Es ist immer wieder spannend, was Sonja Wiltfang, Leiterin des Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseums Campen, uns für Streifzüge im Vorfeld der Gezeitenkonzerte beschert. Jedes Mal, wenn ich ihre Mails mit Vorschlägen bekomme, freue ich mich und wäre fast bei jedem dieser kulturtouristischen Begleitprogramme, den Streifzügen eben, selbst dabei. Gezielt sucht sie nach Angeboten unterschiedlicher Couleur in der Umgebung der Spielorte. Ergänzend bezieht sie Landschaftspfleger Matthias Bergmann für die Natur-Streifzüge ein, dem zu den meisten Gegenden die geeignete Wanderung durch ein Naturschutzgebiet oder entlang besonderer Moore, Meere oder Deiche von Dangast am Jadebusen bis nach Stapelmoor im Rheiderland einfällt.
In diesem Jahr ziehen sich ebenso wie durch die Gezeitenkonzerte die „Entdeckungen“ als roter Faden durch die Streifzüge. Und so freue ich mich besonders auf die Gärten, die Sonja gefunden hat. Gerade die Bauerngärten der Region Ostfriesland sind so verschieden und vielfältig, dass es in jedem von ihnen allerhand zu entdecken gibt. Wenn diese Entdeckungen dann auch noch mit einer Kaffee- oder Teetafel verbunden sind, ist das ein gelungener Auftakt zu einem Gezeitenkonzert wenig später. Im Team der Gezeitenkonzerte jedenfalls sind wir uns einig, dass wir ein solches Angebot, am Wasserlauf oder in einer von Rosen umrankten Sitzecke im Schatten – natürlich scheint an diesen Tagen die pralle Sonne vom Himmel – sehr gerne annehmen würden. Sehr schön finde ich auch, dass zumindest der Garten von Alwine Steenblock im Ditzumer Verlaat rollstuhlfreundlich ist.
Ebenso gerne würde ich mich aber auch mit Matthias vor dem Gezeitenkonzert mit den Vocalisti Rostochienses in Osteel auf die Spuren Störtebekers – 500 Jahre Deichgeschichte in der Leybucht – begeben. Mir ist diese Ecke nämlich zwar aus Kindertagen bekannt, sodass ich von den Neuerungen dort weiß, aber sie noch nicht gesehen habe – und die alten Deiche sind mir als Kind nicht aufgefallen.
Einzigartig sind auch die drei niedersächsischen Geestkliffe: Eines davon ist in Dangast, wo dann im Sommer die Strandastern und der -flieder den Groden in ein zartes Lila hüllen und sich bei ablaufendem Wasser im Watt zudem eine Vielzahl an Wat- und Wasservögeln beobachten lassen – wie passend zum Gezeitenkonzert mit dem SIGNUM Saxophonquartett im Alten Kurhaus.
Dann hoffe ich noch, dass es mit dem Streifzug in das Informationszentrum auf dem Kavernengelände in Etzel im Vorfeld des Konzertes mit dem Ensemble Allegria, unseren diesjährigen HoT-Talenten, in Horsten klappt. Gehört und gelesen habe ich schon einiges über die Lagerungsstätte der deutschen Gasvorräte, die ja angeblich zurzeit fast aufgebraucht sind, und an dem riesigen Gelände bin ich auch schon oft vorbei gefahren: Gerne wüsste ich mehr darüber und auch über das dortige Engagement unseres Hauptförderers Statoil.
Nachdem die Fahrt mit der ursprünglichen Moortjalk MS Ella – ebenfalls verbunden mit Kaffee und Kuchen – im letzten Jahr so gut ankam, haben wir uns überlegt, diese in Verbindung mit dem Konzert mit Rachel Roberts und Lars Vogt in der Remelser Kirche erneut anzubieten. Eine weitere Fahrt übers Wasser gibt es vor dem Abschlusskonzert in Emden ab dem Anleger an der Delfttreppe.
Letztes Jahr gab es für viele Teilnehmer des Streifzuges im Zusammenhang mit dem Gezeitenkonzert in Reepsholt ein Highlight, hatte doch Matthias Bergmann gerade den Teilnehmenden erzählt, dass die Vögel sich auf schwimmende Moorinseln begeben würden, da sie dort vor Füchsen sicher seien, als auf einmal ein solcher leise ins Wasser glitt und auf eben diese Inseln zu schwamm. Wie gut, dass Vögel fliegen können!