Bonifatiuskirche Arle
Ende des 12. Jahrhunderts erbaute man in Arle eine Einraumkirche mit Apsis aus Tuffstein, der in Schiffen aus der Eifel hierher gebracht wurde. Im Laufe der Jahrhunderte musste der weiche, Wind und Wetter nicht standhaltende Stein immer wieder mit Backsteinen ausgeflickt werden. Erst in den letzten Jahrzehnten werden dazu aus denkmalpflegerischen Gründen auch neue Tuffsteine verwandt. In die Südwand wurden große gotische Fenster eingebrochen. Gut erhalten ist die Gliederung der Nordwand: sechs durch Lisenen getrennte Flächen mit je einem kleinen, hoch sitzenden Rundbogenfenster. Die 1789 aufgestockte Apsis zeigt als neuromanische Zierformen Lisenen und Rundbogenfries.
Einst hatte die Kirche auch einen mächtigen mittelalterlichen Westturm. Den ließ der Norder Landeshäuptling Udo 1430 schleifen, damit sich seine Feinde darin nicht einnisten konnten. Der jetzige neuromanische Turm wurde 1886 an die Kirche angebaut.
Die Kirche ist flach gedeckt. Durch die Erhöhung der Apsis konnte die Balkendecke komplett durchgezogen werden, womit man den Raumeindruck einer mittelalterlichen Kirche zerstörte.
Im Kirchenraum sind mehrere Zeugen verschiedener Jahrhunderte zu sehen. Aus der Romanik stammen die vier Sarkophagdeckel an der Nordwand mit späteren Inschriften und der Taufstein aus Bentheimer Sandstein (1. Hälfte 13. Jahrhundert) mit ornamentalen Verzierungen und einem Sockel mit Löwendarstellungen. Der geschnitzte Passionsaltar (um 1480) zeigt nordniederländisch-friesische Einflüsse in der lebendigen Bewegung der Figuren. Besonders in der figurenreichen Kreuzigungsszene gibt es viele Details zu entdecken, zum Beispiel Judas mit dem Geldbeutel um den Hals, der sich an einem Baum aufgehängt hat und die Szene um Pilatus vorne rechts. Während ein Soldat den römischen Statthalter auf Jesus am Kreuz hinweist, neckt ein anderer mit einem Stock ein Äffchen, das hinter Pilatus auf dem Pferd hockt. Die Altarflügel wurden im 17. Jahrhundert ausgemalt.
Das Prunkstück der Kirche ist das spätgotische Sakramentshaus aus Baumberger Sandstein (um 1480). Während die vier Löwen im Unterbau, die den Besucher mit geöffneten Mäulern anzubrüllen scheinen, original sind, wurden die anderen Figuren im 19. Jahrhundert überarbeitet.
In der Werkstatt des Bilderschnitzers Jacob Kröpelin entstand 1675 die Kanzel. Am Aufgang sind die Erzväter Abraham, Isaak und Jacob zu sehen, auf dem Kanzelkorb die vier Evangelisten und der Apostel Paulus. Die barocken Messingkronleuchter werden auch heute noch bei besonderen Gelegenheiten mit Kerzen bestückt. Der mittlere, besonders reich verzierte, ist 1669 der Kirche gestiftet worden.
Die Orgel von 1799 wurde von Hinrich Just Müller aus Wittmund und Johann Gottfried Rohlfs aus Esens gebaut. Bereits bei ihrer Erbauung der Orgel waren ein Brustwerk mit sechs Registern und ein Trompetenregister im Hauptwerk vorgesehen. Beides wurde bei der Restaurierung 1999 durch den Orgelbauer Martin ter Haseborg aus Uplengen eingefügt. Im Hauptwerk sind weitgehend die alten Register erhalten.
Monika van Lengen
Bonifatiuskirche Arle
Am Friedhof 1
26532 Großheide