Meine letzten Schulstunden liegen glücklicherweise schon ein paar Jahre zurück. Montag hatte ich allerdings die Ehre, Amadeus Templeton, einen von zwei Geschäftsführern von TONALi Hamburg, zu einer Schulstunde begleiten zu dürfen. Denn am Montag hat Amadeus den Startschuss zu unserem neuen Kooperationsprojekt TONALiA gegeben, indem er 26 Schülerinnen und Schülern einer 7. Klasse des Gymnasiums Ulricianum gebrieft hat, wie aus ihnen Schülermanager werden. Eine nette Geste und gleich ein Beispiel für gutes Management war, dass Jonas uns unten am alten Haupteingang empfing und zum Klassenraum begleitete.
Die Gezeitenkonzerte und die Schüler sind damit Kooperationspartner eines Pilotprojektes, denn das A hinter TONALi steht für „Auswärtsaktivitäten“. Schon seit fünf Jahren gibt es den TONALi-Wettbewerb, den höchstdotierten Kulturpreis in Deutschland für die Instrumente Violine, Violoncello und Klavier, in Hamburg. Schon von Anfang an werden die teilnehmenden Künstler im Alter von 17 bis 23 Jahren im Bereich Musikvermittlung geschult und verpflichten sich, in die Schulen zu gehen. Der wichtigste Aspekt im Vergleich zu anderen Education-Projekten ist, dass hier die Schüler selber kochen dürfen und keine Menüs aufgetischt bekommen. Wenn sie die Künstler nicht einladen und die Schulkonzerte für sie organisieren, läuft auch nichts. Sie müssen sich die Sitzplätze für das Konzert mit ihren Patenmusikern sichern, andere Schüler dafür werben, alle Prozesse dokumentieren: Das ist richtig Arbeit. Aber diese lohnt sich, denn die Fähigkeiten, die sich die Mädchen und Jungen durch „learning by burning“ aneignen, sind ein Gewinn fürs spätere Berufs- und/oder Vereinsleben. Auch wenn TONALi künftig mit weiteren Festivals außerhalb Hamburgs kooperieren wird, machen die Gezeitenkonzerte und die ostfriesischen Schulen den ersten Schritt in dieser Richtung.
In Aurich wird Anfang Juni der Geiger Philipp Wollheim – so er denn eingeladen und alles vernünftig organisiert wird – in der Aula des Gymnasiums auftreten. Das ist der Vorgeschmack auf das Triokonzert, das er gemeinsam mit den Musikerkollegen Verena Metzger (Klavier) und Raphael Paratore (Violoncello) in der Kirche zu Münkeboe am 3. Juli bestreiten wird – wenn auch dieses von den Schülermanagern organisiert wird. Die Schützlinge von Jutta Könekamp-Glashoff machten trotz ihres jungen Alters den Eindruck, als ob sie das mit Leichtigkeit schaffen würden. Hinsichtlich des Sicherns der Sitzplätze für das Gezeitenkonzert in Münkeboe stehen sie in einem Wettbewerb mit den Patenschulen von Raphael (10. Klasse von Dieter Weiß der IGS Marienhafe) und Verena (voraussichtlich dem Johannes-Althusius-Gymnasium Emden), denen jeweils ein gewisses Kontingent an Plätzen für das Triokonzert zur Verfügung gestellt wird. Der Ticketzugang wird für alle drei Schulen zur gleichen Zeit freigeschaltet, und wer zuerst sein Kontingent an die SchülerInnen gebracht hat, bekommt einen Preis für seine ganze Schule.
Am Dienstagmorgen hat Amadeus dann die SchülerInnen der 10. Klasse der IGS Marienhafe gecoacht, bevor er in einem Pressegespräch in der Ostfriesischen Landschaft von diesem tollen Projekt berichtet hat. In der kommenden Woche kommt die Kollegin Lea Gollnast noch einmal für das Briefing der dritten Schule nach Ostfriesland. Dann geht es los mit dem Sichern der Sitzplätze. Spannender kann man junge Menschen nicht für klassische Musik mit hervorragenden Nachwuchskünstlern mobilisieren. Die leuchtenden Augen sprachen Bände.
Ich bedanke mich bei TONALi für die großartige Unterstützung und dass wir gleich in der Pilotphase dabei sein dürfen, bei den engagierten Lehrern, für die so ein Projekt bestimmt zusätzliche Arbeit bedeutet – die wird sich auszahlen, da bin ich mir sehr sicher – und bei Sebastian Neumann, Initiator von #SoMe (nicht nur) Oldenburg, von dem ich das Motto „Learning by burning“ übernommen habe, nachdem ich die packende Einführung von Amadeus Templeton am Montag miterlebt habe. Auch Pastor Wofgang Beier und seiner Crew gilt mein Dank für die Unterstützung beim Gezeitenkonzert in Münkeboe, ebenso wie dem Förderer von TONALiA, PriceWaterhouse Coopers.