Gezeitenkonzerte 2018 – Eine grandiose Saison

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Was für ein Sommer bei den Gezeitenkonzerten

Nun sind die Gezeitenkonzerte 2018 bereits seit gut einer Woche vorbei. Während des Festivals ist mir leider kaum Zeit geblieben, hier etwas zu posten, sodass ich mich auf Facebook konzentriert habe, weil sich Fotos mit einer entsprechenden Unterschrift einfach schneller einstellen lassen, als lange Blogbeiträge. Glücklicherweise haben sich Janne und Ulf einige Konzerte rausgepickt, zu denen sie etwas schreiben wollten. Mir bleibt nun der „Rundumschlag“ – ein kurzer Überblick über alle 32 Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft.

Würdevoller Auftakt in St. Magnus

Auftakt Gezeitenkonzerte
Andrew Manze eröffnete mit seiner NDR Radiophilharmonie zusammen mit Matthias Kirschnereit die Gezeitenkonzerte 2018, Foto: Karlheinz Krämer

Den Anfang machte in der wunderbaren St. Magnuskirche zu Esens die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung des fantastischen Andrew Manze, der so wunderbar sympathisch war und noch während des Schlussapplauses fragte, ob wir immer so ein tolles Publikum in Ostfriesland hätten. Und das konnte ich lediglich bejahen. Solist des Abends war ein glücklicher künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte – Matthias Kirschnereit. Persönlich fühlte ich mich tatsächlich davon überrascht, dass wir schon den 16. Juni hatten und es richtig losging. Durch die Prolog-Konzerte, vor allem die beiden im Juni, war man ja schon ein wenig warmgelaufen. Dennoch stand ich in der Kirche, knapp tausend Gäste strömten auf mich zu und ich wusste in dem Moment: Hej, es geht los!
Unser freundliches Catering-Team von der AG EMS hatte gute Laune, gutes Wetter und war dem Ansturm in der Pause gut gewachsen. Am späten Abend waren alle rundum zufrieden: ein Auftakt nach Maß.

Notos Quartett in Wittmund

Notos Quartett in Wittmund
Notos Quartett in Wittmund, Foto: Karlheinz Krämer

Weiter ging es aufgrund der Fußball-WM erst am Dienstag mit dem Notos Quartett in Wittmund. Eine deutlich kleinere Kirche wartete auf uns. Noch nicht ganz im Festivalrhythmus, hatten sowohl Wiebke (mein Backup) als auch ich die Reserviert-Schilder für die Presse und andere wichtige Gäste vergessen. In der Fußgängerzone gab es einen Copy-Shop. Leider hatte er gerade geschlossen. Rettung aus der Not – im Zweifelsfall hätten wir es auch mit handgeschriebenen Zetteln lösen können – war Frau Knoblich vom SPD-Wahlkreisbüro von Siemtje Möller und Jochen Beekhuis, die uns sowohl das Büro aufschloss als auch den Drucker inklusive kompatiblem Rechner zur Verfügung stellte. Das Notos Quartett war gut aufgelegt und hatte ein sehr schönes, abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Sie sind nicht nur bekannt dafür, dass sie als Erste ihren ECHO, den sie 2017 als beste Nachwuchsmusiker erhalten haben, zurückgegeben haben, sondern dafür, dass sie immer eine zeitgenössische Komposition in ihr Programm einbauen. Und so wurde „El Chan“, fantastische Musik des 1976 geborenen Komponisten Bryce Dessner (bekannt durch die Filmmusik zu …) von Werken von Mozart und Schumann umrahmt. Auch das kam gut an.

Komponistenporträt Manfred Trojahn

Komponistenporträt 2018 mit Hanni Liang (Klavier) und Manfred Trojahn
Komponistenporträt 2018 mit Hanni Liang (Klavier) und Manfred Trojahn, Foto: Karlheinz Krämer

Unser diesjähriges Komponistenporträt Neue Musik haben wir Manfred Trojahn gewidmet. Hanni Liang stellte Préludes von ihm denen Debussys gegenüber und er erklärte seine Gedanken dazu. Abgerundet wurde der Abend durch „Verpasste Gelegenheiten“, die Manfred Trojahn rezitierte. Dabei wurde er von Hanni, die bereits eine CD mit seinen Werken eingespielt hat, auf dem Klavier begleitet. Moderiert wurde der Abend von Raoul-Philip Schmidt, der auch die Gelegenheit genutzt hat, Manfred Trojahn für  Gezeiten-TV zu interviewen.
Besonders war für Manfred Trojahn das Teepräsent der Kunsthalle, das er zusätzlich zu unserem Dankeschön bekommen hat. Es zeigte das Landschaftsmotiv von Heiner Altmeppen, das so herrlich zu Ostfriesland passt. Mit eben jenem Heiner Altmeppen wohnte Manfred Trojahn zu Studienzeiten zusammen in einer WG. Leider wurde in den Wirren des Abschieds seine Dose gegen die von Hanni getauscht, die das ebenfalls schöne Jawlensky-Motiv trug, was er sehr traurig fand. Mit Hilfe der Kunsthalle konnten wir das aber innerhalb weniger Tage lösen.

Bläser und Klavier in Pewsum

Bläserquintett der Staatskapelle Berlin und Bernd Zack (Klavier)
Bläserquintett der Staatskapelle Berlin und Bernd Zack (Klavier), Foto: Karlheinz Krämer

In der Kirche zu Pewsum lauerten gleich mehrere Überraschungen auf uns. Draußen – eigentlich auf dem Dorfplatz vor der Manninga Burg, aber uns zu Liebe verlegt auf den neuen Parkplatz um die Ecke – fand, als wir ankamen, der Soundcheck zu einer Live-Veranstaltung anlässlich des Mitsommerfestes statt. Die Herren des Bläserquintetts der Staatskapelle Berlin waren zwar ein wenig verwundert, jedoch schnell der Auffassung, locker dagegen anspielen zu können. Zusammen mit Bernd Zack am Klavier traten sie den Beweis an, und das Publikum hat nicht viel von diesem Neben-Event mitbekommen. Das Wetter an diesem Abend spielte uns insofern in die Hände, als dass es kühl, windig und später auch noch regnerisch war. Wir fühlten uns schnell ans vergangene Jahr erinnert, in dem wir sehr häufig (!) mit diesen Witterungsverhältnissen konfrontiert wurden. Dementsprechend wurde die Pause verkürzt, die Stimmung im Inneren war warm und willkommen heißend. Das Mitsommerfest hingegen plätscherte dahin.

Vocalisti Rostochienses zum Dritten mit Verstärkung

Dagmar Gatz und ihre Vocalisti Rostochienses
Dagmar Gatz und ihre Vocalisti Rostochienses, Foto: Karlheinz Krämer

Die Vocalisti Rostochienses waren nun bereits das dritte Mal bei den Gezeitenkonzerten dabei. Sie sind immer ein Garant für ein volles Haus und passten perfekt in die Norder Ludgerikirche. 2018 hatten sie Verstärkung in Form des PercoDuos aus Rostock mitgebracht. Max Schwarz und Paul Wagner waren eine tolle Ergänzung zum preisgekrönten Chor. Teilweise gemeinsam boten sie ein vielfältiges Programm dar, bevor sie sich rasch wieder auf den Heimweg quer durch die Republik begaben. Dagmar Gatz beeindruckt mich immer wieder aufs Neue, da sie ihren großen Kammerchor auf strenge, aber gleichzeitig liebevolle Art und Weise zu Höchstleistungen anspornt.

Hope in Lamberti

Glücklich: Matthias Kirschnereit und Daniel Hope
Glücklich: Matthias Kirschnereit und Daniel Hope in der Lambertikirche, Foto: Karlheinz Krämer

Ein Highlight für viele war sicher das Gezeitenkonzert mit Daniel Hope und Matthias Kirschnereit in der Lambertikirche. Die Verkaufszahlen sprachen zumindest dafür. Weit im Vorfeld war es ausverkauft, sodass die Kirche inklusive vieler Hörplätze knackvoll war. Dennoch war die Stimmung gut. Dank der Projektion konnten sogar alle etwas sehen, der Klang war umwerfend und die beiden Herren außerordentlich gut gelaunt. Im Anschluss war Daniel Hope so freundlich, einer Dame und ihrer Begleitung aus Oldenburg kurzerhand ihr Auto in der engen Straße Am Lambertshof zu wenden. Ich sah nur, dass er ihr den Sitz wieder nach vorne rückte und seinen Geigenkasten vom Rücksitz nahm. Im vergangenen Jahr haben mich genau diese beiden netten Besucherinnen zweimal nach Hause gebracht, da ich am Tag nach dem Konzert einen wichtigen Termin in Oldenburg hatte. Mehr zu diesem Konzert lesen Sie hier.

Grandioses Kinderprogramm

Kinderkonzert im EEZ mit Daniel Hope und Matthias Kirschnereit
Kinderkonzert im EEZ mit Daniel Hope und Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Bereits am nächsten Vormittag stand das diesjährige Kinderkonzert auf dem Programm der Gezeitenkonzerte. Und wieder waren es Daniel Hope und Matthias Kirschnereit, die nun auf der Bühne des Auricher EEZ standen. Es war sehr niedlich zu sehen, wie schnell Daniel Hope die Kinder in seinen Bann gezogen hatte. Ferdinand, der Stier wurde von ihm präsentiert und erklärt. Das war bislang mein einziges Konzert, das ich nicht persönlich besucht habe, aber die Fotos und das Video davon sprechen für sich. Matthias Kirschnereit hatte (angeblich) den Takt verloren und fand ihn mit Hilfe der Kinder wieder: herrlich! Die Kollegen hatten leuchtende Augen als sie uns später davon berichteten.

Entspannte Orchestermusiker in Leer

Das Bayerische Kammerochester Bad Brückenau unter der Leitung von Johannes Moesus mit Daniel Müller-Schott (Cello)
Das Bayerische Kammerochester Bad Brückenau unter der Leitung von Johannes Moesus mit Daniel Müller-Schott (Cello), Foto: Karlheinz Krämer

Nachdem sich die Deutsche Nationalmannschaft schon in der Gruppenphase von der Fußball-WM verabschiedet hatte, konnte es in unserem Fahrplan in Leer entspannt weitergehen. Dort erwartete uns das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau zusammen mit Daniel Müller-Schott. Das Orchester hatte eine Probenphase in Ostfriesland eingelegt, das sich mittlerweile von seiner besten Seite zeigte und bei schönstem Wetter dazu einlud, sich außerhalb der Proben die Altstadt anzuschauen. Dementsprechend locker kamen tatsächlich einige der Musiker entspannt mit dem Fahrrad zur Großen Kirche. Die meisten anderen Besucher legten teilweise weite Wege zurück, um dabei sein zu können. Wenn ich an das Vorjahr denke, als es in Strömen geregnet hat, war das ein sehr einladendes Ambiente, was die AG EMS gezaubert hatte, unterstützt vom Küster Simon Bender, der extra noch den Rasen gemäht hatte. Seine Kinder halfen eifrig beim Aufbau der Tische und Bänke.

Großartiges im van-Ameren-Bad

Ulrich Tukur
Ulrich Tukur zusammen mit den Rhythmus Boys im van-Ameren-Bad Emden, Foto: Karlheinz Krämer

Ein großes Ereignis war natürlich das Gezeitenkonzert mit Ulrich Tukur und seinen Rhythmus Boys im Emder van-Ameren-Bad. Erstmalig in der Geschichte des Festivals gab es einen richtigen Shuttle, den wir recht kurzfristig organisiert hatten. Das Busunternehmen Reiters Reisen hat uns dabei großartig unterstützt, ebenso wie die Firma ThyssenKrupp, die uns den großen Parkplatz bei den Nordseewerken zur Verfügung gestellt hat, damit wir die Anwohner um das Freibad herum nicht über Gebühr belasten. Ulrich Tukur hatte von Hotel aus einen kurzen Weg: Er kam uns zu Fuß entgegen, als wir inspizierten, ob denn alles vor den Toren okay sei. Schön fand ich, dass er sich Sorgen ums Publikum machte, da das seiner Befürchtung nach mitten in der prallen Sonne sitzen würde. Zu seiner Beruhigung merkte einer aus unserem Emder Team an, dass ab nachmittags die meisten Plätze im Schatten seien. Die Show der vier Männer war grandios. Einzig der Programmtitel „Grüß‘ mir den Mond!“ mutete bei strahlendem Sonnenschein ein wenig komisch an, aber das wurde überspielt. Während der Proben bereits schoss sich der Entertainer voll auf Emden und Ostfriesland ein und münzte einige Showeinlagen kurzerhand auf die Region um. Es war ein langer, aber wunderschöner Nachmittag, der damit endete, dass Ulrich Tukur und – ausgerechnet der großgewachsene – Günter Märtens in meinem Golf zum „meet and greet“ mit dem Förderer dieses Abends, Marcus Dirks, chauffiert wurden, da wir eigentlich auf dem Weg nach Hause waren und kein Taxi verfügbar war. Den kleinen Umweg haben wir gerne eingelegt.

Von gigantisch zu ganz klein

Duo Arp-Frantz in der Kirche zu Bargebur
Duo Arp-Frantz in der Kirche zu Bargebur, Foto: Karlheinz Krämer

Zum zwanzigjährigen Jubiläum ihres Duos waren Julian Arp und Caspar Frantz mal wieder beim Festival dabei. Sie spielten einen sehr berührenden Kammermusikabend in der kleinen, aber wirklich feinen Kirche Bargebur, bei dem man sofort bemerkte, dass die beiden ein sehr eingespieltes Team sind. Besonders beeindruckend war die Komposition von Johannes Motschmann, die zu Beginn mit Erinnerungen an den 11. September daher kam, dann jedoch einen jazzigen, leichtfüßigen Charakter bekam.
Sehr sympathisch und angesichts der vielen Baustellen um Ostfriesland herum äußerst praktisch war, dass sie mit der Bahn direkt bis nach Norden durchgefahren waren, wo Berit sie vom Bahnhof abholen und direkt zum Konzertort um die Ecke bringen konnte.

Tango in Münkeboe

Isabelle van Keulen Ensemble, Foto: Karlheinz Krämer

Münkeboe ist einer der wenigen Konzertorte, wo wir kein Catering mitbringen. Dort wird traditionell gegrillt und die freundliche Mannschaft um Pastor Beier hat auch Spaß dabei. Spaß hatten auch Isabelle van Keulen und ihr Ensemble, die einen Tango-Abend mit Werken von Piazzolla in der Kirche gaben. Die vier Musiker waren sichtlich überrascht von der Atmosphäre und dem warmen Willkommen durch das Publikum, das ihnen entgegenschlug. Auch dieses Mal war die Kirche rappelvoll, sodass wir die spontan eingeladenen Gäste der Musiker nur noch auf Plätze auf der Empore leiten konnten. Dank der Übertragung, die dort problemlos über eine Leinwand im Altarraum möglich ist, konnten aber auch die Hörplatzkarteninhaber das Geschehen auf der Bühne verfolgen.

Schöne Sonntage

Volker Jacobsen und Ulf Schneider
Volker Jacobsen und Ulf Schneider mit dem Kammerorchester des Nationaltheaters Prag, Foto: Karlheinz Krämer

Nicht nur wettertechnisch durften wir einen weiteren schönen Sonntag in Weener verbringen. In der sehr hübschen Georgskirche spielte das Kammerorchester des Nationaltheaters Prag mit seinen wunderbaren Musikern auf, die solistisch durch einen meiner Lieblingsmusiker, Felix Klieser, und seine nicht minder sympathischen Kollegen Ulf Schneider und Volker Jacobsen ergänzt wurden. Volker überbrachte mir sogleich Grüße von seiner Frau, Nicola Jürgensen, die ich in diesem Jahr sehr vermisst habe. Zu einigen Musikern haben sich im Laufe der Jahre doch sehr enge Beziehungen ergeben. Ihm konnte ich dann auch gleich Grüße nicht nur an Nicola, sondern auch an Alessandra Caramaschi aus Bozen auftragen, wo er in diesem Jahr im Rahmen der Gustav Mahler Akademie Meisterkurse gibt. Vor zwei Jahren war sie unsere erste Ansprechpartnerin bei unserem Europaprojekt „SPREAD“. Eine Besucherin hatte einen Teil ihres Ringes verloren, sodass wir alle noch einmal auf die Suche nach einer kleinen Applikation in weiß gingen. Gefunden hat sie diese letztendlich selbst, wie sie zwei Konzerte später verriet.
Mehr zum Konzert lesen Sie hier.

Tschechische Klänge in Gristede

Lena Neudauer (Violine), Matthias Kirschnereit (Klavier) und Julian Steckel (Violoncello)
Lena Neudauer (Violine), Matthias Kirschnereit (Klavier) und Julian Steckel (Violoncello), Foto: Karlheinz Krämer

Gut Horn Gristede bei Wiefelstede im schönen Ammerland ist bei jedem Wetter eine Reise wert. Am besten verbindet man Ausflüge dorthin mit einem Konzert, entweder im Rahmen der Gezeitenkonzerte oder der eigenen Reihe „Gut Horn hör’n“. Matthias Kirschnereit mag diesen Konzertraum, die Scheune, sehr. Und auch Lena Neudauer und Julian Steckel waren ganz entspannt im hier und jetzt und genossen die gelöste Stimmung. Am Folgetag sollten sie mit dem gleichen Programm „Czech Connections“ mit Werken von Dvorák, Kodály, Janacék und Smetana auf der Wartburg auftreten. Die Fahrt führte sie noch im Anschluss in die Richtung. Eine Neuerung, die uns sofort ins Auge stach, war in diesem Jahr übrigens das Spielzeug für die Karpfen im Teich.

Too darn hot in Wiesmoor

Daria Assmus und Brassonanz
Too darn hot: Brasssonanz mit Daria Assmus in Wiesmoor, Foto: Karlheinz Krämer

Wir wussten es schon länger und hatten es auch im Internet entsprechend angekündigt, aber manche wird es dennoch verwundert haben: Das Programm, das Brasssonanz in Wiesmoor gespielt hat, war nicht Eternal Light, sondern „Too darn hot“ und ging gleichzeitig mit einer Besetzungserweiterung einher. Die Sängerin Daria Assmus war dazugekommen und heizte zusammen mit den blasenden Jungs und Mädels dem Publikum ordentlich ein. Das war auch gut so, denn ausgerechnet an diesem Abend war es etwas kühler und einigen Gästen, die ihre Karten nicht bei uns gekauft hatten, war nicht bewusst, dass das Konzert bei gutem Wetter draußen stattfindet.

Kiss of Fire im Volkswagen Werk Emden

WKO und Spark
Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn zusammen mit Spark – die klassische Band, Foto: Karlheinz Krämer

Traditionell finden die Gezeiten-Classixx im Volkswagen Werk Emden statt. 2018 war der Leitfaden des Programms das Werk „Kiss of Fire“ des Niederländers Chiel Meijering, flankiert von Werken der Klassik von Mozart, Dvorák, Piazzolla und anderen. Gespielt haben Spark – die klassische Band zusammen mit dem Württembergischen Kammerochester Heilbronn. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass sich unser Kultur- und Medienpartner NDR Kultur dieses Konzert als Beitrag zum ARD Radiofestival ausgesucht hat. Der Weg dahin war aufgrund einer kurzfristig angesetzten Sonderschicht bei VW steinig, aber es hat alles gut geklappt. Dieser Beitrag wurde bereits ausgestrahlt. Es war übrigens unserer Meinung nach ein tolles Zusammenspiel und das perfekte Programm für den Routenzugbahnhof.

Alexander Krichel in Völlen

Alexander Krichel (Klavier)
Alexander Krichel in Völlen, Foto: Karlheinz Krämer

Der junge Mann war zum ersten Mal bei den Gezeitenkonzerten zu Gast und zog das Publikum sofort in seinen Bann. Das ist in der Kirche Völlen, in der die Bühne quasi in der Mitte des Raumes steht, nicht weiter schwer: Man ist also mitten drin. Sehr darüber habe ich mich gefreut, dass es Alex gelungen ist, seine niederländischen Gastgeber aus der Pension gegenüber ins Konzert zu lotsen. Die haben ihn allerdings auch schon fast adoptiert. Im Anschluss an seine 10-km-Lauftour am Vorabend des Konzertes gab es leckeres Essen im Familienkreis. Für den letzten Lauf am Tag drauf wurde ihm noch ein tierischer Begleiter angekündigt, den er gerne mitgenommen hat. Mehr zu diesem Gezeitenkonzert lesen Sie hier.

Fotoshooting mit dem Ebonit Saxophone Quartet

Ebonit Quartet
Nicht das neue Titelbild, aber auch schön: das Ebonit Quartet, Foto: Karlheinz Krämer

Die vier jungen Musiker*innen aus vier verschiedenen Nationen vom Ebonit Quartet hatten deutlich mehr Glück mit dem Wetter als manch andere unserer „Coverboys & -girls“, die wir vor ihrem Auftritt im Kurhaus Dangast zusammen mit unserem Festivalfotografen Karlheinz Krämer ins Watt geschickt haben, um das Titelfoto fürs kommende Jahr zu schießen. Es sind auf jeden Fall schöne Fotos dabei herausgekommen und das anschließende Konzert war mit seiner Mischung aus zarten Tönen und wuchtigen Bigband-Klängen ein Ohrenschmaus mit vielen Überraschungsmomenten. Mehr zu diesem Konzert lesen Sie hier.

Lange Nächte der Gipfelstürmer

Lange Nächte der Gipfelstürmer
Zum Abschluss der Langen Nächte der Gipfelstürmer durften sie dann noch einmal alle auf die Bühne, Foto: Karlheinz Krämer

Jedes Jahr denken wir im Team nach den Langen Nächten: Toll, das war wieder sehr besonders. So auch in diesem Jahr. Elf Musiker und ein Schauspieler trafen sich für zwei Abende in der Ostfriesischen Landschaft in Aurich. Beim Furiant Quartett hatten wir Glück, dass mit dem Flug von Italien nach Düsseldorf und vor allem von dort aus nach Ostfriesland alles sehr gut mitlief, denn sonst hätten Vlad, Nika, Mladen und Stefano quasi aus dem Auto auf die Bühne stürmen müssen. Auch so war es knapp, aber der Zeitplan von Matthias Kirschnereit und Ulf Brenken hat gut geklappt, ebenso wie das Zusammenspiel in den unterschiedlichsten Formationen. Die ersten beiden Teile des Abends stehen fest, im dritten, dem sogenannten Ölsardinen-Konzert, wird improvisiert, was erfahrungsgemäß am zweiten Abend noch besser klappt als am ersten, da man sich dann schon besser aufeinander einstellen kann. In diesem Jahr kam allerdings auch schon am Freitag sehr viel rüber und machte richtig Spaß! In diesem Fall muss ich die Beteiligten noch einmal aufzählen, da sie teilweise bei der Erstellung des Programmheftes noch nicht feststanden: Juliane Bookhagen (Sopran), Nikolai Gast (Klarinette), Sven Stucke (Violine), Simon Tetzlaff (Violoncello), Julian Gast und Daniel Prinz (Klavier), das Furiant Quartett und Marcel Kohler (Schauspiel). Wir sind gespannt, wann wir Euch wo wiedersehen!

Alle guten Dinge sind drei

Grigory Sokolov
Auch beim dritten Mal noch faszinierend: Grigory Sokolov, Foto: Karlheinz Krämer

Grigory Sokolov, einer der bedeutendsten Klavierspieler unserer Zeit, war bereits zum dritten Mal bei den Gezeitenkonzerten im Theater an der Blinke zu Gast. Wie immer, feilt er bis zuletzt an seinem Programm, sodass viele Schwierigkeiten mit ihrem Drucktermin bekommen. Zwischen seinen Konzerten lässt er stets einen Reisetag frei, was ich eine sehr gesunde Einstellung finde. Er mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen – im Gegenteil! Wenn der große Meister spielt, steht seine Musik im Vordergrund, am liebsten soll das Licht dabei ausbleiben. Ebenso die Lüftungsanlage, deren Geräusch ablenken könnte. Bei Temperaturen über 30 Grad eine Herausforderung. Aber auch er stellt sich dieser, denn es wird kein Teil seiner festen Bekleidung (Frack mit allem Zipp und Zapp) abgelegt. Höchst konzentriert spielt er sein Programm in einem durch, gibt dem Publikum kaum die Chance, Luft zu holen, geschweige denn zu applaudieren, was man eigentlich gerne möchte. Dann jedoch, nach dem Programm, kommen die Zugaben. Es waren immer sechs Stück in allen drei Jahren. Und dann hat man das Gefühl: Die Pflicht ist beendet, jetzt kommt die Kür – und es macht ihm Spaß. Mittlerweile wissen die treuen Besucher der Gezeitenkonzerte, was sie erwartet und bleiben brav sitzen und genießen einfach schöne Musik.

Eine ungewöhnliche Besetzung und ein zauberhafter Abend

Koyama, Grigoryan, Krome
Rie Koyama, Lilit Grigoryan und Maximilian Krome in der Neuen Kirche Emden, Foto: Karlheinz Krämer

In all meinen Jahren Festivalerfahrung – diese Saison war meine 17. – habe ich viele Künstler kennen und einige von ihnen schätzen gelernt. Rie Koyama kenne ich, seitdem sie das erste Mal als Teenager in Ostfriesland war. Es ist sehr schön, die Karriere einer jungen Musikerin auf diese Weise begleiten zu dürfen. Lilit Grigoryan war, außer in einem Jahr, bei allen sieben Gezeitenfestivals dabei und wir haben sie immer als Bereicherung empfunden und eine enge Verbindung zu ihr. Ich kenne niemanden, der aus Liebe zu einem Festival sich kurzerhand bereiterklärt, beim Familienprogramm zu helfen und sich aktiv dort einzubringen. In der Neuen Kirche Emden spielten die beiden jungen Frauen zusammen mit Maximilian Krome – die perfekte Ergänzung: musikalisch, optisch und menschlich. So war es für mich ein zauberhafter Abend. Einziger Wermutstropfen: Es blieb zu wenig Zeit für persönliche Gespräche. Aber dafür, dass wir noch länger an sie denken, sorgte Familie Koyama vor, indem sie Kaffee und Kekse für uns mitgab, die noch nicht vertilgt wurden.

Weltmusik mit Light in Babylon

Michal Elia Kamal
Frontfrau Michal Elia Kamal von Light in Babylon, Foto: Karlheinz Krämer

Light in Babylon ist eine Weltmusik-Formation mit Wurzeln in Istanbul und Musikern aus Israel, der Türkei, Frankreich, einem Engländer und einem Schotten. Die Frontfrau, Michal Elia Kamal, hat zudem noch iranische Wurzeln und beschreibt die Konflikte, die das manchmal leider mit sich bringt, in ihren berührenden Liedern. Es war herrlich, den verschiedenen Klängen zu lauschen und zu beobachten, wie sich das Publikum mehr und mehr darauf einließ. Einige Damen hielt es irgendwann nicht mehr auf ihren Stühlen, sodass sie sich in einer Ecke des EEZ ihren Tanzraum eröffneten. Die Musiker waren zwar sehr geschlaucht von ihrer teilweise mehrtägigen Anreise, ließen sich das aber nicht anmerken und wurden vom Publikum dafür gefeiert.
Und für alle die, die sich das “Pyjama-Video”, von dem Michal in ihrer Moderation sprach, angucken möchten, kommt hier der Link.

Beeindruckender Bach

Christian Tetzlaff
Christian Tetzlaff, Foto: Karlheinz Krämer

Ja, alle Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach für Violine solo an einem Abend zu spielen, ist eine Herausforderung sowohl für denjenigen, der spielt, als auch für die, die zuhören. Wenn Christian Tetzlaff der Agierende ist, ist es aber auch gleichzeitig ein Genuss, der einen über unbequeme Stühle hinweg tröstet. Er hat diese Werke vor kurzem zum dritten Mal auf CD eingespielt. Sein Text im Booklet dazu ist ein Aha-Erlebnis und zeigt, dass sich seine Einstellung zu diesen Werken im Laufe der Zeit verändert hat. Er spielt sie mit Sicherheit auch anders. Es war ein großes Geschenk, dass wir seine persönlichen Worte in unserem Abendprogramm abdrucken durften. Und jeder, der den fantastischen Geiger im vergangenen Jahr mit der Chaconne in der Neuen Kirche erlebt hat (und dem es gefallen hat), war in der Johannes a Lasco Bibliothek wieder dabei.
Eine Dame hatte sich von Ganderkesee aus auf den Weg gemacht. Bis nach Emden hat sie es auch geschafft, musste sich dort aber für den Rückweg per ADAC den Abschleppdienst rufen. Der wiederum fand sich auch pünktlich nach dem Konzert ein; der Fahrer war sich aber nicht sicher, ob er denn tatsächlich sie und ihr Auto nach Hause bringen sollte, oder sie in ein Hotel und den Wagen in die Werkstatt. Da sie am nächsten Tag arbeiten musste, hätte sie das arg in Bedrängnis gebracht, zumal es anders abgesprochen war. Bis diese Ungereimtheit geklärt war, mussten wir im Anschluss also noch warten, bevor wir den Heimweg antreten konnten. Im Zweifelsfall hätten wir sie zumindest nach Hause gebracht.
Zu diesem eindrucksvollen Gezeitenkonzert gibt es gleich zwei Blogbeiträge, einen von Janne und einen weiteren von Ulf.

Alte Musik in Remels

Maurice Steger
Maurice Steger, Foto: Karlheinz Krämer

Maurice Steger ist ein gern gesehener Gast bei den Gezeitenkonzerten. In der Kirche zu Remels war er zusammen mit Björn Colell (Theorbe) und Ralf Waldner (Cembalo) jetzt schon zum dritten Mal zu erleben. Es war ein Fest, das gut durchdachte Programm mit teilweise nicht so bekannten Werken in der akustisch außerordentlich gut geeigneten Kirche zu hören. Der schöne Sommernachmittag nach dem reinigenden Gewitter vom Vortag trug zu einer entspannten Stimmung bei. Einzig der Küster, der am Freitag vor seinem Urlaub wirklich alles gegeben hatte, damit wir einen schönen Empfang haben, wird sich geärgert haben, dass die Linden wieder alles fallengelassen hatten. Allerdings waren die umgestürzten Bäume, die man auf dem Weg von Aurich entlang verschiedener Strecken beobachten konnte, weitaus schlimmer. Ein Missgeschick war Maurice kurz vor der Pause passiert: Seine Hose war beim Abgang von der Bühne hinten gerissen, was mir vor der Kirche auffiel, als er im Gespräch mit Gästen war. Einigermaßen elegant lotste ich ihn um die Ecke, wo ich mithilfe von schwarzem Gaffa-Tape die Stelle konzerttauglich überkleben konnte.

Erstaunliches in Ostfriesland

Bidla Buh im Miniaturland Leer
Drei Männer an einer Gitarre – bei Bidla Buh geht auch das, Foto: Karlheinz Krämer

Loblieder auf unser Publikum stimme ich gern und aus vollem Herzen an, aber was die drei Hamburger Jungs von Bidla Buh im Miniaturland Leer innerhalb kürzester Zeit vollbracht haben, überstieg mein Vorstellungsvermögen. Da machten sich Gäste freiwillig zum Affen, indem sie die Regieanweisungen von Torge Bollert befolgten und die Triangel bedienten, sich tanzend mit Kastagnetten drehten oder auf Zuruf jodelten. Kurze Zeit später wurde gemeinsam gesungen, rhythmisch geklatscht. Ich bin immer noch begeistert. Natürlich waren auch die Herren auf der Bühne begeisternswert mit ihrer Musikalität, den ständig wechselnden Instrumenten und ihrem Ideenreichtum. Wie gut, dass unsere Gastgeber der großen Nachfrage entgegenkommen und immer wieder aufstocken konnten, bis bei 450 Stühlen endgültig Schluss war. Beim Abbau machte sich dann bemerkbar, welchen Aufwand die Musiker dort betrieben haben. So viele Cases, in denen das reichhaltige Instrumentarium von der Triangel bis zum Schlagzeug verstaut wurde, habe ich bei drei Musikern noch nicht erlebt. Wer gut packen kann, bekommt die Sachen dann auch noch in einen Anhänger.

Love Songs mit Quartonal

Quartonal
Quartonal im Emder Fährhaus, Foto: Karlheinz Krämer

Einen der wärmsten Tage des Jahres hatten wir uns erneut für ein Gezeitenkonzert im Fährhausterminal der AG EMS ausgesucht. Wir erinnerten uns alle sofort an Katja Riemann, die dort 2015 bei 36 Grad zu Gast war. In diesem Jahr stand Gesang von Quartonal auf dem Programm. Außer den fünf Herren, die die Bühne betraten, hatten alle anderen auf alles, was einengte oder warm war verzichtet, selbst Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. Neben dem Hausherren Bernhard Brons, der als Erster begrüßte, wollten Mirko Ludwig, Florian Sievers, Christoph Behm und Sönke Tams Freier nicht auf Schlips und Kragen verzichten. Schließlich sollten ihre „Love Songs“ stilecht rüberkommen. Mit zarten, leisen Klängen fingen sie die aufmerksam lauschenden Gäste ein und bewiesen trotz der hohen Temperaturen eine famose Stimmsicherheit und gutes Durchhaltevermögen. Lediglich die Schlipse verblieben nach der Pause in der Künstlergarderobe.

Gewaltiges in Ditzum

Karola Theill und Okka von der Damerau
Karola Theill und Okka von der Damerau in der hübschen Kirche zu Ditzum, Foto: Karlheinz Krämer

Das hübsche Fischerörtchen Ditzum, der zweitkleinste Spielort der Gezeitenkonzerte, war Proben- und Konzertort für Okka von der Damerau und Karola Theill, die in dieser Woche schon einige Tage in Ostfriesland verbrachten, um sich gemeinsam auf das Konzert in der Kirche Ditzum vorzubereiten. Für Okka von der Damerau war es eine Art Heimspiel, da ihre Familie ostfriesische Wurzeln hat. Ihr wurde von einer Verwandten vor einigen Jahren bereits prophezeit, dass sie einst dort singen würde. Die Sängerin, die sonst auf den Weltbühnen wie der Mailänder Scala oder der Metropolitan Opera New York steht, hatte keine Mühen, den Raum mit ihrer Stimme zu füllen. Karola Theill war ihr stets eine sichere Partnerin am Klavier. Der Deutschlandfunk hat das Konzert aufgezeichnet. Ein Sendetermin steht leider noch nicht fest.

Beeindruckende Akustik im Showroom

Minguet Quartett und Matthias Kirschnereit
Das Minguet Quartett und Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Bereits zum vierten Mal waren die Gezeitenkonzerte in der Ausstellungshalle bei Pollmann & Renken zu Gast. Dieses Jahr spielten dort das Minguet Quartett zusammen mit Matthias Kirschnereit, die schon am Vortag in Görlitz gemeinsam aufgetreten waren. Görlitz liegt im äußersten Südosten an der polnischen Grenze, rund 700 km von Aurich entfernt, was gut sieben Stunden Fahrt entspricht. Die beiden Matthiasse hatten sich entschlossen, bereits nachts mit dem Auto nach Ostfriesland zu fahren. Wir haben auf der Rückfahrt von Ditzum noch miteinander telefoniert. Annette Reisinger, Aroa Sorin und Ulrich Isfort wählten den komfortableren Weg per Bahn, der auch nicht wesentlich länger dauert. Auch in Schirum stand ein Mitschnitt, diesmal von Deutschlandfunk Kultur, an. Und diesen begleitete der Ressortleiter der Musikproduktion des Senders, Stefan Lang. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde – in Schirum bei Aurich, aber er war begeistert von der Stimmung, den Künstlern, der Akustik und dem Konzert. Das war deutlich bei der Ausstrahlung am Folgetag zu merken.

Heiß, heißer: Detern

Nils Mönkemeyer und William Youn
Nils Mönkemeyer und William Youn auf dem Weg zur Kirche, Foto: Karlheinz Krämer

Es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass ein entspanntes und schönes Konzert auf einen wartet. Wenn Nils Mönkemeyer und William Youn dieses zusammen gestalten, ist das ein starkes Indiz dafür – so auch in Detern. Für die Gezeitenkonzerte war es das erste Konzert in der dortigen Kirche, aber das Team der Ostfriesischen Landschaft wusste, dass man sich auf die Kooperationspartner vor Ort verlassen kann. Dieser Dienstag im August sollte nun wirklich der heißeste Tag des Sommers werden und so waren wir alle etwas früher aufgebrochen, um schleichend alles vorzubereiten, was wiederum viel schneller ging als gedacht. Nils und William waren – trotz Radiomitschnitts durch den Deutschlandfunk – tiefenentspannt und freuten sich, zum dritten Mal dabei sein zu dürfen. Das Catering der AG EMS erfreute sich über emsigen Besuch der Wespen und über den starken und ebenfalls zeitigen Andrang des Publikums. Pastor Behrends und die Küsterin Hanna Theophil hatten ihr Bestes getan, um die Kirche kühl zu halten, sodass es ein rundum gelungener Abend wurde. Wann das musikalische Erlebnis ausgestrahlt wird, steht leider noch nicht fest, aber das Reinhören lohnt sich in jedem Fall. Meine persönliche Empfehlung ist die a-Moll-Sonate von Rebecca Clarke, übrigens eine sehr interessante Komponistin, wie man dem Abendprogrammtext von Ulf Brenken entnehmen konnte.

Ein letztes Mal David Orlowsky Trio

David Orlowsky Trio
Ein zauberhafter Abend mit dem David Orlowsky Trio in Reepsholt, Foto: Karlheinz Krämer

„Alle guten Dinge sind drei“, heißt es so schön. Beim David Orlowsky Trio bedeutet es, nach drei Auftritten bei den Gezeitenkonzerten in Gristede, Papenburg und Reepsholt leider Abschied nehmen zu müssen, da sich die sympathischen Musiker nach zwanzig äußerst erfolgreichen Jahren entschlossen haben, nach der Saison 2018/19 getrennte Wege zu gehen. Einen stimmungsvollen und klanglich schönen Abend haben sie uns mit ihrer speziellen Mischung aus Klezmer, Klassik und ein wenig Jazz in der atmosphärischen Kirche Reepsholt geboten. Der wird noch lange nachklingen, und so viele CDs wie hier haben sie vermutlich in solch einem Rahmen lange nicht verkauft. Wir sind gespannt, was Klarinettist David Orlowsky, Bassist Florian Dohrmann und Gitarrist Jens-Uwe Popp sich in den kommenden Jahren einfallen lassen. Sie werden noch von sich hören lassen und wir sind dankbar für schöne Erlebnisse bei den Gezeitenkonzerten.

Titelmusiken

Coverboys and -girls der Gezeitenkonzerte 2018
Unsere Coverboys und -girls Maria Well, Sophia Schambeck, Matthias Well und Daniel Seng stellen das Motiv vorm entsprechend beklebten VW-Bulli noch einmal nach, Foto: Janne Wohlberg

So war das vorletzte Gezeitenkonzert überschrieben. Und wir freuten uns wie Bolle auf das Wiedersehen mit unseren sympathischen Gipfelstürmern und „Coverboys and –girls“ Maria Well (Violoncello), Sophia Schambeck (Flöte), Matthias Well (Violine) und Daniel Seng (Klavier), die im vergangenen Jahr sehr spontan für das qunst.quintett in Dangast eingesprungen waren und es dementsprechend auch aufs Titelbild des diesjährigen Programms geschafft haben. Es ist schon großartig, wenn man sie tagtäglich auf den Plakaten und Flyern etc. sieht und dann am Vorabend des Schlusskonzertes live erleben darf. Für manch einen aus dem Publikum war es tatsächlich das schönste Gezeitenkonzert des Jahres, wurde uns im Anschluss gespiegelt. Und es war wirklich ein Genuss, was für ein Programm sie mit welcher Spielfreude in der Kirche zu Jherings-/Boekzetelerfehn darboten. Unter den Gästen war jemand, der eigentlich nie ein Gezeitenkonzert besuchen wollte: Genau diesen hielt es nach kurzer Zeit nicht auf seiner Bank. Er musste aufstehen und „Bravo“ rufen. Mehr zu diesem Konzert lesen Sie hier.

Schluss mit Bums

Schluss mit Bums
Schluss mit Bums bei Schostakowitsch und der jungen norddeutschen philharmonie, Foto: Norbert Schnorrenberg

Nach einem rasanten Ritt durch acht Wochen Festivalgeschehen stand am 12. August unweigerlich das Schlusskonzert auf dem Programm. Obwohl wir in diesem Jahr aufgrund von Terminschwierigkeiten statt dem altbewährten Jungen Philharmonischen Orchester Niedersachsen (JPON) die in Ostfriesland noch weniger bekannte junge norddeutsche philharmonie (jnp) für dieses Konzert engagiert hatten, waren die 1.200 Karten für die Reithalle des Polderhofes – Friesenpferdegestüt Brümmer in Bunderhee blitzschnell vergriffen. Die Tickets, die über Kleinanzeigen im Internet gehandelt wurden, fanden rasch neue Besitzer. Mittlerweile hat sich das Schlusskonzert zu dem Event mit klassischer Musik im Rheiderland gemausert. Die Gastgeber tun ihr Übriges, um alles perfekt vorzubereiten. Waren es in diesem Jahr nur knapp hundert junge Orchestermusiker, war das nicht zu merken. Die Spielfreude war enorm, was sie wie aus ihren Instrumenten, angeleitet von einem fantastischen Dirigenten Jonathan Stockhammer, herausholten, beeindruckend, sodass alle Besucher begeistert den Saal verließen und manche bereits nach Karten für 2019 fragten. Was will man mehr? Eine großartige Saison der Gezeitenkonzerte klang in Bunderhee auf dem Vorplatz langsam aus. Die jungen Musiker mischten sich unters Publikum, das noch keine Lust hatte, nach Hause zu gehen, da es immer noch in der Musik schwelgte: perfekt!

Teamfoto Gezeitenkonzerte 2018
Matthias Kirschnereit, Wibke Heß, Dirk Lübben, Raoul-Philip Schmidt, Janne Wohlberg, Berit Sohn, Wiebke Schoon, Hilde Meenken und Gert Ufkes, Foto: Axel Prussat (einige fehlen)

Wir sind sehr glücklich und haben mit dem Festival 2018 tatsächlich insgesamt 12.338 Gäste erreicht. Das ist der Allzeitrekord für ein klassisches Musikfestival in Ostfriesland. Das Team der Gezeitenkonzerte bedankt sich sehr herzlich bei allen, die zu dem großartigen Erfolg des Festivals beigetragen haben. Es war eine tolle Saison mit fantastischen Musikern, anrührenden und lustigen Begegnungen. Unser Publikum wird von allen Seiten als sehr aufmerksam und konzentriert, aber auch als fordernd wahrgenommen, sodass die Künstler sich gerne zu Höchstleistungen drängen ließen und sich gleichzeitig getragen fühlten. Natürlich gilt unser Dank gleichzeitig allen Gastgebern sowie den zahlreichen Förderern – vom anonymen Spender bis zum Hauptförderer: Ohne Sie wären die Gezeitenkonzerte nicht so vielfältig und spannend. Dann fehlt noch einer: Matthias Kirschnereit, der künstlerische Leiter. Ohne Dich, Deine Ideen und Kontakte gäbe es dieses Festival gar nicht.

Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern