Abschluss von TONALi-Tour in Münkeboe
Gestern war es endlich soweit: der krönende Abschluss von TONALi-Tour in Ostfriesland, das Triokonzert in der Kirche zu Münkeboe. Uwe Pape fuhr mich freundlicherweise bereits mittags hin, sodass ich die Künstler empfangen konnte. Nach einer langen Suche nach einem Supermarkt und einem deswegen umso kürzeren Imbiss ging es auch bald ans Proben. Mir sollte an diesem Tag die ehrenvolle Aufgabe des Blätterns zu Teil werden. Ein bisschen Angst, alles zu versauen, hatte ich schon. Das dritte Klaviertrio von Brahms war kein Problem, denn dort hatten wir nur lose Kopien, die „irgendwann mal so in der zweiten Akkolade“ rübergezogen werden mussten. Soweit kein Problem. Beim Piazzolla wurde es schon komplizierter. Natürlich habe ich als erfahrener Musiker nie den Faden verloren (vielleicht funktioniert Ironie ja doch im Internet), aber zum Glück gibt es bei dem Stück immer wieder Stellen an denen man sich reinfinden kann. Ansonsten verlief die Probe eigentlich ganz in Ordnung, auch wenn ich einmal so verzaubert von Christoph Heeschs Solo war, dass ich das Blättern vergaß und bei Johanna Rupperts Stück konsequent alle Wiederholungen ausließ. Gott sei Dank hatte ich drei sehr humorvolle Künstler erwischt, die mir das nicht übel nahmen.
Generell war die Atmosphäre sehr entspannt und angenehm. Von Künstlerbetreuung hab ich ja eigentlich gar keine Ahnung und bestimmt auch viel vergessen. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, irgendwie fehl am Platze zu sein. Die Zeit bis 17:00 Uhr verging wie im Fluge. Irgendwann tauchten meine lieben Kollegen auf und schauten mich strafend an, weil ich ja augenscheinlich nur blöd neben dem Flügel saß, während sie schleppen und schrauben mussten. Eine halbe Stunde später trafen dann die Busse mit den Schülerinnen und Schüler ein. Letzte Absprachen bezüglich der Begrüßung mussten getroffen werden, was Alina, Jonas und Marius aber sehr souverän meisterten. Mir wurden auch noch unprätentiös letzte Anweisungen gegeben („Denk auf jeden Fall dran, das Mikro immer auf mute zu stellen, sonst gibt das Rückkopplungen. Ich kann nicht auf die Bühne kommen. Das ist jetzt deine Verantwortung, vergiss es bitte nicht…“). Wider Erwarten hab ich es dann doch nicht vergessen.
Nach einem kurzen Imbiss am Grill, vielen Dank nochmal an den Förderverein der Kirchengemeinde, begann kurz nach 18:00 Uhr das Konzert. Die Musiker spielten wunderschön, ich verblätterte mich auch zunächst nicht. Doch dann kam die erste Wiederholung. Was war jetzt noch abgesprochen?! Zurück zum Anfang oder weitermachen? Ich hatte eine 50/50 Chance, ich blätterte zurück. Kiveli Dörken spielte aber natürlich weiter, also musste ich so dezent wie möglich die Stelle wiederfinden. Zum Glück konnten die Künstler das Stück weitestgehend auswendig, so musste wegen meiner Dusseligkeit nicht alles abgebrochen werden. Danach ging aber alles gut. Musiklehrer Hauke Piper versicherte mir, er habe nichts mitbekommen. Das baute mich auf, bis ich in der zweiten Hälfte sah, dass er das Konzert mit geschlossenen Augen genoss. Probieren kann man‘s ja.
Doch zurück zum Konzert. Nach dem für den Solisten extrem schwierigen Auftakt mit Schuberts Arpeggione, der trotz meines Patzers meisterhaft gespielt wurde, ging es weiter mit Piazzolla, der sehr abwechslungsreich in der Dynamik und forsch im Tempo vorgetragen wurde. Jedenfalls das, was ich gehört habe, das Klavier ist dann doch recht laut, wenn man so direkt daneben sitzt.
In der Pause wurde trotz der drohenden Wolken ordentlich gegessen und sich nett unterhalten. Als wir gerade noch am Überlegen waren, wann wir denn die Pause beenden sollten, nahm uns ein Donnerschlag die Entscheidung ab.
Musikalisch ging es romantisch bewegt mit Dvorák weiter. Die vier Stücke habe ich selbst schon gespielt, aber nie so meisterlich schön und ausdrucksstark vorgetragen wie von Johanna. Meine Kollegin Wibke Heß fragte mich nach dem Konzert, ob ich da grün vor Neid geworden bin. Sagen wir, es war ungünstiges Licht. Auch das abschließende Klaviertrio von Brahms wurde meisterlich vorgetragen. Die Musiker waren so engagiert bei der Sache, dass ich unfreiwillig auf meinem Stuhl hüpfte, weil sich die Bodenplatte bewegte. Belohnt wurde dieses großartige Konzert mit Standing Ovations, nicht enden wollendem Applaus und einer langen Autogrammstunde. Auch die Zugabe, noch einmal der „Winter“ aus Piazzollas Jahreszeiten (Wir hätten alle auf den Sommer gewettet), brachte das Publikum noch einmal auf die Beine.
Mein großer Dank geht abschließend an TONALi, die diese Konzerte immer wieder ermöglichen und mit ihren fantastischen Wettbewerbsteilnehmern – in diesem Fall Johanna, Kiveli und Christoph – bereichern und vor allem an die Schülermanager der IGS Marienhafe, der KGS Norden und der Realschule Dornum und ihre Lehrkräfte, die schon die Schulkonzerte organisiert haben und auch beim Triokonzert fleißig geholfen haben. Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen! Finanziell wurde TONALi-Tour wieder von der PwC-Stiftung unterstützt. Wir haben uns sehr gefreut, dass Anne von Loeben sich extra nach Münkeboe aufgemacht hat und sogar noch zur Pause zusammen mit Landschaftspräsident Rico Mecklenburg ein großes Lob im Namen der Stiftung an die Schülermanager gerichtet hat.