Ein Abend mit Wort und Musik zu Martin Luther King, einem Mann, der viele Menschen bewegt hat, in der Kirche zu Münkeboe: Wie passt das zusammen?! „Unglaublich gut!“, können wir jetzt im Anschluss sagen. Annette Kristina Banse und Hans Christian Schmidt-Banse haben vor vielen Jahren mit ihrem Format „Concerto Recitativo“ begonnen und touren damit erfolgreich durch die Republik. Zumeist sind es eher klassische Komponisten, deren Leben und Werk beleuchtet wird. Und nun hatten sie sich Martin Luther King vorgeknöpft. Was liegt da näher, als dessen Leben mit der Musik, die ihn umgab, in Verbindung zu bringen. Wenn es dann noch die legendäre Blues Company gibt, die das nach den eigenen Vorstellungen umsetzen kann? Aber bitte! Bereits nach den ersten fünf Minuten war es den auf der Bühne agierenden Menschen gelungen, das Publikum mit auf eine Reise ins Amerika des großen schwarzen Mannes mit dem schönen Traum mitzunehmen.
Wenn ich dann solche Worte höre wie „Einen Neger zu töten, betrachteten sie nicht als Mord … eine Negerin zu vergewaltigen, sehen sie nicht als Unzucht an … einem Neger sein Eigentum wegzunehmen, ist in ihren Augen kein Raub“, dann steigt in mir immer noch eine unbändige Wut auf, die auch das schöne „Summertime“-Saxophon-Solo nicht beruhigen kann, ebenso wenig wie die positiven Veränderungen, die sich in den 40er und 50er-Jahren ergaben, vor allem, wenn man dann wieder vor Augen geführt bekommt, dass es dagegen massive Proteste gab und die Schwarzen noch lange nicht gleich behandelt wurden. „Why I sing the Blues“ war das perfekte Stück für die musikalische Verdeutlichung.
1955, im Alter von 26 Jahren tritt in dieser Zeit des Aufruhrs Martin Luther King auf den Plan, der die Vision Gandhis vom gewaltlosen Widerstand teilt und seine Gemeinde und später alle anderen Schwarzen genau dazu aufruft. Fünf Jahre später wird er nach vielen Angriffen und Drohungen für seine Aufwiegelei zu sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt. Vieles ist gerade im Umbruch, weitaus größere Schwierigkeiten, die den Weltfrieden belasten können, bahnen sich an. Dann setzt sich der damalige Senator John F. Kennedy für Martin Luther King ein und bewirkt seine Freilassung. Kurz darauf wird er zum Präsidenten gewählt, mit 85 % Stimmen aus der schwarzen Bevölkerung. Leider eskaliert die Lage danach weiter. Die Blues Company spielt „We shall overcome“ und man ist so tief drin im Geschehen, hat förmlich das Gefühl, dabei zu sein. Am 28. August 1963 hielt King seine denkwürdige Rede beim „Marsch für Arbeit und Freiheit“ in Washington: I have a dream! Ein schöner Traum!
1964 erhält er den Friedensnobelpreis, begleitet von Gershwins „I got the rhythm“ und ist seinem Volk in seiner Dankesrede ganz nah. Wie immer und überall gibt es neben Kings gewaltlosem Widerstand leider auch die Übermotivierten, die mit Hass und Gewalt mühsam erarbeitetes einfach zunichte machen.
Am 4. April 1968 wird Martin Luther King von einem Auftragskiller ermordet. Lange vorher ahnte er, dass es so kommen würde und hatte Vorkehrungen getroffen. Doch was nach seinem Tod passierte, konnte er nicht ahnen. Es brach ein Sturm der Entrüstung los, der sich in schlimmen Krawallen ausdrückte – das war es nicht, was King als Prediger des gewaltlosen Widerstandes sich gewünscht hätte. Sicher hätte er sich auch nicht denken können, dass 41 Jahre später einmal ein schwarzer Präsident „sein Amerika“ regieren würde.
Red Blood war das abschließende Stück der Blues Company. Danach brach ein stürmischer Applaus los, der solange anhielt, bis die Musiker doch noch als Zugabe „Little Red Rooster“ spielten.