Das norwegische Unternehmen Statoil, Mutterkonzern unseres Hauptförderers, der Statoil Deutschland GmbH, zeichnet regelmäßig junge norwegische Künstler mit einem Stipendium, genannt „Heroes of Tomorrow“ (HoT-Talente), aus. Unter anderem sind so beispielsweise schon erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler wie Tine Thing Helseth (Trompete), Eldbjørg Hemsing (Violine), Christian Ihle Hadland (Klavier) und Vilde Frang (Violine) als HoT-Talente in Ostfriesland aufgetreten. Im letzten Jahr ging die Auszeichnung, die im Norwegischen “Morgendagens helter” heißt, erstmals an ein ganzes Kammerorchester, nämlich das Ensemble Allegria. Wir freuen uns, sie ein halbes Jahr später bei gleich zwei Gezeitenkonzerten dabei zu haben!
Gestern Morgen um acht Uhr bestiegen die rund zwanzig jungen Musikerinnen und Musiker des Ensemble Allegria im Alter zwischen 20 und 26 Jahren in Oslo ihren Flieger, der sie ca. zwei Stunden später sicher in Hamburg landen lassen sollte. Dort wurden sie bereits von einem Auricher Busunternehmen erwartet, dessen Fahrer dann flugs mit ihnen bei schönstem Wetter nach Ostfriesland fuhr. Nach einem kurzen Check-In im Hotel ging es ab 15:00 Uhr mit den Proben los – sie lösten quasi Julian Steckel im Forum ab. Es war schon sehr interessant, die sommerlich gekleideten und gut gelaunten Norweger zielstrebig ans Werk gehen zu sehen und zu hören. Für Norweger ist ab spätestens Juni Sommer, was für viele bedeutet, dass sie auch bei niedrigeren Temperaturen gern in kurzer Hose und auch barfuß unterwegs sind. Das amüsierte uns natürlich und erinnerte uns an Christian Ihle Hadland, der letztes Jahr bei seinem Gezeitenkonzert auf Gut Horn das Publikum begeisterte. Allerdings empfing Aurich sie wirklich mit angenehmen Temperaturen.
Ingvild Ranum, eigentlich selbst Violinistin, aber diesmal als Managerin des Ensembles dabei, ist eine sehr angenehme und kompetente Ansprechpartnerin, mit der wir gemeinsam das Programm noch einmal besprochen und beschlossen haben, sowohl das Gezeitenkonzert in Horsten als auch das in Pewsum um zwei zusätzliche Stücke zu erweitern. Das Publikum in Norwegen ist offenbar nicht so geduldig. Denen wäre die ursprünglich geplante Konzertdauer von anderthalb Stunden inklusive Pause gerade recht, war die einhellige Meinung von Maria Angelika Carlsen als Konzertmeisterin und Ingvild. Wir waren da skeptisch, ging unser kürzestes Konzert doch mindestens bis 22:00 Uhr. Im Endeffekt waren alle zufrieden: Das Ensemble, weil es noch mehr von seinem Können zeigen darf, wir, weil wir die Erwartungen unsere Konzertgäste hinsichtlich der Länge befriedigen können. Außerdem mag ich die Auswahl der Werke beider Gezeitenkonzerte in Pewsum und Horsten sehr. Die Holberg-Suite von Grieg ist zwar eines der bekanntesten norwegischen Stücke – sie zu hören, ist aber immer wieder eine Freude. Und auch der Sonate für Streicher op. 79 von Johan Kvandal kann ich einiges abgewinnen. Wenn ich dann noch die Spielfreude der jungen Frauen und Männer sehe und höre, bin ich gespannt auf ihre Darbietungen heute und morgen Abend.