Schon von der Bundesstraße her, auf der die Autofahrer eilig an dem kleinen Dorf vorbei brausen, grüßt der Turm der Bagbander Kirche den neugierigen Besucher, der sich die Zeit nehmen will, einen Abstecher zu ihr zu unternehmen. Er wurde 1855 im neogotischen Stil an Stelle eines neben der Kirche stehenden romanischen Glockenstuhles an die Kirche angebaut.
Das Gotteshaus (2. Hälfte 13. Jahrhundert) liegt auf einen künstlich aufgeschütteten, großzügigen Hügel in der Dorfmitte. Viele Generationen haben es erhalten und verändert. Die Apsis, von der man noch den Giebelansatz im Mauerwerk erkennt, wurde im 16. Jahrhundert abgetragen, als das Gewölbe einstürzte. Die Ostwand bekam einen geraden Abschluss. Die sehr hoch sitzenden, ursprünglichen Fenster, von denen man bis auf je eins in der durch Lisenen gegliederten Süd- und Nordwand nur noch die romanischen Bögen sieht, deuten darauf hin, dass das Kirchenschiff einst einige Meter höher war. Auf der Südseite wurden recht wahllos Fenster in die Wand gebrochen und das Rundbogenportal mauerte man zu.
Durch das Portal im Turm, neben dem die Namen derer, die mithalfen, ihn zu erbauen, im Stein gemeißelt sind, betritt man das jetzt mit einer flachen Holzdecke überspannte, helle Kirchenschiff. An Stelle des alten Abendmahlaltars, von dem Reste an der Südwand befestigt sind, steht eine moderne Altarmensa. Über ihr erhebt sich die Orgel, die 1775 von H. W. Eckmann aus Quakenbrück erbaut und 1973-75 renoviert wurde, auf dem „Apostelboden“. Es ist nicht schwer zu erraten, warum er so heißt. Auf der Tafel in der Mitte der Balustrade sieht man Christus, umgeben von den 12 Aposteln. Darunter befindet sich ganz rechts Judas Ischarioth, der den Beutel voller Silberlinge trägt, für die er Jesus verriet. Zu seinen Füßen liegt der Strick, mit dem er sich später aus Scham aufhängte. Zu den Aposteln gesellen sich die vier Evangelisten, erkennbar an ihren Symbolen. Auch auf der Kanzel von 1654 sind die Evangelisten zu sehen.
In der Kirche hat ein verwittertes Taufbecken aus Bentheimer Sandstein (2. Viertel 13. Jahrhundert) seit 1983 wieder seinen Platz gefunden, nachdem es viele Jahre im Pfarrgarten als Pflanzenkübel ausharren musste, was man ihm deutlich ansieht.
Holzskulpturen in der Bagbander Kirche
Der große Schatz der Kirche sind zweifelsohne die Holzskulpturen, die sie birgt. Von den unzähligen mittelalterlichen Skulpturen, die vor der Reformation die ostfriesischen Kirchen schmückten, sind nur 48 übriggeblieben. Die beiden hier gehören zu den am besten erhaltenen. Sie wurden 1896, wahrscheinlich auf dem Kirchenboden, wiedergefunden.
Wenn man die Kirche betritt, fällt der Blick auf eine Madonna im Strahlenkranz, auf einer Mondsichel stehend. Sie trägt das Jesuskind auf ihrem Arm. Auch, wenn man die Kirche verlässt, sieht man sie, ohne sich umwenden zu müssen. Diese Mondsichelmadonna ist nämlich eine Doppelstatue aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert. Die Sternenkrone teilt sie sich mit ihrer Doppelgängerin, mit der sie Rücken an Rücken steht. Beide zertreten eine Schlange, das biblische Symbol für das Böse. Über ihr schweben zwei Engel.
Über dem Eingang steht eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe (2. Hälfte 15.Jahrhundert). Bis ins 18. Jahrhundert befand sie sich auf einer steinernen Mauer, die den Chor vom Kirchenschiff trennte. Neben dem Kreuz trauern die Mutter und Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, um den am Kreuz Gestorbenen, ihre Gebärden zeigen das Entsetzen, das sie empfinden. Engel fangen das Blut Christi in Kelchen auf und die Kreuzarme enden in Vierpässen mit den Evangelistensymbolen. Nicht nur der Adler des Johannes und der Engel der Matthäus haben Flügel, sondern auch der Lukas-Stier und der Markus-Löwe.
Text: Monika van Lengen
Über die 125 romanischen und gotischen Kirchen in Ostfriesland erschien 2011 ein mit vielen Fotos ausgestattetes Buch von Justin Kroesen und Regnerus Steensma: Kirchen in Ostfriesland und ihre mittelalterliche Ausstattung (ISBN: 978-3865681591).
St.-Barbara-Kirche Bagband
Dorfstraße 26
26629 Großefehn-Bagband