Nachdem sie zu Beginn des Festivals ihren Auftritt bei den Gezeitenkonzerten aus Krankheitsgründen absagen musste, hat sie gleich signalisiert, dass sie den Termin möglichst noch während des Festivals nachholen möchte. Nun steht fest, dass die großartige Pianistin Maria João Pires gemeinsam mit Gipfelstürmerin Lilit Grigoryan am 4. August 2015 um 20:00 Uhr in der Neuen Kirche Emden ihr Gezeitenkonzert nachholen wird.
Wir freuen uns sehr auf die Grande Dame der schwarzen und weißen Tasten, der dieser Auftritt ein Herzensanliegen ist. Als eine der bedeutendsten Musikerinnen unserer Zeit verzaubert Maria João Pires ihr Publikum mit der makellosen Vollkommenheit, Eloquenz und Vitalität ihrer Kunst. Die Times schrieb 2012 über sie: „Dies war Musik von seltener Qualität: sauber, unaffektiert, poetisch, tröstlich, leicht wie Luft.“ Die ZEIT beschreibt ihr Spiel als „kompromisslos. Hell und klar. Weich. Poetisch. Sensitiv. Nie sentimental. Immer brennend“. Seit langem ist es ihr ein wichtiges Anliegen, ihre Philosophie und Lehrmethoden weltweit weiterzugeben. Lilit Grigoryan, bekannt als grandiose Gipfelstürmerin bei den Gezeitenkonzerten, wird von ihr gefördert. Die Nachwuchspianistin ist Solistin der Queen Elisabeth Music Chapel. An diesem Abend in der Neuen Kirche sitzen die beiden Frauen gemeinsam am Klavier. Das hat beim Einspringen von der wunderbaren Anna Vinnitskaya am 21. Juni leider nicht geklappt. Dennoch war auch dieses Gezeitenkonzert ein tolles Erlebnis, weil die beiden jugen Musikerinnen einander perfekt ergänzten.
Franz Schubert hat ein umfangreiches Genre für vierhändiges Klavierspiel hinterlassen. Geschrieben vor allem für das häusliche Musizieren im Freundeskreis, saß Schubert dabei auch immer wieder selbst mit am Klavier. Seinem Allegro a-Moll für Klavier zu vier Händen gab sein Herausgeber den Titel „Lebensstürme“, scheint es doch das Auf und Ab des wahren Lebens zu durchlaufen.
Nach diesem stürmischen Auftakt lassen Maria João Pires und Lilit Grigoryan drei Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven erklingen. Neben der Klaviersonate Nr. 28 A-Dur op. 101 und der Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111 wird auch die Klaviersonate Nr. 17 d-Moll op. 31/2 („Der Sturm“) zu hören sein. „Ich bin mit meinen bisherigen Arbeiten nicht zufrieden. Von nun an will ich einen anderen Weg beschreiten“, soll Beethoven gesagt haben, bevor 1802 die drei Klaviersonaten op. 31 erschienen. Sie markieren eine Wende im Schaffen Beethovens hin zu einem intensiven musikalischen Experimentieren. Die Bezeichnung für op. 31/2 soll auf eine Verbindung zu Shakespeares Drama „Der Sturm“ zurückgehen. Diese außermusikalische Anregung brachte erstmals das Poetische in die Musik und steht am Beginn der „neudeutschen Schule“, der es um eine neue Rolle des Künstlers in der Gesellschaft ging.