Eine lange Geschichte hat die Evangelisch-reformierte Große Kirche, von der nach einem Bombenangriff am 11. Dezember 1943 nur die Außenmauern und Teile der inneren Arkadenwände stehen geblieben waren. Vermutlich im 9. Jahrhundert stand hier schon eine Holzkirche. Um 1200 wurde diese durch eine Einraumkirche aus Backstein ersetzt. In jedem der folgenden vier Jahrhunderten wurde die Kirche größer und architektonisch vielfältiger, bis sie in der Zeit der spanischen Besetzung der Niederlande und Verfolgung der Nichtkatholiken im 17. Jahrhundert zur „Moederkerk“, der Mutterkirche der calvinistischen Gemeinden in Nordwesteuropa, wurde. Nach ihrer Zerstörung blieb die Große Kirche lange eine Ruine. Nur ihr Turm wurde 1964/65 mit einem neuen Obergeschoss und  einem spitzen Helm wiedererrichtet. Erst in den 1980er- Jahren bekamen die Reste des Kirchenschiffes eine Notbedachung.

Eine geniale Idee wurde dann 1995 Wirklichkeit: Unter dem Namen des polnischen Reformators Johannes a Lasco, der ab 1519 in Emden wirkte, entstand, mit Einbeziehung und Konservierung der ruinösen Kirchenmauern, die Johannes a Lasco-Bibliothek. Behutsam wurden die notwendigen Neubauteile aus Glas und Stahl angefügt und die Reste der Kirche wurden, weiterhin sichtbar, konserviert.

Es entstand ein Studienzentrum mit einer wissenschaftlich-theologischen Bibliothek für die Geschichte des reformierten Protestantismus. Heute umfasst die Sammlung, die auf der seit 1578 gewachsenen, bedeutenden Büchersammlung  der ehemaligen Bibliothek der Großen Kirche fußt,  150.000 Titel,  darunter befinden sich mehr als 6.000 alte Drucke aus der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert und 155 Handschriften.

Der beeindruckende Raum des ehemaligen Chores und des Kirchenschiffes wird für kulturelle Veranstaltungen aller Art genutzt. Hier ist von der ursprünglichen Ausstattung im südlichen Seitenschiff das leider durch Bomben- und Witterungsschäden beschädigte Grabmal des Grafen Enno II. von Ostfriesland zu sehen. Den Scheinsarkophag mit der ruhenden Gestalt des Grafen schuf ein Bildhauer aus der Schule des niederländischen Meisters Cornelis Floris 1540-48. Sehenswert ist die durchbrochene Schauwand mit kannelierten Säulen und Statuen aus Sandstein, die das Grabmal vom Kirchenschiff abgrenzt.

Zahlreiche Bilder und Kunstschätze aus dem Besitz der Kirche wurden gerettet und sind wieder in die ursprünglichen Räume zurückgekehrt, zum Beispiel die Kronleuchter aus dem 18. Jahrhundert, ein eiserner gotischer Leuchter und die Porträtgalerie der Vorsitzenden der reformierten Kirche.

Monika van Lengen


Johannes a Lasco Bibliothek
Kirchstraße 22
26721 Emden

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