Morgen, Dienstag, 4. September, findet bereits das vorletzte nicht ausverkaufte Gezeitenkonzert in der schönen Nicolaikirche zu Wittmund statt. Dort spielen der Violinist Andrej Bielow, der bereits eine Woche zuvor bei unserem Konzert in der Großen Kirche Leer mit dem Szymanowski Quartett zu Gast war, und Adrian Brendel (Cello) zusammen. Spontan Entschlossene sind an der Abendkasse willkommen! Zudem gibt es noch die öffentliche Generalprobe (dafür gibt es noch Plätze) am Freitagvormittag in Emden, bevor dann die ersten Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft am 7. September abends um 20:00 Uhr in der Johannes a Lasco Bibliothek ihr Ende finden.
Aber erst einmal bin ich auf das Zusammenspiel dieser beiden fantastischen Musiker gespannt. Andrej gehört zu denen, die wirklich 365 Tage im Jahr durch die Weltgeschichte zu jetten scheinen, und dabei gefühlt mindestens 300 Konzerte spielen. Ich muss ihn morgen einmal fragen. Dadurch, dass wir seit Anfang des Jahres auf Facebook befreundet sind, bekomme ich ja mit, dass er von Hawaii in die Türkei fliegt, um dann kurz darauf in Polen wieder aufzutauchen. Herzlich gelacht hat er, als ich heute morgen gleich wusste, wohin er nach unserem Gezeitenkonzert fliegen wird. Aber da übermorgen sein Festival in Lviv in der Ukraine beginnt, wo er gemeinsam mit den Kollegen vom Szymanowski Quartett die künstlerische Leitung inne hat, war das sonnenklar. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht wusste, ob er Adrian vielleicht gleich mitnimmt. Schließlich war Andrej im Sommer erst bei Adrians Festival „Music at Plush“ zu Gast und sicher tauscht man sich aus. Das finde ich auch sehr schön. Beide sind regelmäßig Gäste der bedeutenden deutschen Festivals und spielen nebenbei in der Wigmore Hall, beim Bath Festival und in Verbier. Gemeinsam mit Kit Armstrong, dem jungen talentierten Pianisten, über den ich vor kurzem einen Artikel in der Zeit (allerdings von 2009) gelesen habe, bei dem ich mich köstlich amüsiert habe, spielen Adrian und Andrej als festes Klaviertrio zusammen.
Morgen spielen die beiden sowohl je solo als auch gemeinsam, so dass jeder seinen Entfaltungsspielraum bekommt. Bachs Suite Nr. 3 in C-Dur für Violoncello solo, eines der Meisterwerke für Cello, steht ebenso auf dem Programm wie Ysaÿes Sonate d-Moll op. 27 Nr. 3. Ysaÿe war der belgische Komponist mit dem prominenten Umgang: von Debussy über Franck, Fauré oder Elgar – er kannte sie alle. Das morgige Stück widmete er dem rumänischen Komponisten und Violinisten George Enescu, ein Werk mit wundervollen Herausforderungen, die Andrej Bielow in seinem Spiel sucht. Gemeinsam spielen sie die Sonate für Violine und Violoncello von Ravel und Kodálys Duo op. 7, ein sehr originelles Stück.