Die Entstehung von Musik – ein weiteres Kooperationsprojekt von TONALi und Gezeitenkonzerte zusammen mit den Groothusern
Als wir im November zusammen mit Amadeus Templeton und Boris Matchin von TONALi sowie Ulf Brenken, unserem Programmheftautor, bei Matthias Kirschnereit zu Hause bei einem Brainstorming gesessen haben, schlackerten mir zwischendurch die Ohren, weil da so viele Ideen im Raum schwebten. Mittlerweile haben wir TONALiA, unser gemeinsames Schülermanagerprojekt erstmals außerhalb Hamburgs – bei einem Flächenfestival wie den Gezeitenkonzerten in Ostfriesland – angeschoben und auch unser Musikdorf in Groothusen nimmt immer konkretere Formen an.
Nachdem wir lange nach einem geeigneten Ort für eine Art „Gallisches Dorf“ in Ostfriesland gesucht hatten, sind wir Anfang des Jahres ziemlich schnell auf die Krummhörn gekommen. Als wir dann bei Dorothea Kempe in der fantastischen Osterburg zu Gast waren, war uns sofort klar: Groothusen ist es! Am 5. Juli werden wir gemeinsam mit den Groothusern und Akteuren von außerhalb dort der Entstehung von Musik nachspüren und die ganze Familie einbinden.
In der letzten Woche haben wir uns erneut im Burgcafé Osterburg Schatthaus getroffen, dieses Mal in der großen Runde mit den großartigen Ideengebern aus Groothusen, dem Kreativkopf Amadeus Templeton und Andreas Hering, bekannt durch sein Gezeitenkonzert 2012 zusammen mit Isang Enders in der Deichkirche zu Carolinensiel als Pianist. Ganz kurzfristig konnten wir Andreas für die Unterstützung bei der Planung des Musikdorfs gewinnen. Nach leckeren Kaffespezialitäten aus der neuen Maschine und köstlichem selbstgebackenem Rhabarberkuchen, bei denen wir unsere Ideen in den Raum gestellt haben, haben wir gemeinsam das Dorf unter die Lupe genommen.
Amadeus und seinem TONALi-Team ist es – ebenso wie den Gezeitenkonzerten der Ostfriesischen Landschaft – sehr wichtig, dass Konzerte nicht nur von der Generation 65+ besucht werden. Seine Beobachtung ist, dass die Eltern-Generation nur wenig Interesse an klassischer Musik hat und die Kinder gar nicht mehr damit in Kontakt kommen. Dort wollen wir mit dem Musikdorf ansetzen, mit der Fragestellung: Was gehört alles zur Entstehung von Musik? So einen Einblick in die Prozesskultur gab es bislang noch nirgends.
Stationen zum Nachspüren – Partit(o)ur
Was bereits erfolgreich mit rund zwölf Stationen in Hamburg läuft, soll im Sommer auf eine ländliche Region übertragen werden. Natürlich kann das nicht so umfangreich sein, dennoch wollen wir natürlich einen interessanten Tag vorbereiten. Um elf Uhr geht es mit Informationen für alle an der Osterburg los. Voraussichtich sechs Stationen von der Komposition (wunderbare Vorstellung: eine junge Komponistin in der ehrwürdigen Goldledernen Stube der historischen Osterburg) über das Verlegen von Partituren (dargestellt durch Vertreter eines wichtigen Musikverlags) gefolgt von Proben der jungen Künstler und Unterricht durch den künstlerischen Leiter und möglicherweise eine redaktionelle Begleitung durch eine „rasende Reporterin“ nähern wir uns dem Höhepunkt. Am Ende steht natürlich die Aufführung eines Konzertes. Hier stehen dann Philipp Wollheim (Violine), Raphael Paratore (Violincello) und Verena Metzger (Klavier) auf der Bühne in der faszinierenden Dorfkirche von Groothusen. Die drei sind erfolgreiche Wettbewerbsteilnehmer von TONALi, dem höchstdotierten Musikpreis in Deutschland. Nach Möglichkeit wollen wir auch hier unsere TONALiA-Schülermanager wieder für die Organisation einbinden – so langsam sind sie dann ja schließlich schon alte Hasen und können wiederum anderen zeigen, wie man ein Konzert vorbereitet und woran man dabei denken muss. Zwei Tage zuvor findet nämlich das große Triokonzert mit ganz vielen Schülern der IGS Marienhafe, dem Ulricianum Aurich und dem Johannes Althusius Gymnasium Emden statt, indem ebenfalls Verena, Raphael und Philipp als Musiker zum Einsatz kommen.
Dieses Treffen in Groothusen – und die Bereitschaft, uns alles zu zeigen – hat uns sehr vorangebracht. Es ist viel einfacher, sich bestimmte Stationen vorzustellen, wenn man weiß, wo man was unterbringen kann. Und da helfen die Kontakte vor Ort ungemein. Da wurde kurzerhand der Schlüssel fürs Feuerwehrhaus gezückt, ebenso wie fürs AWO-Heim und das Gemeindehaus. Maritta Merker wurde gebeten, uns kurzerhand die Alte Schmiede ihres Mannes zu zeigen – und noch im Laufe der Woche kam die Rückmeldung des Hausherren, dass wir sie auch nutzen dürfen. Vielen Dank für diesen Einblick – toll, dass es noch Menschen gibt, die sich für die Erhaltung dieser Handwerkskunst einsetzen!
Einen fast schon magischen Ort mit einer kleinen Schutzhütte gibt es auch direkt am Ende des Groothuser Tiefs, das schnurgerade ins Nichts zu führen scheint. Andreas und ich hätten uns am liebsten im Anschluss an unser Gespräch von dort aus auf Bootstour begeben – die Einlassstelle sah sehr einladend aus. Als wir dort waren, sahen wir, dass sich am Ende des Stichkanals viel Teek gesammelt hat. Ein Ponton lag schon bereit. In dieser Woche haben sich die Moijmoakers an die Reinigung des Tiefs begeben und um die Hütte herum Sonnenblumen gepflanzt: Toll, was dort so auf die Beine gestellt wird!
Wenn man ein bisschen Interesse an Musik und ihrer Entstehung hat und sich Sonntag, den 5. Juli 2015 von 11:00 bis 16:00 Uhr freihalten kann, sollte man sich auf jeden Fall nach Groothusen aufmachen und den Tag dort verbringen. Dreh- und Angelpunkt ist die Osterburg, wo es im Burgcafé auch ein gastronomisches Angebot für die Pausen gibt. Auch an die Würstchen wird gedacht.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Groothusern, namentlich Dorothea Kempe von der Osterburg, Dorfvorsteherin Wally Ehrentraut, Pastorin Heike Schmid, Sytze Mulder und Lothar Gorissen von der Interessengemeinschaft Groothusen und Heinrich Weets als Vertreter des Kirchenrates, bei Amadeus Templeton von TONALi – es war gut, dass Du dabei warst – und Andreas Hering, dass er sich trotz bevorstehender Konzertreise nach Ungarn von Iserlohn nach Ostfriesland aufgemacht hat und länger geblieben ist als ursprüglich geplant.