Die Zwillingsbrüder Cosmas und Damian lebten um 300 nach Christi in Syrien als Ärzte, die kranke Menschen auf wundersame Weise und kostenlos heilten. Dabei bekehrten sie ihre dankbaren Patienten zum Christentum. Weder Wasser noch Feuer noch Pfeile konnten sie töten, schließlich jedoch starben sie den Märtyrertod durch Enthauptung. Sie wurden daraufhin die Schutzheiligen der Ärzte und Apotheker. Diesen Heiligen wurde die Kirche bei ihrer Erbauung geweiht.
Die Kirche wurde im frühen 13. Jahrhundert auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel aus so genannten Granit”quadern” erbaut. Das Baumaterial für die Kirchen im östlichen Teil der ostfriesischen Halbinsel hatten die Eiszeiten in Form von riesigen, abgerundeten Blöcken auf der Geest zurück gelassen*. Schon in vorgeschichtlicher Zeit errichteten die Menschen daraus ihre “Hühnengräber”. Das Wort “Quader” für die rechteckigen Steine der Kirchenmauern stimmt nicht und ihre Monumentalität und Stabilität ist vorgetäuscht. Die Steine sind durch Spaltung an der Vorderseite eben, ihre Rückseiten jedoch sind unbearbeitet, nur ein schmaler Rand ringsum ist begradigt. Und mit diesen schmalen Rändern liegen die Steine aufeinander. Ebenso wurde die Innenwand aufgemauert, oft auch aus Backsteinen. Zwischen die beiden Mauerschalen wurde Mörtel aus Steinabfällen und Muschelkalk geschüttet. Diese Bauweise erklärt die vielen Maueranker, mit denen die Wände zusammengehalten werden müssen.
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr der romanische Bau einige Veränderungen. Die ursprünglich vorhandene Ostapsis wurde Mitte des 14. Jahrhunderts abgetragen und die Fenster wurden zum Teil vergrößert. Auf der Nordseite kann man noch die alten, hoch sitzenden romanischen Fenster in der fast unversehrten Mauer erkennen. An der Südseite, die vielfach mit Backsteinen ausgebessert wurde, ist ein vermauerter Spitzbogen zu sehen, der zu einem 1344 entstandenen, inzwischen wieder entfernten Anbau gehörte. Aus dieser Zeit stammt auch das mehrfach abgetreppte Spitzbogenfenster am Chorgiebel, dessen Verglasung 1958 erneuert wurde. Der Glockenturm nordwestlich der Kirche stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Der Innenraum der Kirche ist von einer Balkendecke überzogen, deren reiche ornamentale Malerei 1913 entstand. Die 1661 von einem Oldenburger Schnitzer erschaffene Kanzel hat eine durchbrochene Galerie und einen reich verzierten Schalldeckel. An ihrem Korb, der von einer Mosesfigur getragen wird, sieht man Christus und die vier Evangelisten. Neben einem einfachen Taufstein aus der Zeit um 1200 gibt es einen hölzernen Taufständer von 1661 mit Engelsköpfen und Halbfiguren der Tugenden. Das schöne Kirchengestühl stammt von 1685, der besonders geschmückte Kirchenstuhl der Familie Hemken von 1740, die in dem Haus mit dem prächtigen Südportal gegenüber der Kirche wohnte.
Die zweimanualige Orgel mit selbständigem Pedal und 19 Registern wurde 1722 von Christian Vater, einem Schüler des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger, gebaut. In der Gestaltung des Prospekts knüpft Vater an das späte Schaffen seines Lehrers an. Nach vielfältigen Umbauten, die sie ihres schönen, barocken Klanges beraubten, wurde sie 1984 und 1988 bei einer umfassenden Reparatur in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebaut und ist nun ein bei Organisten und Orgelliebhabern weithin bekanntes Instrument. Die Orgelbalustrade mit Heiligen in Rundbögen wurde bereit 1650 von einem Oldenburger Meister geschaffen.
Auf dem Friedhof sind 22 zum Teil bemerkenswerte Grabstelen mit figürlichen Reliefs und Inschriften aus dem 17./18. Jahrhundert erhalten geblieben.
Text: Monika van Lengen
* Woher die Steine kommen und aus welchem Material außer Granit sie sich zusammensetzen, kann man einem Faltblatt entnehmen: Riephoff, Hannes und Bungenstock, Friederike: Wie die Wände der Bockhorner Kirche die Geschichte der Eiszeiten erzählen. Wilhelmshaven 2005.
Ev.-luth. St.-Cosmas-und-Damian-Kirche Bockhorn
Am Glockenturm
26345 Bockhorn