Gestern Abend hatte der künstlerische Leiter der Gezeitenkonzerte seinen eigenen ersten Auftritt. Die Kirche in Norden-Bargebur, schnuckelig und versteckt hinter hohen Bäumen, bot sich dafür an. Gerne hätte sie etwas größer sein können, aber das wäre einem intimen Klavierabend vielleicht nicht gerecht geworden. So freute sich Matthias Kirschnereit über ein ausverkauftes Haus.
Landschaftsrat Helmut Markus begrüßte kurz und bedankte sich bei Gastgebern und allen Sponsoren und übergab das Wort an Matthias Kirschnereit. Der wiederum gab eine kurze informative Einführung in die beiden ersten Werke des Abends, das Lied ohne Worte und die Variations sérieuses von Felix Mendelssohn Bartholdy, einem seiner Lieblingskomponisten, der seiner Meinung nach nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die ihm durchaus gebühren würde. Danach setze er sich locker ans Klavier und spielte. Diese Moderation folgte dann vor jedem Stück, was beim Publikum sehr gut ankam, konnte man dadurch und durch die Informationen aus dem Programmheft sich doch viel besser in die Musik einfühlen. Schließlich ist nicht jeder Musikliebhaber gleich Musikwissenschaftler – und zu theoretisch soll es ja auch nicht sein.
Wie beschreibe ich nun sein Spiel und nehme dafür nur so viele Adjektive wie unbedingt nötig? Lassen Sie es mich einfach so sagen: Ich war mitgerissen, versunken in der Musik und begeistert vom Spiel Matthias Kirschnereits, obwohl ich hinten in der Kirche stand, so gut wie nichts sah und fror, da die Temperaturen eher herbstlich waren. Dennoch störte mich das während des Konzertes wenig.
Das Publikum war letztendlich so begeistert, dass es neben stehenden Ovationen gleich vier Zugaben gab, als „Rausschmeißer“ zuletzt den „Abschiedswalzer“ von Brahms. Matthias Kirschnereit konnte es gar nicht glauben wie begeisterungsfähig „sein Publikum“ war. Er freut sich schon auf sein nächstes Konzert gemeinsam mit Christian Tetzlaff im August.
Falls er geglaubt haben sollte, er dürfe sich schnell auf den Weg nach Hause machen, hatte er sich getäuscht, denn die enthusiastischen Zuhörer nutzten draußen die Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen oder ein Autogramm für die just erworbene CD zu erbitten. Dadurch verzögerte sich zwar auch unser Abbau, aber wir haben uns einfach mitgefreut und später gemeinsam „einen Schlag ran gehauen“.
Fast hätte es an diesem Abend eine kleine, aber unangenehme Panne gegeben. Glücklicherweise fragte unsere Künstlerbetreuerin Berit Sohn nachmittags nach, wo denn weitere Toiletten seien, woraufhin ich entgeistert fragte, ob denn der Toilettenwagen noch nicht da sei … . Der Wagen war zwar unterwegs, aber eigentlich nicht nach Norden. Nach einem kurzen Telefonat stand er jedoch pünktlich zum Beginn des gastronomischen Angebots parat.