Dangast ist etwas Besonderes. Ebbe und Flut, Laut und Leise, Kommen und Gehen, Watt und Meer – hier bestimmen die Gezeiten den Lauf der Dinge. Jede Musik, die vor dieser Kulisse erklingt, erhält unweigerlich eine größere Bedeutung.
Passend zum Kommen und Gehen der Gezeiten kamen und gingen die Brüder Gerassimez. Vibraphon und Klavier, Violoncello und Klavier, Violoncello solo, Schlagzeug und Klavier, Violoncello solo, Snare Drum Solo, und am Ende alle zusammen – so abwechslungsreich war das Programm gestaltet. Das hieß, dass Alexej (Vibraphon, Schlagzeug), Nicolai (Klavier) und Wassily (Violoncello) sich die Bühne abwechselnd und in unterschiedlichen Kombinationen teilten.
Besonders informativ und auch unterhaltsam waren ihre Ankündigungen. Alexej zeigte, was man aus so einer einzelnen Snare Drum alles herausholen kann an Dynamik, Rhythmen und Klängen. „Besonders beim Schlagzeug erschließen sich bestimmte Stücke im Konzert leichter. Der Zuhörer kann sehen, wie der Klang entsteht, welches Schlaginstrument wie gespielt wird“, schreibt der 25-jährige über seine Eigenkomposition „Asventuras“ (Abenteuer). Ein Abenteuer war es auch, wie die Brüder von den klassischen Klängen einer Debussy-Sonate über argentinische Traurigkeit (Piazzollas „Grand Tango“) hin zu jazzigen Elementen (Séjourné) in allen musikalischen Gefilden zuhause waren.
Die Brüder waren wahrlich energiegeladen, sportlich locker (vor dem Konzert waren sie noch entspannt im Meer schwimmen), aber zugleich hochkonzentriert und auf den Punkt genau. Das Publikum dankte mit johlendem und anfeuerndem Applaus. Es lässt sich gar nicht sagen, was am Ende der musikalische Höhepunkt war. Alle drei musizieren und ergänzen sich auf so einem hohen Niveau, dass man auch gut drei Abende hätte füllen können.
Wibke hat ja schon auf die spezielle und einzigartige Atmosphäre in Dangast hingewiesen (siehe unten): Sonnenuntergang, Wattenmeer, lauwarmer Wind und das perfekte Wetter machten die Pause zu einem besonders stimmungsvollen Intermezzo.
Lauter glückliche Gesichter verließen nach der Zugabe den Raum. Die Besucher sprachen von einem überwältigenden, ja geradezu spirituellen Konzerterlebnis. Groß war der Andrang beim CD-Stand; jeder wollte ein kleines Autogramm als Erinnerung haben, und die Brüder durften fleißig schreiben und Hände schütteln. Auch im Gerassimez’schen Gästebuch bedankten sich einige Besucher überschwänglich für das schöne Konzert. Das freut uns ganz besonders!
Als gegen 23 Uhr alle Besucher gegangen waren, ging es für uns noch ans große Stühle und Tische rücken. Am Wochenende muss hier ja wieder Rhabarberkuchen gegessen werden. Ach ja, der legendäre Rhabarberkuchen. Den darf man nicht vergessen, wenn von Dangast die Rede ist – er war natürlich vorzüglich. Auch hier gilt noch einmal der Dank an Familie Tapken und das Team vom Alten Kurhaus für seine Gastfreundschaft und das tolle Miteinander. Gerne im nächsten Jahr wieder! Als der große Raum dann wieder hergestellt war, machten wir uns nachts auf den Heimweg und dachten: Ja, Dangast ist doch immer etwas Besonderes.