Gestern Abend fand im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft ein Konzert gepaart mit einer Vorstellung des Programms der kommenden Saison für die Förderer und Sponsoren der Gezeitenkonzerte statt.
Landschaftspräsident Rico Mecklenburg brachte nach einer kurzen Begrüßung den Anlass des Konzertes auf den Punkt: „Sie sind uns lieb und wir sind Ihnen teuer“.
Ohne diese großzügige Förderung seien die Gezeitenkonzerte in dieser Form und Qualität nicht realisierbar.
Auch der künstlerische Leiter, Prof. Matthias Kirschnereit, war voll des Lobes und stellte die Besonderheit der Gezeitenkonzerte heraus: Die enthusiastische Aufbruchstimmung habe sich bis zum fünfjährigen Jubiläum durchgezogen, die Musik stehe nach wie vor im Vordergrund und nicht bloß das Ziel im Konzert gesehen zu werden, wie es vielleicht bei einigen anderen namhaften („aber deshalb nicht weniger großartigen!“) Festivals der Fall sei.
Musikalisch begann der Abend eher melancholisch und nachdenklich mit Franz Schuberts „Ungarischer Melodie“. Zum Träumen schön.
Nach vielen Worten und ein wenig Musik begann endlich das, worauf vermutlich alle gewartet hatten: Die Flyer mit dem Programm für 2016 wurden zum ersten Mal druckfrisch an einen ausgewählten Kreis gegeben. Matthias Kirschnereit erläuterte zu jedem Konzert schon ein wenig den musikalischen Inhalt und woher er den Künstler oder die Künstlerin kannte und wie es zu der Einladung kam. In diesem Jahr sind wieder viele Wiederholungstäter, wie zum Beispiel die Sopranistin Julia Bauer zusammen mit dem Dirigenten Frank Beermann, die Gipfelstürmer Philipp Wollheim, Raphael Paratore und Verena Metzger, oder beim Abschlusskonzert das Junge Philharmonische Orchester Niedersachsen (JPON) dabei.
Das neue Motto „SommerNachtsTraum“ zieht sich ebenfalls wie ein roter Faden durch das neue Programm. Beispielsweise wird sowohl beim Auftakt- als auch beim Abschlusskonzert Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy erklingen, der das berühmte Musikstück zu Shakespeares Drama schrieb.
Auch die vermeintlich falsche Schreibweise ist beabsichtigt. So gibt es beispielsweise ein Konzert rund um das Thema „Nacht“ in Völlen. Passend hierzu ließ Matthias Kirschnereit Chopins Nocturne in cis-Moll, einer grauenhaft schweren Tonart, erklingen. Umrahmt wurde diese eher ruhige Nachtmusik von zwei virtuosen Etüden. Während die erste zumindest in der Melodie noch halbwegs gemäßigt war, fielen beim Beginn der „Revolutionsetüde“, die ihren Namen zu Recht trägt, einige Herrschaften fast vom Stuhl. Mir tat in diesem Moment unser Klavierstimmer Tamme Bockelmann leid, der tagsüber mehrere Stunden damit zugebracht hat, den Flügel zu stimmen. Und dann haut da einer so in die Tasten.
Die Vielfalt, die Matthias Kirschnereit in seinen Vorträgen andeutete, spiegelt sich auch in den Gezeitenkonzerten 2016 wider. Neben der Kammermusik werden in diesem Jahr auch Jazz, zum Beispiel Gershwins Klavierkonzert „Rhapsody in Blue“ und sogar Crossover durch „spark- die klassische Band“ angeboten. Falls Kammermusik also Jemandem zu ernst oder langweilig sein sollte, kommt derjenige trotzdem auf seine Kosten. Trotz der gemischten Resonanz („Das ist doch keine Musik mehr!“) gibt es wieder ein Porträtkonzert für Neue Musik. Helmut Lachenmann wird uns persönlich die Ehre erweisen. Immerhin werden auch ein paar seiner „Jugendsünden“, also Schubert-Variationen vom “Jungspund” Kirschnereit zu Gehör gebracht, die zumindest noch an tonale Musik erinnern.
Der Abend klang dann, nach ca. 90 Minuten Gespräch und Musik, bei einem guten Glas Wein und ein paar Knabbereien gemütlich aus.
Man könnte jetzt natürlich noch viel weiter ausholen und über die vielen weiteren Highlights des Sommers berichten. Man könnte auch noch erzählen, dass der Freundeskreis der Gezeitenkonzerte mittlerweile auf 374 Mitglieder angewachsen ist. Aber schon Loriot wusste, dass man aufhören soll, wenn´s am Schönsten ist. Darum bleibt auch mir nichts weiter, als den Sponsoren zu danken, dass sie uns dieses Festival ermöglichen. Ich hoffe, dass Sie jetzt genauso gespannt und vorfreudig auf die Konzerte im Sommer sind wie wir. Das fertige Programm können Sie ca. ab Mitte März bei uns bekommen. Der Kartenvorverkauf startet am 14.März 2016. Aber vom „SommerNachtsTraum“ darf man auch jetzt schon träumen.