Im Laufe eines Festivals passiert so einiges, von dem man denkt, dass man es bestimmt mal im Blog verarbeiten kann. Dann aber rast einem die Zeit davon, man hat gerade keinen Rechner griffbereit oder hat den „Splitter“, wie Ina Wagner solche Begebenheiten in der Emder Zeitung nennt, schlicht weg wieder vergessen. Ein paar Dinge sind aber noch im Kopf geblieben oder schauen einen, mittlerweile fast unleserlich, von einem Zettel aus an.
Am Samstag ist Bergfest bei den Gezeitenkonzerten, heißt es. Nachgeschaut habe ich nicht, da ich nach Möglichkeit lieber von Tag zu Tag gucken und planen würde, was natürlich nicht geht. Jedenfalls ist das ein guter Anlass, selbst etwas zu posten, vor allem, da unsere Auszubildende ihren Auftrag nicht so ernst zu nehmen scheint, über die Konzerte zu berichten.
Leider manchmal nicht anders möglich
Nach der Anmoderation von Alice Sara Ott, man möge doch seine Augen schließen und versuchen, sich ganz auf die zauberhafte Musik Griegs einlassen, stand ich im Vorraum der schönen Reepsholter Kirche und lauschte den feinen, aber auch den imposanten Tönen, die die zierliche Pianistin ihrem Instrument entlockte. Als ich meine Augen öffnete, weil ich etwas vor der Tür gehört hatte, sahen meine müden Augen ein Pärchen, das es leider nicht rechtzeitig zu Konzertbeginn geschafft hatte. Es tat mir furchtbar leid, aber Alice hatte angekündigt, es gebe keine Pause zwischen den beiden Grieg-Werken der ersten Konzerthälfte und man möge sich bitte den Applaus bis zur Pause aufsparen. So war klar: Ich kann die beiden nicht in den Kirchenraum reinlassen, vor allem nicht, da die Kirchenbänke mit Türchen verschlossen sind, die sich nun einmal nicht lautlos öffnen lassen. Wir haben den beiden dann zwei Stühle vor die Zwischentür gestellt und angeboten, diese leise zu öffnen, damit sie möglichst viel mitbekommen. Das kam leider nicht so gut an. In unseren AGB steht eindeutig, dass es keinen Anspruch auf Einlass nach Beginn der Veranstaltung gibt. Normalerweise bemühen wir uns dennoch, zu spät kommenden Gästen den Konzertgenuss zu ermöglichen und schleusen diese während des Applauses rein – nicht vorher! Dies war nun ein Sonderfall, auf den wir mit einem Kompromiss reagiert haben.
Zwei Arteon vor der Tür
Auch in diesem Jahr dürfen wir wieder auf unseren unverzichtbaren Fuhrpark aus dem Volkswagen Werk Emden zurückgreifen. Ursprünglich war geplant, dass wir einen Arteon zum 5.7. gegen ein anderes Fahrzeug daraus tauschen. Doch dann hat Insa Beitelmann vom Volkswagen Werk Emden sich so ins Zeug gelegt, dass wir den ersten bereits zum Eröffnungskonzert abholen konnten. Ein zweiter wurde am Montag darauf fertig, und nun werden unsere Künstler nach Möglichkeit in einem der beiden kurkumagelben Fahrzeuge zu den Gezeitenkonzerten transportiert. Es passt auch erstaunlich viel rein und sie fahren sich gut! Die Händler haben ihre Vorführwagen übrigens erst ein Wochenende später bekommen und auch im Werk Emden sieht man sie noch eher selten fahren. Sie wurden eigens für die Gezeitenkonzerte in der Produktion vorgezogen. Auffällig sind sie: Viele bleiben nun vor der Ostfriesischen Landschaft stehen, nicht um sich das Gebäude anzuschauen, sondern um die Arteons zu bestaunen, die mit ihrer Farbe natürlich perfekt zu unserem Festival passen. In Ditzum lud Gitarrist Heiko Ossig kurzerhand den Journalisten der Rheiderland Zeitung ein, einzusteigen und einmal mit durch den Ort zu fahren, bevor er mit Nuria Rial zurück zum Hotel gefahren wurde.
Regen, nichts als Regen
Der Wettergott meinte es sage und schreibe bei den ersten sechs Gezeitenkonzerten überhaupt nicht gut mit uns. Unser neues Catering-Team von der AG EMS und vom Club zum guten Endzweck wurde schon langsam ungeduldig. Den Höhepunkt bildete regentechnisch das Konzert in der Auricher Lambertikirche von Angelika Kirchschlager und Florian Krumpöck, wo die Gäste zwar bis in den Vorraum kamen, dann jedoch in der Pause gleich wieder umdrehten und nur wenige sich zumindest ein Glas Wein holten – verdünnt schmeckt der ja auch nicht mehr ganz so gut.
Gezeiten-Classixx im Volkswagen Werk Emden
So langsam fühlen wir uns schon fast wie zu Hause im Routenzugbahnhof und freuen uns schon auf die Mannschaft vom Volkswagen Werk Emden. Es ist zwar immer mit viel Aufwand verbunden, bis alle Absprachen getroffen sind und die Zeiten koordiniert sind, aber dann, vor Ort, sind alle wahnsinnig hilfsbereit und alles läuft überwiegend unkompliziert, trotz mancher Vorschriften, die man nun einmal auf dem Werksgelände einhalten muss. Der Rettungsdienst ist vor Ort – seit dem ersten Gezeitenkonzert im Presswerk mit Tine Thing Helseth und dem Ensemble Allegria 2014 immer mit denselben Personen, der Werkschutz guckt und hört später manchmal mit, die Werksfeuerwehr gehört auch dazu und ich freue mich, dass ich nun die Telefonnummer des Mannes habe, der für mich die richtigen Techniker für die Lichtsteuerung anrufen kann oder weiß, wie das Wasser in den Toilettencontainern angestellt wird. So muss ich nicht für jede Frage Insa Beitelmann bemühen. Trotzdem bleibt sie die gefragteste Frau des Abends, bewahrt aber stets ihre Gelassenheit. Hier war es übrigens erstmalig trocken!
Logistisch anspruchsvoll war das Gezeitenkonzert mit Meret Becker und den Tiny Teeth. Einige Tage vorher schon konnte unser Bühnenbauer und –techniker nicht mehr gut schlafen, weil er Sorge hatte, ob er in der kurzen Zeit alles fertigbekommen würde. Eigentlich hätte Meret gerne im Fährhaus an einem Trapez geturnt, was natürlich perfekt zu ihrem Programm gepasst hätte, aber da mussten wir aus statischen Gründen ein Veto einlegen. Und am Tag zuvor hatte Dieter ja auch schon die Riesenbühne bei VW vor der Brust, wo es glücklicherweise mit dem Auf- und Abbau dieser getan war.
Open-Air-Konzerte bei den Gezeiten
Schon im vergangenen Jahr haben wir gezittert, was unser Freiluftkonzert mit Ardenti Brass im Heseler Wald anging. Wir wurden belohnt mit einem warmen und schönen Sommertag, wobei es am Vorabend und am Folgetag noch ordentlich geregnet hat. Beim diesjährigen Gezeitenkonzert mit 10forBrass im Park hinter der Blumenhalle Wiesmoor ging es uns genauso. Die Besucher verließen gerade glücklich das Gelände, als ein kleiner Schauer kam, sodass wir blitzschnell zumindest die teuren Polsterstühle zusammen und unter Dach gestellt haben.
Festival der Großen
Das Gezeitenkonzert in Remels bestritten das Verdi Quartett zusammen mit Gabriel Schwabe und – erstmalig im Festival dabei – Volker Jacobsen. Letzterer ist bestimmt einen Meter neunzig groß und macht einen sportlichen Eindruck. Dirk Lübben begrüßte ihn mit Worten wie: „Willkommen beim Festival der Großen!“ Volker und ich guckten uns an und wussten nicht was er meinte, aber Dirk erklärte, dass wir ja zu Beginn gleich den auffällig großen Christian Ostertag zusammen mit dem ebenfalls nicht kleinen Ingolf Turban dabeigehabt hätten, dann Frank Beermann und nun ihn. So klärte sich das auch auf.
Mädels-Abend
Einen reinen Mädels-Abend gab es bei dem Gezeitenkonzert auf Gut Horn in Gristede. Zuvor schon hatten die vier Frauen vom Klenke Quartett mit Klarinettistin Nicola Jürgensen mit großem Spaß in Aurich im Landschaftsforum geprobt und danach gemeinsam die Stadt unsicher gemacht. Sie kamen mit gut gefüllten Taschen zurück, um ihre Instrumente abzuholen. Gut gelaunt ging es zum Konzert, wo sie begeistert von der tollen Atmosphäre von Gut Horn waren und vollkommen entspannt den Gästen musikalische Kostproben darboten, bevor sie wiederum in Aurich beim Griechen essend den Abend ausklingen ließen.
Wassermusik
Heute Abend in Münkeboe wissen wir: Der Regen hört auf, das schlagkräftige Team aus Münkeboe steht am Grill, der Förderverein kredenzt den Wein, die Kirche ist knackvoll – Irritationen der Inhaber von Hörplatzkarten dürften ausbleiben, da Kalle Krämer das Geschehen vorne auf der Bühne projiziert, sodass alle etwas davon haben und die Musikerinnen um Klarinettistin Sabine Meyer garantieren für einen eindrucksvollen Hörgenuss mit einem abwechslungsreichen Programm in spannender Besetzung. Was uns hingegen morgen im van-Ameren-Bad erwartet, ist nicht ganz so klar. Auch hier gilt: Die Musik ist umwerfend. Mathias Eick und sein Quintett gehören zu dem besten, was nordischer Jazz zu bieten hat. Wem die Musik von Emil Brandqvist und Martin Tingvall gefallen hat, kann auch hier ganz entspannt zuhören, wenn denn das Wetter bei diesem Freiluftkonzert mitspielt. Eine Regenvariante gibt es nicht, nur blaue Regencapes, die wir bei Bedarf verteilen. Aber es sieht gut aus. Die Bühne steht, die Technik wird aufgebaut und morgen sehen wir weiter. Das ist dann das berühmte Bergfest-Gezeitenkonzert, sagt man.