
Göttinger Symphonieorchester
Auf eine ähnlich lange Geschichte können gewiss nicht alle Orchester im deutschsprachigen Raum zurückblicken. Seit mehr als 160 Jahren sorgt das Göttinger Symphonieorchester für ein erfülltes Musikleben – nicht nur in seiner Heimatstadt. Vor allem als Konzertorchester und sehr breit aufgestellter Klangkörper mit höchster musikalischer Exzellenz erwarb es sich in der langen Zeit seines Bestehens einen hervorragenden Ruf, der über die Grenzen Deutschlands und sogar Europas hinaus gehört wird.
Heute spielen die rund 60 Musikerinnen und Musiker aus 24 Ländern, deren gefeierter Chefdirigent Nicholas Milton seit 2018 im Amt ist, mehr als 100 Konzerte jährlich. Das Orchester konnte sich auch unter den durch Corona und fünfjähriger Sanierung der Hauptspielstätte erschwerten Bedingungen der vergangenen Jahre sein treues Publikum erhalten. Seit Herbst 2023 finden wieder zahlreiche Konzerte in der sanierten Göttinger Stadthalle statt.
Im Repertoire des Orchesters, das oft als „Juwel der Stadt Göttingen“ bezeichnet wird, finden sich nahezu sämtliche Epochen und Genres. Neben Mahler-Zyklen, barocken bis klassisch-romantischen Standardwerken und Entdeckungen sowie beispielsweise groß besetzten Werken von Richard Strauss – der übrigens einst selbst am Pult stand – gab es vielbeachtete Erst- und Uraufführungen. Ein Markenzeichen sind zudem Crossover-Programme mit Pop-, Rock- und Filmmusik.
Diese Vielseitigkeit lockte illustre Dirigenten wie Ferruccio Busoni, Max Reger, die Brüder Eugen und Georg Ludwig Jochum und Sir Georg Solti ebenso in die niedersächsische Universitätsstadt wie namhafte Solistinnen und Solisten: etwa den Bariton Dietrich Fischer-Dieskau, die Pianistinnen und Pianisten Elly Ney, Wilhelm Kempff, Wilhelm Backhaus, Nikita Magaloff, Martha Argerich, Rudolf Buchbinder, Gerhard Oppitz, Alexander Krichel und Joseph Moog – sowie die Geiger Gidon Kremer, Antje Weithaas und Emmanuel Tjeknavorian und die Cellisten Heinrich Schiff, Daniel Müller-Schott, Sol Gabetta, Wolfgang Emanuel Schmidt und Raphaela Gromes, die in der Spielzeit 2021/22 Artist in Residence war.
Die glanzvolle Geschichte ist auf CD nachzuhören, unter anderem bei den Labels Sony Classic und Capriccio. 2021 entstand unter Nicholas Milton eine Gesamtaufnahme der vier Symphonien von Johannes Brahms, nominiert als beste Aufnahme der International Classical Music Awards 2022. Unter Christoph-Mathias Mueller sind zuvor Aufnahmen mit Bühnenwerken von Claude Debussy sowie die mit dem ECHO KLASSIK ausgezeichneten CDs mit dem Trompeter Reinhold Friedrich und der Oboistin Maria Sournatcheva erschienen, um nur eine Auswahl zu nennen.
Diese CDs sind ein Hörgenuss, doch Musik lebt im Kontakt. Bemerkenswert ist die breite gesellschaftliche Verankerung des Göttinger Symphonieorchesters in der Stadt, aber auch weit darüber hinaus. Während es mit zahlreichen Institutionen Göttingens Kooperationen pflegt – Musik- und Ballettschulen, Kantoreien, dem Jugend-Sinfonie-Orchester und beim beliebten Event „Sport meets Music“ auch Sportvereinen – und neben dem traditionellen Konzertpublikum insbesondere Kinder (im beliebten Club „Pizzi & Cato“), Jugendliche, Familien und Senioren zu den regelmäßigen Gästen zählt, gilt es in der Branche zugleich als „Reiseorchester Niedersachsens“.
Es war zu Gast auf Festivals wie dem Choriner Musiksommer, den Internationalen Händelfestspielen in Göttingen, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker und den Niedersächsischen Musiktagen und arbeitet eng mit den Weilburger Schlosskonzerten zusammen. Längst ist das Orchester auch international gefragt, etwa im Concertgebouw Amsterdam, beim Murten Classic Festival in der Schweiz, in Göttingens polnischer Partnerstadt Thorn und bei bislang zwei China-Tourneen.
Doch Kern der Arbeit sind die Auftritte in Göttingen, darunter auch die Silvester- und Neujahrskonzerte oder etwa ein sommerliches Open-Air-Konzert bei der alljährlich gefeierten „Nacht der Kultur“. Die Auftrittsorte sind zahlreich: die Stadthalle, die Lokhalle, die Aula der Universität, das Deutsche Theater, das Alte Rathaus, Kirchen, die Sparkassen-Arena und der Platz vor dem Alten Rathaus, dazu Burgen und Schlösser der Region.
Keine Frage: Nach einer wechselvollen, nun schon weit mehr als anderthalb Jahrhunderte währenden Geschichte, in der die Existenz des Göttinger Symphonieorchesters nicht nur einmal gefährdet war, erfreut es sich heute höchster überregionaler Wertschätzung und ist aus dem kulturellen Leben seiner Heimat nicht mehr wegzudenken.
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