Das Kombiprogramm mit vier Gezeitenkonzerten hintereinander (Donnerstag bis Sonntag) ist ein intensives Stück Kultur. Wenn man als Gezeitenteam an allen Tagen aktiv dabei war, muss man am Sonntagabend erst einmal durchatmen und rekapitulieren, was da alles passiert ist. Das Gute in diesem Jahr ist, dass der Sonntagabend tatsächlich noch genutzt werden kann und man nicht um Mitternacht erschöpft zuhause ankommt. Die neue Regelung, die Konzerte am Sonntag bereits um 17:00 Uhr zu beginnen, ist für alle Beteiligten ein großer Vorteil. Bis auf zwei enttäuschte Konzertbesucher, die um halb acht kamen, waren auch alle pünktlich, konnten das Konzert genießen und verließen beglückt die Kirche, als die Sonne noch schien.
Auch das Rheingold Trio konnte so wieder zeitig abreisen und musste nicht wie Jörg Widmann eine kurze Nacht im Hotel verbringen und dann um 5:00 Uhr morgens den Zug nehmen.
Das Rheingold Trio ist ein junges Ensemble, das aus dem Geschwisterpaar Bettina und Robert Aust (Klarinette und Klavier) und Lydia Pantzier (Fagott) besteht. Sie sind Preisträger und Stipendiaten aus der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler des Deutschen Musikrates. Die vergangenen Konzerte mit dem Duo Jeanquirit, dem Mariani Quartett oder den Brüdern Gerassimez haben gezeigt, dass aus dieser Riege aufregende junge Künstler stammen, die bislang jedes Publikum mitgerissen haben.
Nicht anders war es gestern in Völlen. Mit Pantziers Fagott kam ein besonderer Klang in die Kirche. Zunächst gab es Michail Glinkas „Trio pathétique d-Moll für Klarinette, Fagott und Klavier“ (1832), ein Stück, das vermutlich wegen der ungewöhnlichen Besetzung nicht so häufig zu hören ist und eben darum spannend war.
Danach bewies Robert Aust, der unter anderem bei Matthias Kirschnereit studiert hat, dass Beethovens Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79, gar nicht im Schatten der legendären Sonaten des Spätwerkes stehen muss.
Dass die beiden Geschwister auf ein jahrelanges Zusammenspiel bauen können, zeigte der gesamte Abend. Hinzu kommt ein Fagott, das in Camille Saint-Saëns „Sonate G-Dur op. 168 für Fagott und Klavier“ aus dem Jahr 1921 seine Möglichkeiten als Solo-Instrument unter Beweis stellt. „Ich verwende meine letzte Kraft darauf, das Repertoire der sonst so vernachlässigten Instrumente zu erweitern“, schrieb der Komponist zu seinem letzten vollendeten Werk.
Schön, dass dieser spezielle Klang in diesem Jahr bei den Gezeiten erklingen konnte. Das Publikum zeigte sich begeistert und so gab es als Zugabe noch den „Winter“ aus Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“.
Nach der „Sternstunde der Moderne“ (siehe Karin Baumanns Rezension in den ON) in Emden, dem meisterhaften Klavierabend mit Matthias Kirschnereit in Holtgaste, dem fantastischen Gipfelstürmerkonzert mit Lilit Grigoryan und Alexandra Conunova-Dumortier in Bargebur ein toller Abschluss mit dem Rheingold Trio in Völlen. Zumindest für dieses Wochenende. Donnerstag geht es mit dem ECHO Preisträger Julian Steckel weiter. „Den darf man sich nicht entgehen lassen“, sagte ein Besucher in Emden. Wir sind schon sehr gespannt!