Gestern standen für uns gleich zwei Konzerte an, einmal im Landschaftsforum und im Sozialwerk Nazareth. Aufgetreten ist beide Male das Concerto Foscari mit ihrem künstlerischen Leiter Alon Sariel, ein Barockensemble, zusammen mit Musikpädagogin Maja Hilke. Schon die Begrüßung war sehr nett und herzlich, trotz des strömenden Regens. Schnell waren wir alle beim Du. Majas Credo gefiel mir besonders gut: „FSJ-ler muss man gut behandeln, die sind das Wichtigste!“ Hört, hört, liebe Kollegen! Der Aufbau war schnell geschafft und sogar die Sitze konnten wir noch sternförmig anordnen. Dann wurde es auf einmal knifflig: Meine Kollegin Wiebke Schoon und ich, die Michael Jacksons Ostfrieslands (zumindest was das Tanzen anging), sollten als animierende Helfer mit den Kindern und Erwachsenen mitmachen. Normalerweise tanze ich nur deutlich nach 24:00 Uhr und das nicht unbedingt zu barocken Klängen. Aber da muss man eben mal durch.
Die Musik des Tages kam von Jean-Féry Rebel, einem französischen Komponisten, der etwa zu Bachs Zeiten gelebt hat. Sein Stück „Les éléments“ setzt sich aus verschiedenen barocken Tänzen zusammen. Die Musiker waren gleichzeitig auch Schauspieler, denn sie verkörperten ein bestimmtes Element. Der „Tanz“ der Elemente war zu Beginn eher ein Streit, sehr zur Freude unserer jüngeren Gäste. Auch ich musste irgendwie grinsen, Fröhlichkeit steckt an. Maja nahm derweil die Rolle eines Zuhörers und Animateurs für die Kinder ein. Ihre übergroßen (angeklebten!) Ohren saßen aber ein wenig locker. Mimisch machte sie ihre Sache sehr gut und zog die Kinder gleich in ihren Bann. Nachdem die Ouvertüre, eine Chaconne, verklungen war, entbrannte auf der Bühne ein offener Streit um einen goldenen Lorbeerkranz, aus dem der Percussionist als vermeintlicher Sieger hervorging. Darauf folgte sein Solo, bei dem auch wir mittanzen mussten. War eigentlich ganz harmlos und sogar einfach zu merken. Ich fühlte mich an meine erste Tanzstunde erinnert, bei der ich anderthalb Stunden zum Grundrhythmus des Blues durch den Raum gestolpert bin. Heute klappte es da schon etwas besser, zumal die Tanzbewegung etliche Male vorgemacht wurde. Ging ja gut los.
Ermutigt von unserem Erfolg versauten Wiebke und ich kurz danach fast die ganze Performance, als wir alle zum Aufstehen bringen wollten, wo eigentlich alle sitzen sollten. Gerade so konnten wir unseren Fehler noch ausbügeln. Bei der folgenden Ramage, der Flötist hatte sich mittlerweile den Lorbeerkranz geschnappt und seinen großen Auftritt, durften wir und die Kinder das Thema mitflöten. Bis ich geschnallt hatte, dass man nicht in den Strohhalm pusten sollte, sondern das Thema reinsummen sollte, brauchte es einige Durchgänge. Doch auch meine Kollegin und sogar unserer künstlerischer Leiter, der extra angereist war, sahen dabei etwas hilflos aus. Nachdem wir die Strohhalme wieder eingesammelt hatten (um der Verletzungsgefahr vorzubeugen), folgte der Tanz, eine Loure, mit der Konzertmeisterin, Ann Cnop. Sogar mit Verbeugung, ganz im galanten Stil des französischen Barock.
Für die Kinder kam danach der Höhepunkt, ein großes Schwungtuch wurde ausgepackt und zur Dynamik der Musik bewegt. Abgelenkt davon vergaß man völlig, auf die Musiker zu achten, denn auf der Bühne drohte der „Streit“ um den Lorbeerkranz zu eskalieren. Maja fand daraufhin eine salomonische Lösung: Teilt ihn doch einfach! So simpel das klingt, es wird so oft vergessen in der Welt. Daher gefiel mir diese einfache Moral besonders gut. Jedes der Kinder bekam dann noch ein handvergoldetes Blatt als Erinnerung mit nach Hause. Anschließend durften die Instrumente ausprobiert werden. Dabei war gerade die Flöte sehr beliebt. Mittlerweile ist der Tinnitus aber wieder abgeklungen.
Wiederholt wurde das Konzert im Sozialwerk Nazareth in einem echt hübschen, großzügigen und hellen Raum. Ein toller Veranstaltungsort. Die Getränke waren sogar umsonst und die Betreuung ließ es an nichts mangeln. Danke nochmal! Beim zweiten Konzert waren auch einige unser neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zugegen, was mich sehr freute. Musik verbindet. Zufrieden kamen wir wieder in Aurich an, um abends „unseren Jungs“ die Daumen zu drücken. So spannend hätte es gar nicht sein müssen…