Julian Steckel sagt über die Bach-Suiten, es sei, als halte man eine Predigt. Für ihn ist es „eine der intensivsten Erfahrungen, die man in einem Konzert haben kann“ (s. Interview mit Karin Baumann in den Ostfriesischen Nachrichten, auch hier im Gezeitenblog). Dass er dieses Erlebnis dann gleich in einer St. Marien-Kirche zelebrieren kann, passt! Zurzeit probt der junge, gut aussehende Mann für sein Gezeitenkonzert bei uns im Preußenzimmer in der Ostfriesischen Landschaft. Leider hinter verschlossenen Türen, sodass nichts zu uns in die Büros dringt.
Julian Steckel ist einer der besten Cellisten seiner Generation. Nachdem er vor drei Jahren den ersten Preis des Internationalen ARD Wettbewerbs verliehen bekam, gab es im letzten Jahr noch den begehrten ECHO Klassik obendrauf. Neben seiner regen Konzerttätigkeit ist er Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seine aktuellste CD zusammen mit dem fantastischen Paul Rivinius am Klavier mit Werken von Prokofiev und Rachmaninoff, eine Koproduktion mit BR Klassik, war gleich CD der Woche bei mehreren Radiostationen. Mit dem Cello-Spiel begann Julian Steckel im Alter von fünf Jahren und hatte lange Unterricht bei Ulrich Voss, bevor er bei Gustav Rivinius, Boris Pergamenschikow, Heinrich Schiff und Antje Weithaas studierte. Er ist zu Gast bei den wichtigsten Festivals in Deutschland und darüber hinaus. Morgen spielt Julian Steckel beispielsweise gemeinsam mit Lauma, Baiba und Linda Skride unter der Überschrift “Perfekte Symbiose” beim Schleswig-Holstein Musikfestival.
Auf seinem Programm heute Abend stehen drei der sechs Bach-Suiten, über die Ulf Brenken schreibt, dass diese zu dem Hervorragendsten, was an Kompositionen für dieses Streichinstrument geschaffen wurden, gehören. Jede der sechssätzigen Suiten ist im Detail so unterschiedlich und vielseitig wie die parallel entstandenen sechs Solosonaten und –partiten für Violine und die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte. Besonders die weiblichen Chormitglieder der Vocalisti Rostochienses wären gerne auch bei diesem Gezeitenkonzert dabei gewesen.
NDR Kultur hat sich als Medienpartner der Gezeitenkonzerte aus mehreren Vorschlägen schnell dieses Konzert ausgewählt und wird es mitschneiden. Im kleinen Örtchen Buttforde für den großen Ü-Wagen einen Platz zu finden, ist gar nicht so einfach. Glücklicherweise unterstützt uns die Dorfgemeinschaft dort tatkräftig, hilft, wo sie kann und weist z. B. die Parkplätze an. Überhaupt hat sich in Buttforde in diesem Jahr schon viel getan. Als wir im Winter der Einladung vom Ortsvorsteher Henning Bernau gefolgt waren und uns das Örtchen angeschaut haben, war er noch ganz traurig, dass die Sträucher noch nicht so beschnitten waren und die Arbeiten an der Alten Schule noch nicht begonnen hatten. Lassen Sie sich überraschen, wie Buttforde sich gemausert hat. Die einzigartige Richborn-Orgel in der Kirche wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten jedenfalls Ende Januar feierlich eingeweiht. Wir bedanken uns an dieser Stelle schon einmal für die tolle Unterstützung im Vorfeld und freuen uns auf einen schönen lauen Sommerabend mit wunderbaren Celloklängen in Buttforde.