Ditzum – Kirche
Wenn man das Gotteshaus von Ditzum finden möchte, darf man nicht nach einem „normalen“ Kirchturm Ausschau halten. Als 1846 der Ditzumer Baumeister Marten Bruns Schmidt den Auftrag bekam, für die Kirche einen neuen Turm zu errichten, gab er ihm die Gestalt eines schlanken achteckigen Leuchtturmes mit offener Laterne und flacher Kuppel, der neben seiner Funktion als Kirchturm auch als Seezeichen für die Einfahrt in die Ems dienen konnte. Schmidt baute auch den neuen Westturm der reformierten Kirche in Bunde und den Turm der Jemgumer Kirche.
Die Kirche entstand im frühen 13. Jahrhundert als Apsissaal. Da der Kirchbau im Krieg stark gelitten hatte, waren Erneuerungen notwendig geworden.
Jetzt hat er einen geraden Abschluss ohne Fenster an der Ostseite und die hochliegenden, rundbogigen Fenster sowie die beiden Portale sind nur noch rekonstruiert an der Nordseite zu sehen. Um Licht in die Kirche zu lassen, erweiterte man nach der Reformation die Südfenster. Die romanischen Portale sind hier vermauert und man betritt die Kirche durch ein 1949 neu entstandenes Westportal.
Auch im Innenraum der Kirche erkennt man noch Folgen des Artilleriebeschusses von 1945. Das Kirchenschiff hat jetzt ein hölzernes Tonnengewölbe. Von der einstigen Apsis kann man noch den Bogen erkennen.
Dass diese Kirche das Gotteshaus einer reformierten Gemeinde ist, erkennt man an der Anordnung ihrer Einrichtung. Vor der Ostwand stehen die Orgel, 1965 von Karl Schuke (Berlin) erbaut, und der prächtige Abendmahlstisch aus Eichenholz mit Intarsien aus Ebenholz und Palisander, 1660 von Hinderk Fooken, „Kistemaker“ (Möbeltischler) in Jemgum, geschaffen.
An der Südwand, umgeben von den Kirchenbänken, ist die Kanzel befestigt, ebenfalls aus Eichenholz gefertigt und mit Eschen- und Ebenholzintarsien verziert. Sie baute der Kistemaker Frerich Albers 1684. Zwischen den gewundenen Säulen ist eine Vielzahl von Motiven biblischen Ursprungs dargestellt.
Rechts neben der Kanzel ist ein Sarkophagdeckel aus dem 12. Jahrhundert in die Wand eingelassen. Er zeigt das arg mitgenommene Relief einer betenden Gestalt, umrahmt von einem Rankenfries. Weitere Reste romanischer Sarkophagdeckel und Grabplatten Ditzumer Prediger sind in der Kirche aufbewahrt.
Die Kronleuchter von 1803 und 1810, auf denen zur Weihnachtszeit auch heute noch Kerzen entzündet werden, sind Stiftungen von Ditzumer Familien.
Beim Gang über den Friedhof findet man, wie überall in Ostfriesland, viele der eigentümlichen alten Vornamen, die zum Teil auch heute noch gebräuchlich sind – so zum Beispiel Meentje, Engeline, Jodoka und Gepko, Krino, Lüke.
Am Südrand des Friedhofs steht das Pfarrhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert mit einem großen Rundbogenportal. Im Obergeschoss sieht man noch eines der ursprünglichen schmalen Fenster.
Monika van Lengen
Kirche Ditzum
Kirchstraße 15
26844 Ditzum