zu den Gezeitenkonzerten Nr. 12 in Bargebur / Nr. 16 in Horsten / Nr. 17 in Pewsum und Nr. 30 in Dangast:
Claude Debussy 1903 in einer Rezension: „Danach spielte Teresa Carreno das Klavierkonzert von Edvard Grieg. Ist Ihnen schon aufgefallen, wie unerträglich die Nordländer werden, wenn sie Südländer sein wollen? Das Finale dieses Konzertes, das an Leoncavallos Manier erinnert, bietet dafür ein erstaunliches Beispiel. Das Klavier ‘dudelt daher’, wenn ich so sagen darf, als wär’s ein italienischer Straßenmusikant, und das Orchester sekundiert ihm mit wilder und ausschweifender Farbigkeit, so dass man glauben könnte, man käme nicht ohne einen ordentlichen Sonnenstich davon. Aber Teresa Carreno hat viel Talent, mehr als Grieg, der das Recht, Norweger zu sein, ein wenig missbraucht.“
zum Gezeitenkonzert Nr. 26 in Weener: „Familienglück, Berufserfolg, bürgerliche Zufriedenheit: ein paar Schritte aus dem Haus, und [Antonín] Dvořák konnte sich in der Frühe auf dem baumreichen Karlsplatz am Gesang der Vögel erfreuen, ganz nah lag auch der Franz-Josephs-Bahnhof, wo er seinem Eisenbahn-Steckenpferd stundenlang frönte: Lokomotiven hatten es ihm angetan, er merkte sich die kompliziertesten Seriennummern und sogar die Namen der Lokführer.“ (aus: Kurt Honolka: „Dvořák“)
zum Gezeitenkonzert Nr. 29 in Arle: Von 1883 bis 1891 übernahm Max Bruch den Breslauer Orchesterverein. Man ernannte den Künstler zum Leiter „auf Lebenszeit“ und stattete ihn auch mit einem ansehnlichen Salär aus. Als es dann zu unüberwindlichen Spannungen kam (Max Bruch soll ein durchaus unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein), kam man aus der Nummer scheinbar nicht mehr heraus. Die clevere Lösung der Breslauer: Komplette Auflösung des Orchestervereins – und damit Ende mit Posten und Einnahmen für Max Bruch…
zum Gezeitenkonzert Nr. 31 in Sengwarden: Maurice Ravel, der in den 1920er Jahren eine Villa westlich von Paris erworben hatte, hatte einen eigenwilligen Humor. „Die Gäste (…) konnten die bizarre Einrichtung des Hauses mit seinen kleinen Zimmern und Möbeln bewundern, den Stil ‘Louis Philippe’ und die ‘unwahrscheinlichsten Nippesachen’, die Hélène Jourdan-Morhange in ihrem Ravel-Buch beschrieben hat. (…) Einmal erschien der Komponist mit einer seltsamen Kugel aus scheinbarem Rauchglas, die er auf einem bemalten Sockel herbeitrug. Als man das Kunstwerk bewunderte, lachte er sie aus, ‘es ist ja nur eine ausgebrannte Glühbirne’.“ (Zitat aus: Hans Heinz Stuckenschmidt: „Maurice Ravel – Variationen über Person und Werk“)
zum Gezeitenkonzert Nr. 32 in Emden: Joseph Haydn 1791 in privaten Aufzeichnungen über die englische Bankenkrise: „wen jemand 2 Pfund stihlt, wird Er aufgehangen, wen ich aber jemanden 2000 Pfund anvertraue, und dieser geht damit zum teufl, jener wird freygesprochen.“ Hat sich daran seit über zweihundertzwanzig Jahren irgendetwas geändert?