Sonst in den großen Konzerthäusern der Welt zu Gast, beehrte uns „der größte noch aktive Pianist unserer Tage […]“ (Die Welt), Grigory Sokolov, nach 2015 bereits zum zweiten Mal bei den Gezeitenkonzerten. Wie vor zwei Jahren, spielte der Ausnahmemusiker vor ausverkauften Haus im Theater an der Blinke in Leer. Wer zu den 750 Glücklichen zählte, die sich im Vorfeld eine Karte sichern konnten, durfte zwei Stunden lang Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven lauschen. Wie üblich und zur Freude der Konzertbesucher, gab Grigory Sokolov sechs Zugaben mit Werken von Schubert, Schumann, Rameau und Chopin und bereite dem Publikum noch 30 Minuten zusätzlichen Genuss. →Weiterlesen… “Weltklasse!”
Leer
Achtung: Konzertverlegung von Esens nach Leer
Gezeitenkonzert Nr. 18 wird von der St.-Magnuskirche Esens in die Große Kirche Leer verlegt
Die Planung eines Festivals erfordert manchmal unangenehme Entscheidungen der Organisatoren. Entscheidungen, die wir überhaupt nicht gerne treffen, weil wir in die Zwickmühle geraten. In die Zwickmühle, da wir die Bedürfnisse der Künstler verstehen, aber weder sie noch unsere Konzertbesucher verprellen wollen. Glücklicherweise haben solche Entscheidungen häufig nach langer Überlegung keine oder nur wenig Wirkung nach außen. Bei einer Konzertverlegung ist das natürlich anders. →Weiterlesen… “Achtung: Konzertverlegung von Esens nach Leer”
Mozart-Glamour in Leer
Länger hab ich nichts von mir hören lassen. Der Grund ist, dass ich in der letzten Woche das Abschlussseminar meines Freiwilligendienstes besucht habe. Mein Träger, die LKJ Niedersachsen, ermöglicht mehrfach im Jahr Wochen, in denen sich alle Freiwilligen treffen und gemeinsam kreativ werden können. Bei mir stand in der vergangenen Woche unter anderem Gesang bei der wunderbaren Anne Heeg, eine Begegnung mit ZEIT-Kolumnistin und Autorin Greta Taubert, Tanz und die wichtige Frage über die Zukunft unserer Gesellschaft auf dem Programm. Der endgültige Abschied von vielen Mitstreitern und Mitstreiterinnen fiel mir schon schwer. Deswegen fuhr ich gestern Abend auch ein wenig verstimmt nach Leer, wo die Arbeit rief. Zu tun war nicht mehr viel, doch nicht nur deswegen wurde ich immer fröhlicher: Ich war in meiner absoluten Lieblingskirche, in der ich selbst schon oft musiziert habe und wir hatten eins meiner Lieblingsensembles (zumindest für das ältere Fach) in Leer zu Gast. Win-win.
Sokolov in Leer
Sokolov in Leer.
Machen Sie ruhig eine Pause. Gehen Sie durchs Haus, schlagen die Lokalzeitung auf, trinken Sie einen Tee und lassen diesen Satz noch einmal nachwirken.
Sokolov in Leer. Darauf haben wir seit zwei Jahren gewartet. Damals kündigte Matthias Kirschnereit diese haarsträubende Idee an, einen der besten Pianisten der Welt zu den Gezeitenkonzerten einzuladen. Im letzten Jahr kamen Termine dazwischen, jetzt hat es endlich geklappt.
Sokolov in Leer. Das heißt: ausverkauftes Theater an der Blinke mit 735 Gästen. Wer an diesem Freitag an großer Kunst und klassischer Musik interessiert ist, hat in Leer zu sein. Alles andere ist Blasphemie und nicht ernst zu nehmen. →Weiterlesen… “Sokolov in Leer”
Der Meister beim Gezeitenkonzert in Leer: Grigory Sokolov
In Zusammenarbeit mit dem Verein junger Kaufleute Leer e. V. und gefördert von Frisia Möbelteile freuen wir uns sehr darauf, dass Grigory Sokolov am 24. Juli 2015 ein Gezeitenkonzert im Theater an der Blinke in Leer gibt. Für 2014 musste der große Meister uns kurzfristig absagen, da sich ein bereits zugesagter Termin in Frankreich im Kalender unsichtbar gemacht hatte.
Für viele, so auch für den künstlerischen Leiter der Gezeitenkonzerte Matthias Kirschnereit, ist Sokolov einer der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit. Viele schwärmen von seinem Vermögen, sein Publikum in seinen Bann zu ziehen und zu verzaubern. Man bereitet sich ja ein wenig auf „seine Künstler“ vor, liest das eine, hört das andere und macht sich ein Bild und ist gespannt, ob sich der eigene Eindruck bestätigt. Vielfach wird der kantable Klang seines Spiels beschrieben, ebenso wie die Leidenschaft, die Energie und Virtuosität. →Weiterlesen… “Der Meister beim Gezeitenkonzert in Leer: Grigory Sokolov”
Die letzten Tage
Teil I – Die Flamme des Festivals
Nach vier intensiven Konzerttagen, die selten vor halb eins nachts endeten, einer entspannten zweistündigen Pressekonferenz am Montagvormittag, sowie Mittagessen und Picknick mit dem Gezeiten-Team, können wir jetzt endlich ein bisschen zurückblicken und aufarbeiten. Offen sind zum Beispiel noch die Berichte der Gezeitenkonzerte in Dunum und Leer, die wir gerne im Blog verewigen möchten. Überhaupt freuen Wibke und ich uns, dass der Gezeitenblog in diesem Jahr wieder gut angenommen wurde. Klickzahlen sind und dürfen kein Maßstab für Qualität sein, aber ein bisschen stolz sind wir schon, dass der Blog bis zu 403 mal am Tag aufgerufen wurde (knapp 10.000 Aufrufe während des Festivalzeitraums). Es ist eine schöne Plattform, um die vielen Konzerte und Geschichten hinter der Bühne schreibend zu begleiten. Und wie überall, hat man dabei kreative und weniger inspirierte Tage, weil zum Beispiel vormittags schnell ein Text produziert werden musste und nachmittags schon die Fahrt zum nächsten Konzert los ging. So ist dieser Blog während des Festivals eine wunderbare Spielwiese für feuilletonistische Kleinformate und ein Ventil, um die eigene Begeisterung über die Musik, die Künstler und die Atmosphäre in sprachliche Form zu gießen. Auch wenn wir hier natürlich nicht die eigenen Veranstaltungen verreißen würden (dafür gibt es die unabhängige Presse), sollte doch ein Maß an Selbstkritik und Ehrlichkeit gewährt werden. Wenn ich an das kontroverse Eröffnungskonzert denke, haben wir das auch eingehalten.
Das Szymanowski Quartett in Leer
Nun wird man schon angesprochen, wenn man mal ein paar Tage nicht zum Bloggen kommt. Aber es stimmt ja. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich erst am Tag des Konzertes etwas über das Szymanowski Quartett schreiben würde. Dabei ist das eines der Gezeitenkonzerte, das schon lange feststeht. Das Datum wurde noch ein paarmal variiert, aber es war klar, dass die vier sympathischen Jungs dabei sein würden.
Heute Abend ist es also schon so weit: In der frisch renovierten Großen Kirche in Leer, die wirklich sehr schön geworden ist, treten Andrej Bielow (Violine), Grzegorz Kotów (Violine), Vladimir Mykytka (Viola) und Marcin Sieniawski (Violoncello) als Szymanowski Quartett auf. Sie haben sich ein meiner Meinung nach wunderschönes Programm ausgesucht. Es beginnt mit dem Streichquartett Nr. 23 f-Moll op. 20/5 von Joseph Haydn, einem der „Sonnenquartette“. Ulf Brenken hat bei uns mal wieder Aufklärungsarbeit geleistet: Die Bezeichnung ist nicht auf die wärmende, strahlende Sonne zurückzuführen, sondern stammt schlicht und ergreifend daher, dass das Titelblatt einer zeitgenössischen Druckausgabe von 1779 von einer aufgehenden Sonne verziert war. Manchmal staunt man!
Es folgt das Streichquartett Nr. 2 op. 56 des großen Namensgebers des Quartettes, Karol Szymanowski, dessen Werke leider viel zu selten in Konzerten zu hören sind. Mein persönlicher Eindruck wird einmal mehr durch Ulf Brenkens Text für das heutige Konzert untermauert, in dem er schreibt: „Karol Szymanowski [gilt] heute als Repräsentant der beginnenden Neuen Musik in Polen. Aufgrund „beharrlicher Ignoranz unserer Veranstalter und Interpreten“ werden die Kompositionen Szymanowskis nicht allzu häufig aufgeführt, was auf „ihre äußerste Konzentriertheit und sperrige Tonsprache“ (Michael Struck-Schloen) zurückgeführt werden kann. Immerhin hat ein großer Geiger wie Christian Tetzlaff beide Violinkonzerte im Repertoire (und spielt sie im November an einem Abend in Reykjavik!) Im Rahmen der Gezeitenkonzerte kann hier also ein weiterer „weißer Fleck“ von der Landkarte selten zu hörender Streichquartett gestrichen werden.“
Den Abschluss des Konzertes bildet das Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Werk, das er quasi als Requiem für seine verstorbene Schwester Fanny komponierte, ein sehr dynamisches Werk, von Trotz und Trauer geprägt, das mich sehr berührt.
Andrej Bielow durfte ich schon begegnen, die anderen Herren kenne ich noch nicht, bin aber sehr gespannt. Andrej habe ich als begeisterten Musiker und sympathischen Menschen kennengelernt. Aus dem Interview, das Karin Baumann für die Ostfriesischen Nachrichten am Samstag mit ihm geführt hatte (s. Rubrik “Presse” hier im Blog), konnte ich ihn sehr gut herauslesen. Das Szymanowski Quartett gibt es seit 1995; mittlerweile gehört es zu einem der bemerkenswertesten Streichquartette seiner Generation. Ausgebildet wurde es an der Musikhochschule Hannover von Hatto Beyerle. Seit dem Herbst 2000 unterrichtet das Quartett selbst ebenda eine Kammermusikklasse. Es ist zu Hause auf den verschiedensten Bühnen der Welt und hat zahlreiche Preise gewonnen (s. Homepage). Schön finde ich, dass das Szymanowski Quartett im Jahr 2008 das „Lviv Chamber Music Festival“ gegründet hat. Bekannt ist Lviv ja spätestens seit diesem Jahr durch die gemeinsame Fußball-EM in Polen und der Ukraine, allerdings eher unter dem deutschen Namen Lemberg. Als musikalische Grenzgänger will das Szymanowski Quartett zu einem aktiven Kulturaustausch beitragen und lädt dazu namhafte Künstlerkollegen zu gemeinsamen Konzerten nach Lviv ein. Übrigens stammt auch der junge Pianist Vasyl Kotys, der das Gipfelstürmer-Konzert in Bagband bestritten hat, von dort.