Die Kirche in Groothusen war für uns eine der neuen Entdeckungen dieses Jahres. Die Krummhörn hat wirklich viele, wunderschöne Gotteshäuser zu bieten, von denen wir längst noch nicht alle gesichtet haben.
In Groothusen kam noch dazu, dass wir unglaublich herzlich empfangen wurden und uns eine große Hilfsbereitschaft und ein Hunger nach Kultur entgegengebracht wurde. So freuen wir uns also auf das dortige Debüt der Gezeitenkonzerte mit dem Duo Arp / Frantz am 28. Juni 2013 um 20:00 Uhr.
Groothusen
Nähert man sich von Greetsiel aus Groothusen, dann kann man seine ursprüngliche Form als lang gezogene Siedlung noch gut erkennen. Der Ort war eine Handelsniederlassung auf einer Wurt, der über die inzwischen verlandete Sielmönkener Bucht Zugang zum Meer hatte.
Auf solchen Langwurten verläuft die Dorfstraße von der Kirche an einem Ende der Wurt zum anderen, an dem sich oft eine Burg befand. In Groothusen gab es drei, allerdings später erbaute Burgen, von denen nur noch eine, die Osterburg, übrig geblieben ist, die heute noch von den Nachfahren der Häuptlingsfamilie bewohnt wird, die sie im 14. Jahrhundert erbaute und die sie über die Jahrhunderte hinweg baulich veränderten.
Die Kirche
Die ehemalige Propsteikirche, die als solche schon an ihrer Größe erkennbar ist, wurde um 1400 aus Tuff- und Backsteinen erbaut. Der im Osten angebaute Turm stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und ist der Rest eines romanischen Kirchenbaues, der ganz aus Tuffstein bestand. Weit bis auf die Nordsee hin sichtbar, diente er in früheren Zeiten, wie auch andere Kirchetürme, z.B. der Vierungsturm der Pilsumer Kirche, als Seezeichen.
An der Südseite betritt man eine erneuerte Vorhalle, von der ein altes Holztor in den hellen, in weißer Farbe gehaltenen Kirchenraum führt, der eine Flachdecke mit Voute (einem gerundeten Übergang zwischen Wand und Decke) hat.
Besondere Details
Unter der Kanzel aus dem 18. Jahrhundert, auf die das Kirchengestühl ausgerichtet ist, steht eine Bronzetaufe (1454) von Ghert Klinghe, dem berühmtesten Mitglied der bekannten Bronzegießerfamilie aus Bremen. Sie ist die älteste Bronzetaufe Ostfrieslands. Das Taufbecken wird von vier Trägerfiguren, sog. Diakonen, getragen. Auf der Wandung ist die Kreuzigung Christi dargestellt sowie die Madonna und Apostel. An den Beckenrändern sind Inschriften mit dem Gussdatum, Namen weiblicher Heiliger, Auftraggeber und Bronzegießer zu lesen.
Im Turmzimmer, dem ehemaligen Chor, der in einer reformierten Kirche nicht mehr gebracht und deshalb im 16. Jahrhundert abgetrennt wurde, befinden sich mehrere Grabplatten aus dem 16.-18. Jahrhundert. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Verstorbenen auf dem Stein für Adda von Meckenborch (1590).
Die Wenthin-Orgel
Ein Prunkstück in dieser Kirche ist die Orgel, für die im westlichen Teil der flachen Holzdecke wegen ihrer Größe extra ein Tonnengewölbe eingefügt wurde. Sie wurde von Johann Friedrich Wenthin aus Emden, der von 1774-1805 in Ostfriesland wirkte, 1798-1801 gebaut. Ein Chronist beschreibt sie als „allervorzüglichste Landorgel“. Der Orgelprospekt zeigt Stilmerkmale des Spätbarocks und des Klassizismus, wobei der Anteil des Klassizismus durch das eher schlichte Äußere mit den für die Zeit typischen krönenden Vasen und die weiße Fassung überwiegt. 1986/87 wurde das Instrument, das durch Heizungstrockenheit arg gelitten hatte, durch die Orgelbauwerkstatt Führer aus Wilhelmshaven gründlich restauriert. Viele der Orgelpfeifen sind noch original und deshalb eignet sich das Instrument hervorragend zur Wiedergabe der Musik des Rokoko, der Klassik und der Frühromantik.
Text nach Monika van Lengen
Ev.-ref. Kirche Groothusen
Husumer Hörn
26736 Krummhörn-Groothusen