Spark- die klassische Band. Das riecht nach Crossover, nach David Garrett. Nicht unbedingt mein Geschmack. Auch der Spielort war dieses Mal sehr ungewöhnlich, denn die Gezeitenkonzerte kennt man ja normalerweise aus uralten, pardon, historischen Kirchen. Dieses Mal durften wir im eher futuristisch eingerichteten (EEZ) zu Gast sein, was uns sogar eine kleine Lightshow ermöglichte. Angenehm war auch, dass sich das EEZ in Aurich befindet und wir daher eine nicht allzu lange Anfahrt hatten. Wie sich später herausstellte, heißt EEZ auch gar nicht Erneuerbare-Energien-Zentrum sondern Energie-, Bildungs- und Erlebnis-Zentrum. So kann man sich irren. Nach einigen Modifizierungen hinsichtlich der Anordnung der Stühle, die dankenswerter Weise vom Team des Hauses bereits gestellt worden waren, aber nicht ganz mit unserem Sitzplan übereinstimmten, konnte es um 20:00 Uhr pünktlich losgehen.
Zur Musik kann ich dieses Mal nicht ganz so viel sagen wie üblich, denn ich musste die erste Hälfte des Konzerts durch zwei geschlossene Türen anhören. Doch auch dieser gedämpfte Klang ließ mich aufhorchen: Das klang so gar nicht nach dem üblichen Pop-Klassik-Mischmasch. Mich erreichte vielmehr sphärische Klänge, die aus fast folkloristischer Musik zu stammen schienen. Doch es klang so gar nicht volkstümlich, Spark brachte diese alten Gassenhauer quasi „recomposed“. Auch nach der Pause machte das Programm seinem Titel „Wild Territories“ alle Ehre, denn die Künstler schreckten vor keiner Stilrichtung oder Epoche zurück. Die Instrumentation der Gruppe klingt total nach einem Ensemble für Frühbarock, doch ihre Bandbreite reicht von Telemann bis Beyoncé. Nicht nur das Programm, auch die Musiker selbst sind vielfältig und ungewöhnlich. Äußerlich fühlte ich mich an Metaler erinnert: Schwarze Kleidung, Fetzen, Hot Pants und zerrissene Strumpfhose. Vor dem Konzert trugen sie noch Micky-Maus-Shirts. Aber auch instrumental waren sie äußerst vielseitig: Beide Flötisten beherrschten die gesamte Instrumentenfamilie bis hin zur Bassflöte mit Perfektion und die Geigerin spielte „nebenbei“ noch Bratsche. Ein bisschen Gesang war auch dabei. Da erscheint es nur folgerichtig, dass in der Pause der CD-Verkauf explodierte. Die kleine Schmuckdose, die als provisorische Kasse diente, quoll fast über.
Dabei ging es nach der Pause erst richtig los, denn nun standen auch einige Solobeiträge auf dem Programm. Hochvirtuos an allen Instrumenten. Doch jedes der Stücke und ihr Komponist war mir total unbekannt, obwohl die Musiker uns charmant mit einigen Erläuterungen durch den Abend führten. Musikalisch kann ich hier nichts zu sagen, außer dass es einfach unglaublich toll und stimmig klang, Unterhaltung pur. Besonders gefreut hat mich, dass ich dieses Mal nicht der Jüngste war und wir auch zahlreiche Schüler im Publikum hatten, die nicht nur von Mama und Papa mitgeschleift wurden. Zumindest stürmten sie nach dem Konzert unseren improvisierten Autogrammstand an der Infotheke. Die Musiker nahmen sich alle (!) auch hier ausgiebig Zeit für ihre Fans. Meiner Meinung nach sollten die Gezeitenkonzerte in jedem Fall offen für anderes oder alternatives bleiben, und ich gratuliere zu diesem äußerst gelungenen Engagement. Mehr davon!