Montag, der zehnte September 2012. Die erste Woche ohne ein Gezeitenkonzert beginnt. Für das Team (und auch für mich, der ja die tägliche Büroarbeit nur aus der Ferne beobachtet hat) ist das fast ungewohnt. Jede Woche eines oder mehrere Konzerte – das bedeutete abgesehen von der Arbeit eben auch Vorfreude und Neugierde auf jedes einzelne Konzert.
„Die ersten Gezeitenkonzerte sind jetzt schon Geschichte“, schreibt Barbara Fischer über das Abschlusskonzert. In Emden herrschte Hochstimmung – ja, ein bisschen schwappte Pathos durch die Reihen, auf und ab, hin und her und man ließ sich vom allgemeinen Hochgefühl mittragen, dabei gewesen zu sein. Bei den Gezeiten 2012. Als alles anfing. Als Vilde Frang gleich zu Beginn alle spielerisch von den Sitzen holte. Als Matthias Kirschnereit in Bargebur zeigte, wie so eine Schubertsonate zu klingen hat. Und natürlich vier Zugaben! Wie kann man die vergessen?
Das sind so Augenblicke, an die man sich jetzt spontan erinnert. Zum Beispiel die absolute Gelassenheit von Sharon Kam, die in der Pause vom Publikum belagert wurde und dann ohne Erholung den zweiten Teil bewältigte. Oder David Kindt und Helge Aurich, die vor ihrem Konzert erstmals eine Fahrradtour durch Ostfriesland machten. Die Hitze beim Lisbeth Quartett im Pumpwerk, wobei man nicht wusste, ob es an der Klimaversorgung oder der Musik lag.
Der hämmernde Rihm von Vasyl Kotys, das perfekte Brahmsquintett vom Amaryllis Quartett und Annika Treutler. Die Perkussionstücke der Brüder Gerassimez und der stets gute Kuchen in Dangast. Der eine Abend, der auch mal polarisierte und für durchwachsene Rezensionen sorgte. Zuletzt ein dahinrauschender Debussy in Emden, der sich wie eine steile Welle zwischen den Mozartstücken aufstellte.
Egal, ob man nur eines von 20, oder gleich alle 20 Konzerte gehört und gesehen hat: Es bleiben gute Momente übrig und die Liste lässt sich wohl immer weiter führen über die Gezeiten 2012. Damals … als alles begann.