Nicolaikirche Pewsum
Gleich neben der Manningaburg, in der ein Museum zur ostfriesischen Häuptlingsgeschichte untergebracht ist, liegt die Nicolai-Kirche, ein Saal-bau mit polygonalem Chor aus dem 15. Jahrhundert. 1862 bekam sie neue Außenwände und ein Westportal, bei dem eine Arkade des ehemaligen Lettners aus dem 15. Jahrhundert Verwendung fand, sowie eine Inschriften-platte, datiert 1541. Der neben der Kirche stehende Glockenturm hat eben-falls eine neue Ummantelung.
Der Innenraum ist seit 1862 von einer gewölbten Holzdecke überzogen.
In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Kircheninnere umge-staltet. Der Lettner wurde entfernt, das Kirchengestühl ersetzt. Eine schlich-te Altar-Mensa steht nun an Stelle des ehemaligen Flügelaltars im Chor,
der wahrscheinlich abgängig war. Teile des Retabels hängen heute an den Wänden. Zwei der Flügel zeigen die Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Der ehemalige Altaraufsatz könnte der Hausaltar der Häuptlingsfamilie Manninga gewesen sein. Das Triptychon aus dem 1. Viertel des 16. Jahr-hunderts ist ein Schriftaltar und damit ein frühes Zeichen der Reformation.
Die spätgotische Sakramentsnische mit ihrem rot-weiß gefassten Spitz-bogen und dem Sternenmuster im Giebel entstand im 15. Jahrhundert. In solchen Nischen, die meistens in die Nordwand des Chores eingelassen waren, wurden, durch Gittertüren gesichert, die geweihten Hostien für das Abendmahl aufbewahrt.
Die Kanzel von 1618 schenkte die Gräfin Sophia von Ostfriesland, die in Pewsum verstarb, der Gemeinde. Zwischenzeitlich weiß übermalt, kann man sie nach einer Restaurierung von 1937, die durch viele Zuwendungen, unter anderem durch die Ostfriesische Landschaft, ermöglicht wurde, in ihren ursprünglichen Farben mit reichen Goldverzierungen beschauen. Eine lateinische Umschrift und ihr Wappen am Schalldeckel erinnern an „Fries-lands Gräfin Sophia, die erlauchte Jungfrau“, als Stifterin. Mehrere Bibel-sprüche zieren Kanzel und Treppe, und in die Felder des Kanzelkorbs hat
der unbekannte Meister die vier Evangelisten gemalt.
Eine vom Orgelbauer Hermann Hillebrand, Altwarmbüchen, 1969 gebaute Orgel ersetzte die alte von 1919.
Mehrere Grabplatten des 16. bis 18. Jahrhunderts werden in der Kirche aufbewahrt, darunter die mit Putten und Totenköpfen verzierte der Häuptlingsfrau Tetta Manninga (†1562).
Monika van Lengen
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