Unsere Stammkunden in unserem Verteiler (> 7.000 Adressen) haben es schon, aber heute wurde es der Presse und damit ab morgen der Öffentlichkeit vorgestellt: das Programmheft mit den 32 Gezeitenkonzerten 2014 unter dem Motto „Kontraste!“
Nach einer kurzen, aber umso herzlicheren Begrüßung durch Vizepräsident Hilko Gerdes durfte Matthias Kirschnereit loslegen und befand zu allererst, dass es uns gemeinsam gelungen sei, in dem dritten Jahr der Gezeitenkonzerte das bislang schönste und abwechslungsreichste Programm zusammenzustellen. Der bisherige Verlauf des Vorverkaufs sei fantastisch gewesen und er bedauere schon jetzt die Besucher, die irgendwann vielleicht keine Karten mehr bekommen. So wie er das sagt, klingt das nicht nach hohlen Phrasen, sondern wirklich ernst gemeint. Und die Zahlen geben ihm und seiner Konzeption recht: Ausverkauft ist mittlerweile das Konzert mit dem Trio Machiavelli auf Schloss Gödens und auch das Auftaktkonzert mit Tine Thing Helseth und dem diesjährigen HoT-Talent (Heroes of Tomorrow) unseres Hauptförderers Statoil, dem Ensemble Allegria, das traditionell auch von der Oldenburgischen Landesbank unterstützt wird. Ansonsten sind alle weiteren dreißig Konzerte verhältnismäßig gleichmäßig gebucht. Allerdings haben wir uns auch große Mühe gegeben, die Erwartungen der Besucher vorauszuahnen und die Kapazität dem Bedarf und den Künstlern anzupassen. Matthias Kirschnereit wüsste auf jeden Fall kein Konzert, das er freiwillig verpassen würde.
Einzig das Porträtkonzert mit Peter Ruzicka, einem der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten, dürfte vielleicht noch ein bisschen stärker nachgefragt werden, was aber möglicherweise mit dem Genre Neue Musik zusammenhängt. Wenn man diese jedoch vom Fachmann erklärt bekommt und sie von fantastischen Künstlern wie dem Minguet Quartett, der Pianistin Sophie-Mayuko Vetter und Sopranistin Alexandra Lubchansky präsentiert wird, kann sogar ich Banause mich dafür erwärmen!
Um zu zeigen, dass die Gezeitenkonzerte durchaus mit den anderen namhaften deutschen Festivals mithalten können, hat sich unser Schreiber des Abendprogramms Ulf Brenken zusammen mit Matthias Kirschnereit einmal die Liste der Preisträger unterschiedlicher Wettbewerbe vorgeknöpft.
Der Deutsche Musikwettbewerb ist der wichtigste nationale Wettbewerb, ausgerichtet von der „Instanz“ Deutscher Musikrat. Dort liest sich die Liste der Preisträger wie das „who is who?“ bei den Gezeitenkonzerten: Andreas Schmidt (Bariton), Matthias Kirschnereit (Klavier), Hans-Peter und Volker Stenzl (Klavier), Latica Honda-Rosenberg (Violine), Nicola Jürgensen (Klarinette), Christina Fassbender (Flöte), Julian Steckel (Violoncello), Nils Mönkemeyer (Viola), Nicolai, Alexej und Wassily Gerassimez (Klavier, Schlagzeug, Violoncello), die Trombone Unit. Frische Stipendiaten sind übrigens Helge Aurich (Klavier) und David Kindt (Klarinette).
Dann gibt es elf ECHO-Klassik-Preisträger, und der ECHO ist nun einmal der wichtigste Klassikpreis, von denen einige gleich mehrere bekommen haben und insgesamt 13 ARD-Preisträger (wichtigster internationaler Musikwettbewerb), von denen drei aktuelle das Festival der Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs innerhalb der Gezeitenkonzerte gestalten: Hyeyoon Park (Violine), Ramón Ortega Quero (Oboe) und Paolo Mendes (Horn).
Hyeyoon Park spielt zusammen mit dem herausragenden Pianisten Florian Uhlig: ein schlichtweg überwältigendes musikalisches Duo. Annika Treutler (Klavier), bekannt von ihrem Auftritt gemeinsam mit dem Amaryllis Quartett in Pewsum, spielt nun gemeinsam mit Ramón Ortega: Die beiden kommen dann soeben von einer ausgiebigen Japan-Tournee wieder. Paolo Mendes galt Matthias Kirschnereits Wunsch, das Brahms Horntrio, seiner Meinung nach eines der schönsten Kammermusikstücke schlechthin, bei den Gezeitenkonzerten zu spielen. Dem kommt er gerne zusammen mit Johann Blanchard (Klavier) und Sven Stucke (Violine) nach.
Zwei Programmpunkte sind quasi aus der Region geboren: Haydns „Die Schöpfung“ wird zum Abschied der Esenser Kantorin Inka Drengemann-Steudtner und „ihrer“ St.-Magnus-Kantorei und dem Nordwestdeutschen Barockorchester, spielend auf historischen Instrumenten, im Rahmen der Gezeitenkonzerte präsentiert. Der zweite ist das Ensemble Kaleidophonia um den gebürtigen ostfriesischen Klarinettisten Robert Löcken, ergänzt durch die fantastische Schlagzeugerin Lin Chen. Auch dieser Formation galt ein Wunsch: Sie mögen neben dem beeindruckenden „Quatuor pour la fin du temps“ von Messiaen auch die selten gespielte Bachsuite für Marimbaphon und weitere Instrumente zur Aufführung bringen, zusätzlich zu der Uraufführung von Yijie Wangs „Jin-Mu-Huo-Emulsion“ und weiteren modernen Stücken.
Namhafte Künstler fragen zunehmend beim künstlerischen Leiter an: Es hat sich herumgesprochen, dass es da ein kleines, aber feines neues Festival in Ostfriesland gibt. Matthias Kirschnereit freut sich sehr über diesen Zuspruch, verfügt aber durchaus über einen großen Fundus, der noch lange nicht ausgeschöpft ist: Das lässt hoffen!
Weltstars im intimen Rahmen der wundervollen ostfriesischen Kirchen: eine spannende Kombination, bei der jedoch immer die Musik und die Intensität der Interpretation im Vordergrund stehen, was auch den ausgewählten Künstlern wichtig ist. Man fühlt sich verleitet, die Nähe zum Publikum zu suchen, wenn sie sich in der Sakristei einspielen oder über den Mittelgang durch gut gefüllte Reihen zur Bühne gehen.
Kerstin Henjes freut sich ebenso wie Hilko Gerdes, der es in seiner Einleitung so angedeutet hat, auf die Fortführung der „Erfolgsstory“ der Zusammenarbeit der Gezeitenkonzerte und dem Hauptförderer Statoil Deutschland. Das tolle Feedback des Ensembles Allegria, das im vergangenen Jahr bereits in Horsten und Pewsum sein Können unter Beweis gestellt hat, motiviert da natürlich zusätzlich. Die jungen Musikerinnen und Musiker haben sich in Ostfriesland sehr wohl gefühlt und freuen sich auf ihren super spannenden Auftritt im Presswerk von VW. Statoil und das Volkswagenwerk Emden pflegen ebenfalls eine gute Partnerschaft, vor allem im Bereich der Jugendförderung. Außerdem feiern beide 2014 ein Jubiläum: Statoil Deutschland wird 30, das Volkswagenwerk Emden feiert seinen 50. Geburtstag. Da ist das Gezeitenkonzert dort ein kleiner Höhepunkt dieser beiden Jubiläen. Dass dafür der Betrieb im Presswerk für die Dauer des Konzertes unterbrochen wird, ist schon außergewöhnlich!
Der Erlebnistag findet in diesem Jahr zur Abwechslung mal im Haus Nazareth in Norddeich statt. Dort werden die Kinder aktiv ins Geschehen eingebunden. Einige in den Musikschulen und Kindergärten bereits im Vorfeld als Vorbereitung auf „Störtebekers Schatz“, alle gemeinsam in den Workshops mittags, damit sie bei der „Wolkenkuh“ auch auf der Bühne mittenmang dabei sein können. Die Nekkepenns machen das schon!
Wenn das Motto eines Festivals „Kontraste!“ heißt, darf natürlich das Werk, das diesen Namen trägt, nicht fehlen: Béla Bartóks Meisterwerk Kontraste, ein heiteres, jazziges Stück mit Elementen ungarischer Volksmusik, bei dem gleichzeitig noch ernstere Töne einfließen. Gespielt wird es von gleich drei Preisträgern des Deutschen Musikwettbewerbs, Nicola Jürgensen (Klarinette), Latica Honda Rosenberg (die Geigerin hat auch den Tschaikowski-Wettbewerb gewonnen) und Matthias Kirschnereit (Klavier). Gegenübergestellt werden kontrastreich Werke von Reynaldo Hahn und Camille Saint-Saëns.
Natürlich kommen bei so einem Pressegespräch immer die Fragen nach der Finanzierung, was ja auch völlig legitim ist. „Die Gezeitenkonzerte haben einen Etat von 380.000 Euro, von denen ein Drittel durch die Eintrittseinnahmen gedeckt werden soll.“, so der organisatorische Leiter Dirk Lübben. Im Moment sieht es so aus, als würden wir das schaffen. Die restlichen zwei Drittel werden als Fördermittel in jedem Jahr neu eingeworben. In diesem Jahr war es aufgrund der schlechten Zinslage schwierig, bei den Banken und Stiftungen die angefragten Fördermittel im vollen Umfang zu erhalten. Auch wir Privatleute merken immer wieder, dass wir für angelegtes Geld nicht mehr so viel bekommen wie noch vor ein paar Jahren. Fördern wollten jedoch alle, und zwar gerne, was von vielen ausdrücklich betont wurde! Aufgefangen wurde dieses Loch dankenswerterweise durch Förderer aus der Region. Dort gab es eine starke Zunahme, sodass beispielsweise der Freundeskreis der Gezeitenkonzerte in die Liga der Festivalförderer aufgestiegen ist, um Platz für Konzertsponsoren zu machen.
Etwa die Hälfte der Eintrittskarten ist jetzt fünf Wochen nach Vorverkaufsbeginn verkauft. Wer nun nicht gerade in das Eröffnungskonzert oder das in Gödens möchte, hat also gute Chancen, noch das eine oder andere Gezeitenkonzert nach seinem Geschmack zu finden.
Wie sagte eine Dame aus Hamburg so schön: „Wenn der Tetzlaff sonst schon in Nordwestdeutschland nicht zu hören ist, dann muss ich wohl nach Emden fahren!“
Abschließend kam noch eine Frage bezüglich der Ausgaben für die Werbung, da unser Programmheft ja doch recht aufwändig sei. Daraufhin antwortete blitzschnell Hilko Gerdes: „An der Werbung zu sparen, wäre das Falsche!“ Er als langjähriger Geschäftsführer eines großen Unternehmens habe gleich zu Anfang gelernt, dass man, gerade wenn die Geschäfte nicht so liefen, sich umso intensiver um die Werbung kümmern müsse. So schlimm ist es bei uns zwar nicht, aber wir sind der Meinung, dass Sie ein schönes Programmheft mit allen Informationen gut lesbar verdient haben!
Matthias Kirschnereits Wunschvorstellung zurzeit ist es, die Gezeitenkonzerte auf diesem Niveau zu konsolidieren, immer noch ein bisschen zu verfeinern und gerne so zwei bis drei Wochen vor Festivalbeginn ausverkaufte Konzerte zu haben. Man darf ja mal träumen! Ihm blute allerdings das Herz, wenn Leute sich Konzerte nicht leisten können oder vor der Tür stehen bleiben müssen, weil es keine freien Plätze mehr gebe. Schüler und Studenten bezahlen bei uns für jedes Gezeitenkonzert nur 5,00 Euro: Daran sollte es nicht scheitern. Und Kinder unter fünf Jahren lassen wir auch umsonst rein (bitte vorher Bescheid sagen, ob ein extra Platz benötigt wird und den Kindersitz nicht vergessen, damit die Kleinen auch etwas sehen können)!