so richtig aufdrehen und für eine Flut an Musik sorgen. Allein die Kombination aus Schlagzeug, Vibraphon, Cello und Klavier in einem Konzert finde ich sehr spannend. Es vereinen sich hier Werke der letzten hundert Jahre – von Debussy, Piazzolla, Ligeti, Psathas und Séjourné … .

Brüder Gerassimez (c) Deutscher Musikwettbewerb/Haring

Beim Lesen der Vitae unserer heutigen „Gipfelstürmer“ gingen bei mir die Augen über. Dass alle drei Preisträger beim Deutschen Musikwettbewerbs des Deutschen Musikrates sind, wusste ich schon länger, aber wenn man so liest, wo die Herren bereits aufgetreten sind (Laeiszhalle, Berliner Philharmonie, Wigmore Hall) und was für Preise jeder für sich so „abgestaubt“ hat, ist sehr beeindruckend, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie erst Anfang zwanzig sind. Alexej und Wassily komponieren nebenher auch noch – man darf noch einiges erwarten, denke ich! Einige dieser Kompositionen dürfen wir heute Abend erleben.

Nicolai haben wir Anfang des Monats in Landow erlebt, wo er uns gut gefallen hat. Dort spielte er allerdings Klavier vierhändig.

Besonders freue ich mich auf Wassilys Stück „Transition“, das Matthias Kirschnereit unbedingt im Programm dieses Gezeitenkonzertes in Dangast haben wollte, aber auch auf Piazzollas „Le grand Tango“ und Alejejs „Variations on Libertango“. Über dieses Stück schreibt er im Booklet seiner aktuellen CD: „Eigentlich wollte ich den ‚Libertango‘ von Astor Piazzolla für Klavier und Vibraphon arrangieren. Doch während des Arrangierens kamen mir immer wieder musikalische Ideen und Einfälle. Mit der Zeit entwickelte das Stück ein Eigenleben und entfernte sich immer weiter von der ursprünglichen Version. Es ist jetzt ein eigenständiges Stück mit jazzigen, minimalistischen Elementen und Improvisationen im Mittelteil.“ Vielen Dank an dieser Stelle mal wieder an Ulf Brenken, der mir bereits im Vorfeld viele Informationen über die Kompositionen für das Abendprogramm hat zukommen lassen. Ihn hat speziell dieses Konzert so gereizt, dass er seine geliebte Stadt Hamburg verlässt, um es live zu erleben.

Hier in Dangast entstanden übrigens viele unserer „Gezeiten-Fotos“ – am anderen Ende der Ostfriesischen Halbinsel.

Motiv Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer

Gezeiten-TV: Erlebnistag in Campen

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Hier kommt der Gezeiten-TV Beitrag zu unserem Erlebnistag am letzten Sonntag im Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseum Campen mit den Nekkepenns.

Große Meister in Pewsum

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Amaryllis Quartett und Annika Treutler, Foto: Karlheinz Krämer

Zwei Wochen vor dem Konzert mit dem Amaryllis Quartett und der Pianistin Annika Treutler überschlugen sich die Nachrichten. Erst kam die frohe Botschaft, dass das Quartett den hochdotierten Kammermusikpreis der Jürgen Ponto Stiftung erhalten wird. Wenig später ging die bedeutende Nachricht ein, dass der ECHO Klassik Preis 2012 für die Kammermusikeinspielung des Jahres ebenfalls an das Quartett gehen wird.

„Sind das überhaupt noch Gipfelstürmer?“, fragte mich ein Besucher in Pewsum dann auch zu Recht. Die vier jungen Musiker haben die Gipfel jedenfalls in Rekordzeit erstürmt. Dementsprechend aufgeregt war man, die vier „in Action“ und zusammen mit Annika Treutler zu erleben. Die 21-jährige Pianistin machte den Anfang und war großartig. Sie spielte die sieben Fantasien für Klavier op. 116 von Johannes Brahms. Die Stücke wechseln von ruhigen und zärtlich-ernsten Momenten zum „agitato“ und gegenläufigen Arpeggien. In der Kirche herrschte eine fast magische Stille.

Das Amaryllis Quartett spielte Ravels Quatuor F-Dur. Wie diese vier Musiker gemeinsam kommunizieren und aufeinander eingespielt sind, ist wirklich unbeschreiblich. Tosender Applaus bereits zur Pause. Schön, dass nun auch endlich hier der Sommer angekommen ist und die Pause mit Gesprächen, Getränken und Essen den lauen Sommerabend voll ausfüllte.

Mein persönliches Highlight des Abends war das Klavierquintett von Brahms, bei dem man endlich alle fünf Musiker gemeinsam erleben konnte. 43 Minuten voll intensiver Musik, Emotionalität und Konzentration, sodass am Ende einige spürbar aufatmeten und nur noch „Großartig“ raunen konnten.

Annika Treutler, Foto: Karlheinz Krämer

Auf der preisgekrönten CD spielt das Quartett Streichquartette von Haydn und Webern. Da waren wir fast ein wenig enttäuscht, dass von den ausgezeichneten Stücken keines im regulären Programm vorgesehen war. Aber zum Glück gibt es ja die Zugaben. Und bei denen wurde bei den Gezeitenkonzerten ja bislang nicht gespart. Man durfte also hoffen. Dann aber kam die schlechte Nachricht des Tages: die Noten lagen noch in Emden! Was tun? Zum Glück gibt es Uwe Pape, der in Rekordzeit (natürlich korrekt der Geschwindigkeitsbegrenzung folgend!) hin und zurück fuhr und so die Zugabe rettete.

Haydns Schlusssatz aus dem Reiterquartett geriet dann auch zu dem, was die Ehrenrunde bei Olympia ist: eine große Verbeugung vor den Meistern. Das Pewsumer Publikum verbeugte sich mit riesigem Applaus. „Unser weißes Album“, nannte Gustav Frielinghaus die neue CD. Leider war das Quartett in den letzten Tagen so viel unterwegs gewesen, dass die „weißen Alben“ ausverkauft waren. Machte nichts, denn es gab noch das Vorgänger Album mit dem schönen Blumenmotiv als Cover. Was dann auch einige Nachfragen zum Namen aufklärte.

Annika Treutler entließ die Besucher mit modernen und sakralen Klängen von Messiaen in die Sommernacht. Der Besucher hatte Recht: Diese fünf Musiker haben den Gipfel längst erstürmt.

Coole Rampensäue im Museum

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Onno erzählt Jan die Geschichte von Störtebekers Schatz, Foto: Karlheinz Krämer

Am Sonntag – pünktlich zu unserem Gezeiten-Erlebnistag im Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseum Campen – kam die Sonne raus. Das trug natürlich ein bisschen zur guten Stimmung der Musiker Schauspieler, Tänzer usw. sowie des Publikums und aller Organisatoren bei. Um elf Uhr ging es mit „Störtebekers Schatz“ los. Der Waisenknabe Onno, super gespielt von Onno Smit, der sämtliche Texte auswendig konnte und seine Rolle ausfüllte wie ein alter Hase, sucht am Borkumer Strand nach Treibgut, das er verwenden kann, um für Feuerholz für seine Mutter und Oma Dirtje zu sorgen. Dabei sinniert er über den sagenumwobenen Schatz Klaus Störtebekers nach, der immer noch irgendwo in den Dünen der Insel versteckt sein soll. Dort trifft er auf seinen Freund Jan, schön trocken gespielt von Jasper Poppens, und die alte Oma Dirtje (Ronja Marks), die natürlich viele Teile der alten Sage kennt und auf plattdeutsch erzählt, was Jan nicht versteht, was aber sehr lustig rüberkommt. Zu viel will ich nicht verraten, denn diese Aufführung in Campen von den Nekkepenns war ja die Premiere und Auftakt einer Tournee durch die Region. Auf jeden Fall tauchen in der weiteren Geschichte Ekke Nekkepenn, der Meeresgott, Meerjungfrauen und Inselhasen auf. Die „Schandaal-Band“ sorgt für den musikalischen Part, der eigens für dieses Musical geschrieben wurde. Musik und Texte stammten aus der Feder von Holger Denckmann, Sabrina von Nuis und Dietmar Löcken. Die zahlreich erschienen Gäste waren ebenso begeistert wie unser Gezeiten-Team, dass es sich nicht nehmen lassen hat, bei den Musicals zuzuschauen. →Weiterlesen… “Coole Rampensäue im Museum”

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern