Die Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts erbaute Saalkirche mit polygonalem Chor ist einer der wenigen spätgotischen Kirchenbauten in Ostfriesland. Sie ersetzte eine spätmittelalterliche Kreuzkirche, wie sie in Pilsum erhalten geblieben ist. Während die Nordseite des in fünf Joche gegliederten Langhauses der Kirche jetzt fensterlos ist, gibt es in der Südwand zwischen Strebepfeilern breite, spitzbogige Fenster mit Fischblasenmaßwerk. Hier ist auch noch der Ansatz einer ehemaligen Seitenkapelle in Form eines breiten Spitzbogens zu sehen.
Die Decke der Kirche ist von einem Netzgewölbe überzogen, im Chor sieht man ein Sterngewölbe mit dem Rest der spätgotischen floralen Ausmalung, die auch Christus als Weltenrichter darstellt (um 1500).
Die Kanzel mit mächtigem Schalldeckel hat am Korb reiche Fruchtgehänge und gedrehte Säulen. Sie stammt laut Inschrift von Albert Frerichs (1695). Sehenswert sind auch das Kastengestühl (17./18. Jahrhundert) mit den für Ostfriesland typischen Traljengittern und die Patronatsprieche gegenüber der Kanzel (Anfang 18. Jahrhundert).
Von den zahlreichen Grabmalen ist das Wandepitaph des Junkers Omcko Ripperda (+ 1564) etwas Besonderes. Der Häuptling Unico Manniga hat das Grabdenkmal 1567 zum Andenken an Omko, den letzten seines Geschlechts, an diesem Ort, errichten lassen. Der Jüngling starb nach einem Unfall an einer Beinamputation. Auf dem Sarkophag ist er „irdisch“ ohne Beine dargestellt, im „Himmel“ darüber hat er seine Beine wieder.
Leicht übersehbar liegt unter der Kanzel die Grabplatte von Heba Attena (+1449), die ihre Tochter, Gräfin Theda von Ostfriesland, im späten 15. Jahrhundert für sie mit der Darstellung der Apostelfürsten Petrus und Paulus anfertigen ließ.
Die Taufe aus Sandstein in Kelchform stammt aus dem Jahre 1569. Die hölzerne Chorschranke wurde im 17. Jahrhundert errichtet.
Auf der Westempore steht eine Orgel, deren Prospekt vom Orgelbauer Johann Friedrich Wenthin aus Emden stammt (1776-81). Das Orgelwerk wurde von der Orgelbauwerkstatt Ahrend & Brunzema aus Leer-Loga geschaffen und 1994 von Jürgen Ahrend gründlich überarbeitet.
Südlich der Kirche steht ein Glockenstuhl mit Parallelmauerwerk vom Ende des 13. Jahrhunderts, der zu einem Vorgängerbau gehörte. Besonders reizvoll ist die Ausgestaltung der Giebelmauern mit rundbogigen Schallarkaden und Blendbögen aus dreiteiligen Kleeblattmotiven und Flechtwerkmustern.

Die Kirche bildet mit der Burg Hinta ein in dieser Form in Ostfriesland einmaliges, schönes Ensemble. Die von einem Graben umgebene Burganlage, deren ältester Teil ein eingeschossiges Steinhaus von 1438 ist, von dem Spuren noch am westlichen Ende des Südflügels zu erkennen sind, wurde seit 1567 von der Familie von Frese zur heutigen Form ausgebaut. Der Westflügel, das sogenannte Hohe Haus, mit dem schönen gotischen Treppengiebel und den Wappenfeldern stammt noch aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts. Aus dem Chronogramm am Eingangsportal zum Burghof ist zu entschlüsseln, dass die Burg ab 1704 durch Seitenflügel und Barockportal zur Vierflügelanlage erweitert wurde.

Monika van Lengen


Kirche Hinte
Hinter Kirchgang 11
26759 Hinte

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