Der älteste Teil der Kirche ist der Lambertiturm, das Wahrzeichen Aurichs. Er wurde im späten Mittelalter aus Backsteinen errichtet und 1682 mit einem achteckigen, mit Schiefer gedeckten Aufbau und einer Turmspitze versehen.
Die bald nach 1200 erbaute, schlichte Einraumkirche, die im 15. Jahrhundert erweitert wurde und deren Altarraum seit 1588 dem Grafen- und Fürstengeschlecht der Cirksena als Begräbnisstätte diente, wurde 1826 wegen Baufälligkeit abgerissen. Die Gebeine der ostfriesischen Herrscherfamilie fanden vorübergehend ihren Platz in einem Kellergewölbe, bis die Särge 1880 in das Mausoleum auf dem Friedhof überführt wurden. Die elf erhalten gebliebenen Sarkophage sind restauriert und man kann das Mausoleum besichtigen. (Den Schlüssel hat der Friedhofswärter.)
Durch ein Säulenportal tritt man in den 2010 in den Originalfarben wunderbar erneuerten klassizistischen Saalbau von 1833-35 ein, der unter Aufsicht des Bauinspektors Reinhold aus Leer aufgeführt wurde. Geplant hatte das Bauwerk der vielseitig begabte Auricher Kommerzienrat Conrad Bernhard Meyer. Die strenge Gliederung des Kirchenäußeren setzt sich im Inneren der Kirche fort. Der schlichte, quer gegliederte Raum bekommt durch hohe Fenster viel Licht. So kommen die Ausstattungsstücke der Kirche voll zur Geltung.
Die barocke Kanzel, gestiftet 1692, stellt Moses und die vier Propheten Jeremia, Jesaja, Hesekiel und Daniel dar. Der Kanzelkorb ruht auf fünf Fabeltieren.
Auf der Empore hängt ein Abendmahlsbild eines unbekannten Künstlers aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem etwas grobschlächtig gemalten Bild steht nicht, wie sonst üblich, Jesus im Mittelpunkt, sondern Judas, der mit roten Haaren und Bart, in ein rotes Gewand gekleidet, als einziger den Betrachter ansieht — und das ziemlich grimmig.
Drei prachtvolle Messingkronleuchter wurden der Kirche ebenfalls im 17. Jahrhundert gestiftet.
Das wertvollste und älteste Ausstattungsstück der Kirche ist der spätgotische Passionsaltar aus dem nach der Reformation dem Erdboden gleichgemachten Zisterzienserkloster Ihlow bei Aurich. Auf der Rückseite eingebrannte Zeichen in Form von Händen sind der Nachweis dafür, dass der Altar zwischen 1500 und 1510 von Meistern der Antwerpener Lukas-Gilde geschnitzt wurde. Der nun über 500 Jahre alte Flügelaltar mit einem feststehenden Mittelteil und zwei Seitenflügeln, die eingeklappt werden können, ist ein sogenannter Wandelaltar. Er zeigt auf seiner Festtagsseite, die ursprünglich nur zu Weihnachten, Ostern und Allerheiligen zu sehen war, Szenen aus dem Leben Jesu von der Verkündigung (die Figur der Maria ging verloren, ebenso die Krippe mit dem Jesus-Kind in der Geburtsszene, die aber ersetzt wurde) bis zur Kreuzigung, dargestellt auf einem geschnitzten Schrein und auf Gemälden der Seitenflügel. Auf der Werktagsseite bei geschlossenen Flügeln, die das ganze übrige Jahr für die Gemeinde sichtbar war und heute in der Passionszeit zu sehen ist, ist auf den mittleren Tafeln die Gregorsmesse dargestellt. Papst Gregor erscheint nach einer Legende bei der Feier des Abendmahls die Gestalt Christi, um einem Zweifler zu beweisen, dass die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi tatsächlich stattfindet. Der rechte Flügel zeigt das Abendmahl, wie es im Neuen Testament geschildert wird und auf dem linken Flügel wird das Pendant dazu aus dem Alten Testament dargestellt: der Priester Melchisedek segnet den aus dem Kriege heimgekehrten Abraham und reicht ihm Brot und Wein. Die Predella wurde 1961 zum Altar hinzugefügt.
Die von Liebhabern der Orgelmusik sehr geschätzte zweimanualige Orgel mit selbständigem Pedal und 25 Registern stammt aus der Werkstatt Ahrend & Brunzema in Leer-Loga (1960/61). Die äußere Gestaltung dieser Orgel steht ganz im Gegensatz zur Tendenz der Erbauungszeit, die einen nüchtern-objektiven Stil bevorzugte. Im Prospekt, der durch eine überzeugenden Proportionen und sparsame Schmuckelemente gekennzeichnet ist, dominieren die Pfeifen. Sie sind durch ihre geometrische Ornamentierung und Vergoldung zu Elementen der Skulptur geworden wie im „klassischen“ Orgelbau der Renaissance und der Barockzeit, ohne eine Kopie zu sein. Die Orgel entspricht in ihrer technischen und klanglichen Konzeption dem künstlerisch-handwerklichen Niveau des klassischen Orgelbaus.
onika van Lengen