Gezeitenkonzerte: Auftakt im Presswerk von VW in Emden mit Tine Thing Helseth und dem Ensemble Allegria

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Spielt beim Auftaktkonzert der Gezeitenkonzerte: Tine Thing Helseth, Foto: Observatoriet
Spielt beim Auftaktkonzert der Gezeitenkonzerte: Tine Thing Helseth, Foto: Observatoriet

Lange wurde gemunkelt, wo in Emden das Auftaktkonzert der Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft stattfinden würde. Die Künstler dafür stehen schon seit langem fest: die zurzeit weltweit erfolgreichste junge norwegische Trompeterin Tine Thing Helseth zusammen mit dem Ensemble Allegria, Gewinner der Heroes of Tomorrow-Kampagne (HoT) des norwegischen Statoil-Konzerns, geben jeweils ihr zweites Konzert in Ostfriesland. Gastgeber ist das VW Werk Emden, das uns für dieses Event ausnahmsweise sein Presswerk zur Verfügung stellt. Gern gesehener und sicherer Gast am Abend des 20. Juni 2014 dürfte der scheidende Werkleiter Jens Herrmann sein, zu dem Zeitpunkt bereits Werkleiter in Wolfsburg, der dieses Konzert gemeinsam mit Dr. Georg Goericke zu ihrem gemeinsamen Abschied eingefädelt hat. Für das Volkswagen Werk Emden, das nach dem Sommer den neuen Passat auf den Markt bringen wird, ist dieses Gezeitenkonzert natürlich mit hohem Aufwand bezüglich der Sicherheit und Geheimhaltung verbunden. Allein die Abschaltung bestimmter Anlagen für die Dauer des Konzertes ist kompliziert, sodass wir uns der Einmaligkeit dieses „Events“ bewusst sind. Matthias Kirschnereit als künstlerischer Leiter drückt das so aus: „Ich freue mich sehr, dass die 3. Gezeitenkonzerte in dem spektakulären Ambiente des Emder VW Werkes ihre glanzvolle Eröffnung mit dem Weltstar Tine Thing Helseth und dem furiosen Ensemble Allegria aus Norwegen erleben werden!“

Auch Landschaftspräsident Helmut Collmann ist hocherfreut, dass die Gezeitenkonzerte diese außergewöhnliche Spielstätte bespielen dürfen. In einer Pressemitteilung betont er, das Startkonzert „an diesem herausragenden Ort“ müsse als einmaliges Ereignis in Verbindung mit dem 50jährigen Jubiläum des VW Werkes Emden gesehen werden. „Ich weiß auf Grund des Ortstermins um den Aufwand, den VW für die Durchführung des Konzertes treiben muss. Deshalb bin ich auch besonders froh und dankbar für die Zusage.“

Tine Thing Helseth, Foto: Colin Bell
Tine Thing Helseth, Foto: Colin Bell

Kerstin Henjes, Pressesprecherin des Hauptförderers Statoil Deutschland GmbH sagt: „Wir freuen uns über diesen ganz besonderen Veranstaltungsort, der das Motto „Kontraste“ perfekt widerspiegelt  und sowohl das Publikum als auch die Künstler inspirieren wird.“ Die OLB ist traditioneller Förderer des Auftaktkonzertes, in diesem Jahr durch den Einsatz der HoT-Talente gemeinsam mit Statoil, wie auch 2012 beim Eröffnungskonzert mit Vilde Frang und Michail Lifits. „Nachdem in den vergangenen Jahren die Eröffnungskonzerte in Aurich starteten, freue ich mich sehr, dass in diesem Jahr in der Stadt Emden der Startschuss für die Gezeitenkonzerte fällt. Der besondere Rahmen, den das VW-Werk bietet, ist eine wunderbare Kulisse für ein Zusammentreffen von moderner Technik und Klassischer Musik.”, so Joachim Fecht, Mitglied der Geschäftsleitung Region Ostfriesland.

Die ECHO Klassik Preisträgerin Tine Thing Helseth ist eine stark nachgefragte Trompeterin, die bereits in ihrem Heimatland mit dem Ensemble Allegria konzertiert hat. Auch sie gehörte zu den „HoT-Talenten“, in deren Rahmen das junge Streicherensemble 2014 nun schon zum zweiten Mal, nach seinen beiden erfolgreichen Gezeitenkonzerten im letzten Jahr in Horsten und Pewsum, nach Ostfriesland kommt. Auf dem Programm stehen Werke von Bartók, Grieg, Bach und Albinoni.

Ensemble Allegria
Ensemble Allegria

Sie sind Helden

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Ensemble Allegria beim Gezeitenkonzert in Horsten, Foto: Karlheinz Krämer
Ensemble Allegria beim Gezeitenkonzert in Horsten, Foto: Karlheinz Krämer

Am Donnerstag in Deutschland gelandet, gestern schon wieder gestartet. Durchgestartet. Musikalisch. In Horsten. Mit der Power von 19 Streichern und der unbedingten Spielfreude junger wilder Künstler setzte das Ensemble Allegria gestern Abend wie ein musikalischer Düsenjet zu einem wahren Höhenflug an.

Die 19 Musiker (siehe Wibkes Blogbeitrag) wurden gegen Nachmittag nach Horsten gefahren. So ein großes Ensemble stellt die Festival-Logistik vor einige Herausforderungen. Alles klappte aber wie am Schnürchen und als die Bühne fertig aufgebaut war, probten die jungen Norweger in der Kirche und waren äußerst zufrieden mit dem Klang. Nichts stand mehr im Weg für einen großen Konzertabend.

Die Kirche in Horsten (Friedeburg) war bis zur Empore gefüllt und auch von Statoil, unserem Hauptförderer, waren viele Konzertbesucher anwesend. Statoil, noch einmal zur Erinnerung, fördert die „Heroes of Tomorrow“ und ermöglicht die beiden Konzerte mit den Allegrias. Große Dankbarbeit muss man da ausdrücken, denn es ist wirklich ein Glück, dass Musiker wie Vilde Frang und das Ensemble Allegria in ostfriesischen Kirchen spielen. Freude und Glück – das sind auch die emotionalen Parameter, die das Zusammenspiel der Allegrias bestimmen. Noch nie konnten wir ein Ensemble erleben, das auch auf der Bühne so viel gemeinsame Freude am Spiel kommunizierte.

Na gut, „Allegria“ bedeutet ja auch Fröhlichkeit und Vergnügen, und da muss man das ja auch verkörpern, kann man skeptisch denken. Man muss dieses Ensemble aber live erlebt haben und sehen, wie da gezwinkert wird, Blickkontakte huschen, immer wieder gelächelt, ja fast gelacht wird, wenn eine Passage mit echter Spielfreude brillant gemeistert wird.

Mit dynamischem Auftrieb (okay, letzter Flugzeugvergleich, versprochen) starteten sie mit Mendelssohn Bartholdys Sinfoniesatz c-Moll für Streichorchester N 13. Von vorne bis hinten war die Kirche gefüllt mit einem absolut klaren, kraftvoll organischen Klang. Der Sound, der genauso gut in einem großen Philharmonie-Saal zu Hause sein kann, war nicht zu laut. Ich hatte erst Bedenken, dass es zu gewaltig klingen würde, aber bei diesem so differenzierten Klangbild kam nirgendwo Zweifel auf.

Mit Griegs Suite „Aus Holbergs Zeit“ ging es weiter. „Melodien für Millionen“ könnte man das Stück auch betiteln, das sich vermutlich auf jeder wohlgefälligen Klassik-Compilation befindet. Die Allegrias spielten, als hätten sie das Werk 24 Stunden vor dem Konzert entdeckt.

Ensemble Allegria, Foto: Karlheinz Krämer
Ensemble Allegria, Foto: Karlheinz Krämer

Nach der Pause ging es mit Mendelssohn Bartholdys Sinfoniesatz h-Moll für Streichorchester weiter. Ab diesem Punkt war wohl auch der letzte Zweifler mitgerissen. Das kurze Abendlied op. 85/12 von Robert Schumann folgte, eine dreiminütige Bearbeitung für Streichorchester, die fast nahtlos, also ohne Pause und Applaus, in die mächtige Kammersinfonie c-Moll op. 110 a von Schostakowitsch überging. Dieses massive, gewaltige und doch zugleich oft zerbrechlich tragische Werk stand am Ende des Konzertes und zeigte, dass die Allegrias nicht nur das fröhlich frische Musizieren drauf haben, sondern alle Schattierungen entwickeln können, die ein erstklassiges Kammerorchester auszeichnet.
Das Stück an sich ist nicht unbekannt. Das Streichquartett Nr. 8 gehört zu den meistgespielten von Schostakowitsch. Die fünf Sätze, die ineinander übergehen, entwickeln eine Dramatik, die den Zuhörer greifbar mit sich zieht. Drei Largo Sätze, ergänzt von einem Allegro molto und einem Allegretto, zeichnen ein einzigartiges musikalisches Gemälde, das von düsteren, brutalen Szenen hin zu melancholisch gravitätischen Hoffnungsschimmern Schostakowitschs kompositorisches Anliegen, das immer von Ironie durchzogen ist, verdeutlichen.
Was immer hängenbleibt, sind die beiden aggressiven Mittelsätze, in denen die Streicher immer wieder wie Gewehrsalven das piano zerstören. Die Widmung „Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“ kann in jedem Takt fast schmerzhaft nachgespürt werden.
In der Bearbeitung für das Orchester (von Rudolf Barschei, dessen Bearbeitung Schostakowitsch gut gefiel), werden diese Motive in ihrer Wirkkraft potenziert. Die Allegrias warfen sich hinein in dieses Stück, mit intensiven Blicken und angestrengten Mienen. Am Ende herrschte nachhallende Stille, wie sie solch eine Darbietung mit sich zieht, als wäre es vorgeschrieben: 10 Takte allgemeines Schweigen. Dann, vorsichtig, ein erstes Klatschen; dann, befreit, riesengroßer Applaus.
Als Zugabe ein befreiender Grieg und noch einmal donnernder Applaus. Die Helden von Morgen spielen im Hier und Jetzt, als gäbe es kein Morgen. Zum Glück tun sie das auch heute Abend noch einmal in Pewsum!

Ensemble Allegria, Foto: Karlheinz Krämer
Ensemble Allegria, Foto: Karlheinz Krämer

Statoil kürt neue Heroes of Tomorrow

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Statoils Heroes of Tomorrow 2012: Ensemble Allegria, Foto: Ole Jørgen Bratland

Lange haben wir darauf gewartet: Am Montagabend (20. November) war es endlich soweit. Statoil Norwegen, der Mutterkonzern der Statoil Deutschland GmbH – unseres Hauptförderers dieses Jahres und hoffentlich auch der Gezeitenkonzerte 2013 – hat die neuen „Morgendagens helter“, also die Heroes of Tomorrow (HoT-Talente) oder einfach die Helden von morgen bekannt gegeben. In diesem Jahr waren im Bereich Klassische Musik erstmalig nicht nur Einzelkünstler, sondern ganze Ensembles nominiert. Sieger des Statoil-Stipendiums wurde das 20-köpfige Kammerorchester Ensemble Allegria, bestehend aus jungen norwegischen Musikern im Alter von zwanzig bis sechsundzwanzig Jahren. Mit dieser Auszeichnung verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von einer Million norwegischen Kronen.

Leif Ove Andnes, Vorsitzender der Jury der Heroes of Tomorrow, schrieb in einer Pressemitteilung: „Es brodelt nur so von jungen Talenten in der norwegischen Musik, und viele haben ihren Ursprung in einer großen Musikszene. Das Ensemble Allegria strahlt eine ungeheure Musikalität aus und schafft gemeinsam ein Ensemblespiel mit Feingefühl und großer Intensität.“

Große Namen
Das 2007 gegründete Kammerorchester hat bereits mit bekannten Künstlern wie der Trompeterin Tine Thing Helseth, Klarinettist Martin Fröst, Pianist Christian Ihle Hadland und Violinist Arve Tellefsen zusammen gespielt. Die Konzertmeisterin Maria Angelika Carlsen freut sich sehr über diese Auszeichnung.

Zielsetzung des Ensemble Allegria
„Das Ensemble Allegria hat sich zum Ziel gesetzt, einen wichtigen Impuls im nationalen und internationalen Kulturleben zu geben. Wir hoffen, dass uns das Statoil-Stipendium ein internationales Debüt ermöglichen wird und wir Konzerte und Tourneen in Großbritannien, Deutschland und vielleicht sogar den USA durchführen können.“
So ist es auf der Seite nrk.no (Norsk Rikskringskasting – norwegische Rundfunk- und Fernsehgesellschaft) in diesem Artikel zu lesen.

Nachdem wir bei den Gezeitenkonzerten 2012 in den Genuss von gleich zwei Konzerten mit den HoT-Talenten Vilde Frang beim Eröffnungskonzert und Christian Ihle Hadland auf Gut Horn in Gristede kommen durften, hoffen wir für 2013 auf eine Fortsetzung unserer guten Kooperation mit Statoil: vielleicht ja sogar mit dem Ensemble Allegria.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern